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Plaudereien Beschneidungsurteil rechtskräftig

Mitglied_bed8151
Mitglied_bed8151
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Re: Beschneidungsurteil rechtskräftig
geschrieben von ehemaliges Mitglied

SZ.de
16.07.2012
Streit um Beschneidung: Vom richtigen Umgang mit Recht
Beschneidung als Rechtsmissbrauch - mit dieser Entscheidung hat sich das Kölner Landgericht einer multikulturellen Betrachtungsweise verweigert. Strafrecht wird so zum Instrument kultureller Bekehrung und befeuert eine zunehmend aggressive Debatte. Damit schießt es am Ziel vorbei.
Ein Kommentar von Heribert Prantl


[...]

Beschneidungskritiker fordern von Juden und Muslimen, über den Sinn dieses Ritus nachzudenken. Muslime und Juden dürfen aber auch von ihren Kritikern ein Nachdenken darüber verlangen, warum die Kritik einen so aggressiv-selbstgerechten Ton anschlägt. Bisweilen kann man den Eindruck haben, dass es nicht nur einen religiösen, sondern auch einen anti-religiösen Fundamentalismus gibt. Die Unversöhnlichkeit der Kopftuch-Debatte findet in der Beschneidungs-Debatte ihre Fortsetzung. Das hat mit Aufklärung nichts zu tun. Aufklärung ist nicht die Verächtlichmachung der Anderen. Eine aufgeklärte Gesellschaft ist eine, die auf respektvolles Zusammenleben achtet.

(SZ vom 16.07.2012/kemp)

ich gehe davon aus, dass das urteil des kölner landgerichts nicht das letzte wort war. den rechtsfrieden befördert es nicht.
--
w.
justus39
justus39
Mitglied

Re: Beschneidungsurteil rechtskräftig
geschrieben von justus39
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 17.07.2012, 00:44:57
Ich schätze im Allgemeinen die sachlichen und konstruktiven Beiträge von Herrn Prantl und schließe mich auch meistens gern seiner Meinung an.
Auch dieser Artikel gibt Anlass zum Nachdenken.
Nur sollte man sich auch darüber Gedanken machen, wo es hinführen könnte, wenn wir künftig Bräuche, Gepflogenheiten und Sitten fremder Kulturen, Religionen und Sekten, die unserem Grundgesetz widersprechen tolerieren.

Wollen wir es künftig allgemein erlauben, dass auf Wunsch der Eltern Eingriffe an Kindern vorgenommen werden dürfen, die medizinisch nicht erforderlich wären?
Anderenfalls wäre es ein Verstoß gegen die Gleichbehandlung.
Es gibt Bräuche und Moralvorstellungen fremder Kulturen, die dort auch über Jahrhunderte praktiziert wurden und welche wir sogar bekämpfen, die wir dann wohl ebenfalls dulden müssten.

Medea
Medea
Mitglied

Re: Beschneidungsurteil rechtskräftig
geschrieben von Medea
als Antwort auf justus39 vom 17.07.2012, 09:31:20
Mir geht es ähnlich Justus -
Herr Prantls Beitrag in der SZ
greift irgendwie zu kurz - ist
auch meine Ansicht.

M.


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adam
adam
Mitglied

Re: Beschneidungsurteil rechtskräftig
geschrieben von adam
als Antwort auf justus39 vom 17.07.2012, 09:31:20
Justus,

schau Dir mal Diesen Link an.....Abstehende Ohren: Ohren anlegen, bitte!

Da gibt es bei uns eine ganze medizinische Industrie, die an Kindern herum "schnippelt". Vergessen wir mal die Religion, denn die verstehen Kinder, die beschnitten werden, genauso wenig, wie es Kinder nicht verstehen können, warum an ihren Ohren herumgeschnitten wird. Was muß die Gesetzgebung dazu sagen? Körperverletzung!

Prantl hat in meinen Augen recht, wenn er von nichtreligiösem Fundamentalismus schreibt. Es muß ein gesellschaftsgenehmer Weg gefunden werden, Beschneidungen unter bestimmten Bedingungen zuzulassen.

--

adam



Re: Beschneidungsurteil rechtskräftig
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf adam vom 16.07.2012, 23:38:41
Adam, sauber gesagt.

Darf ich noch hinzufügen, daß nach der üblichen Methodik jetzt so lange gefeilscht und rumgemährt werden wird, die bösen Deutschen vorgeführt und in die Ecke gestellt werden, bis sie schlechten Gewissens einem Rechtsbruch im eigenen Lande zustimmen 'müssen'. Wollen sie nicht (angeblich) auf der ganzen Welt mal wieder als Bösewichte gelten. Als besonders gefährliche Bösewichte, die in ihrem Lande keine Religionsfreiheit gerantieren, und noch dazu obwohl sie es besser wissen müssten wegen ihrer Vergangenheit. Das zu untestellen ist einfach frech und unverschämt. Zumal es unsere Generation gar nicht treffen kann.

Die Konvention ist schon älter, wurde aber erst am 1. 1. 2011 vebindlich rechtskräftig (Haager Kinderschutzabkommen)[/url]. Nebst weiteren verbindlichen Übereinkommen, die auch von vielen Staaten -also nicht nur von DE- unterzeichnet wurden.

Demnach war es unausweichliches Recht, ein Offizialdelikt zu verfolgen - sofern es bekannt wurde.
Und in Köln wurde es (erstmalig?) bekannt. Das Gericht hat also geltendes Recht angewandt, es musste so handeln und urteilen. Weder 'Religionsfreiheit noch Usus' konnten dabei eine Rolle spielen. Hier jetzt Judenhass oder Maßregeln zu unterstellen wäre einfach dumme Polemik. Und da gibt es auch nichts zu lamentieren und zu unterstellen.

Die Realität wird wohl anders aussehen.
Es wird solange 'argumentiert', infiltriert und gerade den bösen Deutschen das schlechte Gewissen eingeredet werden, bis sie (natürlich aufgrund ihrer Vergangenheit, die ihnen wohl auf Ewigkeit anhängen wird) nachgeben, und die Gesetzgebung auf eine Verfolgung verzichtet.

In welchem Hause sind wir denn hier?
Da wird ein (modernes) Gesetz ausgebrütet und unterzeichnet, um es dann auszuhöhlen?

Kommt mir so vor wie ein Verkehrsvergehen:
Zu schnell gefahren kommt ja vor, dass passiert halt.
Alkohol am Steuer, passiert halt.
Alles straffrei jetzt, weil es jemandes Gewohnheitsrecht ist (und seine gottgefällige Religion erlaubt es ja), zu schnell zu fahren oder am Steuer zu saufen?
Hoppala, falscher Film, das kanns ja nicht sein.


Warum -als Kompromiss- unterbleibt das Beschneiden nicht so lange bis die Jungs volljährig sind und frei entscheiden können (frei, falls sie nicht familiär 'geleitet' werden)? Ein loyales Elternpaar könnte das durchaus so handhaben.
Von mir aus mit einer symbolischen Feier und dem Versprechen, den Jüngling im Laufe der Jahre aufzuklären was da geschehen würde. Ähnlich der Taufe, bei der ja auch nix abgeschnitten wird. Außer vielleicht ein großes Stück der Festtorte.
Die einfachste Sache der Welt also.
Das, genau das! wäre [u]echte
Religionsfreiheit!

Dazu gehört nämlich auch, sich seine Religion aussuchen zu können, falls man denn eine braucht.
Die Schnippelei zwingt aber einen wehrlos Ausgelieferten in eine Jacke, die ihm nicht mal passen könnte, raus kommt er da nicht mehr. Und ich nehme an, dass genau das der Sinn der Beschneidung ist. Nämlich jemanden als treues Schäfchen für ein Leben lang zu fesseln - an etwas was ihm in jungen Jahren gar nicht mal bewußt ist - und später nicht mehr korrigiert werden kann.
Körper- und Geistverletzung in höchstem Maße.

So ein kleiner Junge von einigen Wochen kann ja wohl unmöglich irgend einem Gott zugetan sein; dieses Argument wäre Unfug und Einbildung. Demnach ist auch eine Taufe 'Blödsinn' - wohl eher ein feierliches Relikt von anno tobak, das die 'Schäfchen der Kirche gefügig machen sollte'.

Vergleichsweise müsste man -hier schon mal erwähnt- den Mädchen die Ohrläppchen abschneiden oder ein Loch durch die Nase bohren (für den Ring) - und sie somit zu ewig gottgefälligen Sklavinnen brandmarken.

Ausdrücklich betone ich hier nochmal:
Mein guter Freund ist Rabbiner, einige Isrealis sind meine guten! Freunde! Ich habe mich 'eine Weile' mit Judentum beschäftigt, und ich ziehe den Hut.
Aber hier geht es nicht um Judenhass und Religionsfreiheit -wie es uns eingeredet wird-, hier geht es um Körperverletzung an Kindern, die noch nicht mal sprechen können. Und worüber einwandfreie rechtliche internationale Abkommen bestehen, die auch Isreal unterzeichnet haben dürfte.

Noch zu Kopftüchern und Kruzifixen.
Kopftücher kann man wieder aufziehen, und Kruzifixe wieder aufhängen. Was aber abgeschnitten wurde, das ist ab, endgültig ab.
Allerdings fand ich den Streit um Kopftücher schon befremdlich albern, noch dazu, dass so ein Tuch -und das Gesicht darunter- sehr gut aussieht.

Und zu dem Kruzifix? Wazu soll das gut sein, an der Wand zu hängen, das Ding sieht doch sowieso keine Menschenseele. Ein Satz Legosteine ist viel interessanter und lehrreicher.

Vielleicht aber soll das Kreuz uns daran erinnern, daß auch damals schon das Recht gebeugt wurde?
rolf †
rolf †
Mitglied

Re: Beschneidungsurteil rechtskräftig
geschrieben von rolf †
als Antwort auf adam vom 17.07.2012, 10:12:35
Das braucht der Gesetzgeber garnicht, das hat er schon.
Es ist, wie jeder Eingriff, Körperverletzung.
Aber ohne Anzeige wird er natürlich genauso wenig verfolgt, wie die bisherigen Beschneidungen.
Bei den Solarien hat der Gesetzgeber übrigens schon angefangen, eine Altersgrenze einzuführen, sogenannte Schönheitsoperationen werden wohl folgen.
Damit wird es den Eltern dann wohl erschwert, bei medizinisch nicht notwendigen Eingriffen die Zustimmung des Kindes zu ersetzen.

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schorsch
schorsch
Mitglied

Re: Beschneidungsurteil rechtskräftig
geschrieben von schorsch
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 17.07.2012, 10:21:47
Klare Formulierungen; Gesetzeslage klar formuliert. Da ist nix mehr beizufügen als dies: Wer als Inländer hier lebt, wer als Ausländer hierher gezogen ist, hat sich an die hier geltenden Gesetze zu halten. Bräuche - auch wenn sie noch so alt sind und gleichgültig in welchen "Märchenbüchern" sie ihren Ursprung haben - sind Gesetzen untertan!
Medea
Medea
Mitglied

Re: Beschneidungsurteil rechtskräftig
geschrieben von Medea
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 17.07.2012, 10:21:47
Genau dieses Beschneidungsthema müßte doch
eigentlich die jungen Männer des Judentums
und des Islam geradezu auf die Straße treiben -

wieso demonstrieren sie nicht gegen die alten
Vorstellungen ihrer Eltern und Großeltern, es
geht um ihren Penis, das Zentrum ihrer
Männlichkeit, dem im Säuglings- und Kindesalter
ein Tort zugefügt wird, oft auch irreparable
Schäden?

Sonst sind, gerade die männlichen muslimischen
Jugendlichen doch nicht gerade zimperlich auf
den Straßen, wenn es um ihre Interessen
geht. Die Schulen in den sozialen Brennpunkten sind
mannigfaltige Beispiele dafür.

Hier geht es um die Unverletztbarkeit ihrer
Körper und da bleiben sie hinter dem Ofen hocken?

Seltsam.

Medea.



lars
lars
Mitglied

Re: Beschneidungsurteil rechtskräftig
geschrieben von lars
als Antwort auf schorsch vom 17.07.2012, 10:33:24
Eigentlich wollte ich zu diesem leidigen Thema nichts mehr schreiben, wurde schon genug geschrieben darüber.
Aber ich bin mit meinem Landsmann einig, mit seinem Ansichten!
Allerdings könnte ich mir so einen Eingriff verstehen, wenn's um Hygiene geht, nicht wegen der Relegion!
Hoffendlich werde nicht wieder als Judenhasser angegriffen.
Lars
Re: Beschneidungsurteil rechtskräftig
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Medea vom 17.07.2012, 10:47:54
... Genau dieses Beschneidungsthema müßte doch
eigentlich die jungen Männer des Judentums
und des Islam geradezu auf die Straße treiben -

wieso demonstrieren sie nicht gegen die alten
Vorstellungen ihrer Eltern und Großeltern, es
geht um ihren Penis, das Zentrum ihrer
Männlichkeit, dem im Säuglings- und Kindesalter
ein Tort zugefügt wird, oft auch irreparable
Schäden? ...


Dazu müsste man das Judentum 'studiert' haben, oder sich wenigstens eingehend damit beschäftigen. Das ist übrigens sehr interessant. Und -wie gesagt- ich ziehe den Hut.

Mehrere vorstellbare Gründe (überspitzt).

1) Es hat keinen Zweck (mehr), für sich selbst auf die Strasse zu gehen, ab ist ab. Mit oder ohne Krawall. Warum also sollte man um des Kaisers Bart noch streiten.

2) Der Mensch ist ein Herdentier. Vielleicht mögen sie ja auch noch stolz darauf sein, mit diesem sichtbaren Zeichen zu dieser Religion zu gehören (gehören zu dürfen).
Türken bspw sind ja auch stolz auf ihre Herkunft.

3) Vergleichsweise mit unserer Taufe - warum gehen wir nicht auf die Straße und machen Krawall dagegen? Hat sich so ergeben, daß das ein Tag der Freude und des Feierns ist.
Das ist auch der Fall, wenn der stolze Vater verkünden kann, den Sohn beschnitten zu haben -eben der Tradition wegen- und deswegen eine Fete veranstaltet. Ich glaube nicht, daß sich da jemand Gedanken macht; das ist einfach so wie bei uns die Taufe.

4) Ausgrenzung - wer nicht dazu gehört, der hat kein Abitur, der ist nicht koscher. Das ist einer dem man nicht unbedingt vertrauen kann. Nur - wie ist das bei den Mädels? Kann man denen jetzt nicht vertrauen? Oder nur bei einem Ring durch die Nase?

5) Die Einstellung: Und jetzt gerade erst recht, die Deutschen werden uns nichts vorschreiben.
Geflissentlich übersehend, daß wir es ja nicht einmal sind. Es ist die Menschenrechtskonvention, die auch sie unterschrieben haben dürften. Da ist es geradezu lächerlich, gegen sich selbst Sturm zu laufen.

6) Viele 'Riten' sind sehr sinnvoll, bspw die Mikwe (speziell in Pestzeiten), Schweinefleisch, Schabbes, ...
Und zu dieser Gewohnheit gehört halt auch das Beschneiden.

7) Vielleicht auch der Stolz, sichtbar zu einer sehr schlagkräftigen Armee zu gehören, die dem Selbstschutz dient.
Unsere Jungs (39-45) waren ja auch (großenteils) stolz, Teil einer Elite-Armee (SS) zu sein. Heute hält sich so ein Image wahrscheinlich immer noch, nämlich zu einer Truppe zu gehören, die was leisten kann, allerdings anderes als seinerzeit. Meine BW-Zeit war um 61-62 Berliner Mauer; heute beobachte ich das nicht mehr, kanns mir aber noch denken.

8) Judentum hält zusammen wie Pech und Schwefel, weltweit. Anerkennenswert und bewunderungswürdig. Und da möchte man natürlich dazu gehören.
Schön und gut, aber die Entscheidung darüber fällt nicht acht Tage nach der Geburt.

9) Sie moppern nicht öffentlich, weil sie ihre Eltern nicht in Schwierigkeiten bringen möchten. Stattdessen beschneiden sie einfach nicht. Ist viel einfacher -und effektiver- als Krawall zu machen.

10) Doch, ich hab 10 Gebote geschafft
Die Beschneidung ist kein Gesetz, sondern 'nur' ein Ritual. Es geht selbstverständlich auch ohne Beschneidung. Also ist Krawall machen nicht angesagt.

Warum deswegen auf diesem Ritual so vehement bestanden wird?
Ich denke, dass jetzt einige 'Hardliner' wie üblich aufschreien. Eben aus dem Grunde, daß sie nicht von 'den Deutschen' wieder mal gemaßregelt werden wollen. Das möchte auch keiner, aber es gibt Anlass, vorauseilend Getöse zu veranstalten.
Dabei übersehen sie mit Absicht -in der Hoffnung, es würde schon keiner merken ob des schlechten Gewissens-, daß auch sie die Konventionen gezeichnet haben.

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