Plaudereien Meine neue Heimat - Ich bin angekommen

Ja Klaro,

ich bin mittlerweile 69 Jahre alt.

Selbstverständlich habe ich mir lange Gedanken gemacht was wird, wenn ich mal richtig krank werde(Erkältungen, Magenverstimmungen etc. zählen da nicht). Oder was mache ich, wenn ich gebrechlich werde.

Für ärztliche Kosten habe ich in Deutschland noch ein Bankkonto, auf dem Geld für solche Fälle liegt. Ist es eine schwere Krankheit ohne Heilungschancen, kehre ich zurück. Auch da habe ich vorgesorgt. Bei altersbedingten Gebrechen muss ich mal schauen, wie sich das auf mein Alltagsleben hier auswirkt. Auch da schließe ich eine Rückkehr nicht aus.

Für hier anfallende Arztbesuche und evtl. notwendige Medikamente lege ich monatlich etwas hier auf meinem marok. Konto zurück, damit ich, wenn notwendig, darauf zurückgreifen kann.

Ein Arztbesuch kostet hier in etwa 20 - 30 Euro. Das kann ich mir allemal leisten.

Was die Versorgung älterer Menschen hier betrifft, so kann ich sagen, dass ältere Menschen sehr geachtet werden und dann auch mal Nachbarn bei Krankheit einspringen.

Jetzt bin ich noch kerngesund und freue mich, dass ich meinen Traum erfüllen konnte.

Myrja

Eine Frage zur Internetverbindung: Klappt das immer? Ist auch immer Strom vorhanden?

Hallo Schorsch,

ich habe mir so einen Modemstick besorgt. Meistens klappt es. Wenn sehr viele hier im Netz sind, muss man manchmal etwas Geduld aufbringen. Dann öffnen sich die Internetseiten recht langsam.

Aber geduldig sein können muss man hier so wie so, bei Allem! )

Was Stromausfall betrifft, siehe unten.

Myrja

11.07.2015

Heute mal keine Einkaufstour in die Stadt.

Habe mir zum ersten Mal auf dem Gaskocher Mittagessen gemacht, Reis, Pfeffersoße und gebratenes Rindfleisch. Ist gar nicht so einfach, wenn man bisher nur Elektroherde benutzt hat. Aber es hat geschmeckt! Muss mir unbedingt ein paar Topfdeckel besorgen. Die Kochtöpfe, die da sind, sind allesamt oben ohne.

Nun genieße ich einen Becher Kaffee und warte, dass der TV-Mensch noch einmal vorbei kommt. Hoffentlich erreicht Didier ihn. Denn der Receiver und der Fernseher machten plötzlich plop und aus die Maus. Beide Geräte stellen sich tot.

Gott sei Dank, die Geräte sind nicht kaputt. Im ganzen Stadtteil ist Stromausfall. Soll hier öfter passieren, hat man mir gesagt. Dann übe ich mich jetzt eben in Geduld!
Oh, 30 Minuten später: Alles läuft wieder. Mein Fernsehabend ist gerettet!

Liebe Myria.

Mein Respekt für deine Entscheidung, so soll es sein, persönliche Wünsche sind diese auch noch so unvorstellbar, spontan auszuführen.

Autonome bzw. autarke Menschen können das, es ist ein wunderbares Gefühl frei zu sein und mit den alltäglichen Bedürfnissen zufrieden zu sein.

Gut so..

Philippe

Myrja, Dank und danke, das ist für
mich interessant, alles was Du schreibst.
Bin mittenmang dabei. Habe noch nie einen
vergleichsweisen Thread entdeckt oder gelesen.
Also, mal wieder ein ganz neuer Besen, und
hopefully bleibst Du dabei. Dass Du eine ganz
sozialdenkende Frau bist, weiß ich schon lange.
Menschen sind Dir wichtig, und wie sind Deine
Nachbarn? Europäer oder Araber oder alles
durcheinander, ich mag Multikultis am meisten.
Der Mensch ist es, der zählt, nicht Religion oder
Nationalität. Das einfache Leben ist oft das
Beste und bringt Ministress. Ich kann mich eh nur
sattessen und immer nur ein Kleid tragen, wenn es
kalt ist, vielleicht mal zwei übereinander. Jetzt
kommen mir tausend Gedanken zur Garderobe, trägst
Du auch kurze Hosen in Marokko oder Miniröcke?
Wirst Du die arabische - Hocharabisch - Sprache
erlernen,
MERHABA, süße Deerne,
mit dankbaren Grüßen von Witta

Selbstverständlich trage ich keine Miniröcke und kurzen Hosen, Witta. Das verbietet hier der Anstand und außerdem mein Alter .

Mein kleines Häuschen liegt in Neubauviertel außerhalb der Stadt Richtung Landesinnere. Nachbarn habe ich noch keine kennengelernt. Noch ist Ramadan. Da schlafen viele tagsüber. Auch sind noch nicht alle Häuser und Wohnungen bewohnt. Einige werden auch ausschließlich als Ferienwohnungen, bzw. Ferienhäuser genutzt, von Ausländern und Marokkanern. Jetzt im Hochsommer und dazu noch Ramadan kommen diese Leute aber nicht hierher. Das ist denen zu heiß.

Man hat mir hier erzählt, dass zu den Einheimischen Araber genau so wie Berber gehören. Die Araber sollen etwas schwierig sein. Ob es stimmt - ich glaube es nicht und lasse mich überraschen.

Arabisch werde ich nicht lernen. Ich versuche gerade meine Französischkenntnisse zu verbessern.

Lieben Gruß zu Dir und allen, die mitlesen.

Myrja

12.07.2015

Eigentlich wollte ich ein paar Tage warten bis ich hier wieder berichte, wie es mir so geht.
Aber letzte Nacht ist etwas passiert, das muss ich unbedingt erzählen.

So kurz nach 22 Uhr hatte ich mich ins Bett gelegt um zu schlafen. Aber daraus wurde nichts. Ich hörte von draußen durch das geöffnete Fenster merkwürdige Geräusche. Die wollte ich erst ignorieren, aber das ging einfach nicht. Also stand ich wieder auf und schaute mal aus dem Fenster. Was ich da sah, habe ich noch nie erlebt!

Da haben sich doch ca. 8 Dromedare (ausgewachsene u. junge) in unsere Straße verirrt und gaben diese Geräusche von sich, die sich ähnlich wie röhrende Hirsche anhörten. Ich vermute, es waren wilde Tiere, denn sie hatten kein Zaumzeug um. Wahrscheinlich waren sie auf der Suche nach Futter. Und Futter, das fanden sie hier reichlich. Die Minivorgärten waren fast alle hübsch bepflanzt. Die Dromedare fraßen sich an diesen Pflanzen und Hecken zwei Stunden lang satt. Sie ließen sich weder von Autos noch von Menschen stören.

Als sie bei meinem Nachbarn angekommen waren, behielt ich sie scharf im Auge. Schließlich hat mir Didier letzte Woche 3 junge Pflanzen seitlich der Haustür eingesetzt, die nun tüchtig wachsen und nicht von den Dromedaren gefressen werden sollten. Allerdings war mir auch nicht klar, wie ich das überhaupt hätte verhindern sollen. Glücklicherweise waren meine Pflanzen noch so klein, dass sie wohl für diese Riesenviecher uninteressant waren.

Die Bewohner der Straße haben das Ganze amüsiert beobachtet. Keinen schien es zu stören, dass ihr Vorgarten angeknabbert wurde. Wenn ich da so an manchen Gartenbesitzer in Deutschland denke – da wäre hellste Aufregung gewesen!

Die Kinder hatten großen Spaß am Treiben der Dromedare, die immer wieder die Straße rauf unter runter galoppierten.

Irgendwann vertrieben dann die Kinder und einige Jugendliche mit lautem Geschrei die Tiere und ich verzog mich wieder in mein Bett. Von weitem hörte ich noch ab und zu das merkwürdige Röhren und schlief darüber ein.

Myrja

Mööönsch, Myrja - hast du deine Kamera noch nicht ausgepackt??
Ein Foto von Dromedaren in einer Wohnstraße wäre eine Sensation, auch wenn es dunkel und unscharf aussieht.
Ich bin gespannt, was noch so alles passiert!
Gi.

Gillian,

da habe ich in der Aufregung überhaupt nicht dran gedacht. Die Kamera war unten im Wohnzimmer.
Werde sie in Zukunft mit nach oben nehmen. Versprochen!

Myrja