Plaudereien Der Neid.
Sind wir wirklich ein Volk von Neidern, wie uns oft nachgesagt wird?
So richtig mag ich es nicht glauben, weil es Keinen gibt, den ich beneiden könnte.
Wie denken Andere über uns?
Vor allem Gästen aus dem Ausland fällt schnell auf, dass Deutschland eine ungemein neidische Nation ist.
Nun gilt hierzulande das gelbe Monster nicht als Untier, eher als kuschliges Plüschtier, das den sozialen Frieden stiftet.
Doch wieso fühlt sich der Neid ausgerechnet im schönen und gemütlichen Deutschland wie zu Hause?
Vielleicht ist die Antwort, dass wir Deutschen uns seit Bismarcks Tagen als ein Volk von Versicherten verstanden haben?
Der "Eiserne Kanzler" - Otto von Bismarck - erfand im neunzehnten Jahrhundert den deutschen Sozialstaat, als er zwangsweise Renten- Kranken- und Unfallversicherung für jeden Arbeitnehmer einführte.
Dieses System hat das Kaiserreich, die Weimarer Republik, den Hitler'schen Raubstaat, die DDR und die alte Bundesrepublik überdauert.
In der Logik von Versicherungen wird die Auszahlung einer Prämie freilich nur in besonders begründeten Situationen fällig.
Sowohl ein Bedürfnis als auch ein Anspruch muss im Detail nachgewiesen werden.
Der glückliche Zufall, dass jemand einfach so - aus heiterem Himmel - etwas bekommt, ist im Versicherungssystem nicht vorgesehen.
Schließlich haben alle in den großen, gemeinschaftlichen Topf eingezahlt.
So wird Neid quasi zu einer naturwüchsigen Regung.
Manchmal frage ich mich, ob es nicht sinnvoll wäre, in Deutschland wieder den Ostrakismus einzuführen.
Das war eine sehr praktische Veranstaltung im alten Athen, eine Übung in real existierender Demokratie.
Die wahlberechtigten Bürger versammelten sich in einem Amphitheater, dann wurden Tongefäße zerschlagen und jeder schrieb auf eine Scherbe den Namen Desjenigen, den er vor allen anderen beneidete.
Der Unglücksrabe, dessen Name beim Scherbengericht am häufigsten verwendet wurde musste sein Bündel schnüren und die Stadt verlassen...
Gäbe es in Deutschland nicht viel weniger böses Blut, wenn man die Reichen und Erfolgreichen nach dieser klassischen Methode ausbürgern würde?
Francis Bacon hat in einem berühmten Essay festgehalten, dass "missgestaltete Personen, Eunuchen, alte Männer und Bastarde, sowie auch alte Weiber" zum Neid neigen.
Mit anderen Worten: All Jene, deren Leiden nicht heilbar sind.
Natürlich kann diese Liste auch anders ausfallen, je nachdem, was in der historischen Situation grade als Leiden empfunden wird.
Die Zeiten ändern sich schnell.
Ein Bastard - der unehelich geboren wurde - ist heute kein Makel mehr.
Hässlichkeit dagegen, fällt im Zeitalter der blendend aussehenden Filmstars und -sternchen logischerweise schlimmer auf als im ungewaschenen Mittelalter.
So sind es im einundzwanzigsten Jahrhundert dann auch nicht mehr die rechtmäßig Geborenen, die beneidet werden, sondern die Schönen und Reichen.
Ich selbst bin - wie ich schon oft geschrieben habe - keineswegs ein schöner Mensch, bin aber nicht neidisch.
Nö, stimmt nicht ganz: So blicke ich mit gelben Augen, auf die Stumpfen und Dumpfen, die "Idioten" - im buchstäblichen Sinn dieses griechischen Wortes - die "Privatleute", die an nichts je einen Gedanken verschwendet haben, was den Horizont ihrer persönlichen Interessen überschritt.
Zum anderen bin ich mir der Sinnlosigkeit meiner Tätigkeit schmerzlich bewusst.
Mir ist klar, dass von den vielen, vielen Wörtern, die ich im meinen Computer tippe, kein Kind, kein Kranker gesund wird.
Oft wünsche ich mir, ich hätte einen Beruf erlernt, dessen Nützlichkeit für jeden sichtbar wird.
Kurz herausgesagt, ich beneide die Ärzte!
Aber auch gegen diesen Neid habe ich ein probates Mittel:
Sobald er auftritt, brauch' ich mich nur daran zu erinnern, dass Ärzte keine Götter sind.
Dass sie oft - wie auch in meinem persönliche Fall - ganz hilflos vor der Krankheit ihrer Patienten stehen, auch, dass die Nützlichkeit um ihrer Profession teuer erkauft wurde.
Meinem Neid auf die Idioten in diesem Land bin ich leider schutz- und machtlos ausgliefert.
Dennoch,
einen neidlos schönen Tag
wünscht Gerry
So richtig mag ich es nicht glauben, weil es Keinen gibt, den ich beneiden könnte.
Wie denken Andere über uns?
Vor allem Gästen aus dem Ausland fällt schnell auf, dass Deutschland eine ungemein neidische Nation ist.
Nun gilt hierzulande das gelbe Monster nicht als Untier, eher als kuschliges Plüschtier, das den sozialen Frieden stiftet.
Doch wieso fühlt sich der Neid ausgerechnet im schönen und gemütlichen Deutschland wie zu Hause?
Vielleicht ist die Antwort, dass wir Deutschen uns seit Bismarcks Tagen als ein Volk von Versicherten verstanden haben?
Der "Eiserne Kanzler" - Otto von Bismarck - erfand im neunzehnten Jahrhundert den deutschen Sozialstaat, als er zwangsweise Renten- Kranken- und Unfallversicherung für jeden Arbeitnehmer einführte.
Dieses System hat das Kaiserreich, die Weimarer Republik, den Hitler'schen Raubstaat, die DDR und die alte Bundesrepublik überdauert.
In der Logik von Versicherungen wird die Auszahlung einer Prämie freilich nur in besonders begründeten Situationen fällig.
Sowohl ein Bedürfnis als auch ein Anspruch muss im Detail nachgewiesen werden.
Der glückliche Zufall, dass jemand einfach so - aus heiterem Himmel - etwas bekommt, ist im Versicherungssystem nicht vorgesehen.
Schließlich haben alle in den großen, gemeinschaftlichen Topf eingezahlt.
So wird Neid quasi zu einer naturwüchsigen Regung.
Manchmal frage ich mich, ob es nicht sinnvoll wäre, in Deutschland wieder den Ostrakismus einzuführen.
Das war eine sehr praktische Veranstaltung im alten Athen, eine Übung in real existierender Demokratie.
Die wahlberechtigten Bürger versammelten sich in einem Amphitheater, dann wurden Tongefäße zerschlagen und jeder schrieb auf eine Scherbe den Namen Desjenigen, den er vor allen anderen beneidete.
Der Unglücksrabe, dessen Name beim Scherbengericht am häufigsten verwendet wurde musste sein Bündel schnüren und die Stadt verlassen...
Gäbe es in Deutschland nicht viel weniger böses Blut, wenn man die Reichen und Erfolgreichen nach dieser klassischen Methode ausbürgern würde?
Francis Bacon hat in einem berühmten Essay festgehalten, dass "missgestaltete Personen, Eunuchen, alte Männer und Bastarde, sowie auch alte Weiber" zum Neid neigen.
Mit anderen Worten: All Jene, deren Leiden nicht heilbar sind.
Natürlich kann diese Liste auch anders ausfallen, je nachdem, was in der historischen Situation grade als Leiden empfunden wird.
Die Zeiten ändern sich schnell.
Ein Bastard - der unehelich geboren wurde - ist heute kein Makel mehr.
Hässlichkeit dagegen, fällt im Zeitalter der blendend aussehenden Filmstars und -sternchen logischerweise schlimmer auf als im ungewaschenen Mittelalter.
So sind es im einundzwanzigsten Jahrhundert dann auch nicht mehr die rechtmäßig Geborenen, die beneidet werden, sondern die Schönen und Reichen.
Ich selbst bin - wie ich schon oft geschrieben habe - keineswegs ein schöner Mensch, bin aber nicht neidisch.
Nö, stimmt nicht ganz: So blicke ich mit gelben Augen, auf die Stumpfen und Dumpfen, die "Idioten" - im buchstäblichen Sinn dieses griechischen Wortes - die "Privatleute", die an nichts je einen Gedanken verschwendet haben, was den Horizont ihrer persönlichen Interessen überschritt.
Zum anderen bin ich mir der Sinnlosigkeit meiner Tätigkeit schmerzlich bewusst.
Mir ist klar, dass von den vielen, vielen Wörtern, die ich im meinen Computer tippe, kein Kind, kein Kranker gesund wird.
Oft wünsche ich mir, ich hätte einen Beruf erlernt, dessen Nützlichkeit für jeden sichtbar wird.
Kurz herausgesagt, ich beneide die Ärzte!
Aber auch gegen diesen Neid habe ich ein probates Mittel:
Sobald er auftritt, brauch' ich mich nur daran zu erinnern, dass Ärzte keine Götter sind.
Dass sie oft - wie auch in meinem persönliche Fall - ganz hilflos vor der Krankheit ihrer Patienten stehen, auch, dass die Nützlichkeit um ihrer Profession teuer erkauft wurde.
Meinem Neid auf die Idioten in diesem Land bin ich leider schutz- und machtlos ausgliefert.
Dennoch,
einen neidlos schönen Tag
wünscht Gerry
Ich weiss nicht, ich finde, Neid ist eine ganz normale menschliche Regung, die ich auch bei mir kenne.
Entscheidend ist nur, dass man ihn nicht ausufern lässt.
Das kann man nur bei sich selbst tun.
Übrigens im alten Griechenland: Wohin mußten die mit dem Scherbengericht identifizierten Beneideten hin?
Haben sich die alle in Deutschland dann gemeinsam niedergelassen?
Das war jetzt ein Scherz.
Entscheidend ist nur, dass man ihn nicht ausufern lässt.
Das kann man nur bei sich selbst tun.
Übrigens im alten Griechenland: Wohin mußten die mit dem Scherbengericht identifizierten Beneideten hin?
Haben sich die alle in Deutschland dann gemeinsam niedergelassen?
Das war jetzt ein Scherz.
[/indent]Sind wir wirklich ein Volk von Neidern, wie uns oft nachgesagt wird?
So richtig mag ich es nicht glauben, weil es Keinen gibt, den ich beneiden könnte.
Wie denken Andere über uns?
Ich selbst bin - wie ich schon oft geschrieben habe - keineswegs ein schöner Mensch, bin aber nicht neidisch.
Dennoch,
einen neidlos schönen Tag
wünscht Gerry[indent]
So richtig mag ich es nicht glauben, weil es Keinen gibt, den ich beneiden könnte.
Wie denken Andere über uns?
Ich selbst bin - wie ich schon oft geschrieben habe - keineswegs ein schöner Mensch, bin aber nicht neidisch.
Dennoch,
einen neidlos schönen Tag
wünscht Gerry[indent]
Ich werde immer misstrauisch, wenn sich Menschen selbst allzu gut beurteilen (dies sollten sie anderen überlassen und dann darauf lernen). Auch eine Statistik macht es nicht kaputt, wenn ein Mensch unter 80 Millionen sich für nicht neidisch erklärt.
Den Rest der Vorschläge möchte ich nicht kommentieren, da er mir grossenteils zu abstrakt und nicht in die heutige Zeit passend erscheint. Immerhin werden nicht wir Senioren für die Zukunft dieses Landes und dieser Gesellschaft verantwortlich sein (unsere Zeit ist schon fast vorbei) - sondern die jungen Menschen. Olga
In einem Punkt stimme ich dir zu.
Wer heute noch Medizin studiert muss ein Idealist sein,bei einem Anfangsgehalt von 2500,00 Euronen,einer 60 Stundenwoche und monatlich an die 140 unbezahlten Überstunden.
Eine gut gehende Würstchenbude am rechten
Standort bringt mehr ein.
Danke -
endlich hat mal jemand das Thema Neid eröffnet.
Ich denke schon lange darüber nach: Was ist Neid?
Ist es Mißgunst (was ja schrecklich wäre) oder - einfch der Gedanke - manno - was Du hast, schaffe ich auch.
Herzlichst
gila
endlich hat mal jemand das Thema Neid eröffnet.
Ich denke schon lange darüber nach: Was ist Neid?
Ist es Mißgunst (was ja schrecklich wäre) oder - einfch der Gedanke - manno - was Du hast, schaffe ich auch.
Herzlichst
gila
Na Du bist ja vielleicht goldig.
Wenn Du nicht weißt was Neid ist,dann bist Du es wahrscheinlich auch nicht.
Dann wären wir schon zu zweit.
Neid ist ,wenn Deine Freundin etwas hat ,was Du auch gern hättest aber nicht bekommen wirst und diese Tatsache Dich
unzufrieden werden lässt.
@: "...Na Du bist ja vielleicht goldig.
Wenn Du nicht weißt was Neid ist,dann bist Du es wahrscheinlich auch nicht...."
So krass würde ich das nicht formulieren. Hat man denn schon mal einen Geizhals sagen hören: "Ich bin geizig"?
Wenn Du nicht weißt was Neid ist,dann bist Du es wahrscheinlich auch nicht...."
So krass würde ich das nicht formulieren. Hat man denn schon mal einen Geizhals sagen hören: "Ich bin geizig"?
So krass würde ich das nicht formulieren. Hat man denn schon mal einen Geizhals sagen hören: "Ich bin geizig"?
Nein Schorsch, weil er selbst sich gar nicht geizig findet, das tun nur die anderen (Wahrnehmung).
WILHELM BUSCH
Kritik des Herzens.
Mein kleinster Fehler ist der Neid.
Aufrichtigkeit, Bescheidenheit,
Dienstfertigkeit und Frömmigkeit,
Obschon es herrlich schöne Gaben,
Die gönn' ich allen, die sie haben.
Nur wenn ich sehe, daß der Schlechte
Das kriegt, was ich gern selber möchte;
Nur wenn ich leider in der Nähe
So viele böse Menschen sehe,
Und wenn ich dann so oft bemerke,
Wie sie durch sittenlose Werke
Den lasterhaften Leib ergötzen,
Das freilich tut mich tief verletzen.
Sonst, wie gesagt, bin ich hienieden
Gottlobunddank so recht zufrieden.
Kritik des Herzens.
Mein kleinster Fehler ist der Neid.
Aufrichtigkeit, Bescheidenheit,
Dienstfertigkeit und Frömmigkeit,
Obschon es herrlich schöne Gaben,
Die gönn' ich allen, die sie haben.
Nur wenn ich sehe, daß der Schlechte
Das kriegt, was ich gern selber möchte;
Nur wenn ich leider in der Nähe
So viele böse Menschen sehe,
Und wenn ich dann so oft bemerke,
Wie sie durch sittenlose Werke
Den lasterhaften Leib ergötzen,
Das freilich tut mich tief verletzen.
Sonst, wie gesagt, bin ich hienieden
Gottlobunddank so recht zufrieden.