Plaudereien nach dem tod des ehepartners, einen neuen partner????

nein, sie ist keineswegs eine bedauernswerte frau.

sie hat sich nur während all der jahre zurück genommen. die kinder
erzogen, die elternteile versorgt (während der ehemann als selbständiger
architekt an seiner karriere
bastelte), später den ehemann gepflegt, der krank und
ziemlich unleidlich wurde.

es war eine erlösung: endlich kann sie jetzt an sich denken.

sie wollte es allen recht machen - und das geht oft über die kräfte.

Vielleicht?
hat sie auch zum ersten mal in ihrem Leben überhaupt gefühlt, was Freiheit ist.
Eben weil ihr Eheleben freiwillig so erfüllt war, daß sie gar nicht auf die Idee der eigenen Freiheit verfallen konnte. So verbunden war -aus freien Stücken-, daß sie die Zeit überhaupt nicht registriert hat als 'unfrei'. Sondern eben als Hingabe, als ihren Teil zur Ehe, zu ihrem Partner, zu einem Teil den sie gar nicht anders kannte.

Und jetzt sagt sie, ok, es war schön, aber jetzt weiß auch ich was Freiheit heißt.
Ich würde da überhaupt nichts Übles heraus-interpretieren.

Ich wundere mich allerdings über ihre Offenheit.
Das ist doch 'ach-so-gar-nicht' Brauch in D,
wo ein Zurückbleibender für mindestena drei Jahre mit Zähneklappen in Sack un Asche zu gehen hat.
Gratulation ihr zu ihrer neuen Einstellung der Freiheit!

Ich kann mir auch vorstellen, dass eine intensive Pflege eines Partners ganz schön die Freiheit beschneidet.
Und da jetzt aufzuatmen -jetzt bin ich davon befreit-, ich denke, es ist eine realistische, vernünftige Einstellung.

Mehr werde ich dazu nicht sagen; denn ich habe hier schon mal Dresche gekriegt ob meiner Einstellung dazu.

Dieses frei - frei - frei von Emy kann auch nur der verstehen, der ein wenig von ihrer Lebensgeschichte weiß. Es gibt Schicksale, wo eben
nur der Tod diese Freiheit bringen kann, - und einhergehend damit endlich eine Entwicklung ihrer Persönlichkeit, in der massive Unterdrückung durch Jahrzehnte an der Tagesordnung war.

Nicht jede/jeder bringt die Kraft auf, rauszugehen aus solch einer Beziehung, Gründe müssen nicht erörtert werden.

Emy ich freue mich, daß du nun dieses selbstbestimmte Leben führen kannst, daß du all die Talente, die in dir schlummern, geweckt hast, deine Kreativität ausleben kannst und eine glückliche Frau geworden bist.

Medea.

Liebe Medea,

das ist eben der springende Punkt: Man kennt nichts von den Lebensumständen des Menschen, über den man gerade schreibt. Daher kann ich auch immer nur aus meiner Sichtweise der Dinge schreiben, sonst könnte ich es auch gleich sein lassen.

Wenn das Leben der Dame so war, wie es beschrieben wurde (ich hege keinen Zweifel daran), ist sie für mich trotzdem eine bedauernswerte Frau. Ich weiß, wovon ich spreche, denn meiner Mutter ist es so ergangen. Insgeheim mache ich ihr heute noch den Vorwurf, sich nicht zur Wehr gesetzt zu haben. Es hätte doch Mittel und Wege geben müssen, dieser Misere zu entrinnen. Zumal sich die ehelichen "Unstimmigkeiten" auch auf uns Kinder ausgewirkt haben.

Ich glaube, ich habe diese Erinnerungen so verinnerlicht, daß ich NIE in einer Ehe hätte leben mögen, an deren Ende meine Frau Grund hätte, "Frei,frei,frei" zu rufen.

Mir ist klar, daß die Gegebenheiten vielfach anders sind, aber Ideale darf man doch noch haben.

Urego

Ich möchte ausdrücklich betonen,dass ich mit meinen Worten niemand persönlich meinte.

Es war und ist meine--wie ich auch schrieb-- Einstellung zum Verlust eines Partners.

Wenn,wie im Nachhienein angegeben,
sich ein Gefühl des
"endlich frei leben zu können"
nach dem Tod des Partners ergeben hat,
und angedeutet wird,dass nicht alles einfach und gut war und trotzdem durchgehalten wurde,ist es verständlich,wenn nun ein eigenes Leben gelebt werden kann!

Ich wollte niemand verletzen!

Gudrun

Liebe Gudrun, lieber Urego,

bitte faßt meine kleine Einlassung nicht verkehrt auf, Ihr versteht und mehr möchte ich jetzt auch nicht schreiben. Danke.

M.

ja, da stimme ich dir vollkommen zu. Diesem Beitrag kann ich nur zustimmen.
Natürlich kennt man die Zusammenhänge nicht, wenn der Hinterbliebene sagt: ich bin jetzt endlich frei.
Aber trotzdem bleibt da ein mulmiges Gefühl. Hätte man diese "unfreie Beziehung" denn nicht vorher beenden können? Wenn ich mich "unfrei" in einer Partnerschaft fühle, kann ich das ändern - zu Lebzeiten!!!! Entweder ich trenne mich oder ich spreche Klartext und versuche etwas zu ändern. Aber in vielen Fällen ist es wohl so, dass sich alles "eingespielt" hat und man es nicht für nötig hält, die Situation zu verändern. Das ist sehr traurig, finde ich. In meinen Augen ist eine Gleichgültigkeit dem Partner gegenüber schuld daran, nicht offen über alles zu sprechen.
Es hat sich alles so eingespielt, man redet (zusammen genommen nur ein paar Minuten täglich) wirklich miteinander. Und dann ist man vielleicht eines Tages froh, dass alles ein Ende hat und man sich - schon lange insgeheim gewünscht - selbst "verwirklichen" kann. Ich finde das einen Betrug an sich selbst und dem Partner gegenüber. Ich kann in jeder gut funktionierenden Partnerschaft alle meine "Freiheiten" leben und nicht erst nach dem Tod des Mannes oder der Frau.

beresina

nein, auch in einer gut funktionierenden ehe/partnerschaft kannst du nicht

alle freiheiten, die du gerne hättest, ausleben.

immer nimmst du in irgendeiner form rücksicht.

@beresina

Jeder hat sein ganz eigenes Schicksal. Jeder Mensch hat sein Karma zu bewältigen.
Jede Konstellation einer Parnterschaft ist so differenziert wie es Menschen auf der Erde gibt. Genau wie jeder das Recht hat, sein Leben zu leben, wie er es für richtig hält, hat ebenso niemand das Recht, sich zu erheben und über einen anderen zu richten oder zu urteilen.

Deine ganze Abhandlung strotzt nur so von Vorurteilen und Verurteilungen gegenüber einem Menschen oder einer Situation, deren Background du nicht kennst.

loretta

loretta, du bringst es auf den punkt.
jeder fall ist anders, jeder mensch tickt anders.
was der eine für richtig hält, findet der andere falsch.

genauso ist es mit entscheidungen für oder gegen etwas.

niemand kann dort richten.