Plaudereien Vergangenheit - Erinnerung in alten Briefen
Eigentlich suchte ich heute meinen Steuerordner...
Dann sah ich in der Ecke zwei alte Ordner, wußte nicht mehr, was drinnen war und schaute nach - hätte ich's doch gelassen.
Jetzt bin ich ganz unruhig, wehmütig, nachdenklich.
Es waren alte Briefe, 80er, 90er Jahre, von ehemaligen Freund:innen, meiner Mutter. Sie erzählten Geschichten, die ich längst vergessen hatte, wie konnte ich nur, es war mein Leben, meine Wunden, meine Freude; damals war es wichtig für mich.
Bin nur ich sooo vergesslich?
Ich denke , was wir nicht täglich brauchen , vergessen wir schnell .
Das ist sicher von der Natur so eingerichtet , um wichtige Sachen im Blick zu behalten .
Ich finde manchmal solche Erinnerungen , schön zurecht gemacht , im Papiermüll .
Neue Generationen haben eigene Dinge im Kopf .
Joggerin
Alte Briefe wiederfinden kann manchmal wie das Finden eine kleinen Schatztruhe sein - so fand ich beim Aufräumen des Hause meiner Tochter auf dem Dachboden ein paar Kartons mit meinen persönlichen Erinnerungsstücken aus früheren Jahren, die ich bei ihr auf dem Dachboden gelassen hatte, als ich vor 25 meinen letzten Wohnsitz in Deutschland Jahren komplett auflöte, da ich damals schon längt in Spanien lebte und sie hat alle gut aufbewahrt Darin waren noch 60 Jahre alte Briefe meines Vaters, der mir stets 2sprachig auf deutsch und griechisch schrieb, damit ich nur ja meine Herkunft und seine Sprache nie vergessen würde - alles immer mit Randbemerkungen zur Grammatik. und dabei war der Inhalt dieser Briefe so voller Liebe und Vertrautheit , wie sie schöner von einem Vater an seine erwachsen gewordene Tochter nicht sein könnte - und manche Briefe hatten mir meine Eltern gemeinsam geschrieben - den einen habe ich mir eingerahmt, denn meine Mutter schrieb mir damals vor 55 Jahren etwas so Kluges, was ich heute nur zu gut verstehe. Sie schrieb:
"Als ich so jung war wie Du es heute bist, habe ich einmal eine ältere Frau gefragt, wie es wohl ist, alt zu sein und zu wissen, dass der Großteil des Lebens nun hinter einem liegt.
Sie hat mir erzählt, dass sie ihr ganzes Leben im gleichen Alter war. Sie sagte, die Stimme in ihrem Kopf sei nie gealtert. Sie war immer dasselbe Mädchen. Die Tochter ihrer Mutter. Sie hatte sich immer gefragt, wann sie erwachsen werden und eine alte Frau werden würde.
Sie sagte, sie habe gesehen, wie ihr Körper alterte, ihr Aussehen sich veränderte und ihre Bewegungen mühsamer wurden und manche ihrer Fähigkeiten nachließen. Aber die Person, die sich in ihr befand, wurde niemals müde und ist niemals gealtert und hat sich nie verändert.Sie hat immer noch die selben Träume und Sehnsüchte und it immer noch voller Lebenslust.
Denkt daran, wenn Du einmal so alt bis wie diese Frau, die ich damals fragte und erschreck Dich nicht vor der alten Frau, die Dich da morgens aus dem Spiegel anschaut - lach sie an! Denn unsere Geister sind ewig. Unsere Seelen sind für immer. Wenn Du das nächste Mal einem älteren Menschen begegnest, schau ihn Dir an und denk daran, dass in dieser älteren Frau noch genau o ein Kind steckt wie Du e heute noch bist - genau so wird es sein, wenn DU selbt einmal alt bist und jüngeren Frauen begegnest. Und vergiss nie, dass ein Kind immer Deine Liebe, Aufmerksamkeit und Ansprache brauchen wird. Solltest DU es nicht bemerken, dann wecke es liebevoll auf, dieses Kind in Dir - Du hast es verdient. "
ich hatte eine weise Mutter, heute weiss ich das...
Meine Cousins links, ich auf dem Pony und rechts meine schöne Frau Mama, irgendwann in Griechenland
Ja, Malinka,
Deine "weise Mutter" hatte recht, genauso fühle ich mich, mein Körper nicht mehr so beweglich wie früher, aber im Kopf geht's noch rund....
Liebe Grüße nach Spanien aus dem heute mal sonnigen Berlin
Fast 80 Jahre später geht es uns hoffentlich etwas tröstlicher, auch wenn die Nachrichten unserer Zeit fast ähnlich sind. Allen hier einen guten 3. Advent,
Lerge
Danke dafür, dass Du diese Gedanken mit uns teilst. Sie haben mich an 2 Pralinenschachteln erinnert die Briefe aus meinen Teenagerzeiten beinhalten - die ich seitdem bewusst nicht mehr gelesen habe. Ich schleiche darum herum wie die Katze um den heißen Brei und überlege, ob ich sie, so wie sie sind, nicht einfach wegwerfen soll. Nein, da steht nichts Schlimmes drin. Aber eben darum sind sie eigentlich nicht Wert aufbewahrt zu werden.
Manche Erinnerungen möchte man vergessen. Manche waren/sind ja nun nicht so schön, dass man sie gerne wieder hervor holt. Möglicher Weise sind in diesen Ordnern ja auch Worte dabei, die man nicht erneut lesen möchte.
Ich finde, man darf vergessen. Und manchmal ist es ein Segen.