Plaudereien Kennt Ihr eigentlich (noch) Carl Wolff?
miriam
Mitglied
Re: Kennt Ihr eigentlich (noch) Carl Wolff?
Ja Qilin - es ist in der Tat ein schönes Gedicht, welches auch mich an Paul Celan erinnert...
Nur: werch ein illtum - würde nun Ernst Jandl sagen, denn Carl Wolff und Karl Wolff sind zwei unterschiedliche Dichter!
Da aber auch Carl Wolff ernsthafte Gedichte schrieb, habe ich die beiden großen Dichter heute morgen verwechselt...
Was lernen wir daraus? Niemals vor dem Kaffee schreiben!
Miriam
Nur: werch ein illtum - würde nun Ernst Jandl sagen, denn Carl Wolff und Karl Wolff sind zwei unterschiedliche Dichter!
Da aber auch Carl Wolff ernsthafte Gedichte schrieb, habe ich die beiden großen Dichter heute morgen verwechselt...
Was lernen wir daraus? Niemals vor dem Kaffee schreiben!
Miriam
luchs35
Mitglied
Re: Kennt Ihr eigentlich (noch) Carl Wolff?
Der Buchversand "Jokers" hat noch einige Werke von Carl Wolff im Angebot. Ich habe auch noch einige seiner Gedichte gefunden:
Der Waschbär
Der Waschbär lebt in Kanada.
In Lappland soll es keinen geben.
Wie schade!Denn gerade da
hätt´er ein wunderschönes Leben.
Vom Waschbär steht im großen Brehm,
er wäscht,eh´er sie frißt,die Happen.
In Lappland wär es so bequem
mit all den Lappen.
***
Der Hammelbraten
In Ungarn kann der Hammelbraten
nicht so wie anderswo geraten.
Mir ging das so in Budapest:
der Hammelbraten war zu fest
und wurde überhaupt nicht gar,
dieweil der Hammel Ungar war.
Der Waschbär lebt in Kanada.
In Lappland soll es keinen geben.
Wie schade!Denn gerade da
hätt´er ein wunderschönes Leben.
Vom Waschbär steht im großen Brehm,
er wäscht,eh´er sie frißt,die Happen.
In Lappland wär es so bequem
mit all den Lappen.
***
Der Hammelbraten
In Ungarn kann der Hammelbraten
nicht so wie anderswo geraten.
Mir ging das so in Budapest:
der Hammelbraten war zu fest
und wurde überhaupt nicht gar,
dieweil der Hammel Ungar war.
Hallo Miriam,
macht doch nichts, das kommt vor. Ich werde es aber zum Anlass nehmen und eine zweite Carl Wolff-Abteilung mit seinen ernsthaften Gedichten "aufmachen". Ich besitze die beiden Bände " Auf stillen Wegen" und "Falterflug" von ihm. Wunderschöne Gedichte.
Roland
macht doch nichts, das kommt vor. Ich werde es aber zum Anlass nehmen und eine zweite Carl Wolff-Abteilung mit seinen ernsthaften Gedichten "aufmachen". Ich besitze die beiden Bände " Auf stillen Wegen" und "Falterflug" von ihm. Wunderschöne Gedichte.
Roland
Toll, die kannte ich noch nicht. Danke!
und hier:
und hier:
Äpfel
An einem Baume hingen viele Gravensteiner.
Faul war nur einer.
Doch die gesunden um ihn her,
die taten auch nicht mehr.
Die Leiter
Es war sehr heiß, als ich die Leiter fand.
Sie stand auf einem Hofe an der Wand
und war von Sonnenschein umflossen.
Die Leiter hatte sieben Sprossen.
Als ich nach ein paar Tagen noch einmal
die Leiter sah, da war der Sprossenzahl
von sieben Stück auf hundert hochgeschossen -
einschließlich dreiundneunzig Sommersprossen.
Die Rose
Meines Liebsten heftete ich lose
an den Gürtel eine dunkelrote Rose.
Noch bevor die Sonne sank,
wurde meine Liebste krank.
Diagnose:
Gürtelrose.
An einem Baume hingen viele Gravensteiner.
Faul war nur einer.
Doch die gesunden um ihn her,
die taten auch nicht mehr.
Die Leiter
Es war sehr heiß, als ich die Leiter fand.
Sie stand auf einem Hofe an der Wand
und war von Sonnenschein umflossen.
Die Leiter hatte sieben Sprossen.
Als ich nach ein paar Tagen noch einmal
die Leiter sah, da war der Sprossenzahl
von sieben Stück auf hundert hochgeschossen -
einschließlich dreiundneunzig Sommersprossen.
Die Rose
Meines Liebsten heftete ich lose
an den Gürtel eine dunkelrote Rose.
Noch bevor die Sonne sank,
wurde meine Liebste krank.
Diagnose:
Gürtelrose.
miriam
Mitglied
Re: Kennt Ihr eigentlich (noch) Carl Wolff?
Tja, meine Verwechslung hat mich schon etwas mitgenommen - denn ich bin eigentlich so gar nicht dickhäutig...
À propos dickhäutig:
Miriam
À propos dickhäutig:
Der Elefant
Der Natur beliebt's, an allen Enden
unvernünftig zu verschwenden.
So zum Beispiel trägt der Elefant
fern im unbemenschten Affenland
Zähne ganz aus echtem Elfenbein.
Muß das sein?
Der Natur beliebt's, an allen Enden
unvernünftig zu verschwenden.
So zum Beispiel trägt der Elefant
fern im unbemenschten Affenland
Zähne ganz aus echtem Elfenbein.
Muß das sein?
Miriam
Carl Wolff zu lesen - was für ein Vergnügen,
das Schönste ist - man muss noch nichtmal liegen,
denn auch im Sitzen oder gar im Gehen,
kann man den Wortwitz wunderbar verstehen.
Danke Roland, ich kannte ihn auch nicht, obwohl mir der Kragenknopf sehr bekannt vorkommt.
Pippa
das Schönste ist - man muss noch nichtmal liegen,
denn auch im Sitzen oder gar im Gehen,
kann man den Wortwitz wunderbar verstehen.
Danke Roland, ich kannte ihn auch nicht, obwohl mir der Kragenknopf sehr bekannt vorkommt.
Pippa
Hallo Miriam -
die Verwechslung von 'Carl' und 'Karl' braucht Dich überhaupt nicht zu genieren - die wäre für einen 'wissenschaftlichen Bibliothekar' ganz natürlich - nach den Katalogregeln müssen alle 'unüblichen' Schreibweisen vereinheitlicht werden, so dass z.B. aus C.G. Jung ein 'Jung, Karl Gustav' wird. Nachdem immer wieder Benutzer verwundert gefragt hatten, ob wir denn von dem kein einziges Buch hätten, gelang es mir, in einem unbeobachteten Augenblick einen 'Nütztlichkeitsverweis' in die Kataloglade zu schmuggeln... Gerade nachgesehen - der wurde sogar für den Online-Katalog mitverfilmt
Wegen des Elfenbeins, das der Elefant mit sich herumträgt - das ist eine schwierige Frage: spricht es mehr für das Intelligent Design, dass der Schöpfer den Elefanten damit ausstattete, weil er wusste, dass später mal viele Ritualgegenstände daraus gefertigt würden, oder mehr für die Evolutionstheorie, dass die Stoßzähne immer kleiner werden, weil große Exemplare die Überlebenswahrscheinlichkeit deutlich verringern (Das ausgestorbene Mammut hatte ja noch größere...) - oder für das Unintelligent Design, dass die Dinger überhaupt ein Konstruktionsfehler sind?![]()
() qilin
die Verwechslung von 'Carl' und 'Karl' braucht Dich überhaupt nicht zu genieren - die wäre für einen 'wissenschaftlichen Bibliothekar' ganz natürlich - nach den Katalogregeln müssen alle 'unüblichen' Schreibweisen vereinheitlicht werden, so dass z.B. aus C.G. Jung ein 'Jung, Karl Gustav' wird. Nachdem immer wieder Benutzer verwundert gefragt hatten, ob wir denn von dem kein einziges Buch hätten, gelang es mir, in einem unbeobachteten Augenblick einen 'Nütztlichkeitsverweis' in die Kataloglade zu schmuggeln... Gerade nachgesehen - der wurde sogar für den Online-Katalog mitverfilmt
Wegen des Elfenbeins, das der Elefant mit sich herumträgt - das ist eine schwierige Frage: spricht es mehr für das Intelligent Design, dass der Schöpfer den Elefanten damit ausstattete, weil er wusste, dass später mal viele Ritualgegenstände daraus gefertigt würden, oder mehr für die Evolutionstheorie, dass die Stoßzähne immer kleiner werden, weil große Exemplare die Überlebenswahrscheinlichkeit deutlich verringern (Das ausgestorbene Mammut hatte ja noch größere...) - oder für das Unintelligent Design, dass die Dinger überhaupt ein Konstruktionsfehler sind?
() qilin
miriam
Mitglied
Re: O.T.- mal nachdenken...
Tja Quilin - und so wird der Beweis erbracht, dass Carl Wolff nicht nur konsumiert werden kann, sondern auch zum Nachdenken animieren sollte...
Deinen Beitrag lesend, stellt sich fast von alleine die Frage:
was lehrt uns das?
Nein, diesmal kein unnützes Wissen...
Sondern die Tatsache, dass auch Verwechslungen durchaus etwas Positives bewirken können.
Wäre ich doch beim Karl geblieben – denn die Tatsache, dass ich treu zum Carl zurückkehrte - hatte ja m.E. etwas weniger Erfreuliches zur Folge: die Elfenbeinzähne der Carlschen Elefanten, ließen dich über das "Intelligent Design" sinnieren.
Und das ist wahrlich ein unnützes Wissen.
Schön ist es aber, dass irgendwie alle unsere nachdenklichen Themen, sich irgendwo treffen.
Doch auch das Aufeinandertreffen ist nicht immer ohne.
Dazu wieder Carl Wolff:
Da wir aber keine sich schneidenden Straßen sind,
begrüße ich dich - und deine Themen...
Miriam
Deinen Beitrag lesend, stellt sich fast von alleine die Frage:
was lehrt uns das?
Nein, diesmal kein unnützes Wissen...
Sondern die Tatsache, dass auch Verwechslungen durchaus etwas Positives bewirken können.
Wäre ich doch beim Karl geblieben – denn die Tatsache, dass ich treu zum Carl zurückkehrte - hatte ja m.E. etwas weniger Erfreuliches zur Folge: die Elfenbeinzähne der Carlschen Elefanten, ließen dich über das "Intelligent Design" sinnieren.
Und das ist wahrlich ein unnützes Wissen.
Schön ist es aber, dass irgendwie alle unsere nachdenklichen Themen, sich irgendwo treffen.
Doch auch das Aufeinandertreffen ist nicht immer ohne.
Dazu wieder Carl Wolff:
Die Straßenecke
Zwei Straßen treffen sich seit langem schon
an einer Ecke, dafür vorgesehen.
Sie möchten gern, gemäß dem guten Ton,
sich dort begrüßen, eh sie weitergehen.
Der Magistrat jedoch erlaubt es nicht,
und auch der Stadtplan untersagt's den beiden.
Es sei, so will's die Ordnung, ihre Pflicht,
sich dort zu schneiden.
Zwei Straßen treffen sich seit langem schon
an einer Ecke, dafür vorgesehen.
Sie möchten gern, gemäß dem guten Ton,
sich dort begrüßen, eh sie weitergehen.
Der Magistrat jedoch erlaubt es nicht,
und auch der Stadtplan untersagt's den beiden.
Es sei, so will's die Ordnung, ihre Pflicht,
sich dort zu schneiden.
Da wir aber keine sich schneidenden Straßen sind,
begrüße ich dich - und deine Themen...
Miriam
Da wir schon mal OT sind, noch was zum 'irgendwo Treffen' - von Christian Morgenstern:
() qilin
Die Parallelen
Es gingen zwei Parallelen
ins Endlose hinaus;
zwei kerzengerade Seelen,
und aus solidem Haus.
Sie wollten einander nicht schneiden
bis an ihr seliges Grab;
das war nun einmal der beiden
geheimer Stolz und Stab.
Doch als sie zehn Lichtjahre
gewandert neben sich hin,
da ward's dem einsamen Paare
nicht irdisch mehr zu Sinn.
War'n sie noch Parallelen?
Sie wussten's selber nicht,
sie flossen nur wie zwei Seelen
zusammen im ewigen Licht.
Das ewige Licht durchdrang sie,
da wurden sie Eins in ihm -
die Ewigkeit verschlang sie
als wie zwei Seraphim.
Es gingen zwei Parallelen
ins Endlose hinaus;
zwei kerzengerade Seelen,
und aus solidem Haus.
Sie wollten einander nicht schneiden
bis an ihr seliges Grab;
das war nun einmal der beiden
geheimer Stolz und Stab.
Doch als sie zehn Lichtjahre
gewandert neben sich hin,
da ward's dem einsamen Paare
nicht irdisch mehr zu Sinn.
War'n sie noch Parallelen?
Sie wussten's selber nicht,
sie flossen nur wie zwei Seelen
zusammen im ewigen Licht.
Das ewige Licht durchdrang sie,
da wurden sie Eins in ihm -
die Ewigkeit verschlang sie
als wie zwei Seraphim.
() qilin
luchs35
Mitglied
Re: O.T.- mal nachdenken...
Mich erinnern die heteren Gedichte von Carl Wolff an Eugen Roth, der ebenfalls die kleineren und grösseren Unpässlichkeiten des Lebens so schön aufgespießt hat. ich setze mal zum Vergleich eines seiner Gedichte ein:
Der Maßlose
Ein Mensch, der manches liebes Jahr
Zufrieden mit dem Dasein war,
Kriegt eines Tages einen Koller
Und möchte alles wirkungsvoller.
Auf einmal ist kein Mann ihm klug,
Ist keine Frau ihm schön genug.
Die Träume sollten kühner sein,
Die Bäume sollten grüner sein,
Schal dünkt ihn jede Liebeswonne,
Fahl scheint ihm schließlich selbst die Sonne.
Jedoch die Welt sich ihm verweigert,
Je mehr er seine Wünsche steigert.
Er gibt nicht nach und er rumort,
Bis er die Daseinsschicht durchbohrt.
Da ist es endlich ihm geglückt -
Doch seitdem ist der Mensch verrückt
Ein Mensch, der manches liebes Jahr
Zufrieden mit dem Dasein war,
Kriegt eines Tages einen Koller
Und möchte alles wirkungsvoller.
Auf einmal ist kein Mann ihm klug,
Ist keine Frau ihm schön genug.
Die Träume sollten kühner sein,
Die Bäume sollten grüner sein,
Schal dünkt ihn jede Liebeswonne,
Fahl scheint ihm schließlich selbst die Sonne.
Jedoch die Welt sich ihm verweigert,
Je mehr er seine Wünsche steigert.
Er gibt nicht nach und er rumort,
Bis er die Daseinsschicht durchbohrt.
Da ist es endlich ihm geglückt -
Doch seitdem ist der Mensch verrückt