Forum Allgemeine Themen Plaudereien Mario Barth und die deutsch Leidkultur....

Plaudereien Mario Barth und die deutsch Leidkultur....

ehemaligesMitglied23
ehemaligesMitglied23
Mitglied

Re: Mario Barth und die deutsche Leidkultur....
geschrieben von ehemaligesMitglied23
Vielleicht sind die User, die mit dem Humor von Mario Barth nichts anfangen können, einfach nur zu alt ?

Komik ist eine Sache des Verstehens.

So wie die Westdeutschen oft die DDR Witze nicht verstanden haben, weil sie die Situationen nicht kannten und daher nicht lachen konnten, so fehlt vielleicht vielen Usern hier das Insider-Wissen über die Lebenswirklichkeit der jungen Leute. Barth lebt von der Situationskomik bei Beziehungen. Die jungen Leute erkennen bei seinen Überspitzungen ihren Alltag wieder. Wir Alten leben in ganz anderen Verhältnissen und sehen daher diese Art Komik gar nicht.

Ich erinnere mich gut an Situationen, wo ich mich mit den Kollegen kringelig gelacht habe über Witze, bei denen Außenstehende nur verständnislos mit den Augen gerollt haben.

Komik ist immer auch ein Stück Zeitgeist und daher verstehe ich die Verurteilung von Mario Barth nicht.

Vielleicht sind nicht die Menschen , die über seine Witze lachen, dumm, sondern die, die sich anmaßen über andere zu urteilen.
erafina
erafina
Mitglied

Re: Mario Barth und die deutsche Leidkultur....
geschrieben von erafina
als Antwort auf ehemaligesMitglied23 vom 06.09.2011, 14:43:00
Da ja "Mensch" (oder sagt man "die Deutschen"?) in Sachen Humor absolut keinen Spaß versteht
ist es eigentlich müßig, sich darüber zu streiten, was "guter Humor" ist, und was nicht.

Speziell in Sachen Mario Barth geht es ja ausschließlich um die Unterschiede zwischen Männlein und Weiblein, die durchaus zutreffend sind. Hört man sich einmal von ihm an, wie es im Badezimmerschrank aufgeteilt ist zwischen Mann und Frau und schaut man in den eigenen Spiegelschrank, muss man schon lachen. Dass Männer auch heute noch kopfschüttelnd vor Eigenheiten von Frauen stehen, ist doch ganz einfach wahr (na klar, umgekehrt ist es genauso wahr!) Vergessen wir doch aber auch nicht, dass der hier offenbar von allen geschätzte Loriot auch schon immer behauptet hat, das Frauen und Männer nicht zusammenpassen, und vergessen wir auch nicht Kishon mit seiner "besten Ehefrau von allen". Und hat Tegtmaier nicht auch ab und zu über seine Alte gelästert? Diether Krebs und seine Frauen-gags - und, und, und.

Der Ton von Comedians ist heute anders, als der Ton von Komödianten früher.
Das ist vielleicht für Zartbesaitete bisweilen etwas gewöhnungsbedürftig.
Ich kenne nicht alles von Barth, aber in dem, was ich kenne, ist er noch nicht einmal respektlos und herabwürdigend gewesen.
Das hatte ich mir so vorgestellt, b e v o r ich ihn mir damals anhörte.
Er spricht einfach die Sprache der Menschen und ist nicht überheblich.
Nicht jeder will immerzu Kant und Hegel zitieren.

Ich persönlich finde es auch nicht soooo toll, wenn man bei den Massensendungen, nach dem 1500sten Gag nur noch Zotiges bringen kann, weil alles schon mal da war. Dann kann ich ja ausmachen. Da haben nach meiner Meinung die Künstler von früher schlauer gehandelt, oder es hat sich einfach so ergeben: sie sind nicht zerschlissen worden, oder haben sich nicht zerschleißen lassen.
Und sie haben ihre Gags noch selber geschrieben.
Nur wenige finden ihren Platz wie Wigald Bonig heute - wenn sie verbraucht sind, verschwinden sie danach.
Ich fand ihn bei Samstagnacht nicht gut - aber jetzt - genial.

Humor ist doch sehr persönlich.
Wie eben jede Sympathie oder Antipathie persönlich ist,
oder Freude und Schadenfreude etwas ganz Verschiedenes.

Ich finde, niemand sollte seinen persönlichen Humor als den einzig richtigen ansehen.
Und ich finde, man sollte vielleicht mal hiert und da wagen, sich etwas Neues anzutun.
Vielleicht ist es gar nicht so schlecht, wie man annahm.

erafina
olga64
olga64
Mitglied

Re: Mario Barth und die deutsche Leidkultur....
geschrieben von olga64
als Antwort auf ehemaligesMitglied62 vom 05.09.2011, 17:23:31
Ach ja, der Karl Valentin!
Sein Museum/Isartor habe ich zweimal besucht!
Ulfhild


Gestatten Sie, dass ich korrigiere? Im Gedenken an Karl Valentin heisst dieses Museum "Musäum" - dies ist auch so gewollt. Ein Besuch sollte allen Barth-Fans empfohlen werden, damit sie den Unterschied von feinem, hintergründigen Humor zu Proll-Attacken kennenlernen. Olga

Anzeige

loretta
loretta
Mitglied

Re: Mario Barth und die deutsche Leidkultur....
geschrieben von loretta
als Antwort auf olga64 vom 06.09.2011, 15:56:33

Liebe Olga,

Karl Valentin hin, Karl Valentin her. Der Mann würde im nächsten 130 Jahre alt werden. Da hat sich in der Branche inzwischen doch schon so einiges getan.

Ich kann zum einen über ihn schon deshalb nicht lachen, weil ich des Bayerischen nicht mächtig bin und schon gar nicht in der Form, wie er es pflegte, zu präsentieren und zum anderen hat sich der Begriff Humor im Laufe der Jahrzehnte doch stark verändert und gewandelt.

Mit hundert Jahre altem Humor holt man heute höchstens noch den alten Juppi aus dem Ohrensessel.

Ich finde es herrlich, wenn MB zum Beispiel von seiner Fernbedienung erzählt, die immer, aber auch immer in der Besuchsritze liegt ….. bis seine Freundin einzieht und er plötzlich ins Leere greift, weil sie sie, ordentlich wie sie ist, auf den Fernseher gelegt hat ……….. soweit – so gut, hört sich nicht weiter komisch an, aber wenn er es erzählt, muss man eben drüber lachen - ich jedenfalls.

Situationskomik so schön und banal – die Tausende zum Lachen bringt …. und es sind erwiesenermaßen nicht alles Prols, aber viele erkennen sich in ihrer gelebten Beziehung wieder. Und MB ist außerdem Berliner, den versteh ich auch ohne Dolmetscher.

In diesem Sinne, liebe Olga, bleib mir gewogen.
loretta
Mitglied_1a4a99f
Mitglied_1a4a99f
Mitglied

Re: Mario Barth und die deutsche Leidkultur....
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf loretta vom 06.09.2011, 16:51:50
es ist bei mario barth wirklich so, dass man sich in einigen situationen wieder findet. und nicht nur männer lachen darüber, auch die frauen.

ich kannte sein programm schon aus dem tv, bin aber trotzdem in seine show gegangen. das würde ich immer wieder tun, weil es kein anderer so gut versteht, die situation zwischen mann und frau punktgenau zu erklären.

schon allein der sprache wegen ist das herrlich, dann die mimik dazu, es passt einfach alles...

olga64
olga64
Mitglied

Re: Mario Barth und die deutsche Leidkultur....
geschrieben von olga64
als Antwort auf loretta vom 06.09.2011, 16:51:50
ABer klar, liebe Loretta bleib ich Dir gewogen.
Allerdings habe ich von Anfang an von "zeitlosen" Komikern geschrieben, wozu ich Loriot und eben Karl VAlentin zähle; beide verfügen mit ihrem Humor halt auch über ein hohes Mass an philosophischer Lebenserfahrung - in beiden finde ich mich eher als in Mario Barth.
Dies hängt sicher auch damit zusammen, dass ich nie Beziehungen pfleg(t)e, die dermassen abstrus sind, wie von MB geschildert. Darüber bin ich sehr dankbar und werde es auch zukünftig vermeiden, MB im TV anzusehen, bzw. gar Geld auszugeben, um mich in der Gemeinschaft von mir nicht so angenehmen Leuten z.B. im Olympiastadion zu Berlin wiederzufinden. Ich mag es halt gerne eine Nuance "leiser" und vielleicht auch kultivierter. Aber jedem das Seine.... Olga

Anzeige

loretta
loretta
Mitglied

Re: Mario Barth und die deutsche Leidkultur....
geschrieben von loretta
als Antwort auf olga64 vom 06.09.2011, 17:14:18


Liebe Olga, nur noch zwei bis drei Worte.

Es ist eben nix Abstruses, was von ihm geschildert wird - das ist ja gerade das Schöne.

Aber über Geschmack lässt sich halt nicht streiten - und so wollen wir zwei es auch weiterhin halten.

Schönen Abend für dich nach München.
loretta

gerry
gerry
Mitglied

Re: Mario Barth und die deutsche Leidkultur....
geschrieben von gerry
als Antwort auf loretta vom 06.09.2011, 17:27:39
Jo, die Preißn und die Bayern. Lujah sog' i
Re: Mario Barth und die deutsche Leidkultur....
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf loretta vom 06.09.2011, 17:27:39
Es gibt noch einen, der ähnlich wie mario barth die beziehungskiste

Mann/frau durch den kakao zieht:

Caveman

Das ist auch super!

Und wer nicht über solche dinge lachen kann, ist m.e. arm dran.

Sind es nicht gerade die komischen sachen, die das pralle leben schreibt?


(hier im urlaub gibts jede menge älterer paare auf der liegewiese am see. Hört man denen unfreiwillig zu, weil mindestens einer von denen schwerhörig ist, gibts jede menge komik, die man verarbeiten
könnte

caya
caya
Mitglied

Re: Mario Barth und die deutsche Leidkultur....
geschrieben von caya
als Antwort auf olga64 vom 06.09.2011, 17:14:18
Klar Olga,

Liesl Karstadt und Karl Valentin sind unsere Nationalheiligen in Sachen trockenem Humor!

Deren Humor ist zeitlos, aber denken sie mal an Herbert und Schnipsi das sind Leute unseres Alters

die treiben doch wirklich manche Alltagssitiuation auf die Spitze. auf eine sehr menschliche Art und Weise, nämlich so, dass man sich selbst wiedererkennen kann.

Über die kann ich schallend lachen!!!
....und über manch anderen auch!

Servus
Caya

Anzeige