Plaudereien Sammelleidenschaft
Manche Gegenstände berühren des Menschen Herz und deshalb bewahrt er sie auf. So häufen sich im Laufe der Jahre Dinge an, deren imaginärer Wert einem Außenstehenden nicht klar sein kann. Die Sammlungen werden meist belächelt und ihre Besitzer als verschroben, aber harmlos, deklariert. Die wahre Bedeutung solcher Kleinodien wird nur selten erkannt. Man möge mir die Deftigkeit der folgenden Geschichte verzeihen, sie mir aber, weil sie nachdenkenswert erscheint, erlauben.
Gesammelt wird alles, was nicht niet- und nagelfest ist. Seien es Bierdeckel, Streichholzschachteln, Sammeltassen oder Wappenlöffel, alles findet seinen Liebhaber. Kein noch so skuriles Ding, das nicht seinen Weg in ein Album oder eine Schublade findet. Den Vogel, unter den Sammlern skuriler Dinge, schießt jedoch mein Freund Manni ab: Er sammelt Fürze. Verzeihung, verehrter Leser, aber deine Augen haben dir keinen Schabernack gespielt, Manni sammelt tatsächlich Fürze. Er verschließt sie sorgfältig in kleine, gläserne Kolben, etikettiert sie und versieht sie mit rosa oder hellblauen Schleifchen, je nachdem, ob sie weiblichen oder männlichen Ursprungs sind. Und bitte nicht lachen! Wie alle leidenschaftlichen Sammler, nimmt Manni sein Steckenpferd äusserst ernst und ist sehr verletzlich, was abschätzende Worte oder Gesten anbelangt.
Die Sammlung ist bemerkenswert umfangreich und fragt man Manni, wo, um Gottes Willen, er all die Fürze her hat, lächelt er nur geheimnisvoll und schaut seine eingekorkten Schätze liebevoll an. Auf die Frage nach dem "Warum" wird er schon gesprächiger. Sein Leben lang, tagein tagaus, habe er sich nach den Fürzen anderer Leute richten müssen und was liege da näher als sich dieses Phänomen einmal näher zu betrachten. Dabei habe er festgestellt, daß es zweierlei Fürze gibt: Die des Leibes und die des Geistes. Die des Leibes sind für ihn die guten Fürze und nur die sammelt er. Sie seien vergleichbar mit dem Magnetismus, kräftig, aber nur auf geringe Entfernung wirksam. Die des Geistes dagegen seien verderblich und wirkten wie die Gravitation, nicht direkt spürbar, aber wirkungsvoll bis in die Tiefen des Universums. Das Verderbliche an den geistigen Blähungen, dem Denken, sei ihre Lautwerdung, das Wort. Manni meint, dass es der Menschheit viel Verdruss erspart hätte, wenn in der Vergangenheit des öfteren ein geistiger durch einen leiblichen Furz ersetzt worden wäre.
So hätte sich Alexander der Große besser um einen gordischen Furz kümmern sollen, anstatt mit dem Schwert herum zu fuchteln und so Ost und West derart zu entzweien, dass, Jahrhunderte später, das erneute Aufeinandertreffen nur kriegerischer Art sein konnte. Oder Julius Cäsar: Hätte er gesagt: "Ich kam, ich sah, ich furzte!", wäre es ihm erübrigt geblieben, von Schlacht zu Schlacht zu hetzen und auch sein eigener, gewaltsamer Tod, wäre ihm wohl erspart geblieben. Dann sei da Descartes. Hätte er nicht schlussfolgern können: "Ich furze, also bin ich!"? Das unsägliche Denken wäre aus dem Spiel geblieben und sein bemerkenswerter Satz nicht weniger klug. Zu berücksichtigen seien auch geistige Tiefflieger, wie der schnauzbärtige Herr aus einer befreundeten Alpenrepublik. Der bessere Titel für sein Buch, das er in Kerkerhaft schrieb, hätte lauten sollen: "Mein Furz". Folglich hätte auch sein dämagogischer Parteigenosse die hysterische Menschenmenge nur fragen können: "Wollt ihr den totalen Furz?" Dann wäre sich der Rest der Menschheit, Tränen lachend, in den Armen gelegen und nicht in den verhängnisvollen Strudel der endgültigen Katastrophe gerissen worden.
Manni ist der Meinung, den leiblichen Blähungen stehe eine weitaus höhere, gesellschaftliche Bedeutung zu. Früher sei das anders gewesen. So habe Martin Luther seine Gäste nach dem Mahle gefragt: "Warum rülpset und furzet ihr nicht, hat es euch nicht geschmecket?" Damals habe man diese windige Äusserung also durchaus positiv gesehen.
So sollte es heute noch sein. Hätte Einstein seine Relativitätstheorie mit e = m x Furz² zusammengefasst, wäre niemand auf den Gedanken gekommen, hieraus den möglichen Bau von Nuklearwaffen zu folgern. Der eine oder andere hätte vielleicht die Nase gerümpft, aber dann wären schlimmstenfalls zwei Fürze im Quadrat auf Hiroshima und Nagasaki gefallen. Den Leuten dort hätte das natürlich gewaltig gestunken, aber der Menschheit wäre ein Trauma erspart geblieben.
So denkt Manni und wenn man ehrlich ist, hat man ihm nur wenig entgegenzusetzen.
Allerdings übertreibt er es manchmal, aber das ist ja typisch für Sammler. In alle Bereiche des Lebens tragen sie ihr Steckenpferd hinein, füllen den Alltag mit ihren Lieblingsstücken. Ein Dilemma für Manni, denn seine Fürze kann er nicht auf Kommoden stellen, in Vitrinen dekorieren oder an die Wand nageln. Aber Manni ist ein findiger Mensch.
Werfen wir deshalb einen Blick in sein Bücherregal.
Dort finden wir die Bestseller der Welt. Da steht das grossartige, amerikanische Südstaatenepos "Vom Furze verweht" neben nobelpreisgeehrten Werken wie "Fürze des Zorns" sowie "Der alte Mann und der Furz". Wer es mystisch mag, greift zu den drei Bänden von "Der Herr der Fürze" und wer sich in orientalische Märchen versenken will, liest "Tausend und ein Furz". Auch die Bücher seiner Jugendzeit hat Manni noch parat, den "Lederfurz" und auch Bände wie "Der Furz im Silbersee".
Als Mann von Kultur, liebt der Manni auch die Musik und hat für jede Stimmung etwas da. Da tost es gewaltig in den "Brandenburgischen Fürzen", wer es noch voluminöser mag, hört sich den "Fünften" oder "Neunten Furz" an, letzteren mit der bekannten "Ode an die Fürze". Leichtere Kost und für Romantiker geeignet, ist "Eine kleine Furzmusik". Da Manni ein Mann der 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts ist, fehlen natürlich auch Titel wie "I want to hold your Furz" und "Furzisfaction" nicht. Wer die deutsche Sprache vorzieht, hört bei Manni "Über den Fürzen", wo die Freiheit bekanntlich grenzenlos ist, schwebt mit "99 Fürzen" gen Horizont oder rockt ab zu "Marmor, Furz und Eisen bricht".
Ja , so ist der Manni. Ich könnte noch erwähnen, dass er leidenschaftlicher Westernfan ist und sich deshalb oft Filme anschaut wie "Furz mir das Lied vom Tod" oder "Vier Fürze für ein Halleluja", aber ich will es dabei belassen. Jeder weiss jetzt, wie es in Manni aussieht, weiss, wie er denkt.
Ach ja, eines noch: Von mir hat er auch einen, einen Freundschaftsfurz, sozusagen. Es ist der, der mir im Kopf herum ging, bevor ich anfing, diese Geschichte zu schreiben.
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adam
Gesammelt wird alles, was nicht niet- und nagelfest ist. Seien es Bierdeckel, Streichholzschachteln, Sammeltassen oder Wappenlöffel, alles findet seinen Liebhaber. Kein noch so skuriles Ding, das nicht seinen Weg in ein Album oder eine Schublade findet. Den Vogel, unter den Sammlern skuriler Dinge, schießt jedoch mein Freund Manni ab: Er sammelt Fürze. Verzeihung, verehrter Leser, aber deine Augen haben dir keinen Schabernack gespielt, Manni sammelt tatsächlich Fürze. Er verschließt sie sorgfältig in kleine, gläserne Kolben, etikettiert sie und versieht sie mit rosa oder hellblauen Schleifchen, je nachdem, ob sie weiblichen oder männlichen Ursprungs sind. Und bitte nicht lachen! Wie alle leidenschaftlichen Sammler, nimmt Manni sein Steckenpferd äusserst ernst und ist sehr verletzlich, was abschätzende Worte oder Gesten anbelangt.
Die Sammlung ist bemerkenswert umfangreich und fragt man Manni, wo, um Gottes Willen, er all die Fürze her hat, lächelt er nur geheimnisvoll und schaut seine eingekorkten Schätze liebevoll an. Auf die Frage nach dem "Warum" wird er schon gesprächiger. Sein Leben lang, tagein tagaus, habe er sich nach den Fürzen anderer Leute richten müssen und was liege da näher als sich dieses Phänomen einmal näher zu betrachten. Dabei habe er festgestellt, daß es zweierlei Fürze gibt: Die des Leibes und die des Geistes. Die des Leibes sind für ihn die guten Fürze und nur die sammelt er. Sie seien vergleichbar mit dem Magnetismus, kräftig, aber nur auf geringe Entfernung wirksam. Die des Geistes dagegen seien verderblich und wirkten wie die Gravitation, nicht direkt spürbar, aber wirkungsvoll bis in die Tiefen des Universums. Das Verderbliche an den geistigen Blähungen, dem Denken, sei ihre Lautwerdung, das Wort. Manni meint, dass es der Menschheit viel Verdruss erspart hätte, wenn in der Vergangenheit des öfteren ein geistiger durch einen leiblichen Furz ersetzt worden wäre.
So hätte sich Alexander der Große besser um einen gordischen Furz kümmern sollen, anstatt mit dem Schwert herum zu fuchteln und so Ost und West derart zu entzweien, dass, Jahrhunderte später, das erneute Aufeinandertreffen nur kriegerischer Art sein konnte. Oder Julius Cäsar: Hätte er gesagt: "Ich kam, ich sah, ich furzte!", wäre es ihm erübrigt geblieben, von Schlacht zu Schlacht zu hetzen und auch sein eigener, gewaltsamer Tod, wäre ihm wohl erspart geblieben. Dann sei da Descartes. Hätte er nicht schlussfolgern können: "Ich furze, also bin ich!"? Das unsägliche Denken wäre aus dem Spiel geblieben und sein bemerkenswerter Satz nicht weniger klug. Zu berücksichtigen seien auch geistige Tiefflieger, wie der schnauzbärtige Herr aus einer befreundeten Alpenrepublik. Der bessere Titel für sein Buch, das er in Kerkerhaft schrieb, hätte lauten sollen: "Mein Furz". Folglich hätte auch sein dämagogischer Parteigenosse die hysterische Menschenmenge nur fragen können: "Wollt ihr den totalen Furz?" Dann wäre sich der Rest der Menschheit, Tränen lachend, in den Armen gelegen und nicht in den verhängnisvollen Strudel der endgültigen Katastrophe gerissen worden.
Manni ist der Meinung, den leiblichen Blähungen stehe eine weitaus höhere, gesellschaftliche Bedeutung zu. Früher sei das anders gewesen. So habe Martin Luther seine Gäste nach dem Mahle gefragt: "Warum rülpset und furzet ihr nicht, hat es euch nicht geschmecket?" Damals habe man diese windige Äusserung also durchaus positiv gesehen.
So sollte es heute noch sein. Hätte Einstein seine Relativitätstheorie mit e = m x Furz² zusammengefasst, wäre niemand auf den Gedanken gekommen, hieraus den möglichen Bau von Nuklearwaffen zu folgern. Der eine oder andere hätte vielleicht die Nase gerümpft, aber dann wären schlimmstenfalls zwei Fürze im Quadrat auf Hiroshima und Nagasaki gefallen. Den Leuten dort hätte das natürlich gewaltig gestunken, aber der Menschheit wäre ein Trauma erspart geblieben.
So denkt Manni und wenn man ehrlich ist, hat man ihm nur wenig entgegenzusetzen.
Allerdings übertreibt er es manchmal, aber das ist ja typisch für Sammler. In alle Bereiche des Lebens tragen sie ihr Steckenpferd hinein, füllen den Alltag mit ihren Lieblingsstücken. Ein Dilemma für Manni, denn seine Fürze kann er nicht auf Kommoden stellen, in Vitrinen dekorieren oder an die Wand nageln. Aber Manni ist ein findiger Mensch.
Werfen wir deshalb einen Blick in sein Bücherregal.
Dort finden wir die Bestseller der Welt. Da steht das grossartige, amerikanische Südstaatenepos "Vom Furze verweht" neben nobelpreisgeehrten Werken wie "Fürze des Zorns" sowie "Der alte Mann und der Furz". Wer es mystisch mag, greift zu den drei Bänden von "Der Herr der Fürze" und wer sich in orientalische Märchen versenken will, liest "Tausend und ein Furz". Auch die Bücher seiner Jugendzeit hat Manni noch parat, den "Lederfurz" und auch Bände wie "Der Furz im Silbersee".
Als Mann von Kultur, liebt der Manni auch die Musik und hat für jede Stimmung etwas da. Da tost es gewaltig in den "Brandenburgischen Fürzen", wer es noch voluminöser mag, hört sich den "Fünften" oder "Neunten Furz" an, letzteren mit der bekannten "Ode an die Fürze". Leichtere Kost und für Romantiker geeignet, ist "Eine kleine Furzmusik". Da Manni ein Mann der 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts ist, fehlen natürlich auch Titel wie "I want to hold your Furz" und "Furzisfaction" nicht. Wer die deutsche Sprache vorzieht, hört bei Manni "Über den Fürzen", wo die Freiheit bekanntlich grenzenlos ist, schwebt mit "99 Fürzen" gen Horizont oder rockt ab zu "Marmor, Furz und Eisen bricht".
Ja , so ist der Manni. Ich könnte noch erwähnen, dass er leidenschaftlicher Westernfan ist und sich deshalb oft Filme anschaut wie "Furz mir das Lied vom Tod" oder "Vier Fürze für ein Halleluja", aber ich will es dabei belassen. Jeder weiss jetzt, wie es in Manni aussieht, weiss, wie er denkt.
Ach ja, eines noch: Von mir hat er auch einen, einen Freundschaftsfurz, sozusagen. Es ist der, der mir im Kopf herum ging, bevor ich anfing, diese Geschichte zu schreiben.
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adam
Ich habe nur einen Einwand Adam. Nachdem der Bärtige in Österreich geboren wurde müsste das Buch heissen:
Mein Schaß
Also ich finde den Beitrag nicht so besonders gut.
Außerdem wird es langweilig, so eine LANGE Geschichte
durchzulesen. Hab ich nicht getan.
Margrit
Außerdem wird es langweilig, so eine LANGE Geschichte
durchzulesen. Hab ich nicht getan.
Margrit
Hallo,
der Text ist mir zu lang oder besser zu langars.....ig. Ich denke dies grenzt an überdimensionale Schreibleidenschaft.
Schönen Tag
Svenny97
der Text ist mir zu lang oder besser zu langars.....ig. Ich denke dies grenzt an überdimensionale Schreibleidenschaft.
Schönen Tag
Svenny97
Eine gelungene Satire, Adam. Die Länge ist gerade richtig, denn je länger ein humorvoller Text mit Biß ist, desto länger kann man schmunzeln.
Moin moin, lieber Adam
Ich empfinde wie Caminito, es ist eine gelungene Satire, die Du da verfasst hast. Ich fand sie auch keineswegs zu lang und keineswegs langweilig. Im Gegenteil Kurzweil!
Diese Satire bewirkt zweierlei: zum einen werden die Lachmuskeln strapaziert, aber ebenso, wie in fast in jeder Satire, bedarf es ein tieferes Nachdenken. Ohne diesen Brückenschlag von der Flapsigkeit zur realen Welt, hat man Deine Satire nicht verstanden.
Hafel
Ich empfinde wie Caminito, es ist eine gelungene Satire, die Du da verfasst hast. Ich fand sie auch keineswegs zu lang und keineswegs langweilig. Im Gegenteil Kurzweil!
Diese Satire bewirkt zweierlei: zum einen werden die Lachmuskeln strapaziert, aber ebenso, wie in fast in jeder Satire, bedarf es ein tieferes Nachdenken. Ohne diesen Brückenschlag von der Flapsigkeit zur realen Welt, hat man Deine Satire nicht verstanden.
Hafel
Lieber Adam,
vielleicht kann ich etwas zur Vervollständigung der Sammlung beitragen.
Wer zart besaitet ist, bitte nicht klicken
Hier ist ein kleiner Link - Download.
Man muss sich ja erst einmal informieren, was es alles so gibt
meint
erafina
vielleicht kann ich etwas zur Vervollständigung der Sammlung beitragen.
Wer zart besaitet ist, bitte nicht klicken
Hier ist ein kleiner Link - Download.
Man muss sich ja erst einmal informieren, was es alles so gibt
meint
erafina
Ja Erafina,
noch eine Worthülse, die darauf wartet, gefüllt zu werden. So manche wird zur Blähung oder wäre gleich besser Hülse geblieben. )
--
adam
noch eine Worthülse, die darauf wartet, gefüllt zu werden. So manche wird zur Blähung oder wäre gleich besser Hülse geblieben. )
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adam
Ich ahne es, hier gib es eine ähnliche Auseinandersetzung wie mit dem Gedicht von Grass.
Von den Gasen bin ich schon total benebelt. Der Manni sollte seine Nahrung mal umstellen, sonst steigt seine Frisörin nicht mehr in den Manta.
Von den Gasen bin ich schon total benebelt. Der Manni sollte seine Nahrung mal umstellen, sonst steigt seine Frisörin nicht mehr in den Manta.