Plaudereien STILLE - als Quelle der Inspiration Gönn dir diesen Raum und verharre
Liebe caya,
wenn Du die Möglichkeit hast, einige Tage oder eins, zwei Wochen in ein Kloster zu gehen, dann möchte ich Dich sehr ermutigen. Ich habe das mehrmals gemacht, mit einer Ausnahme stets in einem Zisterzienserkloster oder einem buddhistischen Zentrum, dort wird viel geschwiegen. Man kann sich bei den Zisterziensern z.B. von einem der Brüder oder Schwestern durch die Aufenthaltszeit begleiten lassen (durch kurze Gespräche oder auch schweigende Spaziergänge), aber wenn man will, kann man auch völlig allein durch diese Zeit gehen, ohne jemanden zu sehen (außer bei den schweigenden (!) Mahlzeiten) und ohne mit jemandem zu reden.
Noch ein Tipp: Wähle keines der bekannten "In-Klöster" aus, also eines von denen, die gerade "in" und "chic" sind. Dort ist es nicht ruhig, es sind manchmal Menschen dort, die lästig werden, weil sie immer babbeln, das hat mir nicht gefallen. Bei den Zisterziensern sind selten Gäste, aber auch einige buddhistische Zentren bieten "Einzel-Retreats" an.
Nach einem solchen Aufenthalt habe ich die Welt immer "anders" gesehen, ruhiger und be-ruhigter. Vor allem aber sah ich mich anders, und das hielt und hält bis heute an. Wenig hat mich so geprägt wie diese Aufenthalte, die zwischen 1987 und 2010 immer wieder stattfanden.
Liebe Grüße
DW
@All
Eine wunderschöne Geschichte, in der sich jeder wiederfinden kann, wenn er die Augen der Seele öffnet.
"Feuchte Nebelschwaden hatten Mutter Erde zärtlich wach geküsst. Am Horizont lächelte ihr die langsam aufgehende Sonne freundlich zu und vertrieb den letzten Rest Dunkelheit. Mutter Erde genoss die wenigen Momente der Stille, bevor der Tag und alle anderen Geschöpfe erwachten.
„Guten Morgen, Mutter Erde. Hast du gut geschlafen?“
„Guten Morgen, Sonne. Danke der Nachfrage. Ich habe gut geschlafen, aber ich fühle mich so entkräftet.“
„Wundert dich das um diese Jahreszeit? Ruh’ dich aus, ich muss weiter.“ Damit verabschiedete sich die Sonne und machte sich auf, ihre tägliche Bahn zu drehen.
Verschlafen blinzelte Mutter Erde aus ihren klugen Äuglein und seufzte zufrieden.
Ein kräftiger Herbststurm hatte eine feuchte bunte Blätterschar über Nacht am Boden angehäuft. Manche Bäume hatten ihr farbig leuchtendes Sommerkleid großflächig abgeworfen und sahen nun traurig auf ihre halb nackten Zweige.
Um Mutter Erde herum herrschte bereits reges Treiben. Wenn es feucht und dunkel war, verrichteten Mutter Erdes Kinder ihre Arbeit am liebsten. Springschwänze und Milben waren emsig damit beschäftigt, die Blatthaut des Herbstlaubes zu öffnen, um Pilzen und Bakterien einen Nährboden zu bereiten. Zweiflügellarven knabberten kleine Fenster in die Blätter, die von Schnecken, Asseln und Tausendfüßlern weiter zerfressen wurden, bis nur noch ein Blattskelett übrig blieb.
Der nächtliche Herbststurm hatte den Regen im Gepäck, der die Erde gut durchfeuchtet hatte. Scharen von Regenwürmern gruben wetteifernd Gänge und Röhren durch die Erde und bewegten sich in ihnen kriechend wie kleine Schlangenkinder auf und ab. So mancher Regenwurm leistete sich zwischendurch eine kleine Pause, verschwand kurz an der Erdoberfläche, um nach einer flotten Partnerin Ausschau zu halten. So manche Assel, die an diesem feuchten frühen Morgen an der Erdoberfläche beschäftigt war, versteckte sich unter einem Blätterhaufen und sah einem Regenwurmpärchen lustvoll bei der Paarung zu.
Mutter Erde war zufrieden. Alles lief wie am Schnürchen. Sie lehnte sich zurück und ruhte sich aus. So lange Väterchen Frost nicht einzog, brauchte sie sich keine Gedanken über die Motivation ihrer Kinder machen, deren herbst- und winterliche Arbeit es war, das herabfallende Herbstlaub in neue humusreiche Erde umzuwandeln.
All ihre Kraft hatte Mutter Erde verbraucht. Den Jahreszeiten und den Einflüssen von außen schutzlos ausgesetzt, schwanden ihre Kräfte zusehends. Aber nun konnte sie sich ausruhen und eine lange stille Winterpause genießen. Sie konnte sich auf ihre Kinder verlassen, die alles dafür taten, damit sie gestärkt und wie neu geboren am Ende eines langen Winters aufleben konnte."
Text: Gaby Bessen
In: Pfarrbriefservice.de
Eure Sweety
Lg. Lisa 🌞
dass zuviel Last auf meinen Schultern liegt
und mich in die Knie zwingt.
Dann lese ich hier und der Kopf wird noch voller, voll von Gedanken wie :
warum kann man nicht einfach mal etwas auf sich beruhen lassen?
- ja dann wird in mir die Sehnsucht nach Stille übermäßig.
Wenn es mir so geht, wenn Kräfte schwinden,
wenn Hände unaufhaltsam von allen Seiten mir greifen,
wenn der Alltag mir die Luft zum Atmen nimmt,
dann ist es höchste Zeit für einen gesunden Egoismus,
um Un-Ruhe in Ruhe umzuwandeln.
Eine sehr nachdenkliche Sweety
Serge Poliakoff, 1900-1969, russisch-französischer Maler
Ein Foto, vor einigen Jahren am herbstlichen Peetzsee aufgenommen, auch eine Art von Stille.
Das könnte hier an unserem See sein, danke, Michiko. Ich liebe diese Atmosphäre...
LG
DW
Lieber Der-Waldler, danke für dein Zitat.
Der Weg zu einem, wie von Serge Poliakoff beschriebenem Schweigen, scheint mir ein Lehrpfad zu sein, auf dem wir lebenslang als Suchende unterwegs sind und der hin und wieder von Einsamkeit begleitet wird. Auch für das Maß an Stille und Schweigen findet sich nirgends eine allgemein gültige Empfehlung, da müssen wir wohl alle unsere eigene Dosis erproben.
Ein gutes, gesundes Wochenende
Lg. Lisa 🌞
Der November scheint der Monat des Todes. Das passt auf jeden Fall zur Jahreszeit. In der Natur sind Blühen und Reifen abgeschlossen, die Früchte sind geerntet. Jetzt liegen die Felder brach. Überall scheint sich das Leben zurückgezogen zu haben. Das drückt vielen aufs Gemüt. Am liebsten würde ich den ganzen Monat November aus dem Kalender streichen. Er passt nicht in meine Sehnsucht nach Lebensfreude und heiteren Augenblicken.
Die aktuellen Nachrichten tragen auch nicht zu positiver Grundstimmung bei.
Die vielen nasskalten Stunden, der Nebel, die kurzen Tage und die langen Nächte belasten.
Aber ohne die tristen Novembertage gäbe es kein Aufblühen im Frühjahr. Diese Gewissheit der Natur gilt auch für uns. Ich brauche den Rhythmus des Werdens und Vergehens, die Spannung zwischen Erwartung und Erfüllung, das Vorwärtseilen und den Rückzug. Auch mir tut es gut, wenn ich einmal eine gewisse Zeit lang „brach“ liegen darf.
Das hört sich einfach an, aber wie schwer das zu verwirklichen ist und nicht selten liegen die größten Widerstände gegen diese Gewissheit sogar in mir selbst.
Natürlich ist dieser Rhythmus unseres Lebens nicht an den Kalender gebunden, aber der November erinnert mich daran, dass dunkle Erfahrungen, dass Stille und Einsamkeit ebenfalls zu mir gehören. Tage oder Stunden der Ruhe sind keine verlorene Zeit, in ihnen kann ich auftanken und Kräfte sammeln. Und nicht nur das! Wer innehält und zur Ruhe kommt, nur der findet den inneren Raum der Stille.
Wenn der Novembernebel alles in Watte packt, wird es leiser und die Gedanken können zur Ruhe finden, wenn ich es zulasse!
Sweety