Plaudereien Die Welt ist voller...!
Die Welt ist voller WIDERSPRÜCHE!
Was mir noch auffällt: Immer weniger berührt es Menschen, was in weit entfernten Gegenden passiert. Es wird zur Kenntnis genommen, vielleicht noch mit dem Gedanken: "Wie furchtbar", doch wirkliche Empathie sieht anders aus. Wenn jedoch z.B. Knut der Eisbär im Zoo stirbt, fließen die Tränen.
Mane
Wie sieht denn Empathie aus - liebe Mane? Empathie ist doch etwas was sich zwischen zwei oder mehreren Individuen abspielt!
Alles was sich in weit entfernten Gegenden abspielt, geschieht meistens, im Verhältnis zu uns, weitestgehend anonym, zum Eisbär im Zoo jedoch haben die Menschen ein Verhältnis aufgebaut, er hat uns tagtäglich im Wohnzimmer besucht, uns angeschaut, uns "berührt"!
Mutter Natur hat von sich aus einen Riegel davorgeschoben uns mit allen schlimmen Katastrophen psychisch auseinandersetzen zu müssen!
Außer aus dem eigenen Umfeld, "darf" und kann sich jeder Mensch selbst aussuchen, welches Schicksal, welche Katstrophe, welches Unglück er zur Be- oder Verarbeitung in sein Innerstes lassen möchte oder auch kann.
Ich habe außer dem eigenen in meiner Familie, und ganz ganz wenigen aus meinem Umfeld, seit 1993 ein besonderes "Schicksal" im Kopf welches mich nicht losläßt und welches, ich glaube, mich auch verändert oder mindestens sehr stark beeinflußt hat, das ist das Bild von Kevin Carter, welches er im Sudan "geschossen" hat, auf dem ein Geier ein zusammengebrochenes, nacktes und ausgemergeltes Kind "beobachtet"!
Dieses Bild kommt mir immer in den Kopf, wenn ich "herzzerreißende" Nachrufe auf Prominente jeglicher Couleur lese, denn wer schreibt Nachrufe für all die geschundenen und verhungerten Kinder?
Nein - für Nachrufe für mir persönlich unbekannte aber prominente Personen,
habe ich einfach keinen Nerv!
Edita
Ich denke, dass die Natur dem Menschen einen Schutzmechanismus eingebaut hat, damit er nicht vor lauter Gram über sämtliche Unbill dieser Erde zugrunde gehe.
Ist die Welt wirklich voller Widersprüche? Ist es nicht eher so, dass jeder Mensch sich seine eigene Wirklichkeit schafft? Wir nehmen Dinge unterschiedliedlich wahr, lenken unseren Fokus anders als andere und unsere Bewertungen haben meist mehr mit unserem vergangenen Leben zu tun als mit der Wirklichkeit.
Empathie bedeutet für mich Einfühlungsvermögen, die Fähigkeit und Bereitschaft zu verstehen und nachzuempfinden, was andere bewegt. Das gelingt am ehesten, wie du richtig schreibst, mit Menschen in unserem näheren Umkreis.
Wir werden überschüttet mit Nachrichten auf die wir nicht unmittelbar reagieren können. Passiert etwas in unserer Nähe, können wir uns meist spontal einfühlen und helfen, was bei weiter entfernrnten Katatrophen nicht möglich ist. Es klingt im ersten Moment herzlos, wenn wir das Elend in der Welt manchmal ausblenden, ist jedoch ein normaler Mechanismus, der verhindert, dass wir ständig erschüttert und in einem Alarmzustand sind. Es ist ein gesunder Schutzmechanismus.
Trotzdem halte ich es für möglich, mein Herz zu öffnen und mich berühren zu lassen - auch wenn es weit weg passiert. Aber das schreibst du ja auch. Das Bild des kleinen verhungernden kleinen Mädchens, welches du zeigst, berührt das Herz, macht aber auch sehr hilflos.
Auf Bilder reagieren wir anders, viel emotionaler, als auf Texte. Kevin Carter bekam für seine Aufnahme den Publitzerpreis, aber auch viel Kritik. Man fragte ihn, was denn nun aus dem Kind geworden sei und ob er geholfen habe. Darauf konnte er keine befriedigenden Antworten geben. Es wurde gerätselt, ob sein Selbstmord nach der Vergabe des Preises diesem Geschehen geschuldet war.
Gruß Mane