Plaudereien Dialekt - verpönt oder wünschenswert?
Re: Dialekt - verpönt oder wünschenswert?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Clara,
es waren keine Versuche, sie sprachen mit ihren Freunden Dialekt und mit uns Eltern Hochdeutsch.
Das geschah einfach so - ohne Hinweis und wenn wir uns unterhielten, fielen sie automatisch in die eine oder andere Sprechweise.
Und das war oft sehr lustig, denn wir Eltern verstanden als "Zugereiste" oftmals Ausdrücke nicht und die Kinder übersetzten.
Sie lernten spielerisch und ganz natürlich den Umgang mit 2 Sprachen auf einfacher Ebene im frühen Kindesalter.
Ich denke aber, dass sie dieses Erleben sehr geprägt hat, denn alle 3 haben eine hohe Sprachbegabung und Sprachgefühl.
Meli
es waren keine Versuche, sie sprachen mit ihren Freunden Dialekt und mit uns Eltern Hochdeutsch.
Das geschah einfach so - ohne Hinweis und wenn wir uns unterhielten, fielen sie automatisch in die eine oder andere Sprechweise.
Und das war oft sehr lustig, denn wir Eltern verstanden als "Zugereiste" oftmals Ausdrücke nicht und die Kinder übersetzten.
Sie lernten spielerisch und ganz natürlich den Umgang mit 2 Sprachen auf einfacher Ebene im frühen Kindesalter.
Ich denke aber, dass sie dieses Erleben sehr geprägt hat, denn alle 3 haben eine hohe Sprachbegabung und Sprachgefühl.
Meli
situ, julchentx, luchs, clara und meli, ihr sprecht mir aus der Seele!!!
Keiner bestreitet ja, dass man seine Muttersprache in der offiziellen Version beherrschen muss, aber zusätzliche fundierte Kenntnisse der Mundart bereichern das eigene Sprachgefühl, weil es im Dialekt viel mehr Facetten gibt als in der Schriftsprache, viel mehr Wärme und viel mehr Herz.
Wer von oben herab auf den Dialekt hinuntersieht, verschließt die Augen vor der Tatsache, die luchs schon erwähnte: in zahlreichen Untersuchungen und Test haben Sprachwissenschaftler herausgefunden, dass Kinder, die neben der Schriftsprache einen Dialekt gut beherrschen, oft auch eine Fremdsprache leicht erlernen, weil sie sich bereits erfolgreich in "zwei Sprachen" ausdrücken können und spielend zwischen beiden hin- und herschalten.
@olga, wenn Sie die Kurse erwähnen, die von Erwachsenen besucht werden, um ihre Kenntnisse der deutschen Schriftsprache zu verbessern, übersehen Sie dabei, dass es zunehmend auch Kurse gibt, in der man seinen Heimatdialekt erlernen kann. Ganz nebenbei gesagt sind diese Kurse sehr gefragt und werden NICHT von der Unterschicht besucht, sondern in der Regel von gut ausgebildeten Erwachsenen der sozialen Mittel- und Oberschicht. Warum wohl? Vielleicht sollten Sie den Rat, den Sie situ gegeben haben, selbst beherzigen – nämlich nicht Ihre eigene Meinung als den Maßstab aller Dinge ansehen.
Lalelu
Keiner bestreitet ja, dass man seine Muttersprache in der offiziellen Version beherrschen muss, aber zusätzliche fundierte Kenntnisse der Mundart bereichern das eigene Sprachgefühl, weil es im Dialekt viel mehr Facetten gibt als in der Schriftsprache, viel mehr Wärme und viel mehr Herz.
Wer von oben herab auf den Dialekt hinuntersieht, verschließt die Augen vor der Tatsache, die luchs schon erwähnte: in zahlreichen Untersuchungen und Test haben Sprachwissenschaftler herausgefunden, dass Kinder, die neben der Schriftsprache einen Dialekt gut beherrschen, oft auch eine Fremdsprache leicht erlernen, weil sie sich bereits erfolgreich in "zwei Sprachen" ausdrücken können und spielend zwischen beiden hin- und herschalten.
@olga, wenn Sie die Kurse erwähnen, die von Erwachsenen besucht werden, um ihre Kenntnisse der deutschen Schriftsprache zu verbessern, übersehen Sie dabei, dass es zunehmend auch Kurse gibt, in der man seinen Heimatdialekt erlernen kann. Ganz nebenbei gesagt sind diese Kurse sehr gefragt und werden NICHT von der Unterschicht besucht, sondern in der Regel von gut ausgebildeten Erwachsenen der sozialen Mittel- und Oberschicht. Warum wohl? Vielleicht sollten Sie den Rat, den Sie situ gegeben haben, selbst beherzigen – nämlich nicht Ihre eigene Meinung als den Maßstab aller Dinge ansehen.
Lalelu
Ach so, Meli, das habe ich dann missverstanden! Ich wollte nur sagen, dass es Pfälzern, die nie oder selten aus ihrem Dialektraum raus kommen, schwer fällt, richtig schriftdeutsch zu reden. Helmut Kohl hatte ja auch einige Schwierigkeiten, mit seinem Tich z. B. Nicht nur die Schwaben, unter denen ich einige Jahre lebte.
Aber was Du von Deinen Kindern sagst, erlebe ich mit meiner deutsch-chinesischen Nichte. Sie wechselt mühelos im Gespräch von einer zur anderen Sprache von Vater und Mutter.
Clara
Aber was Du von Deinen Kindern sagst, erlebe ich mit meiner deutsch-chinesischen Nichte. Sie wechselt mühelos im Gespräch von einer zur anderen Sprache von Vater und Mutter.
Clara
Re: Dialekt - verpönt oder wünschenswert?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Clara,
das ist kein Problem, wir reden ja miteinander!
Im übrigen wohnt mein Sohn in der Pfalz, also bin ich öfter dort anzutreffen.
Ich habe noch nicht bewußt gehört, dass "Tich" zum Pfälzer Dialekt gehört. Beim nächsten Besuch dort werde ich mich kundig machen.
Ich dachte immer, dass Helmut Kohl ein wenig über das Gebiß stolperte und logopädische Übungen vielleicht Abhilfe hätten schaffen können.
Meine dortigen vier Enkelkinder erlernen nun spielerisch an Dialekten: Pfälzer Mundart (Kindergarten und Freunde), von ihren Eltern, die dabei sehr viel Spaß haben alemannisch, und durch mich - spielerisch mit meinem Sohn gemeinsam - unser Duisburger Platt.
Jedes der Kinder kann mühelos in das Schriftdeutsch einfallen, wenn es von uns Erwachsenen gewählt wird.
Das alles ohne Druck und mit viel Vergnügen.
Im übrigen möchte ich noch erwähnen, dass z.B. auch im Elsaß, welches in den alemannischen Raum gehört, nach vielen Jahren der Unterdrückung des Dialektes dieser in den Schulen wieder angekommen ist.
Und z.B. kein Dialekt, aber eine Verständigungsmöglichkeit in den Bergen von Gomera:
Die "Pfeifsprache Silbo" wird dort von den wenigen Erwachsenen, die sie noch beherrschen, an den Schulen gelehrt.
Es ist die einzige Möglichkeit, sich auf große Entfernung hin zu verständigen.
Meli
El Silbo
das ist kein Problem, wir reden ja miteinander!
Im übrigen wohnt mein Sohn in der Pfalz, also bin ich öfter dort anzutreffen.
Ich habe noch nicht bewußt gehört, dass "Tich" zum Pfälzer Dialekt gehört. Beim nächsten Besuch dort werde ich mich kundig machen.
Ich dachte immer, dass Helmut Kohl ein wenig über das Gebiß stolperte und logopädische Übungen vielleicht Abhilfe hätten schaffen können.
Meine dortigen vier Enkelkinder erlernen nun spielerisch an Dialekten: Pfälzer Mundart (Kindergarten und Freunde), von ihren Eltern, die dabei sehr viel Spaß haben alemannisch, und durch mich - spielerisch mit meinem Sohn gemeinsam - unser Duisburger Platt.
Jedes der Kinder kann mühelos in das Schriftdeutsch einfallen, wenn es von uns Erwachsenen gewählt wird.
Das alles ohne Druck und mit viel Vergnügen.
Im übrigen möchte ich noch erwähnen, dass z.B. auch im Elsaß, welches in den alemannischen Raum gehört, nach vielen Jahren der Unterdrückung des Dialektes dieser in den Schulen wieder angekommen ist.
Und z.B. kein Dialekt, aber eine Verständigungsmöglichkeit in den Bergen von Gomera:
Die "Pfeifsprache Silbo" wird dort von den wenigen Erwachsenen, die sie noch beherrschen, an den Schulen gelehrt.
Es ist die einzige Möglichkeit, sich auf große Entfernung hin zu verständigen.
Meli
El Silbo
Re: Dialekt - verpönt oder wünschenswert?
Noch eine Beobachtung am Rande, die nichts mit Dialekt zu tun hat: Das sogenannte Schriftdeutsch wird sehr häufig ausgesprochen "schlampig" gesprochen, sodass sehr viele Leute sich zwar einbilden, schriftdeutsch zu sprechen, aber tatsächlich es doch nur zu einer Art Slang schaffen.
Ein Beispiel unter vielen: das is nich gut ...das t wird verschluckt etc.
Ich stelle das auch vermehrt bei Fernsehsprechern oder Schauspielern fest, die die Sprache eigentlich solide beherrschen müssten. Von den Anglizismen möchte ich erst gar nicht sprechen, aber auch durch sie wird die deutsche Sprache derart verhunzt, dass ein "herzhafter" Dialekt geradezu ein Genuss ist .
Eine Steigerung wäre nur noch ein Dialekt mit Anglizismen !
Luchs
Ein Beispiel unter vielen: das is nich gut ...das t wird verschluckt etc.
Ich stelle das auch vermehrt bei Fernsehsprechern oder Schauspielern fest, die die Sprache eigentlich solide beherrschen müssten. Von den Anglizismen möchte ich erst gar nicht sprechen, aber auch durch sie wird die deutsche Sprache derart verhunzt, dass ein "herzhafter" Dialekt geradezu ein Genuss ist .
Eine Steigerung wäre nur noch ein Dialekt mit Anglizismen !
Luchs
Re: Dialekt - verpönt oder wünschenswert?
Ich liebe das Plattdeutsche.
Nun ist das allerdings weniger ein Dialekt, denn eine eigene Sprache. Als meine Mutter und wir Kinder 1946 im Niedersächsischen "abgeladen" wurden, sprach in dem Dorf niemand hochdeutsch, aß noch in den bäuerlichen Haushalten am großen Küchentisch aus einer großen gemeinsamen Pfanne, die mit Bratkartoffeln in der Mitte stand, jeder mit einer Gabel bewaffnet.
Meiner armen Mutter gingen die Augen über .......
Immerhin hatten wir, aus "der kalten Heimat" kommend, jeder seinen eigenen Teller l0l, wenn auch kein Rittergut.
Medea.
Nun ist das allerdings weniger ein Dialekt, denn eine eigene Sprache. Als meine Mutter und wir Kinder 1946 im Niedersächsischen "abgeladen" wurden, sprach in dem Dorf niemand hochdeutsch, aß noch in den bäuerlichen Haushalten am großen Küchentisch aus einer großen gemeinsamen Pfanne, die mit Bratkartoffeln in der Mitte stand, jeder mit einer Gabel bewaffnet.
Meiner armen Mutter gingen die Augen über .......
Immerhin hatten wir, aus "der kalten Heimat" kommend, jeder seinen eigenen Teller l0l, wenn auch kein Rittergut.
Medea.
Re: Dialekt - verpönt oder wünschenswert?
Alle aus der grossen Pfanne in der Tischmitte...das kenne ich auch noch aus bäuerlichen Gegenden, auch in Österreich oder der Schweiz war es der Brauch, Medea. Einen "eigenen" Teller gab es da nur am Sonntag .
Vielleicht war Zeitersparnis der Bäuerin der Hintergrund oder es sollte Geschirr geschont werden- ich weiss es nicht. Ich wuchs nach dem Krieg inmitten vieler Bauenhöfe auf und war als kleiner Zwerg auch überall zuhause, löffelte manchmal auch brav aus der grossen Schüssel mit. Aber zuhause kannte ich nur Teller , deshalb war die grosse Schüssel mit sehr einfachen Speisen höchst reizvoll .
Als junge Erwachsene lebte ich einige Zeit in Westfalen, wo auch Plattdeutsch gesprochen wird. Zuerst war es schwierig, aber mit der Zeit lernte ich es auch, las dann auch recht flüssig die Bücher von Fritz Reuter in niederdeutscher Sprache.
Luchs
Vielleicht war Zeitersparnis der Bäuerin der Hintergrund oder es sollte Geschirr geschont werden- ich weiss es nicht. Ich wuchs nach dem Krieg inmitten vieler Bauenhöfe auf und war als kleiner Zwerg auch überall zuhause, löffelte manchmal auch brav aus der grossen Schüssel mit. Aber zuhause kannte ich nur Teller , deshalb war die grosse Schüssel mit sehr einfachen Speisen höchst reizvoll .
Als junge Erwachsene lebte ich einige Zeit in Westfalen, wo auch Plattdeutsch gesprochen wird. Zuerst war es schwierig, aber mit der Zeit lernte ich es auch, las dann auch recht flüssig die Bücher von Fritz Reuter in niederdeutscher Sprache.
Luchs
Ich stamme aus Niedersachsen - aus der Gegend von Hannover, lebe aber schon fast 50 Jahre in Baden-Württemberg. Meine Kinder sind hier geboren und sprechen sowohl reines Hochdeutsch als auch perfekt schwäbisch. Das "Schwäbische" gefällt mir sehr, anfangs hatte ich aber enorme Schwierigkeiten, es zu verstehen.
Brigitte
Brigitte
Ich habe noch nicht bewußt gehört, dass "Tich" zum Pfälzer Dialekt gehört. (Meli)
Meli, es gehört nicht unbedingt zur pfälzischen Mundart. Pfälzern fällt es oft schwer, ein "ch" auszusprechen, deshalb passiert es, dass sie es in ihrem Bemühen an der falschen Stelle einsetzen. Es kommt schon mal vor, dass sie "Fichteisch" sagen!
Aber was Du über Helmut Kohls "Sprachfehler" sagst, stimmt wohl.
Zum Elsaß noch: Ich bin öfter dort und habe im Gespräch mit einer Einheimischen erfahren, dass die elsässischen Kinder zumindest in der Grenzregion schon im Kindergarten Deutsch lernen, die entspr. deutschen Kinder dagegen kein Französisch!? Das ist allerdings schon ein paar Jahre her, vielleicht hat sich etwas geändert.
LG, Clara
Meli, es gehört nicht unbedingt zur pfälzischen Mundart. Pfälzern fällt es oft schwer, ein "ch" auszusprechen, deshalb passiert es, dass sie es in ihrem Bemühen an der falschen Stelle einsetzen. Es kommt schon mal vor, dass sie "Fichteisch" sagen!
Aber was Du über Helmut Kohls "Sprachfehler" sagst, stimmt wohl.
Zum Elsaß noch: Ich bin öfter dort und habe im Gespräch mit einer Einheimischen erfahren, dass die elsässischen Kinder zumindest in der Grenzregion schon im Kindergarten Deutsch lernen, die entspr. deutschen Kinder dagegen kein Französisch!? Das ist allerdings schon ein paar Jahre her, vielleicht hat sich etwas geändert.
LG, Clara
@olga, wenn Sie die Kurse erwähnen, die von Erwachsenen besucht werden, um ihre Kenntnisse der deutschen Schriftsprache zu verbessern, übersehen Sie dabei, dass es zunehmend auch Kurse gibt, in der man seinen Heimatdialekt erlernen kann.
Ich habe nie gesagt, dass es sich um Kurse handelt, um Deutschkenntnisse zu verbessern - dies sind dann ja wohl die Kurse, die integrationswilligen Mitbürgern mit Migrationshintergrund em- oder befohlen werden; derzeit sitzen die meisten jedoch nur auf Warteliste.
Ich sprach von Kursen, wo besonders dialektgefärbte Sprecher lernen, den Dialekt wegzutrainieren (ist ein grosser Unterschied).
Ich verstehe auch nicht ,weshalb jemand seinen "Heimatdialekt" erlernen muss - ich denke, hiermit ist er oder sie muttersprachlich aufgewachsen? Sollte es sich z.B. um Zugroaste nach Bayern handeln, die dringend bayerisch lernen möchte (gibt es ja) - die hätten dann eine harte Phase, weil sie das Gelächter der Eingeborenen ertragen müssen und recht schnell wieder in ihre Ausgangsposition (= deutsch) wechseln würden oder Deutsch versetzt mit Englisch (= Denglish). Olga