Plaudereien Warum reden wir nicht mal über die Liebe???

Die Liebe ist die stärkste Kraft. 
Mit ihr wächst Vertrauen und Zuversicht. 
Sie ist spürbar, strahlt.
Und ich denke auch, sie sollte gelebt
und nicht zerredet werden. 

Liebe Grüsse, Agathe 
 

Danke für dieses berührende Thema. Es hat mich zum nachdenken angeregt.

Liebe? Konnte ich in jungen Jahren "ich liebe Dich" leichter sagen? - Nein, das konnte ich nicht. Ganz sicher nicht. Es fühlte sich immer irgendwie seltsam an, manchmal war es mir fast peinlich. Ich musste 49 Jahre alt werden um diese 3 Worte leicht, froh und mit dem Gefühl, dass alles richtig und gut so ist, einem anderen Menschen sagen zu können. 

Mein Mann war 56 Jahre alt, ich 49, als wir uns kennenlernten. Und es fühlte sich von Anfang an richtig an. Wir waren angekommen und das wussten wir ziemlich schnell. Verliebt hatte ich mich in einen Mann der eloquent, gebildet, humorvoll, liebevoll und empathisch, neugierig und vor allem loyal war - und zudem noch ein erfindungsreicher Handwerker (ja, ich höre ja schon auf ;-) ). Wir hatten uns viel zu sagen und wir haben viel miteinander gelacht - und für jeden der uns kennenlernte war deutlich: die gehören zusammen. 

Dann kam sein Schlaganfall. Und dieser Mann konnte von heute auf morgen neben den üblichen körperlichen Einschränkungen auch nicht mehr sprechen, lesen, schreiben, rechnen, auch wenn er zum Glück zumindest das meiste verstand. Er hatte kaum noch Erinnerungen, konnte nicht mehr lachen und die Neugierde, seine bis dahin sehr ausgeprägte Triebfeder, war auch verschwunden.
Nun könnte man meinen, dass damit die Basis für die Liebe abhanden gekommen wäre. Zumindest dann, als die Ärzte keine Hoffnungen machten und man lt. deren Aussage davon ausgehen musste, dass sich auch nichts mehr regenerieren würde. 

In der Anfangszeit hatte ich gar keine Zeit über so etwas nachzudenken. Ich funktionierte, damit für meinen Mann sich auch etwas bewegte. Und (gefühlt) fast jeden Tag gab es andere Hiobsbotschaften dessen Auswirkungen es abzuwenden galt. Erst als mein Mann nach vielen Monaten wieder zu Hause war und sich aus einem liebevollen Mann ein ziemlicher Giftzwerg entwickelt hatte, habe ich mir die Frage gestellt: warum machst du das mit? Warum hältst du das aus?

Die Antwort - und die überraschte mich dann doch selbst: weil ich mich nach wie vor mit meinem Mann verbunden fühle. Weil ich nicht glauben kann, dass er aus Überzeugung so ist wie er ist. 

Also habe ich ausgehalten. 

Ich kürze ab: Viele Wochen später begann mein Mann sein Phlegma, sein stoisches Verhalten, sein Desinteresse etwas abzulegen. Irgendwann kam das erste gemeinsame Lachen, irgendwann wurde die Kommunikation leichter, irgendwann kam die erste Erinnerung. Herb ist mich angekommen, dass er sich lange Zeit nicht an unsere Hochzeit erinnern konnte - ja, dumm, ich weiß. 

Mein Mann ist auch heute noch weit von dem entfernt was ich an ihm zuerst habe lieben gelernt. Und trotzdem, trotz all der Verluste .. ich liebe ihn nach wie vor, möglicher Weise noch mehr, und er ist ein Teil von mir. 

Mich hat das dankbar gemacht. Ich bin dankbar dafür, dass ich feststellen durfte, dass ich meinen Mann nicht wegen seiner Fähigkeiten liebe. Es ist tatsächlich sein Wesen, das mich bei ihm hält und ich habe den Eindruck, dass das umgekehrt auch der Fall ist. Denn auch ich habe mit Sicherheit in den letzten Jahren Federn gelassen, bin nicht mehr die, die ich vor dem Ereignis war. Und die Überlastung hat mich auch das eine oder andere Mal unwirsch reagieren lassen. Und dennoch sitzt dieser Mann mir manchmal gegenüber und betrachtet mich mit einem liebevollen Lächeln. 

Ich empfinde diese Erfahrung als das größte Geschenk die mir dieses Leben bisher überreicht hat. 

Manchmal frage ich mich warum ich in jungen Jahren nicht so empfinden konnte. War ich noch nicht dazu bereit, oder waren es die falschen Männer/Menschen? Ich habe keine Ahnung.

Liebe Doris,
Du bist nicht vergessen, ich gehe noch auf Deine Frage ein.
Aber ich habe gerade im realen Leben zu viel um die Ohren das ich das erst machen kann wenn ich wieder ein wenig Luft habe.

Sorry

Knud

Liebe Zaunkönigin,

ich habe mit dieser, auch in gewisser Weise bewussten Provokation, zu solchen wunderbaren und doch auch für Dich schmerzlichen Geschichte von Dir aufrufen wollen, sich darüber auszutauschen.

Ich denke, das kann und wird vielen von uns helfen, dieses Wort, an dem doch unendlich viel Gefühl und unterschiedlichster Gedanken und Gefühle hängen, gemeinsam zu betrachten.
Aus den verschiedensten Blickwinkeln und Lebenserfahrungen heraus.
Nichts ist spannender als das Leben selbst.

Man vergibt sich nichts und es sollte schon gar nichts "zerredet" werden, wenn jeder der an diesem Dialog beteiligten ehrlich mit sich selbst ist, zuhört/liest, seine eigenen Erfahrungen dazu gibt und auch aus der heutigen Sicht in unserem fortgeschrittenen Alter seine Erlebnisse und Erfahrungen mit einbringt.

Ich werde mich, so ihr Beteiligten dazu Spaß und Lust habt, noch viel intensiver dazu äußern und mich einbringen.

Aber es sollten sich nur die beteiligen, die bereit sind, sich darauf einzulassen.
Oder anders, so sie eine Weile mitgelesen und sich vorerst, aus welchen Gründen auch immer, herausgehalten haben, sind sie gerne eingeladen sich später daran zu beteiligen.

Knud

bis später so das gewollt ist.

Hinweis an alle Beteiligten:
Mit meinem Anschreiben habe ich nur die rein partnerschaftlich zwischenmenschliche Zuneigung sprich Liebe gemeint.

Wurde wohl einigen ein bisschen missverstanden.

Hoffentlich ist das jetzt nicht OT?
Ich erlebe gerade einen Gottesdienst in der Frauenkirche in Dresden zur Jahreslosung:
"Alles, was ihr tut , geschehe in Liebe!" 
Die hier gemeinte Liebe umfasst das ganze Leben in seiner Vielfältigkeit und da wird es
oft schwierig. Ich werde in herausfordernden Situationen an diese Jahreslosung denken...
Klara 

Klara39

was ist OT?
Gutes neues Jahr.

Knud

Klara39

was ist OT?
Gutes neues Jahr.

Knud

Liebe Klara
eine neue Form von allumfassender Liebe muss gefunden werden. 
Ich weiss nur noch nicht genau, wie ich sie angehen soll und denke im Moment viel darüber nach. 

Wir dürfen uns, so glaube ich im Moment, emotional nicht an das Negative binden. 
Die Liebe sollte alles überstrahlen. 
Das ist wahrscheinlich unsere Zukunft, wenn wir überleben wollen. 

Liebe Grüsse zu dir und ein Gutes Neues Jahr.
Agathe