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Plaudereien Unterwegs durch Stadt & Land - Wandertouren,Städtetrips und jede Menge Unterhaltung

Fewa
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RE: Unterwegs durch Stadt & Land - Wandertouren,Städtetrips und jede Menge Unterhaltung
geschrieben von Fewa
als Antwort auf Roxanna vom 08.02.2024, 22:30:36

Ich glaube eher nicht,dass der Pferdekopf mit dem Märchen zu tun hat.Wir hatten selber einen Stadtrundgang mal mitgemacht,mein Bruder und ich mit unseren Familien,weil wir noch näher an die Geschichte rankommen wollten.Aber von diesem Kopf wurde nichts erzählt.Aber @Roxanna ,du bringst da einen Stein ins rollen.Ich bleibe dran,weil ich es jetzt auch wissen will.

Das Märchen war mir bekannt,aber den Titel wusste ich nicht mehr.

Gute Nacht und liebe Grüße
Fewa

Fewa
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RE: Unterwegs durch Stadt & Land - Wandertouren,Städtetrips und jede Menge Unterhaltung
geschrieben von Fewa

Heute möchte ich meinen Bericht über Gotha mal unterbrechen.Allerdings geht es in meiner Unterbrechung auch um Gotha und Thüringen.Es geht um die Geschichte des "Färberwaid",diese ist nicht nur wahr,sondern auch sehr lustig.

Die Geschichte der Waid,einer Färberpflanze,aus ihr wurde der blaue Farbstoff im Mittelalter gewonnen.Die Pflanze selber ist nicht Blau,sondern die Farbe entstand durch chemische Reaktion der Fermentierung.




Waid
 
 
Am bekanntesten in der Waidproduktion war damals die Stadt Erfurt mit ihren Landgebieten.Desweiteren waren es die Städte Gotha und Arnstadt und später auch Weimar und Langensalza.Während in der Stadt die Veredlung des Ballenwaid's stattfand,waren Anbau und erste Verarbeitungsschritte Aufgabe des Landgebietes.Das Waidkraut wurde angetrocknet und in Waidmühlen gebracht,wo das Waidkraut zu Brei gequetscht wurde.Zu Ballen geformt und in Waidhorten zum Trocknen ausgelegt,war es dann bereit in die Stadt verkauft zu werden,für die Weiterverarbeitung.
 



Waidmühle



Verarbeitung von den Blättern bis zum Färberwaid-Pulver

In den Städten wurde der Ballenwaid in die Waidspeicher eingelagert,das waren sogenannte Waidböden,unter den hohen Dachstühlen der Waidhäuser.
 



Waidspeicher Erfurt,heute Theater

 
Diese hohen Dachstühle sieht man auch auf den Bildern von Gotha.Die auch zur Veredlung der Waid genutzt wurden.Hier wurde die Waid über den Herbst und Winter einem Gärungsprozess ausgesetzt,indem es immer wieder zu Haufen aufgeworfen wurde,angefeuchtet und wieder auseinander gezerrt wurde.Angefeuchtet nicht nur mit Wasser,sondern in der Hauptsache mit Urin,was die eh schon gewöhnungsbedürftige Geruchsentwicklung noch verstärkte.Der Urin musste von Männern stammen (Frauenurin durch Hormonschwankungen weniger geeignet),wobei man heraus fand,Alkohol verstärkte die chemische Reaktion noch.Also bekamen die Knechte reichlich Bier zu trinken und waren am Montag zu keiner Arbeit zu gebrauchen.Hier bekamen die Sprüche "Blauer Montag" und "Geld stinkt nicht" Bedeutung.

Dazu habe ich eine Geschichte gelesen,welche sich in Erfurt zugetragen haben soll.Durch die Geruchsbelästigung waren die Fenster der Dachböden immer geöffnet und der Gestank so immens,dass sich die Bürger beschwerden.So mussten zumindest am Sonntag zum Kirchgang die Dachfenster geschlossen bleiben.

Im 17.Jahrhundert verlor der Waidanbau an Bedeutung,durch den Billigimport des Indigos.Heute gibt es wieder eine kleine Manufaktur die Färberwaid anbaut und als "Erfurter Blau" Waren auf der Erfurter Krämerbrücke verkauft.




Geschichte ist nicht immer langweilig.

Bis zum nächsten mal lasse ich herzliche Grüße da
Fewa
(Bilder und Geschichte aus Wikipedia und "Geschichte-Wissen")
pippa
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RE: Unterwegs durch Stadt & Land - Wandertouren,Städtetrips und jede Menge Unterhaltung
geschrieben von pippa

Vor ein paar Jahren machte ich dort mal eine Stadtführung mit, die sehr unterhaltsam war.
Die Stadtführerin fungierte als Magd und bestätigte uns, der Pferdekopf hätte was mit der Gänseliesel zu tun. Zum Schluss mussten wir auch noch tanzen.
Ja, mir hat Gotha auch sehr gefallen.
Gruß Pippa


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Fewa
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RE: Unterwegs durch Stadt & Land - Wandertouren,Städtetrips und jede Menge Unterhaltung
geschrieben von Fewa
@pippa ,schön,dass dir Gotha gefällt,klein aber fein.Und,jetzt muss ich es erst Recht raus finden,was es mit dem Pferdekopf auf sich hat.

Gotha's Einkaufsstraße,als Teenager war es für uns die "Flaniermeile",treffen wir uns in der "Erfurter" hieß es.Es war und ist die Erfurter Straße,mit Verlängerung zur Marktstraße.Und ich erwähnte ja mal,das durch diese schmale Gasse noch die Straßenbahn fuhr.Allerdings nicht mehr zu meiner Sturm-und Drang Zeit.


mein Gotha 2023,15.jpg

Marktstraße mit Blick zur Margarethenkirche,ältestes Gebäude der Stadt,erstmals erwähnt 1064,Orgel Einbau 1495,Umbau der Kirche im 16.Jahrhundert.Beim großen Stadtbrand abgebrannt,Wiederaufbau 1632,1944 im 2.Weltkrieg bei Luftangriffen stark beschädigt und Anfang der 50.Jahre wieder aufgebaut.




Die Straßenbahn kommt aus der Marktstraße.


mein Gotha 2023,68-1.jpg

Die Erfurter Straße,rechts das rote Gebäude,im Mittelalter mal Waisenhaus mal Irrenanstalt,war zu meiner Kinderzeit Polizeirevier.Als kleines Mädchen wurde ich aus dem gegenüber liegenden Kaufhaus hier her gebracht.Von Zuhause ausgebüxt und in der Spielwarenabteilung des Kaufhauses beim Spielen erwischt,hat mich eine Verkäuferin zur Polizei gebracht.




Und mit Straßenbahn sah der Blick in die "Erfurter" dann so aus.Rechte Mitte sieht man das große Polizeirevier.Und ich stelle immer wieder fest,zu meiner Kinderzeit gab es viel mehr Bäume.

mein Gotha 2023,19.jpg

Werfen wir noch mal einen Blick auf den unteren Hauptmarkt in Richtung Brühl,rechts mit den beiden großen Fenstern das Haus "Zur goldenen Schelle",rechts daneben große Toreinfahrt "Gasthof zur silbernen Schelle".Und auf der anderen Straßenseite der Schellenbrunnen.Denkt man zurück,so war die "Silberne Schelle" ein richtig großer Gasthof wo Reisende unterkamen und ihre Pferde wechselten.Man hatte hier Stallungen für 70 Pferde.


mein Gotha 2023,64.jpg

Und schauen wir uns jetzt fast das gleiche Bild nur Jahrhunderte früher an.In der Mitte der Schellenbrunnen,zur Rechten die beiden "Schellenhäuser" und links neben dem Eckhaus das Geburtshaus Arnoldis.Arnoldi gilt als Vater des deutschen Versicherungswesen.


mein Gotha 2023,69.webp

Hier fährt die letzte Straßenbahn durch die Engstelle am Brühl.


mein Gotha 2023,65-um 1850.jpg

Und so schaut man vom Schellenbrunnen aufs Rathaus und zum oberen Hauptmarkt in Richtung  Schloss Friedenstein.


Ich habe noch mehr Sehenswertes,Geschichtliches und Kurioses über Gotha.

Dann bis bald wieder 🙋
LG Fewa
Allegra
Allegra
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RE: Unterwegs durch Stadt & Land - Wandertouren,Städtetrips und jede Menge Unterhaltung
geschrieben von Allegra
als Antwort auf pippa vom 18.02.2024, 18:26:41
Vor ein paar Jahren machte ich dort mal eine Stadtführung mit, die sehr unterhaltsam war.
Die Stadtführerin fungierte als Magd und bestätigte uns, der Pferdekopf hätte was mit der Gänseliesel zu tun. Zum Schluss mussten wir auch noch tanzen.
Ja, mir hat Gotha auch sehr gefallen.
Gruß Pippa
Der Pferdekopf gehört zu Fallada, dem Pferd im Grimms-Märchen "Die Gänsemagd" .

Grüße von Allegra
pippa
pippa
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RE: Unterwegs durch Stadt & Land - Wandertouren,Städtetrips und jede Menge Unterhaltung
geschrieben von pippa
als Antwort auf Allegra vom 22.02.2024, 18:16:10

Danke, Allegra, so habe ich es auch vermutet und von der Stadtführerin bestätigt bekommen.

Dieses Märchen habe ich nur ein einziges Mal gelesen und es als so grausam empfunden, dass ich nichts mehr davon wissen wollte.

"Fallada, du hangest" treibt mir heute noch die Tränen in die Augen.
Pippa


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Fewa
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RE: Unterwegs durch Stadt & Land - Wandertouren,Städtetrips und jede Menge Unterhaltung
geschrieben von Fewa
als Antwort auf Allegra vom 22.02.2024, 18:16:10

Ja, @Allegra ,dass Märchen kam Ende Dezember im TV und ich wollte wissen,was es mit dem Märchen und dem Pferdekopf in Gotha,Schlossgasse auf sich hat.Denn @pippa hat die Vermutung bestätigt,dass es Zusammenhänge gibt.

Warum musstet ihr eigentlich tanzen @pippa und weißt du noch in welchem Jahr das war?

In Gotha gibt es nicht nur die Straßenbahn,sondern auch die Waldbahn.Eine Straßenbahnlinie die über Land fährt,bis in die Orte Bad Tabarz oder Waltershausen.

 


LG Fewa

 
Allegra
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RE: Unterwegs durch Stadt & Land - Wandertouren,Städtetrips und jede Menge Unterhaltung
geschrieben von Allegra
als Antwort auf pippa vom 22.02.2024, 18:34:26

Der Jugendstilmaler Ubbelohde hat auf seinen Bildern etliche Märchen in Marburg verortet, wo einst auch die Grimmbrüder studiert hatten.
Überall im Marburger Land stößt man so auf "märchenhafte" Orte.

Als Kinder haben wir die Märchen in Marburger Dialekt von Großmüttern und Tanten erzählt bekommen ,
dies war allgemein verbreitet. So haben auch die Brüder Grimm, die überall in Hessen herumfuhren und sich Märchen von den alten Frauen erzählen ließen, ihre Sammlung angelegt, wodurch es von vielen Märchen auch verschiedene Variationen gab.
Sie gehen im Ursprung auf Hugenotten zurück, die im 17. Jahrhundert in Oberhessen zahlreich angesiedelt worden sind und einen noch mit Französisch durchsetzten Dialekt sprachen, das war noch so bis in meine Großmuttergeneration hinein zu hören.

Allegra

pippa
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RE: Unterwegs durch Stadt & Land - Wandertouren,Städtetrips und jede Menge Unterhaltung
geschrieben von pippa
als Antwort auf Fewa vom 22.02.2024, 19:50:30

Ja, ich habe nachgesehen. Es war im Juni 2017 - Deutscher Wandertag in Erfurt.
Unsere Gruppe war in Gotha untergebracht, worüber wir sehr froh waren.
Ich habe sogar ein Foto von der Magd, kann aber leider keine Fotos mehr hochladen.
Es war  eine historische Führung mit Kostümen.
Der Tanz bildete den Abschluss und alle hatten mächtig Spaß.
Gruß Pippa

 

pippa
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RE: Unterwegs durch Stadt & Land - Wandertouren,Städtetrips und jede Menge Unterhaltung
geschrieben von pippa
als Antwort auf pippa vom 23.02.2024, 11:09:05

Habe noch mal in meinen Bildern gestöbert und festgestellt, dass es in dem Gang sogar ein Schild gibt, auf dem "Skulpturenprojekt Gotha Christiane Möbius - FALLADA" steht. Ich habe ihn sogar fotografiert.
Gruß Pippa


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