Plaudereien Schorschis Plauderstübchen

Bei mir fährt der Austräger oft bereits um 3 Uhr mit seinem Töff (Marke Nick Knatterton) vor das Schlafzimmer. Ein Zwischenhalt von etwa 10 Sekunden reichen ihm, um mir 2 Tageszeitungen in den Briefkastenschlitz zu stecken. Ich warte dann noch bis die Briefträgerin ihre Post auch noch einwirft. Sonst müsste ich 2 mal zum Briefkasten schlarpen. Wenn eine leichte Bise geht, habe ich im Zimmer noch wenigstens eine halbe Stunde Andenken vom Knatterton: den herrlichen Duft!

Den Standort für den Briefkasten hat mir die Post vorgeschrieben. Hinter dem Haus hat der Zimmermann, wie bei allen 5 Chalets an der Strasse,  extra einen schrägen Schlitz durch die Chaletwand gefräst als Briefeinwurf. Das hat unserem Posthalter gar nicht gepasst. Ich bekam einen Brief von ihm, der Einwurfschlitz entspreche nicht der vorgeschriebenen Norm; er sei zu klein. Also sägte ich etwa eine Stunde lang den Schlitz grösser. Und zwar noch grösser als verlangt. Aber auch das passte ihm nicht. Ich bekam wieder einen Brief, der Briefkasten müsse vor das Haus. Also kaufte ich einen üblichen Blechbriefkasten und montierte ihn vorne an die Garagentüre. Aber auch das passte dem guten Posthalter nicht. Er schrieb mir genau vor, wo an der Strasse der Briefkasten montiert werden müsse. Unser Sohn bastelte aus einem alten Mostfässchen einen originellen Briefkasten. Mit einem Schrägdach. Das sah dann aus wie eine Miniaturausgabe unseres Hauses. Und den Einwurfschlitz sägte ich überdimensioniert. Seither herrschte Ruhe.

Als ich mal für unsere neu gegründete Seniorengruppe Einladungen im Dorf verteilte, wollte ich auch beim Posthalter einen Flyer einwerfen, fand aber nur ein Loch in einem Zementsockel, wo offenbar vor Jahren vorgesehen  war, den  Briefkasten einzubauen. Also steckte ich den Flyer in das Gitter vor dem Glas der Haustüre. Ich konnte es mir aber nicht verkneifen, den Herrn Posthalter bei meinem nächsten Besuch in der Post darauf aufmerksam und eine etwas spöttische Bemerkung zu machen. Der Herr knurrte mich an: "Ich bin der Posthalter. Ich brauche keinen Briefkasten. Ich nehme die Zeitung und die andere Post am Abend mit heim!"

Und warum das Ganze? Seine Tochter und die unsrige lernten am gleichen Ort den gleichen Beruf. Seine Tochter hatte die Bezirksschule absolviert, die unsrige nur die Sekundarschule. Aber unsere Tochter bestand die Abschlussprüfung. Die Tochter des Posthalters nicht. Sie hätte die Prüfung nachholen können, verzichtete aber!

Das war vor rund 40 Jahren. Er auch schon lange pensioniert. Meine Frau und ich gingen am Samstagmorgen immer ins Einkaufszenter einkaufen. Vorher aber trafen wir uns mit einigen Leuten, die wir hier kennengelernt hatten. Auch der Ex-Posthalter und seine Frau war bei einer anderen Gruppe dabei. Einmal kam er zu unserem Tisch mit einer Unterschriftenliste, setzte sich auf eine Stuhl  und bat uns zu unterschreiben. Um was es dabei ging, weiss ich nicht mehr. Aber es musste schon etwas gewesen sein, das mir unterstützenswert erschien, sonst hätte ich nicht unterschrieben. Meine Frau und ich guckten einander nur an mit einem Blick, der etwa das hätte sagen können: "Soso, wenn das A....... also etwas will von einem, dann kann er ja plötzlich anständig sein!"

Ingrid, ihr könnt euch glücklich schätzen. Unser Postamt hat zu gemacht.
Ausgeliefert wird nur noch Post vom Ausland, der Rest geht über Internet. Bei Zeitung muss der Verlag selbst sorgen.

LG Hubert

Auch hierzulande hat(te) keiner diese Befugnisse. Das hindert(e) aber keinen daran, sich wie ein kleiner König aufzuführen.

Um das Ding komplett zu machen, füge ich hier ein Foto an vom damaligen von meinem Stiefsohn gebastelten Fass-Briefkasten. Ab und zu statten Igel oder Katzen dem Häuschen einen Besuch ab.

Heute waren beim Öffnen des Outlook "nur" 3 SPAMs vorhanden. Normalerweise trudeln über Nacht bereits etwa 5 ein. Dann über den Tag verteilt weitere etwa 5 - 8. Der Rekord lag bei etwa 20 - an 1 Tag. Eines der heutigen hatte als Absender lauter chinesische Zeichen. Schnell wag damit!

Übrigens: Heute ist Sams Tag. Jaja, und OK, auch Samstag. Aber zufälligerweise hat ein ehemaliger Arbeitskollege von mir mit Namen Samuele, den wir aber nur mit Sam ansprechen - weil er das so will -, (vielleicht weil ihm seine italienische Abstammung etwas peinlich ist?) -, Geburtstag. Viva la pizza, lieber Sam.

Oh, wie hass/liebe ich doch diese ineinander verschachtelten Sätze!     😉🤩