Plaudereien Haben wir uns im Laufe des Lebens wesentlich verändert
Hallo, det,
aber die BASIS hat sich doch nicht geändert. Wenn Dich das Wort "Basis" stört, nenne es "angeborene Charakterzüge", oder von mir aus auch "die Genetik". Dass schwere, schlimme (aber auch gute!) Erfahrungen den Menschen verändern, das ist klar. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass das die ganze Basis verändert, sondern dass das "auf dieser Basis" abläuft.
Ich habe auch zwei total mich verändernde Erfahrungen gemacht, die eine war eine Art Nahtoderfahrung (worüber ich aber noch nie ausführlich und öffentlich geredet habe, und dies auch nicht tun werde), über die andere werde ich mich hüten, hier reden oder auch nur anzudeuten.
Danach war ich aber noch "derselbe", wenn ich auch eine ganz andere Sicht auf das Leben und auf MEIN Leben hatte, was auch zu Konsequenzen führte.
Schönen Gruss
DW
Als ich diesen Thread entdeckte, fiel mir sofort (und zum wiederholten Male) die Parabel "Das Wiedersehen" von Bertold Brecht ein:
Ein Mann, der Herrn K. lange nicht gesehen hatte, begrüßte ihn mit
den Worten: "Sie haben sich gar nicht verändert." "Oh!", sagte Herr
K. und erbleichte. (Nachzulesen in Brechts "Geschichten vom Herrn Keuner")
Diese Parabel war Aufsatzthema im Abitur - nur leider in der Parallelklasse und nicht in meiner, was ich damals sehr bedauerte...
Würde mich heute jemand mit den an Herrn K. gerichteten Worten begrüßen, würde ich zwar nicht erschrecken, aber irritiert wäre ich schon: Es ist für mich nämlich unvorstellbar, mich im Laufe meines langen Lebens nicht verändert zu haben. Und natürlich habe ich mich verändert und bin auch heute noch offen für Veränderungen - glücklicherweise!
Nur ein kleines Beispiel aus der Kindheit:
Ich war ein kränkliches, vor allem aber ein extrem schüchternes Kind und zwar so schüchtern, dass ich während des ersten Schuljahres von meiner Lehrerin schlichtweg übersehen wurde. Ich beteiligte mich am Unterricht nur, wenn ich persönlich angesprochen wurde - und das kam in der Klasse mit damals 60 Schülern so gut wie nicht vor. Meiner erschrockenen Mutter eröffnete die Lehrerin eines Tages, dass ich wohl nicht in die 2. Klasse versetzt würde - wegen Lernschwäche. Ich wurde dann aber doch versetzt (warum weiß ich nicht). Erst durch einen Umzug mit einer neuen Schule, in der ich mich angenommen fühlte, bekam ich Gelegenheit, mich zu entwickeln ...
vivienne
@ Jürgen
Demenz hat sicher nichts mit der Überschrift zu tun. Bis aber dieser Zustand eintritt entstehen bereits im Vorfeld Änderungen bei den Menschen, die eher schleichend sind, aber durchaus darauf hindeuten können, dass vielleicht irgendetwas nicht mehr so in Ordnung ist.
Man merkt es ja meist selbst nicht, wenn man sich verändert, so etwas wird eher vom Umfeld wahrgenommen und Manche trauen es sich dann nicht zu sagen, weil sie einen nicht verletzen möchten.
Dabei wäre es oftmals hilfreich, solche Veränderungen zu erkennen, weil man da dann auch vorbeugen könnte bezüglich gravierender Folgen.
Es gibt in den großen Kliniken Demenzsprechstunden, in denen bereits im Vorfeld, noch ehe so etwas eintritt getestet werden kann, inwieweit möglicherweise eine familiäre Disposition gegeben sein könnte.
ich habe daher meine Hinweise auch in erster Linie in Richtung Vorsorge gesehen.
@JuergenS Nichts zu danken. Was kann mir denn passieren, wenn ich so etwas erzähle? Vielleicht benutzt das später mal jemand gegen mich, doch das hatte ich schon. Das macht mir also nichts mehr. Vielleicht mag jemand anders von sich zu erzählen, dann ist schon etwas erreicht.
@Der-Waldler Nun überschreiten wir die Grenze vom Wissen zum Glauben. Ich weiß, dass man (vor allem der berühmt/berüchtigte Volksmund) früher davon ausging, dass es so etwas wie einen unveränderliches Wesenskern gäbe, angeborene Charakterzüge, so etwas in der Art. Meines Wissens nach gilt das schon lange als überholt. Ich habe dir zugestimmt, dass in der frühen Kindheit erworbene Prägungen als irreversibel gelten. So habe ich es vor 30 Jahren mal gelernt. Keine Ahnung, ob das heute noch gilt. Ich habe aber auch begründet, warum ich das für unwesentlich halte.
Ich habe vor ein paar Jahren sehr viel populärwissenschaftliches zum Thema des "Selbst" gelesen, was denn dieses "Ich" sei, als das wir uns wahrnehmen. Michael Gazzaniga zum Beispiel oder Antonio Antonio Damasio, um nur die beiden prominentesten Autoren zu nennen. Keiner der Autoren ging davon aus, dass es so etwas wie angeborene Eigenschaften gäbe und ich fürchte, dass dieser Gedanke konsequent weitergedacht in eine Art von Sozialdarwinismus münden könnte.
Der zweite Grund, warum ich die Vorstellung vom angeborenen, genetisch bedingten oder sonstwie unveränderlichen Wesenskern ablehne, geht in eine ganz andere Richtung. Wir sind uns wohl darüber einig, dass diese Idee im Widerspruch zur Anatta-Lehre steht. Die jedoch entspricht voll und ganz meiner Lebenserfahrung.
Wir reden immer noch aneinander vorbei, det. Ich rede von der Genetik und dem, was ein Mensch in der prägendsten (!) Zeit seines Lebens (0-2 Jahre) erfährt. Das hat nichts mit Glauben zu tun, sondern mit Genetik, Psychologie und Verhaltensforschung. Ich verstehe wirklich nicht, warum das nicht verstanden wird. Besser/Klarer kann ich es nicht erklären. Tut mir leid.
Schönen Abend noch
DW
P.S. Nur für Dich, det, weil Du anscheinend weisst, worüber da geredet wird: Wenn wir schon buddhistisch reden, dann basiert doch der "Anattâ"-Gedanke auf dem "Kamma", hängt zumindest mit diesem eng zusammen. Setze Kamma = Genetik+frühkindliche Erfahrung (und möglicherweise noch einiges andere) und es wird sofort klar, was ich meine, zumindest, wenn man, wie Du, Ahnung vom frühen Buddhismus hat.
Sorry an die anderen, aber das hier verständlich aufzudröseln, geht nicht, das sind buddhistische Themen, für die ich viele Jahre brauchte, um sie zu verstehen, das kann ich nicht in einen Forentext packen. Mag sein, dass andere das können, ich kann es nicht. Im Übrigen ist diese akademische Diskussion vermutlich nicht, was @JuergenS sich vom Thema erhofft hatte. Daher, bitte verzeih, det, ist das Thema auf diese Art und Weise zu diskutieren, jetzt und hier für mich beendet.
Wir lernen aus Erfahrungen, die wir gemacht haben, sofern wir bereit sind dazuzulernen, und die führen zu Veränderungen unseres Selbst..... wenn wir es richtig angehen, zu positiven!
Jede Erfahrung, besonders die schmerzvollsten, zeigen uns woran es bei uns hapert.
Wenn wir diese Erfahrungen hinterfragen, 'warum passiert mir das, warum gerade jetzt'
können sie helfen Erkenntnisse über uns selbst herauszufiltern und umzudenken, und uns selbst oder unser Denken zu verändern.
Das Leben 'bewußt ' zu leben ist von großer Bedeutung, denn nur dadurch sind wir imstande uns zu verändern und gemachte Fehler zu erkennen und nicht immer zu wiederholen, und in Fallen zu tappen , die uns das Leben aufstellt.
Heißt es nicht, man erlebt immer alles Negative solange man verstanden hat, worauf es uns hinweisen will?
Das gilt für alle Bereiche unseres Lebens.
Krankheit, zwischenmenschliche Beziehungen, geschäftliche wie berufliche Niederlagen in immer wiederkehrender Form sind wichtige Hinweise.
Aber leider sind wir Verdrängungs- und Übersehungskünstler..... und erst wenn es ganz, ganz schlimm kommt, gucken wir betroffen ..... WARUM gerade ICH! ???
Caya
Jede Erfahrung, besonders die schmerzvollsten, zeigen uns woran es bei uns hapert.hallo @caya wie meinst du das?
Irgendwie klingt es für mich so, dass du meinst, dass jede schmerzvolle Erfahrung damit zusammenhängt, dass es irgendwo hapert - wie kommst du zu so einer Auffassung?
Oder meinst du es anders?
Das Leben 'bewußt ' zu leben ist von großer Bedeutung, denn nur dadurch sind wir imstande uns zu verändern und gemachte Fehler zu erkennen und nicht immer zu wiederholen, und in Fallen zu tappen , die uns das Leben aufstellt.das Leben so bewusst, wie mir möglich zu leben - da stimmer ich dir voll zu
geschrieben von caya
doch auch hier wieder die "Fehlergeschichte"... als ob unser Leben und seine großen Veränderungen hauptsächlich durch Fehler ausgelöst werden würde... war das bei dir so?
ich habe viel aus guten Situationen gelernt,
die großen Veränderungen hatten unterschiedliche Ursachen: zum Teil waren es sehr schmerzliche Erlebnisse, die ich aber nicht auf Fehler oder Schuld zurückführen kann
und zum anderen Teil hat mich die Liebe verändert - sie wohl am meisten 😊 auf jeden Fall in viel größerem Maß als alle meine Fehler zusammen
WurzelFluegel
Hallo, det,Lieber Waldler, ich verstehe dich sehr gut, denn auch ich habe einige schwere Erfahrungen machen müssen - einschließlich einer Nahtoderfahrung. Ich würde hier auch nicht darüber reden wollen.
aber die BASIS hat sich doch nicht geändert. Wenn Dich das Wort "Basis" stört, nenne es "angeborene Charakterzüge", oder von mir aus auch "die Genetik". Dass schwere, schlimme (aber auch gute!) Erfahrungen den Menschen verändern, das ist klar. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass das die ganze Basis verändert, sondern dass das "auf dieser Basis" abläuft.
Ich habe auch zwei total mich verändernde Erfahrungen gemacht, die eine war eine Art Nahtoderfahrung (worüber ich aber noch nie ausführlich und öffentlich geredet habe, und dies auch nicht tun werde), über die andere werde ich mich hüten, hier reden oder auch nur anzudeuten.
Danach war ich aber noch "derselbe", wenn ich auch eine ganz andere Sicht auf das Leben und auf MEIN Leben hatte, was auch zu Konsequenzen führte.
Schönen Gruss
DW
Trotz solcher Erfahrungen - die meist schwer erträglich waren - habe ich mich dank meines Glaubens an mich selbst positiv weiterentwickelt. Heute rückblickend erkenne ich das an meinem persönlichen Umfeld......und besonders bei meinen Kindern.
Selbstfindung oder Schicksal oder Kamma eben - davon bin ich überzeugt.
Lieben Gruß
Teri
das Leben so bewusst, wie mir möglich zu leben - da stimmer ich dir voll zuDanke für den klugen Beitrag.
doch auch hier wieder die "Fehlergeschichte"... als ob unser Leben und seine großen Veränderungen hauptsächlich durch Fehler ausgelöst werden würde... war das bei dir so?
ich habe viel aus guten Situationen gelernt,
die großen Veränderungen hatten unterschiedliche Ursachen: zum Teil waren es sehr schmerzliche Erlebnisse, die ich aber nicht auf Fehler oder Schuld zurückführen kann
und zum anderen Teil hat mich die Liebe verändert - sie wohl am meisten 😊 auf jeden Fall in viel größerem Maß als alle meine Fehler zusammen
WurzelFluegel
Wenn ich auf mein Leben zurückblicke, erkenne ich auch, dass ich am meisten aus Fehlern, auch Fehltentscheidungen und auch Misserfolgen lernte (letztere dann meistens im beruflichen Bereich). Wenn ich es zugelassen habe, dass solche negativen Erfahrungen einen Lerneffekt auslösen können und sollen, half mir dies bei einem nächsten Fall dieser Art und ich wiederholte z.B. Fehler nicht mehr, bzw. bemühte mich darum.
Aber auch wenn ich irgendeine Schuld auf mich geladen hatte (kommt ja im menschlichen Leben vor und sehr oft in der leichteren Ausprägung) schaltete sich mein Gewissen ein und erinnerte mich beim nächsten Fall, der ähnlich gelagert war.
Die wirklich guten, bzw. gutlaufenden Dinge in meinem Leben prägten mich weniger, weil sie in solchen Phasen normal erschienen und erst wichtig wurden, wenn die positive Lebensphase durch eine negative abgelöst wurde.
Ja, es stimmt - auch die Liebe hat mich oft verändert; aber sie war dann doch oft mehr ein flüchtiger Faktor, der bei mir keinen alles entscheidenden Einfluss auf mein Leben genommen hatte. Das ist erst jetzt der Fall, wo die Liebe mehr beruhigendes Gefühl ist und nicht mehr gestört wird durch äusssere Einflüsse wie Beruf usw. Olga
die letzten 6, 7 Beiträge möchte ich nicht missen, vielleicht will sich ja noch jemand zu seinem Leben im Sinne der Überschrifts-Anregung äussern.
Ich finde es spannend und keiner beabsichtigt ja was Unterschwelliges mit diesen Beiträgen .
😐