Plaudereien nach dem tod des ehepartners, einen neuen partner????

Liebe Ruth,

begrüße dich ganz herzlich hier - auch wenn du dich bei einem äußerst schwierigen und schmerzvollen Thema meldest!

Ich spreche nicht aus Erfahrung - und traue mich trotzdem etwas dazu zu sagen: ich denke, dass bei kreativen Menschen, die Trauer irgendwann eine Ausdrucksform findet bzw. annimmt.

Dies wird wohl kein Trost sein - aber doch eine Art, mit dem Schmerz umzugehen.

Liebe Grüße

Miriam

Liebe Miriam,
ich danke Dir und hoffe, dass ich es schaffe. Es war eine dreissigjährige Verbindung.
Sicher wäre es anders, wenn ich mein Domizil wechseln und nicht ständig - und sei es nur durch einen Baum - an die Zeit mit meinem Partner erinnert würde. Das ist jedoch durch meine Verhältnisse und die "tierische Familie" nahezu ausgeschlossen.

Sicher wird mir wieder mal geholfen werden - wenn auch von einer anderen Warte aus.

Liebe Grüsse
Ruth

Für Ruth...



Was machen denn die Kinderbücher?

...fragt nebenbei und zufällig

Miriam

Nach dem schweren Velust sich einem neuen Menschen zu öffnen, ist individuell.

Wie aber ist es, wenn man es nicht schafft, Trauer und Einsamkeit zu überwinden?
Wenn tausend Dinge täglich an den verstorbenen Partner erinnern und alles so schwer macht? Wenn man allein ist und introvertiert? Wenn Kraft und Möglichkeit fehlen, das Umfeld zu wechseln?

Wahrscheinlich wird eine Antwort sein: die Zeit heilt alle Wunden.

Und wenn nicht?

Die Zeit heilt keine Wunden,
sie läßt die Narben nur verblassen.
Philine

Liebe Ruth, ich freue mich, dich nach so langer Zeit wieder
lesen zu können, doch ich höre vom Tode deines Partners. Es ist ein großer Verlust für dich, das weiß ich und ich bin auch der Meinung, daß die Zeit zwar Wunden schließt/schließen kann, bleibende Narben aber immer wieder erinnern und schmerzen können. Vor längerer Zeit gab es bei Euch Pläne, neu zu siedeln, die "alte Scholle" zu verlassen, offenbar kam es nicht dazu. Jeder Verlust in meinem Leben hat mich dünnhäutiger gemacht, das sieht bei dir nicht anders aus.
Dich hält Disziplin und die Verantwortung für deine Arche Noah aufrecht, ich vermute, daß die Sorge um den Hund etc. deines Partners noch hinzugekommen ist. Ich möchte dich so gerne in meine Arme nehmen und einmal drücken.
Sich lebhaft der alten Zeiten erinnernd grüße ich dich herzlich.
Medea.

Liebe Ruth,

die Länge einer Partnerschaft macht es alleine nicht. Auf die Intensität der Beziehung kommt es an. Je intensiver, um so mehr Trauerarbeit muss man leisten. Mein Mann und ich waren fast 39 Jahre verheiratet - und sehr glücklich. Trauern muss sein, aber auch das Wort Arbeit
steckt in der Vokabel "Trauerarbeit". Man muss versuchen, die Trauer zu verarbeiten, sie zulassen, aber auch sich immer wieder sagen, du hast ihn eine lange Zeit gehabt. Nicht jeder Mensch kann eine positive Partnerschaft leben, obwohl es sich wohl ein jeder wünscht.
Darum versuche aus dem Nein ein Ja zu machen. Das dauert natürlich seine Zeit. Wenn du das Gefühl hast, du schaffst es nicht alleine, empfehle ich dir, einer Selbsthilfegruppe unter fachlicher Führung beizutreten. Frage deinen Arzt oder im örtlichen Krankenhaus nach. Ich selber hatte zu lange damit gewartet, weil ich es allein schaffen wollte und musste mir dann auch Hilfe holen, weil der Körper reagierte.
Mir geht es heute wieder gut. Du schaffst es auch, aber nicht durch abwarten.

Ich kenne dich zwar nicht, umarme dich aber trotzdem mitfühlend und tröstend. Ich weiss, dass du dich amputiert fühlst.
Bleib nicht untätig. Alles was dir jetzt gut tut, setze es um.

Ich schicke dir eine ganze Menge Kraft rüber.
Liebe Grüße
indeed

Liebe Ruth,

ich kenne dich nicht, und doch hat mich dein Schicksal berührt.
Kein Mensch ist in der Lage, alle Erinnerungen an einen lieben Verstorbenen aus seinem Leben
zu verbannen oder gar zu löschen. Auch, wenn die Bilder weggestellt werden, es gibt immer
Momente, da sind die Erinnerungen wieder da, mal weniger mal stärker.

Du solltst auch weinen, denn deine Tränen reinigen deine Seele. Und du sollst auch an ihn
denken, an dein schönes Leben mit ihm, aber bitte, laß ihn los. Laß ihn gehen, und denke daran,
daß es ihm gut geht.
Denke daran, wenn er dich sehen würde - wie du dich quälst, wie sehr du in deiner Trauer ge-
fangen bist, wie unglücklich du bist - ich glaube, er würde sehr traurig sein und sich
schuldig fühlen, weil er dich verlassen hat.

Er wollte dich nicht verlassen, er mußte gehen, er ist dir nur voraus gegangen. Und irgend-
wann seht ihr euch wieder.

Vielleicht hilft es dir auch, mit ihm zu sprechen. Frage ihn um Rat, du kennst ihn 30 Jahre
und du weißt wie er reagieren würde, welchen Rat er dir geben würde. Und genauso handelst du.

Oder schreie deinen körperlichen Schmerz aus dir heraus, schreie deine Bäume an und frage sie
warum sie hier immer noch stehen. Oder vergrabe deinen Schmerz unter den Bäumen und gehe
wenn dir danach ist, zu ihnen.

Du kannst Bilder verbrennen, du kannst in ein anderes Haus ziehen, aber deine Erinnerungen
kannst du nicht verbrennen.

Hallo adingca ich bin eine von den Betroffenen. Mein Mann starb 1993, da war ich noch berufstätig und wurde von der Familie und Kollegen aufgefangen. Dann kam nach einigen Jahren der Ruhestand. Nun war ich allein! Meine Familie war da, aber die haben ihren eigenen Bekanntenkreis und Freunde - da mag man nicht immer dabei sein. Nun wurde ich mutig und ging im Internet auf eine Singelbörse. Stellte mein Profil ein und war überrascht, dass sich doch einige Herren meldeten. Es waren nette und unseriöse - mit so etwas muss man rechnen. Aber einer war dabei, mit dem habe ich geschrieben und telefoniert. Auch er war Witwer und suchte eine Partnerin. Ich will es kurz machen, wir waren sechs Jahre ein glückliches Paar, diese Zeit möchte ich nicht missen, aber leider ist auch er vor knapp 3 Jahren verstorben.

angehängt:
Wenn es liebe, schöne Erinnerungen sind, warum sollten sie auch gelöscht werden? Nur um leichter zu vergessen? Um über den Verlustschmerz schneller hinweg zu kommen?
Ich glaube, das ist ein falscher Weg.
Die Einstellung zu den Erinnerungen müssen bearbeitet werden. Wenn es nicht anders geht, dann in einer Gruppe.
Der größte Fehler ist wohl der, sich abzukapseln.

Um solche Ratschläge zu erteilen, bedarf es keiner diesbezüglichen Erfahrung. Einfühlungsvermögen ist allerdings wichtig.
Hoffentlich bleibe ich noch lange von diesen Erfahrungen verschont, doch einer von beiden Partnern muss sie doch mal machen.
Ich wünsche allen Betroffenen, viel Kraft und die Fähigkeit, liebe Erinnerungen richtig verarbeiten zu können, so, dass sie einem nicht mehr all zu weh tun, sondern man schließlich gerne an die schöne Zeit zurück denken kann, ohne allzu großen Schmerz.
Vielleicht findet sich dann eines Tages auf ganz normalem Weg eine neue Möglichkeit der Zweisamkeit.
Alles Liebe wünscht
uki

liebe uki,

beim lesen deines beitrages kamen mir wieder erinnerungen hoch.

nach dem plötzlichen tod meiner mutter habe ich ganz schnell die wohnung aufgelöst,
ganz schnell alle möbel verschenkt, alle sachen verschenkt, weil ich glaubte, so mit allem besser
fertig werden zu können.

jetzt nach 2 jahren bereue ich es. hätte gerne noch dinge, die es damals gab,
die ich vorschnell - einfach so - weggegeben oder weggeworfen habe.

wie man den tod eines angehörigen verarbeiten kann oder soll -
ich glaube, da gibt es kein patentrezept.

immer wird es dinge geben, die man bereut.
so oder so.