Forum Allgemeine Themen Plaudereien Es ist die Liebe, die singt.......

Plaudereien Es ist die Liebe, die singt.......

caya
caya
Mitglied

Re: Es ist die Liebe, die singt.......
geschrieben von caya
als Antwort auf Medea vom 30.12.2010, 17:20:49


Viel Zeit ist auch hier vergangen.... doch das Thema hat ewig Gültigkeit.
und hat viele schöne Gedanken hervor gebracht....

Caya
nasti
nasti
Mitglied

Re: Es ist die Liebe, die singt.......
geschrieben von nasti
als Antwort auf caya vom 05.05.2013, 19:34:23
Sergej Jesenin

für Kljuev

Meine Liebe ist jetzt anders.
Ach, ich weiß, du quälst und mühst dich,
Weil des Mondes Besen wandernd
Nicht des Verses Pfützen sprühte.

Freudig trauernd um den Stern,
Der auf deine Brauen zischte,
Sangst du für Hütten raus dein Herz,
Und hast im Herz kein Haus errichtet.

Den du erwartet in der Nacht,
Ging so, wie einst, vorbei am Dache.
Für wen hat, Freund, die Sangesmacht
Vergoldet Quell und Fluss der Sprache?

Im Fenster blinkt kein Paradies,
Die Sonne kannst du nicht zersingen,
Die Mühle nicht zum Himmel schießt,
Mag sie auch eiligst Flügel schwingen.

1918
miriam
miriam
Mitglied

Re: Es ist die Liebe, die singt.......
geschrieben von miriam
als Antwort auf nasti vom 05.05.2013, 22:09:40
Die blaue Blume

Ich suche die blaue Blume,
Ich suche und finde sie nie,
Mir träumt, dass in der Blume
Mein gutes Glück mir blüh.

Ich wandre mit meiner Harfe
Durch Länder, Städt und Au'n,
Ob nirgends in der Runde
Die blaue Blume zu schaun.

Ich wandre schon seit lange,
Hab lang gehofft, vertraut,
Doch ach, noch nirgends hab ich
Die blaue Blum geschaut.

(Joseph von Eichendorff)

Zitat: Die blaue Blume versinnbildlichte für Novalis (1772-1801) die Sehnsucht nach der Einheit von Realität und Traumwelt, Möglichem und Mystik, Verstand und Empfindung. (Anm. d. Hrg.)


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caya
caya
Mitglied

Re: Es ist die Liebe, die singt.......
geschrieben von caya
als Antwort auf miriam vom 05.05.2013, 22:54:05
Könnte sie so aussehen die blaue Blume von Novalis und von Eichendorff, die wir alle irgendwie suchen, liebe Miriam?




Frühling

Nun ist er endlich kommen doch
In grünem Knospenschuh;
»Er kam, er kam ja immer noch«,
Die Bäume nicken sich's zu.

Sie konnten ihn all erwarten kaum,
Nun treiben sie Schuß auf Schuß;
Im Garten der alte Apfelbaum,
Er sträubt sich, aber er muß.

Wohl zögert auch das alte Herz
Und atmet noch nicht frei,
Es bangt und sorgt: »Es ist erst März
Und März ist noch nicht Mai.«

O schüttle ab den schweren Traum
Und die lange Winterruh:
Es wagt es der alte Apfelbaum,
Herze, wag's auch du.

Theodor Fontane,
caya
caya
Mitglied

Re: Es ist die Liebe, die singt.......
geschrieben von caya
Eine andere Version mit den gleichen Worten, die mich sehr berühren.



Es färbte sich die Wiese grün
Und um die Hecken sah ich blühn,
Tagtäglich sah ich neue Kräuter,
Mild war die Luft, der Himmel heiter.
Ich wußte nicht, wie mir geschah,
Und wie das wurde, was ich sah.

Und immer dunkler ward der Wald,
Auch bunter Sänger Aufenthalt,
Es drang mir bald auf allen Wegen
Ihr Klang in süßem Duft entgegen.
Ich wußte nicht, wie mir geschah,
Und wie das wurde, was ich sah.

Es quoll und trieb nun überall
Mit Leben, Farben, Duft und Schall,
Sie schienen gern sich zu vereinen,
Daß alles möchte lieblich scheinen.
Ich wußte nicht, wie mir geschah,
Und wie das wurde, was ich sah.

So dacht ich: ist ein Geist erwacht,
Der alles so lebendig macht
Und der mit tausend schönen Waren
Und Blüten sich will offenbaren?
Ich wußte nicht, wie mir geschah,
Und wie das wurde, was ich sah.

Vielleicht beginnt ein neues Reich
Der lockre Staub wird zum Gesträuch,
Der Baum nimmt tierische Gebärden,
Das Tier soll gar zum Menschen werden.
Ich wußte nicht, wie mir geschah,
Und wie das wurde, was ich sah.

Wie ich so stand und bei mir sann,
Ein mächtger Trieb in mir begann.
Ein freundlich Mädchen kam gegangen
Und nahm mir jeden Sinn gefangen.
Ich wußte nicht, wie mir geschah,
Und wie das wurde, was ich sah.

Sie ging vorbei, ich grüßte sie,
Sie dankte, das vergeß ich nie
Ich mußte ihre Hand erfassen
Und Sie schien gern sie mir zu lassen.
Ich wußte nicht, wie mir geschah,
Und wie das wurde, was ich sah.

Uns barg der Wald vor Sonnenschein.
Das ist der Frühling, fiel mir ein.
Kurz um, ich sah, daß jetzt auf Erden
Die Menschen sollten Götter werden.
Nun wußt ich wohl, wie mir geschah,
Und wie das wurde, was ich sah.

Novalis.

Caya
caya
caya
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Re: Es ist die Liebe, die singt.......
geschrieben von caya
als Antwort auf caya vom 07.05.2013, 19:28:20
[

Und ging auch alles um und um,
In dir, in mir, ich lieb' dich drum,
Ich lieb' dich drum, weil du mir bliebst
Ich lieb' dich drum, weil du vergibst,
Ich lieb' dich, - ach warum »Warum«? -
Und blieb' auch meine Lippe stumm,
Ich lieb' dich drum, weil du mich liebst.

Theodor Fontane

Caya


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caya
caya
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Re: Es ist die Liebe, die singt.......
geschrieben von caya
als Antwort auf caya vom 09.05.2013, 14:28:32


Das Veilchen

Ein Veilchen auf der Wiese stand
Gebückt in sich und unbekannt;
Es war ein herzigs Veilchen.
Da kam eine junge Schäferin
Mit leichtem Schritt und munterm Sinn
Daher, daher
Die Wiese her, und sang.

Ach! denkt das Veilchen, wär’ ich nur
Die schönste Blume der Natur,
Ach, nur ein kleines Weilchen,
Bis mich das Liebchen abgepflückt
Und an dem Busen matt gedrückt!
Ach nur, ach nur
Ein Viertelstündchen lang!

Ach! aber ach! das Mädchen kam
Und nicht in Acht das Veilchen nahm,
Es trat das arme Veilchen.
Es sank und starb und freut’ sich noch:
Und sterb’ ich denn, so sterb’ ich doch
Durch sie, durch sie,
Zu ihren Füßen doch.

Johann Wolfgang von Goethe


Caya
caya
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Re: Es ist die Liebe, die singt.......
geschrieben von caya
als Antwort auf caya vom 10.05.2013, 17:48:37
Im Gedenken an mein Mütterchen...



.... die die Schönheit der Natur in jeder Form so sehr liebte.

Caya

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