Plaudereien Einfach so!
Es muss das Weihnachten vor der Währungsreform gewesen sein; jedenfalls gab es rein gar nichts, auch nicht genug zu essen, was meine Mutter aber immer irgendwie vertuschen konnte, denn sie ging hamstern. Für euch Jüngere: Sie fuhr mit dem Zug auf’s Land und ging von Bauer zu Bauer, holte Schafwolle ab, die sie zuhause verstrickte. Hatte sie Glück, bekam sie etwas Butter, ein paar Eier oder auch Kartoffeln, eben das, was die Bauersleute verschmerzen konnten. Dank dieses Einsatzes kann ich mich nicht an richtiges Hungern erinnern.
Kurzum, es gab einfach nichts zu kaufen. Durch spätere Erzählungen wusste ich, dass manchmal irgendein Geschäft ein paar Artikel anbot, so auch ein Spielwarenladen. Meine Mutter stellte sich dort in eine lange Schlange an, und als sie endlich drankam, gab es fast nichts mehr. Um überhaupt etwas zu kaufen nahm sie ein winzig kleines Blechspülbecken mit einem noch winzigeren Wasserhahn (wohl für eine Puppenstube gedacht) und legte es unter den Weihnachtsbaum. Als ich nun dieses seltsame Ding entdeckte, ich hatte ja gar keine Puppenstube, drehte ich voller Begeisterung den winzigen Wasserhahn hin und her und lachte vor Freude, denn bis dahin hatte ich ja noch nie ein gekauftes Teil gesehen. Plötzlich sah ich, wie meine Mutter herzzerreißend weinte. Das war schrecklich, denn natürlich dachte ich, dies wäre meine Schuld.
Mein Vater versuchte natürlich ziemlich hilflos mir den Grund zu erklären, aber für mich war dieses Weihnachtsfest vorbei.
Dieses kleine Waschbecken hatte ich sehr lange, obwohl ich gar nichts damit anfangen konnte und verschenkte es erst, als ich fast erwachsen war.
Das Weihnachtsfest jedoch habe ich nie vergessen.
@Michiko
So eine Trommel schenkte ich auch mal meiner Enkeltochter. Meine Tochter meinte aber, die müsse bei uns bleiben, damit Nele immer was zum Trommeln hat. 😽
LG
Roxanna
Liebe @Pippa,
so schwere Weihnachten habe ich nicht erlebt, ich bin ja Jahrgang 1952. Aber vom Hamstern erzählten Mutter und Oma oft, das war oft heftig...
LG
DW
Hatte es bei blog eingestellt, passt offensichtlich auch hierher:
Wir waren Kinder
da war Winter
unendlich kalt
Schicksal halt,
hofften auf Wärme und Sonne
die Italiener lebten in Wonne,
so dachten wir halt,
denn es war kalt.
Die Wärmflasche im kalten Bett
keiner fand in der Familie das nett,
morgens raus, wieder kalt,
wie fühlte sich jemand der alt?
Aber die Alten waren auch da
um sie kümmerte sich Mama.
Was sollte der Alte noch,
der auch ein wenig roch.
Zu Weihnachte gabs eine Fichte klein
mit alten Silbersachen fein,
aber egal, heut wärmte das Feuer
sonst war das zu teuer.
Das Ofenrohr quer durch den Raum,
hielt den kleinen Raum aber kaum warm.
Oben auf dem Schrank, darunter eine Bank
kaum ein Stühlchen nackt und blank
da krächzte ein kranker Volksempfänger
irgendwas, hab vergessen ob länger,
am Plafond eine 15 Watt Leuchte,
Licht sollte das sein, mir deuchte.
Alles vorbei, Paradies ist nun Realität,
aber ein Rückblick auch gut tät,
wo man arm und bescheiden war
nach 45 jedes Jahr,
ohne es zu wollen,
heute dürfen wir nicht mehr grollen...
Diese Nachkriegsarmut, liebe @pippa und @JuergenS, die ihr beschreibt, habe ich auch noch mitbekommen. In meiner Familie zog sich das lange hin. Was für ein krasser Gegensatz zu heute, wo alles im Überfluss da ist und die Menschen sehr verwöhnt sind, jedenfalls materiell. Dieses Weihnachtsfest damals, liebe Pippa, muss für dich als Kind wirklich sehr bedrückend gewesen sein. Wie groß war der Kummer deiner Mutter, dass sie ihre Tränen nicht mehr aufhalten konnte. Mich hat das berührt.
LG
Roxanna
Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum,
ich mag heut` nicht frohlocken.
Ich hab` mich so auf dich gefreut,
das hab` ich aber bald bereut.
Denn für mich gab`s nur Socken!
komm ich hierher
und grüße Euch alle sehr 😄 !
Ich frag mich nur, wie könnt Ihr noch Bücher lesen,
denn für mich ist das Nachlesen der vielen Beiträge schon schwer gewesen 😁 !
Ich hab Euch auch einen Adventskalender mitgebracht
und hoffe, daß Ihr noch `drüber lacht,
denn leider ist `was Wahres dran,
daß man fast nicht mehr lachen kann :
Ganz nett hat Roxanna an mich Elvis-Fan gedacht,
drum hab ich ihr zur Revanche 😊 auch etwas mitgebracht :
Einen schönen Abend wünscht Euch allen
Charlie
Jetzt musste ich aber schnell gucken gehen, ob du meine Medi-Schublade geplündert habest!