Forum Allgemeine Themen Plaudereien Haben wir uns im Laufe des Lebens wesentlich verändert

Plaudereien Haben wir uns im Laufe des Lebens wesentlich verändert

val
val
Mitglied

RE: Haben wir uns im Laufe des Lebens wesentlich verändert
geschrieben von val
als Antwort auf werderanerin vom 12.04.2022, 16:23:35
Woran kannst du diese Gefühle fest machen ?

Kristine

 
RUHE, liebe Kristine.
Ich finde Ruhe kostbar.
LG Val
Irmtraudnagel
Irmtraudnagel
Mitglied

RE: Haben wir uns im Laufe des Lebens wesentlich verändert
geschrieben von Irmtraudnagel
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 12.04.2022, 14:51:01

Eine "neue Persönlichkeit" entsteht auch nicht durch altersgemäße Veränderungen. Es sind letztlich immer Zusatzeigenschaften, die da mit dazu kommen im Laufe eines Lebens, die sowohl positiver als auch negativer Natur sein können.

Bekannt ist  aus der Demenzforschung, insbesondere  auch bei Alzheimer, dass sich da die negativen Eigenschaften, die lebenslang in der Person nur schlummerten plötzlich mit Vehemenz zu tage treten.

Alles das, was früher an Negativem durchaus vorhanden war, aber letztendlich auch mit Empathie und positiven Eigenschaften niedergedrückt wurde, so dass es gar nicht zum Tragen kam, ist bei einer Alzheimer-Erkrankung von den Betroffenen nicht mehr beherrschbar, so dass negative Eigenschaften ungebremst zutage treten, die jeder Mensch durchaus auch in sich tragen kann, ohne je auffällig gewesen zu sein,
Das ist u.a. etwas, was betroffenen Angehörigen sehr zu schaffen macht, weil sie plötzlich eine Person vor sich haben, die sie so nie erlebt haben.
 

RE: Haben wir uns im Laufe des Lebens wesentlich verändert
geschrieben von ehemaliges Mitglied

Ich glaube, ich habe mich nicht wesentlich verändert. Ich war schon als Baby sehr zufrieden und habe selten geheult und war den Menschen zugetan und offen. Als ich letzte Woche beim Nähkurs war, hat man mir auf den Kopf zugesagt, dass ich beruflich mit Menschen gearbeitet habe. Stimmt. Ich mag Menschen, heute noch genauso wie früher, z. B. zu meiner Schulzeit, und bin meistens bei den Menschen herzlich willkommen und beliebt. Aber ich bin misstrauischer geworden, glaube nicht mehr alles und jedem. Und daran sind die schlechten Erfahrungen Schuld, die ich im Laufe des Lebens gemacht habe.
Jutta


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olga64
olga64
Mitglied

RE: Haben wir uns im Laufe des Lebens wesentlich verändert
geschrieben von olga64

Ich bezweifle sehr, dass man es selbst beurteilen kann, wie und ob man sich im Laufe des Lebens verändert hat. Sogar optisch ist das meist nicht möglich,weil man sich selten vor dem Spiegel eingestehen möchte, dass das Alter seinen Tribut fordert.

Wenn ich das bei mir versuche, stelle ich fest, dass meine Philanthropie stark nachgelassen hat und ich doch einige Menschen meiner Altersgruppe negativer beurteile (und die mich sicher auch) und ich solche Kontakte nicht mehr unbedingt forciere.

Wie ich als Säugling war, weiss ich nicht, das mein Erinnerungsvermögen (wie bei allen Menschen) erst mit ca 4 Jahren einsetzt. Einen Vergleich mit dieser Zeit als Kleinkind bei mir anzustellen, lasse ich sein - es ist zu lange her und sicher für meine weitere Entwicklung bis heute nicht mehr unbedingt ausschlaggebend.

Aber das Alter hat auch Vorteile: es wird einem weniger peinlich. Bei mir ist es auch so,dass der in früheren Jahren oft zwanghafte Druck, geliebt oder gemocht zu werden, nicht mehr sehr ausgeprägt ist. Ich fordere Respekt von anderen und bin auch bereit, diesen zu geben, wenn die Grundvoraussetzungen vorhanden sind.
Sonst gehe ich Leuten aus dem Weg,d ie ihre persönlichen Ansichten (die sie dann oft Meinung nennen) grölend und brüllend unter das Volk bringen und aggressiv auf jeden reagieren,der dies nicht goutiert. Da hat sich vieles geändert "in der Welt", was für mich aber nicht einschliesst, dass ich mich hier auch ändern sollte, mich also entsprechend anzupassen.
Olga

Mitglied_162e28b
Mitglied_162e28b
Mitglied

RE: Haben wir uns im Laufe des Lebens wesentlich verändert
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf val vom 12.04.2022, 17:44:18
Woran kannst du diese Gefühle fest machen ?

Kristine

 
RUHE, liebe Kristine.
Ich finde Ruhe kostbar.
LG Val
geschrieben von val
So geht es mir auch immer öfter.
Das Verlangen nach Ruhe kam mir sofort in den Sinn als ich deinen Post mit der verloren gegangenen Sehnsucht las.
Und ja, Ruhe haben zu dürfen, macht zufrieden.
Auch weil man mit den Jahren lernt, zu relativieren, welche lapidaren Dingen einen früher angetrieben haben.
Mitglied_162e28b
Mitglied_162e28b
Mitglied

RE: Haben wir uns im Laufe des Lebens wesentlich verändert
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Irmtraudnagel vom 12.04.2022, 18:20:36

Ja, zum Glück kenne ich das nur aus der Theorie. Meine Mutter wurde fast 97, war in den letzten Jahren auch zunehmend verwirrt/dement. Aber sie blieb immer freundlich und gelassen.

(Übrigens schloß ich in meinem Post ja auch wesensverändernde Krankheiten aus bei der Darstellung meiner Erfahrungen.) Die sind nochmal ein ganz besonderes Kapitel, das man nach meiner Meinung wirklich Spezialisten überlassen sollte.


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Irmtraudnagel
Irmtraudnagel
Mitglied

RE: Haben wir uns im Laufe des Lebens wesentlich verändert
geschrieben von Irmtraudnagel
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 12.04.2022, 20:11:50

Meine Stiefmutter hatte am Ende ihres Lebens zusätzlich zur altersgemäßen Demenz dann noch Alzheimer.
Sie zeigte in dieser Phase sämtliche negativen Eigenschaften dann in total ausgepräger Form, die zum Teil in mäßiger Form früher bereits vorhanden waren.
Ich erlebte mit ihr  dadurch auch diverse höchst peinliche Situationen.

Zusätzlich entwickelte sie eine eigene Sprache, die kein Mensch mehr verstand, eine Kommunikation war generell nicht mehr möglich. Dass sie in einer völlig eigenen Welt lebte, war leider der Alzheimer-Erkrankung eschuldet, hatte sicher nichts mit ihren persönlichen negativen Eigenschaften zu tun.

JuergenS
JuergenS
Mitglied

RE: Haben wir uns im Laufe des Lebens wesentlich verändert
geschrieben von JuergenS
als Antwort auf Irmtraudnagel vom 13.04.2022, 09:25:26

jetzt geht die Tendenz dahin, zu schildern, wie es anderen erging, vor allem sehr alten, Demenz alleine ist jetzt aber nicht so überschriftsgerecht.

RE: Haben wir uns im Laufe des Lebens wesentlich verändert
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf JuergenS vom 13.04.2022, 10:26:11

Ok, dann will ich von theoretischen Betrachtungen zu ganz persönlicher Erfahrung übergehen. 
In meinem Leben gab es zwei Punkte, an denen eine totale Änderung nicht nur der Lebensumstände, sondern der Grundeinstellung zum Leben unumgänglich war. 
Der erste kam mit Mitte 20, als mir auf einmal klar wurde, dass ich das 30ste Lebensjahr nicht erreichen werde, wenn ich meine Leben so weiterführe bis bisher. Jeden Abend unterwegs mit einer Clique und Unmengen von Alkohol und "weichen" Drogen. Planlos durchs Leben treiben, ein Job, der zwar interessant war, aber schlecht bezahlt wurde, jeden Morgen "Kling" an der Stempeluhr zur Arbeit, immer noch leicht verkatert oder bekifft, jeden Abend "Kling" an der Stempeluhr wieder raus aus der Maloche und dann losziehen bis spät in die Nacht, für nichts anderes Interesse als Sex & Drugs & Rock 'n' Roll. Wollte ich das überleben, dann galt es nicht nur Ziele zu entwickeln, sondern die Grundeinstellung zu wirklich Allem zu ändern. Da reicht es nicht, nur das Verhalten zu ändern, denn sonst ist man schnell wieder im alten Trott. Hat anscheinend geklappt, ich bin noch hier.
Der zweite kam mit Ende 50. Den ersten Burnout hatte ich nicht ernst genug genommen, also folgte der zweite, und der kam als Hammer. Sieben Monate krankgeschrieben, davon zwei Monate in einer Klinik. Zum Ende der Krankschreibung machte der Arbeitgeber den Laden dicht und ich wurde arbeitslos. Das war völlig egal, denn die nächsten zwei Jahre war ich ohnehin nicht arbeitsfähig. Schwere Depression bedeutet, dass ich abends froh war, wenn ich wenigstens genug Energie aufgebracht hatte, ausreichend zu essen und zu trinken. Auch hier reichte es nicht nur das Verhalten zu ändern, als Depri so weit abgeklungen war, dass das Denken wieder halbwegs funktionierte. Auch hier musste ich in der Lage sein alles in Frage zu stellen, was mich bisher ausgemacht hatte, denn der bisherige Weg hatte offensichtlich auch seine Tücken.

DW hat geschrieben, dass (mit meinen Worten gesagt) bestimmte in der Kindheit erworbene Prägungen irreversibel sind. Ich erinnere mich, das bei der Ausbildung zum Suchtberater auch gehört zu haben. Das ist für mich aber von nur theoretischem Wert, denn wenn ich das Leben und den Umgang mit solchen Prägungen so weit verändert habe, dass sie keine praktischen Auswirkungen mehr haben, dann sind sie belanglos. Wichtig ist aber, dass man auch daran glaubt, dass eine Veränderung möglich ist, denn die Selbsterfüllende Prophezeiung sagt uns, dass die Chance auf eine Veränderung rapide sinkt, wenn man nicht daran glaubt.

JuergenS
JuergenS
Mitglied

RE: Haben wir uns im Laufe des Lebens wesentlich verändert
geschrieben von JuergenS
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 13.04.2022, 11:20:20

danke det!

Respekt dass du dich entschlossen hast, das zu schreiben.


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