Plaudereien Natascha Kampusch-Heute in der ARD
Re: Natascha Kampusch-Heute in der ARD
Mir geht es wie Dir, Fenna: Auch ich kann die Darstellung von Natasche Kampus nicht uneingeschränkt glauben.
Warum z.B. hat sie nicht früher und eindringlicher auf sich aufmerksam gemacht, wo es doch Gelegenheiten dazu gab?
Was ich jetzt nicht verstehe ist, warum du nach einem Warum fragst, wenn du doch angibst die Darstellung von Frau Kampusch zu kennen?
Re: Natascha Kampusch-Heute in der ARD
Ich hab mir jetzt mal am Stück diesen ganzen Thread durchgelesen und muss sagen:
Ich bin erschüttert!
Aber keinesfalls etwa über diese Natascha Kampusch, sondern über die Art und Weise, wie hier von einigen Schreiber/innen über diese Frau hergezogen wird.
"Ich kann es nicht glauben....."
wird da z.B.geschrieben. Ist das nicht erschreckend, wenn jemand sooo wenig Glauben hat? Und wenn an anderer Stelle diejenigen, die ihr Glauben schenken, als "gutgläubig" verunglimpft werden?
Meinetwegen, ich hab nix dagegen, wenn es jemand nicht glauben will, es ist jedem selbst überlassen. Doch diese seine eigene ganz persönliche Einstellung hier so hinzudrehen, als ob das - und nur das - das Maß aller Dinge sei, das schlägt dem Fass den Boden aus!
Jede(r), der/die sich hier so gebärdet, als sei nur seine eigene Meinung die allein seligmachende, tut doch so, als ob diejenigen, die der Natascha ihre Schilderung abnehmen, nicht ganz bei Trost wären. Es ist entsetzlich!
Da wird alles Mögliche angezweifelt, werden dümmliche Fragen und dümmliche Behauptungen aufgestellt, dass man davonlaufen könnte.
Ich habe mir die Sendung sehr wohl auch angeschaut und war sehr davon angetan, was diese Frau sich für
einen Sprachschatz angeeignet hat.
Na klar! Sie hatte doch genügend Zeit dazu, was, bitteschön!, hätte sie denn sonst auch tun sollen?
Und wer ihr unterstellt, dass sie doch Gelegenheiten gehabt hätte, zu entwischen, der hat eben bei diesem TV-Beitrag nicht richtig zugehört. Sie hat es doch nachvollziehbar begründet, warum das nicht ging. Und haben denn diese Zweifler auch da nicht zugehört, als sie schilderte, wie sie einem Polizisten zugeblinkert hat, der aber gar nix verstanden hat?
Dann wird ihr vorgehalten, dass sie "emotionslos" gesprochen hätte. Ach neee! Tatsächlich? Wer, bitteschön, hat ihr denn in den über 8 Jahren Gefühle = Emotionen = Liebe entgegengebracht? Ihr Gefängniswärter etwa? Dazu war der doch gar nicht fähig! Also musste sie sich selbst helfen und das hat sie ja auch getan. Daran hat sie sich aufgerichtet und sich selbst vor der Verzweiflung bewahrt.
Ich jedenfalls habe dieselbe Einstellung wie Karl, Bongoline und die vielen anderen, die die Sache positiv betrachten und dieser jungen Frau Achtung und Respekt entgegenbringen. Alles andere ist - leider! - nicht mehr als..........ziemlich dummes Geschwätz.
An alle, die jetzt über mich herfallen werden: Spart Euch Eure Mühe! Ihr könnt mich nicht treffen.
Ich bin erschüttert!
Aber keinesfalls etwa über diese Natascha Kampusch, sondern über die Art und Weise, wie hier von einigen Schreiber/innen über diese Frau hergezogen wird.
"Ich kann es nicht glauben....."
wird da z.B.geschrieben. Ist das nicht erschreckend, wenn jemand sooo wenig Glauben hat? Und wenn an anderer Stelle diejenigen, die ihr Glauben schenken, als "gutgläubig" verunglimpft werden?
Meinetwegen, ich hab nix dagegen, wenn es jemand nicht glauben will, es ist jedem selbst überlassen. Doch diese seine eigene ganz persönliche Einstellung hier so hinzudrehen, als ob das - und nur das - das Maß aller Dinge sei, das schlägt dem Fass den Boden aus!
Jede(r), der/die sich hier so gebärdet, als sei nur seine eigene Meinung die allein seligmachende, tut doch so, als ob diejenigen, die der Natascha ihre Schilderung abnehmen, nicht ganz bei Trost wären. Es ist entsetzlich!
Da wird alles Mögliche angezweifelt, werden dümmliche Fragen und dümmliche Behauptungen aufgestellt, dass man davonlaufen könnte.
Ich habe mir die Sendung sehr wohl auch angeschaut und war sehr davon angetan, was diese Frau sich für
einen Sprachschatz angeeignet hat.
Na klar! Sie hatte doch genügend Zeit dazu, was, bitteschön!, hätte sie denn sonst auch tun sollen?
Und wer ihr unterstellt, dass sie doch Gelegenheiten gehabt hätte, zu entwischen, der hat eben bei diesem TV-Beitrag nicht richtig zugehört. Sie hat es doch nachvollziehbar begründet, warum das nicht ging. Und haben denn diese Zweifler auch da nicht zugehört, als sie schilderte, wie sie einem Polizisten zugeblinkert hat, der aber gar nix verstanden hat?
Dann wird ihr vorgehalten, dass sie "emotionslos" gesprochen hätte. Ach neee! Tatsächlich? Wer, bitteschön, hat ihr denn in den über 8 Jahren Gefühle = Emotionen = Liebe entgegengebracht? Ihr Gefängniswärter etwa? Dazu war der doch gar nicht fähig! Also musste sie sich selbst helfen und das hat sie ja auch getan. Daran hat sie sich aufgerichtet und sich selbst vor der Verzweiflung bewahrt.
Ich jedenfalls habe dieselbe Einstellung wie Karl, Bongoline und die vielen anderen, die die Sache positiv betrachten und dieser jungen Frau Achtung und Respekt entgegenbringen. Alles andere ist - leider! - nicht mehr als..........ziemlich dummes Geschwätz.
An alle, die jetzt über mich herfallen werden: Spart Euch Eure Mühe! Ihr könnt mich nicht treffen.
@eko
Ich bin ganz deiner Meinung.
Ich bin ganz deiner Meinung.
Re: Natascha Kampusch-Heute in der ARD
muss ich schmunzeln wenn ich lese eko-beitrag.
Nun sicher warum aufregen über Frau K. Es ist doch ihre sache, was sie aus ihrem Leben macht. Der eine macht es so der ander anders. La vida!
Bestelle noch fässer für eko, damit er weiter boden herausschlagen kann
pecado
Nun sicher warum aufregen über Frau K. Es ist doch ihre sache, was sie aus ihrem Leben macht. Der eine macht es so der ander anders. La vida!
Bestelle noch fässer für eko, damit er weiter boden herausschlagen kann
pecado
es tut mir jetzt natürlich furchtbar leid, dass ich kampusch nicht alles glaube. ich mache eine kehrtwendung um 180grad, und behaupte nun, nur der eko hat recht. es tut mir auch leid, dass ich eine eigene meinung habe, und verspreche, dass es nie mehr vorkommt sie hier auch zu vertreten. schließlich sind wir alle ja nur hier um ins selbe horn zu stoßen, und sich der meinung der anderen zu unterwerfen. wer will den schon als dümmlich und verunglimpfend dargestellt werden. das will sich doch niemand antun. also immer schön locker bleiben, und ja keine eigene meinung. so kommt man am besten durchs leben.
Irgenwie kommt mir da das Märchen von der beleidigten Leberwurst in den Sinn....
Deinem guten Beitrag füge ich noch bei: Die Kampusch war 10 Jahre alt, als sie gekidnapt wurde. Es soll sich doch bitteschön jede Kritikerin mal überlegen, wie sie gehandelt hätte, wäre ihr in diesem Alter dieses passiert.
Zum Fall Natascha Kampusch kann ich nur sagen, dass die heute junge Frau und auch ihre Familie mein Mitgefühl haben. Was sie alles mitgemacht haben, ist schwer vorstellbar.
Ob die Schilderungen von N.K. allesamt von jedem nachvollziebar, also glaubhaft sind oder auch Zweifel entstehen, bleibt jedem selbst überlassen. (auch mir)
Ein Urteil über die Denkweise dieser oder jener Beurteilungen mache ich nicht.
Leider geschieht es hier aber.
-uki-
Ob die Schilderungen von N.K. allesamt von jedem nachvollziebar, also glaubhaft sind oder auch Zweifel entstehen, bleibt jedem selbst überlassen. (auch mir)
Ein Urteil über die Denkweise dieser oder jener Beurteilungen mache ich nicht.
Leider geschieht es hier aber.
-uki-
Re: Natascha Kampusch-Heute in der ARD
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Ich möchte noch hinzufügen, das es auch bei anderen entführungsfällen und Geiselnahmen die Situation gab, das Opfer sich mit den Tätern solidarisierten.
Die Opfer befinden sich doch in einem Ausnahmezustand und handeln scheinbar irrational. Dabei reduziert sich doch in solchen Momenten alles auf das Wichtigste: Überleben. Und man überlebt am Besten, wenn man sich mit dem Täter gut steht.
Wie wäre es sonst zu erklären, das viele versklavte und verschleppte Menschen ihre "Herren" auch noch abgöttisch geliebt haben? Oder ich erinnere mich gut an die Entführung von Patty Hearst, Tochter eines Multimillionärs und Verlegers, die mit 19 Jahren entführt wurde und sich schliesslich mit den Tätern solidarisch erklärte und selbst an einem Banküberfall teilnahm. Auch gab es den Fall einiger Ausländerinnen in Kolumbien (ich glaube, es waren Schweizerinnen). Beide Frauen hatten Liebesverhältnisse mit ihren Entführern, eine ging nach der Befreiung sogar zurück zu einem der Männer.
Auch Frau Kampusch, damals noch Kind, war doch in einer extremen Ausnahmesituation. Man soll doch nicht glauben, das sie wirklich so cool ist, wie sie rüberkommt. Sie wird noch extrem unter den Traumata ihrer Gefangenschaft leiden.
Ich habe mir erlaubt, hier einen Text zum Thema "Stockholm Syndrom" herauszusuchen:
Ich hoffe, das war nicht zu lang - aber es erklärt vielleicht manchen Zweiflern, wie es zum Verhalten des Kindes/der Frau kam?
Nur, weil wir es selbst nicht verstehen, müssen sie nicht erlogen sein.
Mare
Die Opfer befinden sich doch in einem Ausnahmezustand und handeln scheinbar irrational. Dabei reduziert sich doch in solchen Momenten alles auf das Wichtigste: Überleben. Und man überlebt am Besten, wenn man sich mit dem Täter gut steht.
Wie wäre es sonst zu erklären, das viele versklavte und verschleppte Menschen ihre "Herren" auch noch abgöttisch geliebt haben? Oder ich erinnere mich gut an die Entführung von Patty Hearst, Tochter eines Multimillionärs und Verlegers, die mit 19 Jahren entführt wurde und sich schliesslich mit den Tätern solidarisch erklärte und selbst an einem Banküberfall teilnahm. Auch gab es den Fall einiger Ausländerinnen in Kolumbien (ich glaube, es waren Schweizerinnen). Beide Frauen hatten Liebesverhältnisse mit ihren Entführern, eine ging nach der Befreiung sogar zurück zu einem der Männer.
Auch Frau Kampusch, damals noch Kind, war doch in einer extremen Ausnahmesituation. Man soll doch nicht glauben, das sie wirklich so cool ist, wie sie rüberkommt. Sie wird noch extrem unter den Traumata ihrer Gefangenschaft leiden.
Ich habe mir erlaubt, hier einen Text zum Thema "Stockholm Syndrom" herauszusuchen:
Was ist das Stockholm-Syndrom?
Das Stockholm-Syndrom ist ein psychologisches Phänomen, das bei Betrofenen von Geiselnahmen zu beobachten ist. Es beschreibt die auf den ersten Blick paradoxe positive Beziehung verbunden mit Gefühlen des Verständnisses und der Zuneigung, die Geiselopfer während der Geiselnahme zu den Tätern aufbauen.
Die Bezeichnung Stockholm-Syndrom bekam dieses Phänomen im Jahre 1973, als die vier Geiseln eines Banküberfalls sich mit den Geiselnehmern solidarisierten und scheinbar mehr Angst vor der Polizei als den Geiselnehmern hatten.
Am 23. August 1973 kam es in einer Bank in der schwedischen Hauptstadt Stockholm zu einer Geiselnahme. Die vier Bankangestellten wurden 131 Stunden im Tresorraum festgehalten. Doch wider Erwarten hatten die Geiseln (drei Frauen und ein Mann) vor den Geiselnehmern weniger Angst als vor der Polizei. Im Gegenteil, sie waren den Geiselnehmern dankbar, dass sie sie am Leben gelassen hatten und baten später um Gnade für die Täter. Lüdke und Clemens fassen das Stockholm-Syndrom als "Notgemeinschaft" zwischen Täter und Festgehaltenen auf, die in einer Stimmung "wir gegen die da", wenn die Polizei durch die Belagerung als Bedrohung erlebt wird, entsteht.
Das Stockholm- Syndrom kann folgende Erscheinungsweisen haben:
* Emotionale Bindung an den Geiselnehmer/ Entführer
* Streben nach Gunst und Anerkennung durch den Täter
* Abhängigkeit vom Täter in Bezug auf Sicherheit und Überleben, d.h. Geisel/Festgehaltener fühlt sich beim Täter sicher und macht seine eigene Existenz von diesem abhängig
* Anfreunden mit dem Täter und sich um ihn kümmern
* Der Polizei und den zuständigen Autoritäten werden Rettungsmaßnahmen übelgenommen
* Verlust der eigenen Identität und Identifikation mit dem Täter
* Dinge aus der Sicht des Täters sehen
* Wertschätzung der Freundlichkeit des Täters, z.B. dass er die Geisel am Leben lässt
* Verweigern der Freiheit, selbst wenn es die Möglichkeit dazu gibt, d.h. der oder die Festgehaltene unternimmt keine Fluchtversuche, möchte beim Täter bleiben
Der Begriff Stockholm-Syndrom ist speziell auf das Verhalten von Geiselopfern bezogen, ähnliche pathologischen Bindungen der Betroffenen an den Täter sind auch im Zusammenhang mit häuslicher Gewalt und bei Entführungsopfern zu beobachten. Falls Sie sich dafür interessieren, gibt es am Ende des Artikels eine Sammlung weiterführender Links und Literaturhinweise .
Wie lässt sich das Stockholm-Syndrom erklären?
Auch wenn das Stockholm-Syndrom auf den ersten Blick paradox erscheint, gibt es bei genauerem Betrachten einleuchtende wissenschaftliche Erklärungen, insbesondere aus der Forschung zu pathologischen Bindungen, aber auch aus der Lernpsychologie und allgemeinen Grundlagen der Sozialpsychologie.
Verschiedene Ansätze können zur Erklärung herangezogen werden:
1) Rationale Überlebensstrategie
Die Kooperation mit dem Täter ist eine rationale Überlebensstrategie des Betroffenen. Die extrem belastende Situation der Geiselnahme ist für Betroffene lebensbedrohlich und sie sehen ihre Überlebenschance darin, sich mit dem Geiselnehmer gut zu stellen, keine Aggressionen bei ihm zu wecken und möglichst fügsam alles zu tun, was dieser von der Geisel verlangt. Das Vorgehen der Polizei ist für Geiselnehmer und Geisel gleichermaßen unvorhersehbar und die Belagerungssituation durch schwerbewaffnete Polizeibeamte wirkt für die Geisel gleichermaßen einschüchternd und bedrohlich. In einer Art "Notgemeinschaft" kooperiert die Geisel mit dem Geiselnehmer, da sich beide einer gemeinsamen Gefahr durch die Polizei "auf der anderen Seite" ausgesetzt sehen. Der Täter verspricht, dass der Geisel nicht passiert, wenn seine Forderungen erfüllt werden. Damit diese Forderungen erfüllt werden können, ist die Geisel bereit, mit dem Täter zusammenzuarbeiten und zum Beispiel mit der Polizei zu verhandeln. (Wieczorek, 2003)
2) Frühkindliche Bindungsmuster
Durch den Kontrollverlust in der lebensbedrohlichen Situation fällt die Geisel zurück in ein frühkindliches Verhaltensmuster. Es erlebt sich selbst als hilflos und abhängig vom Täter.
Dazu schreibt Wieczorek (2003): "Die Erfüllung elementarer Lebensbedürfnisse wie Essen und Trinken, unter Umständen sogar das unbeschwerte Atmen, liegen wie beim Kleinkind in der Hand eines übermächtigen anderen." Das führt dann dazu, dass sich das Kleinkind mit den Eltern identifiziert, sich als Teil der Eltern erlebt, um ein Sicherheits- und Orientierungsgefühl in der Welt zu erleben. Auch Kinder, die von ihren Eltern misshandelt werden, leben mit der Haltung: Wenn ich tue, was meine Eltern wollen, dann passiert mir nichts. Das eigene Leid wird verleugnet, das Verhalten der Eltern wird idealisiert, da sich somit das eigene Ich vor dem Zusammenbrechen angesichts der Widersprüche im idealisierten und realen Tun schützen lässt.
Dieser tiefenpsychologische Erklärungsansatz lässt sich gut auf die emotionale Täter- Opfer Beziehung bei einer Geiselnahme übertragen.
3) Orientierung an kurzfristigen Zielen
Einen weiteren Erklärungsansatz sieht Wieczorek (2003) im Tunnelblick, den eine solche Bedrohungssituation eintritt. Und zwar geht er davon aus, dass die Geisel sich nur noch an kurzfristigen Zielen, am unmittelbar Bedrohlichen orientiert und ihr das Handeln der Polizei nicht entgegenkommt. Die Geisel entwickelt negative Gefühle gegenüber den Polizisten, diese stimmen dann mit den sowieso schon negativen Gefühlen des Täters gegenüber der Polizei überein.
Das Stockholm-Syndrom ist ein psychologisches Phänomen, das bei Betrofenen von Geiselnahmen zu beobachten ist. Es beschreibt die auf den ersten Blick paradoxe positive Beziehung verbunden mit Gefühlen des Verständnisses und der Zuneigung, die Geiselopfer während der Geiselnahme zu den Tätern aufbauen.
Die Bezeichnung Stockholm-Syndrom bekam dieses Phänomen im Jahre 1973, als die vier Geiseln eines Banküberfalls sich mit den Geiselnehmern solidarisierten und scheinbar mehr Angst vor der Polizei als den Geiselnehmern hatten.
Am 23. August 1973 kam es in einer Bank in der schwedischen Hauptstadt Stockholm zu einer Geiselnahme. Die vier Bankangestellten wurden 131 Stunden im Tresorraum festgehalten. Doch wider Erwarten hatten die Geiseln (drei Frauen und ein Mann) vor den Geiselnehmern weniger Angst als vor der Polizei. Im Gegenteil, sie waren den Geiselnehmern dankbar, dass sie sie am Leben gelassen hatten und baten später um Gnade für die Täter. Lüdke und Clemens fassen das Stockholm-Syndrom als "Notgemeinschaft" zwischen Täter und Festgehaltenen auf, die in einer Stimmung "wir gegen die da", wenn die Polizei durch die Belagerung als Bedrohung erlebt wird, entsteht.
Das Stockholm- Syndrom kann folgende Erscheinungsweisen haben:
* Emotionale Bindung an den Geiselnehmer/ Entführer
* Streben nach Gunst und Anerkennung durch den Täter
* Abhängigkeit vom Täter in Bezug auf Sicherheit und Überleben, d.h. Geisel/Festgehaltener fühlt sich beim Täter sicher und macht seine eigene Existenz von diesem abhängig
* Anfreunden mit dem Täter und sich um ihn kümmern
* Der Polizei und den zuständigen Autoritäten werden Rettungsmaßnahmen übelgenommen
* Verlust der eigenen Identität und Identifikation mit dem Täter
* Dinge aus der Sicht des Täters sehen
* Wertschätzung der Freundlichkeit des Täters, z.B. dass er die Geisel am Leben lässt
* Verweigern der Freiheit, selbst wenn es die Möglichkeit dazu gibt, d.h. der oder die Festgehaltene unternimmt keine Fluchtversuche, möchte beim Täter bleiben
Der Begriff Stockholm-Syndrom ist speziell auf das Verhalten von Geiselopfern bezogen, ähnliche pathologischen Bindungen der Betroffenen an den Täter sind auch im Zusammenhang mit häuslicher Gewalt und bei Entführungsopfern zu beobachten. Falls Sie sich dafür interessieren, gibt es am Ende des Artikels eine Sammlung weiterführender Links und Literaturhinweise .
Wie lässt sich das Stockholm-Syndrom erklären?
Auch wenn das Stockholm-Syndrom auf den ersten Blick paradox erscheint, gibt es bei genauerem Betrachten einleuchtende wissenschaftliche Erklärungen, insbesondere aus der Forschung zu pathologischen Bindungen, aber auch aus der Lernpsychologie und allgemeinen Grundlagen der Sozialpsychologie.
Verschiedene Ansätze können zur Erklärung herangezogen werden:
1) Rationale Überlebensstrategie
Die Kooperation mit dem Täter ist eine rationale Überlebensstrategie des Betroffenen. Die extrem belastende Situation der Geiselnahme ist für Betroffene lebensbedrohlich und sie sehen ihre Überlebenschance darin, sich mit dem Geiselnehmer gut zu stellen, keine Aggressionen bei ihm zu wecken und möglichst fügsam alles zu tun, was dieser von der Geisel verlangt. Das Vorgehen der Polizei ist für Geiselnehmer und Geisel gleichermaßen unvorhersehbar und die Belagerungssituation durch schwerbewaffnete Polizeibeamte wirkt für die Geisel gleichermaßen einschüchternd und bedrohlich. In einer Art "Notgemeinschaft" kooperiert die Geisel mit dem Geiselnehmer, da sich beide einer gemeinsamen Gefahr durch die Polizei "auf der anderen Seite" ausgesetzt sehen. Der Täter verspricht, dass der Geisel nicht passiert, wenn seine Forderungen erfüllt werden. Damit diese Forderungen erfüllt werden können, ist die Geisel bereit, mit dem Täter zusammenzuarbeiten und zum Beispiel mit der Polizei zu verhandeln. (Wieczorek, 2003)
2) Frühkindliche Bindungsmuster
Durch den Kontrollverlust in der lebensbedrohlichen Situation fällt die Geisel zurück in ein frühkindliches Verhaltensmuster. Es erlebt sich selbst als hilflos und abhängig vom Täter.
Dazu schreibt Wieczorek (2003): "Die Erfüllung elementarer Lebensbedürfnisse wie Essen und Trinken, unter Umständen sogar das unbeschwerte Atmen, liegen wie beim Kleinkind in der Hand eines übermächtigen anderen." Das führt dann dazu, dass sich das Kleinkind mit den Eltern identifiziert, sich als Teil der Eltern erlebt, um ein Sicherheits- und Orientierungsgefühl in der Welt zu erleben. Auch Kinder, die von ihren Eltern misshandelt werden, leben mit der Haltung: Wenn ich tue, was meine Eltern wollen, dann passiert mir nichts. Das eigene Leid wird verleugnet, das Verhalten der Eltern wird idealisiert, da sich somit das eigene Ich vor dem Zusammenbrechen angesichts der Widersprüche im idealisierten und realen Tun schützen lässt.
Dieser tiefenpsychologische Erklärungsansatz lässt sich gut auf die emotionale Täter- Opfer Beziehung bei einer Geiselnahme übertragen.
3) Orientierung an kurzfristigen Zielen
Einen weiteren Erklärungsansatz sieht Wieczorek (2003) im Tunnelblick, den eine solche Bedrohungssituation eintritt. Und zwar geht er davon aus, dass die Geisel sich nur noch an kurzfristigen Zielen, am unmittelbar Bedrohlichen orientiert und ihr das Handeln der Polizei nicht entgegenkommt. Die Geisel entwickelt negative Gefühle gegenüber den Polizisten, diese stimmen dann mit den sowieso schon negativen Gefühlen des Täters gegenüber der Polizei überein.
Ich hoffe, das war nicht zu lang - aber es erklärt vielleicht manchen Zweiflern, wie es zum Verhalten des Kindes/der Frau kam?
Nur, weil wir es selbst nicht verstehen, müssen sie nicht erlogen sein.
Mare
Re: Natascha Kampusch-Heute in der ARD
Was mich an diesen teilweise böswilligen Beiträgen hier zusätzlich entsetzt und erschüttert - ich kann es nicht anders ausdrücken - ist, dass sie durchwegs von Frauen geschrieben sind.
Ich verstehe, wenn Natascha Kampusch feststellt, dass sie wohl erst frei leben können wird, wenn die Generation, die das Drama mitverfolgte, ausgestorben ist. Ein bitteres Resümée des Opfers, das sich so mutig der Öffentlichkeit stellt, um selbst innere Ruhe zu finden. Niemand, der nicht in einer solchen Situation war, kann sie auch nur ansatzweise vorstellen, was das Kind und spätere Teenager Natascha durchlitten haben, bis sie den Weg des Überlebens gefunden hatten.
Es wird noch vieles geben, was bereitwillig negativ ausgelegt wird, wenn Natascha gewisse Dinge verschweigt, auf die manche begierig zu warten scheinen.
Ich verstehe, wenn Natascha Kampusch feststellt, dass sie wohl erst frei leben können wird, wenn die Generation, die das Drama mitverfolgte, ausgestorben ist. Ein bitteres Resümée des Opfers, das sich so mutig der Öffentlichkeit stellt, um selbst innere Ruhe zu finden. Niemand, der nicht in einer solchen Situation war, kann sie auch nur ansatzweise vorstellen, was das Kind und spätere Teenager Natascha durchlitten haben, bis sie den Weg des Überlebens gefunden hatten.
Es wird noch vieles geben, was bereitwillig negativ ausgelegt wird, wenn Natascha gewisse Dinge verschweigt, auf die manche begierig zu warten scheinen.