Plaudereien Dialekt - verpönt oder wünschenswert?
Re: Dialekt - verpönt oder wünschenswert?
Luchs, ich weiß zwar auch nicht, weshalb Schüler aus Gebieten, in denen Dialekt gesprochen wird, sprachlich im Vorteil gegenüber Schülern aus hochdeutsch sprechenden Regionen sein könnten, aber ich habe eine Idee...vielleicht weil sie "zweisprachig" aufwachsen: Dialekt und Hochdeutsch?? Das schult mit Sicherheit das Sprachgefühl.
Das ist sicher eine gute Erklärung. Denn für dialektsprechende Kinder ist das Erlernen der hochdeutschen Sprache dem Erlernen einer Fremdsprache gleichzusetzen. Und da ist es ja bekannt, dass das Erlernen einer Zweitsprache auch geistige Fähigkeiten unterstützt. Warum sonst wird Senioren zur Erhaltung gerade ihres Denkvermögens das Erlernen einer Fremdsprache empfohlen?
Allerdings heisst dies nicht im Umkehrschluss, dass der Dialekt aus einem Esel ein Edelpferd macht! Oder dass Schüler in "hochdeutschen" Regionen deshalb sprachunfähiger sind, sie lernen ja auch frühzeitig in der Schule Fremdssprachen.
Ich vermute deshalb, dass die Vielseitigkeit eines Dialektes Zonen im Gehirn anregt, die dann das Sprachbewusstsein auf eigene Art fördern.
Luchs
Karin, ganz unrecht hast du nicht! Dazu kann ich auch eine nette kleine Begebenheit beitragen: als unser Sohn einmal zu Besuch bei meiner Schwester in Hannover war, wollten meine beiden Nichten ihn gerne mit in den Unterricht nehmen (wir hatten schon Ferien, aber Niedersachsen noch nicht). Sie überlegten, ob das überhaupt erlaubt war, bis meine jüngere Nichte meinte: "Wir können doch sagen, er sei einer von den Austauschschülern. Den versteht sowieso keiner !
Re: Dialekt - verpönt oder wünschenswert?
Ich bin ein Verfechter des Dialekts!
Ich kam 1937 in die Schule und ich kann mich noch gut daran erinnern, dass auch unsere Lehrer Dialekt sprachen. Trotzdem wussten wir Schüler, wie man in Schriftdeutsch (Hochdeutsch ist etwas gaaanz anderes!) redet und schreibt. Es hat uns absolut keine Probleme bereitet. Als junger Mensch ist es nicht schwer, zwei (oder mehrere!) Sprachen zu beherrschen. Ob das nun Schriftdeutsch und Dialekt oder Deutsch und Englisch oder Französich ist, spielt dabei absolut keine Rolle.
Heutzutage glauben viele Menschen, jene verspotten zu dürfen, die Dialekt sprechen. Damals wurden Leute, die nachweislich geborene Schwaben waren, dann verspottet, wenn die Schriftdeutsch sprachen. Da hieß es dann:"Der spricht"!, im Dialekt heißt aber sprechen = schwätze, zumindest im Schwäbischen. Und jener, der sprach, wurde als Angeber verspottet.
Es stimmt: Die Dialektsprache ist weitaus kraftvoller, als es das blutleere Schriftdeutsch jemals sein kann. Wenn ich nur daran denke, wieviele Bezeichnungen es im Schwäbischen für den Begriff "Kopf" gibt.
Als absolut impertinent finde ich es, wenn von mir Schriftdeutsch erwartet und verlangt wird, nur, damit die Anderen es verstehen. Dann sollen sie doch schwäbisch lernen!
Oder se sollet drhoim bleiba, gell!
e k o
Ich kam 1937 in die Schule und ich kann mich noch gut daran erinnern, dass auch unsere Lehrer Dialekt sprachen. Trotzdem wussten wir Schüler, wie man in Schriftdeutsch (Hochdeutsch ist etwas gaaanz anderes!) redet und schreibt. Es hat uns absolut keine Probleme bereitet. Als junger Mensch ist es nicht schwer, zwei (oder mehrere!) Sprachen zu beherrschen. Ob das nun Schriftdeutsch und Dialekt oder Deutsch und Englisch oder Französich ist, spielt dabei absolut keine Rolle.
Heutzutage glauben viele Menschen, jene verspotten zu dürfen, die Dialekt sprechen. Damals wurden Leute, die nachweislich geborene Schwaben waren, dann verspottet, wenn die Schriftdeutsch sprachen. Da hieß es dann:"Der spricht"!, im Dialekt heißt aber sprechen = schwätze, zumindest im Schwäbischen. Und jener, der sprach, wurde als Angeber verspottet.
Es stimmt: Die Dialektsprache ist weitaus kraftvoller, als es das blutleere Schriftdeutsch jemals sein kann. Wenn ich nur daran denke, wieviele Bezeichnungen es im Schwäbischen für den Begriff "Kopf" gibt.
Als absolut impertinent finde ich es, wenn von mir Schriftdeutsch erwartet und verlangt wird, nur, damit die Anderen es verstehen. Dann sollen sie doch schwäbisch lernen!
Oder se sollet drhoim bleiba, gell!
e k o
Jo jo Dialekt!
Mini Tochter 30jöhrig verstoht praktisch kei Schwizerdütsch, i mueäs ihrä aläs zerscht uf Hochdütsch erchlärä, schlimm scho im Chidergartä redäts do Hochdütsch!
Sonja
Au muäs dänk no übersetzä! (Oh ich muss das noch übersetzen)
(Meine Tochter 30jährige versteht praktisch kein Schweizer- Dialekt,
ich muss ihr erst mal alles in Hochdeutsch erklären, schlimm schon im Kindergarten wird ausschliesslich Hochdeutsch gesprochen!)
Sonja
Mini Tochter 30jöhrig verstoht praktisch kei Schwizerdütsch, i mueäs ihrä aläs zerscht uf Hochdütsch erchlärä, schlimm scho im Chidergartä redäts do Hochdütsch!
Sonja
Au muäs dänk no übersetzä! (Oh ich muss das noch übersetzen)
(Meine Tochter 30jährige versteht praktisch kein Schweizer- Dialekt,
ich muss ihr erst mal alles in Hochdeutsch erklären, schlimm schon im Kindergarten wird ausschliesslich Hochdeutsch gesprochen!)
Sonja
Re: Dialekt - verpönt oder wünschenswert?
Wie du richtig schreibst, eko, ist die Unterscheidung Dialekt und Schriftdeutsch.
Ich spreche keinen Dialekt, verstehe aber sowohl das hiesige Platt, als auch schwäbisch und bayrisch, wenn es nicht gerade sehr schnell gesprochen wird.
Beim Geschriebenen habe ich da manchmal echte Probleme. Der Dialekt lebt auch vom Klang, der läßt sich nunmal nicht niederschreiben.
Ich spreche keinen Dialekt, verstehe aber sowohl das hiesige Platt, als auch schwäbisch und bayrisch, wenn es nicht gerade sehr schnell gesprochen wird.
Beim Geschriebenen habe ich da manchmal echte Probleme. Der Dialekt lebt auch vom Klang, der läßt sich nunmal nicht niederschreiben.
Das ist ja besser als jeder Dialekt-Volkshochschulkurs ! Ich habe sogar sorellas "griabig" im Internet gefunden und kopiert:
Griabig beschreibt in der Bayrischen Sprache etwas alt her gebrachtes gemütliches
Alles andere konnte ich mit einiger Mühe erraten, auch das, was luchs und eko in ihrem Dialekt geschrieben haben!!
Griabig beschreibt in der Bayrischen Sprache etwas alt her gebrachtes gemütliches
Alles andere konnte ich mit einiger Mühe erraten, auch das, was luchs und eko in ihrem Dialekt geschrieben haben!!
So erkläre ich den Computer einzuschalten.
Am Kasde unnerm Scherm de reschde Knobb neidrigge bisser eirast. Uffbasse: Es huubt.
Huubts ne: Gibts net, noch net bassiert. (Knobb muss!!! drinbleiwe)
Des Bernsche - wo links never dem Knobb wo mer neidrigge muss leit, manschmol is es ach unnedrunner, iss die Bern wo brenne muss, damit mer waas, dass des Ding Saft hot.
(Wann die Bern net brennt, hot des Ding kaan Saft).
Dann: Net lang maule, erst gugge ob die, die hinne aus dem Ding wo der Knobb droo iss, den mer neidrigge muss, in dere Dohs drinsteggt, di mit dem Iwwerlandwerg zusammehengt.
Iss die Schnur droo, dann anner ruffe, der die Bern zum brenne bringt.
Schee gell?
Gruß
benny
Am Kasde unnerm Scherm de reschde Knobb neidrigge bisser eirast. Uffbasse: Es huubt.
Huubts ne: Gibts net, noch net bassiert. (Knobb muss!!! drinbleiwe)
Des Bernsche - wo links never dem Knobb wo mer neidrigge muss leit, manschmol is es ach unnedrunner, iss die Bern wo brenne muss, damit mer waas, dass des Ding Saft hot.
(Wann die Bern net brennt, hot des Ding kaan Saft).
Dann: Net lang maule, erst gugge ob die, die hinne aus dem Ding wo der Knobb droo iss, den mer neidrigge muss, in dere Dohs drinsteggt, di mit dem Iwwerlandwerg zusammehengt.
Iss die Schnur droo, dann anner ruffe, der die Bern zum brenne bringt.
Schee gell?
Gruß
benny
Hallo Sonja, jetzt muß ich aber lächeln, habt ihr nicht daheim mit eurer Tochter Schwyzerdütsch geredet? Meine Kinder sind in der Schweiz geboren und haben dort auch die Primarschule besucht und noch heute reden sie mit ihren schweizer Freunden Schwyzerdütsch.
Als wir in die Schweiz zogen, haben wir als erstes bei der Migros einen Schwyzerdütsch-Kurs besucht, vielleicht wäre das etwas für deine Tochter
Liebe Grüße heijes
Als wir in die Schweiz zogen, haben wir als erstes bei der Migros einen Schwyzerdütsch-Kurs besucht, vielleicht wäre das etwas für deine Tochter
Liebe Grüße heijes
Re: Dialekt - verpönt oder wünschenswert?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Eine Erfahrung, die eher gegen Dialekt als Muttersprache spricht:
2 meiner Mitarbeiter sind Niederbayern, für die offensichtlich Hochdeutsch die 1. Fremdsprache ist.
Beiden merkt man an, dass sie öfter Verständigungsprobleme im "abstrakten" Bereich haben, d.h. Arbeitsanweisungen missverstehen, Kundenwünsche nicht richtig interpretieren usw.
Wir haben einige Zeit gebraucht, um herauszufiltern, wo die Ursachen dieser Probleme liegen, denn sie sind durchaus in der Lage "unauffällig" in Hochdeutsch aktiv zu sprechen; es ist also das Verstehen, nicht das selbst sprechen (bei dem man ja weiß, was man sagen will und der Hochdeutsche Wortschatz ausreicht, dafür Worte zu finden).
Es hat einerseits mit dem nicht so differenzierten Wortschatz (Synonyme) zu tun,
andererseits scheint es auch Barrieren auf der Ebene des emotionalen Verstehens zu geben.
Sorella
(ausdrücklich eine Liebhaberin mancher Dialekte: Platt/Bayrisch/Midlandenglisch)
2 meiner Mitarbeiter sind Niederbayern, für die offensichtlich Hochdeutsch die 1. Fremdsprache ist.
Beiden merkt man an, dass sie öfter Verständigungsprobleme im "abstrakten" Bereich haben, d.h. Arbeitsanweisungen missverstehen, Kundenwünsche nicht richtig interpretieren usw.
Wir haben einige Zeit gebraucht, um herauszufiltern, wo die Ursachen dieser Probleme liegen, denn sie sind durchaus in der Lage "unauffällig" in Hochdeutsch aktiv zu sprechen; es ist also das Verstehen, nicht das selbst sprechen (bei dem man ja weiß, was man sagen will und der Hochdeutsche Wortschatz ausreicht, dafür Worte zu finden).
Es hat einerseits mit dem nicht so differenzierten Wortschatz (Synonyme) zu tun,
andererseits scheint es auch Barrieren auf der Ebene des emotionalen Verstehens zu geben.
Sorella
(ausdrücklich eine Liebhaberin mancher Dialekte: Platt/Bayrisch/Midlandenglisch)
Hallo,
also ich spreche auch Dialekt. Schwaebisch mit badischem Einschlag. Ich leb seit 26 Jahren im Ausland und red immer noch meinen Dialekt. Zur Verwunderung meiner dt. Verwandten.
Ich hab eine kanadische Nachbarin, die von zu hause aus eine dt. Platt spricht mit vielen hollaendischen Woerter dazwischen. Ihr werdet es nicht glauben, inzwischen kann sie schwaebisch mit mir schwaetze und die anderen dt. sprachige Nachbarn staunen echt.
Mein brasilianischer Schwiegersohn war 1 Jahr in Muenchen zum studieren. Er hat in der Freizeit in einem Pflegeheim gearbeiten alles alte Menschen. Wenn er erzaehlt was er am Anfang alles falsch verstanden hat........aber er lernte in diesem Jahr richtig das Muenchner Bayrisch. Auf der Uni musste er aber alles in Schriftdeutsch machen. Es hat ihm eigentl. nichts geschadet, dass er nebenher auch noch bayrisch gelernt hatte.
in diesem Sinne
omasigi
also ich spreche auch Dialekt. Schwaebisch mit badischem Einschlag. Ich leb seit 26 Jahren im Ausland und red immer noch meinen Dialekt. Zur Verwunderung meiner dt. Verwandten.
Ich hab eine kanadische Nachbarin, die von zu hause aus eine dt. Platt spricht mit vielen hollaendischen Woerter dazwischen. Ihr werdet es nicht glauben, inzwischen kann sie schwaebisch mit mir schwaetze und die anderen dt. sprachige Nachbarn staunen echt.
Mein brasilianischer Schwiegersohn war 1 Jahr in Muenchen zum studieren. Er hat in der Freizeit in einem Pflegeheim gearbeiten alles alte Menschen. Wenn er erzaehlt was er am Anfang alles falsch verstanden hat........aber er lernte in diesem Jahr richtig das Muenchner Bayrisch. Auf der Uni musste er aber alles in Schriftdeutsch machen. Es hat ihm eigentl. nichts geschadet, dass er nebenher auch noch bayrisch gelernt hatte.
in diesem Sinne
omasigi