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Plaudereien Dialekt - verpönt oder wünschenswert?

situ
situ
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Re: Dialekt - verpönt oder wünschenswert?
geschrieben von situ
Ich stamme aus Baden Württemberg und spreche schwäbischen Dialekt.Hatte noch nie Verständigungsprobleme und mit der Orthographie hatte ich auch keine Probleme. Ebenfalls das Erlernen von Fremdsprachen ist mir leicht gefallen.
olga64
olga64
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Re: Dialekt - verpönt oder wünschenswert?
geschrieben von olga64
als Antwort auf situ vom 10.11.2010, 17:03:33
Als aussenstehende (Bayerin) erlebte ich dies in 17 Jahren Baden Württemberg (10 Jahre Ulm und 7 Jahre Karlsruhe) völlig anders, sei es im Kollegen- oder Bekanntenkreis. Situ - Sie sollten dies nicht nur selbst beurteilen wollen - oder sprechen Sie nur mit sich selbst? Olga
heide †
heide †
Mitglied

Re: Dialekt - verpönt oder wünschenswert?
geschrieben von heide †
Warum nicht auch noch Kinnergade, haben wir uns mit der Abkürzung Kita doch auch schon anfreunden müssen...


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julchentx
julchentx
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Re: Dialekt - verpönt oder wünschenswert?
geschrieben von julchentx
als Antwort auf heide † vom 10.11.2010, 17:08:46
Meine Oma sprach nur hessischen dialekt. Meine andere Oma sprach nur Sudetendeutschen
Dialekt - manchmal waren Geburtstagsfeiern, etc, recht witzig bei uns

Meine Mutter sprach auch noch den hessischen Dialekt, in welchen sie sofort wieder einfiel
wenn sie etwas lustiges erzaehlen wollte.

Den hessischen dialekt habe ich auch noch gelernt, sowie den bayrischen (durch regelmaessige Sommerferien im Bayrischen Wald).

Seit 30 Jahren lebe ich nicht mehr in DE aber freue mich sehr dass ich beide deutsche
dialekte noch einigermassen sprechen kann. Ich sehe Dialekte nicht als etwas Minderwertiges
an sondern als eine persoenliche Bereicherung - vor allem wenn ich denke dass gerade
der Hessische Dialekt sicher bald zu einer "toten" Sprache werden wird. :(

Den texanischen dialekt habe ich mir auch angeignet. Ich finde Sprachen/Dialekte, in
ihren Vielfaeltigkeiten und kleinen Verschrobenheiten hinreissend und wahnsinnig amuesant.

Niemals aber glaube ich dass jemand der einen Dialekt spricht weniger klug und/oder
intelligent ist als jemand der Oxford English oder Hochdeutsch spricht und das beweisen
muss durch "bessere" Sprache.

olga64
olga64
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Re: Dialekt - verpönt oder wünschenswert?
geschrieben von olga64
als Antwort auf julchentx vom 10.11.2010, 17:31:28
Da Sie ja schon lange nicht mehr in Deutschland leben, bekommen Sie naturgemäss Vieles nicht mehr mit: mittlerweile ist es so, dass bereits Kindern im Kindergarten (oder kindergarden) spielerisch Fremdsprachen beigebracht werden - in einigen Milieus ist derzeit chinesisch der Renner!
Die ERwachsenen, oft aus ländlichen Gegenden, die sich dann ihre Karriere aufbauen wollen (in städtischen Gegenden) besuchen mittlerweile Seminare, um sich ihren Dialekt abzutrainieren. DA hat sich ein erfolgreiches Gewerbe entwickelt, die dies durchführen.
Ganz allgemein erlebe ich es seit Jahrzehnten so, dass in ländlichen Gegenden am Dialekt festgehalten wird und dies in Städten nicht der Fall ist. Wenn Sie z.B. in München U-Bahn fahren, hören Sie praktisch keinen ausgeprägten bayerischen Dialekt mehr (der übrigens immer unterschiedlich zu dem im Bayerischen Wald war); er ist sozusagen domestiziert a la Franz Beckenbauer.
In Berlin fällt mir immer auf, dass ehemalige Ossis sehr viel mehr berlinern als die früheren Wessis (wird dort auch bestätigt).
Ich persönlich betrachtete mich immer als Europäerin und auch aus diesem Grunde war ausgeprägter Dialekt immer mehr hinderlich als förderlich. Olga
julchentx
julchentx
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Re: Dialekt - verpönt oder wünschenswert?
geschrieben von julchentx
als Antwort auf olga64 vom 10.11.2010, 17:37:55
...Die ERwachsenen, oft aus ländlichen Gegenden, die sich dann ihre Karriere aufbauen wollen (in städtischen Gegenden) besuchen mittlerweile Seminare, um sich ihren Dialekt abzutrainieren. DA hat sich ein erfolgreiches Gewerbe entwickelt, die dies durchführen. ...

Dazu Zitat Obelix: "Die spinnen, die Roemer"


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luchs35
luchs35
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Re: Dialekt - verpönt oder wünschenswert?
geschrieben von luchs35
als Antwort auf julchentx vom 10.11.2010, 17:31:28
Wie schön Julchen, dass du den Dialekt noch beherrscht. Für mich ist Dialekt die Sprache des Herzens, der Heimat und der Verbundenheit, was ja nicht ausschliesst, dass man Schriftdeutsch ebenso beherrscht - vielleicht mit Akzent (wen stört das?)

Ich habe mich am vergangenen Wochenende mit einem Jugendfreund getroffen, der auch mit unserem etwas singenden badischen Dialekt aufgewachsen ist, heute als gefragter Theater- und Filmschauspieler natürlich ein mustergültiges Schriftdeutsch spricht.

Aber kaum sassen wir zusammen quakten wir beide im badischen Dialekt los. Das war so wunderschön vertraut und sofort war auch die alte, distanzlose Verbundenheit wieder da. Es war ein wunderschöner Abend voller alter Erinnerungen, die in Schriftdeutsch gar nicht hätten erzählt werden können. Jedenfalls lachten wir Tränen.

Nachdem inzwischen namhafte Sprach- Wissenschaftler herausgefunden haben, dass Kinder, die mit Dialekt und Schriftdeutsch (Schule) aufwachsen, viel besseren Zugang zu Fremdsprachen haben, sollten eigentlich die dümmlichen Vorurteile und Komplexe gegenüber Dialekten mal vom Tisch sein.

Beruflich musste ich natürlich schriftdeutsch können, aber wie oft war der Dialekt (badisch oder schweizerdeutsch) eine Riesenhilfe , um bestimmte Kontakte herzustellen, auch wenn das Gegenüber zuerst ebenfalls schriftdeutsch sprach. Der Dialekt bildete öfters eine Brücke, die man sonst nie gefunden hätte.

Es leben die Dialekte - egal woher sie stammen!

Luchs




clara
clara
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Re: Dialekt - verpönt oder wünschenswert?
geschrieben von clara
als Antwort auf luchs35 vom 10.11.2010, 17:52:34
Liebe Luchs, was Du schreibst, gilt auch für mich! Mit meinem pfälzischen Dialekt komme ich sogar in einem Teil Frankreichs zurecht, denn viele Elsässer sprechen noch ein ähnliches Deutsch!

Hier in Norddeutschland wäre es ganz und gar ausgeschlossen, in meiner Muttersprache zu reden, genau so, wie ich eine Weile brauchte, um Platt (Niederdeutsch) zu verstehen, das doch auch von Älteren hier noch öfter gesprochen wird und in Schulen den Kindern wieder nahe gebracht wird.

Wenn ich meine alte Heimat besuche, babbele ich mit Genuss meinen Dialekt! Dann macht es mir auch gar nichts aus, dass er nicht als so schön anerkannt ist, wie z. B. Bayerisch!

Clara

Re: Dialekt - verpönt oder wünschenswert?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf luchs35 vom 10.11.2010, 17:52:34
Luchs,

wie sehr stimme ich Dir zu. Der Dialekt der Heimat ist ein Teil der Wurzeln. Diese verleugnen zu müssen, wäre schlimm.

Meine Kinder sind absolut zweisprachig aufgewachsen. Wir haben oftmals gelacht, wenn sie mitten im Satz von "einer Sprache in die andere" wechselten.
Sie können heute jeden Dialekt innerhalb kürzester Zeit sprechen und hatten beim Erlernen der diversen Fremdsprachen keinerlei Probleme.
Sie hatten es damit sehr viel leichter als z.B. meine Schwester und ich. Uns hat unsere Mutter immer ermahnt "ordentlich" zu sprechen.
Die Folgen kann sich jeder ausmalen.

Meli
clara
clara
Mitglied

Re: Dialekt - verpönt oder wünschenswert?
geschrieben von clara
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 10.11.2010, 21:43:59
Meli, in der Pfalz spricht man bei solchen Versuchen von "Hochdeutsch mit Streufen" und so hört es sich auch an! Clara

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