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Plaudereien Beschneidungsurteil rechtskräftig

adam
adam
Mitglied

Re: Die gut gemeinte Diskriminierung...
geschrieben von adam
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 16.07.2012, 12:00:12
...Verbieten wir jetzt die Taufe und berufen uns auf das Grundgesetz? ...

Der Vergleich hinkt doch, Adam.
Korrekt wäre, bei einer Taufe unter Wasser getaucht zu werden, 'bis daß der Tod eintritt'.
Am Schniedel wächst ja wohl nix mehr nach.


Aber er lebt noch und es hängt ein vollständiger Kerl dran.

--

adam

ursula_j
ursula_j
Mitglied

Re: Die gut gemeinte Diskriminierung...
geschrieben von ursula_j
als Antwort auf adam vom 16.07.2012, 11:58:02
Man kann keine Jahrhundert alte Tradition, die man Jahrzehnte geduldet hat jetzt per Gesetz verbieten.
Man stelle sich vor, das Zölibat, das ebenfalls widernatürlich ist, würde plötzlich per Gesetz verboten werden.

Beides, die Beschneidung und das Zölibat ist m.M. unnötig und verletzend für die Betroffenen.
Eine Änderung/Veränderung muss sich entwickeln. Ein Verbot nutzt nichts. Die Beschneidung wird weiterhin durchgeführt und zwar heimlich, und hoffentlich nicht wie früher die Abtreibungen, im Hinterzimmer.

Medea
Medea
Mitglied

Re: Beschneidungsurteil rechtskräftig
geschrieben von Medea
Ich frage mich, nicht erst seit
dieser Diskussion hier, ob die
Empfindungsfähigkeit eines beschnittenen
Mannes gegenüber der des unbeschnitteren
Mannes größer, kleiner, anders ist?

Trägt nicht jeder Beschnittene in sich
den heimlichen, unausgesprochenen Wunsch,
sich unbeschnitten
einmal zu spüren, zu erleben?
Etwas, was er nie
erfahren wird und ihn möglicherweise
sein Leben lang als Trauma begleitet
nicht "vollständig" zu sein?

M.


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pippa
pippa
Mitglied

Re: Beschneidungsurteil rechtskräftig
geschrieben von pippa
als Antwort auf adam vom 16.07.2012, 11:17:18
Die Bundesrepublik wäre der einzige Staat der Welt, der die religiöse Beschneidung verbietet.
geschrieben von adam


Na und?! Einer muss doch mal Vernunft annehmen und den Anfang machen.
adam
adam
Mitglied

Re: Beschneidungsurteil rechtskräftig
geschrieben von adam
als Antwort auf Medea vom 16.07.2012, 12:12:51
Ich frage mich, nicht erst seit
dieser Diskussion hier, ob die
Empfindungsfähigkeit eines beschnittenen
Mannes gegenüber der des unbeschnitteren
Mannes größer, kleiner, anders ist?

Trägt nicht jeder Beschnittene in sich
den heimlichen, unausgesprochenen Wunsch,
sich unbeschnitten
einmal zu spüren, zu erleben?
Etwas, was er nie
erfahren wird und ihn möglicherweise
sein Leben lang als Trauma begleitet?

M.



medea,

zu a) Es heißt, daß der Beschnittene eher ein Mittel- bis Langstreckenläufer sein, dagegen der Unbeschnittene ein kurzatmiger Sprinter. Im Endeffekt wird es wohl auf die Trainingshäufigkeit ankommen.

zu b) Gleichgültig in welcher Ausstattung: Er ist das lebenslange Trauma jeden Mannes.

--

adam

justus39
justus39
Mitglied

Re: Die gut gemeinte Diskriminierung...
geschrieben von justus39
als Antwort auf ursula_j vom 16.07.2012, 12:12:38
Man kann keine Jahrhundert alte Tradition, die man Jahrzehnte geduldet hat jetzt per Gesetz verbieten.
Man stelle sich vor, das Zölibat, das ebenfalls widernatürlich ist, würde plötzlich per Gesetz verboten werden.



Man hat auch nach alter Tradition über Jahrhunderte Kinder verprügelt. Moslems und Juden haben Ehebrecherinnen gesteinigt und vor gar nicht langer Zeit hatte der Mann noch das Recht seine Frau zu verprügeln.
Das wurde Gott sei Dank trotzdem abgeschafft,

Den Zölibat, auch wenn er unsinnig ist, unterwirft sich ein erwachsener Mensch freiwillig. Es wäre auch überhaupt kein Problem, wenn sich erwachsene Männer freiwillig beschneiden ließen.
Aber in unserem Fall handelt es sich um einen unnötigen Eingriff bei Säuglingen.

Ich hoffe auch dass die katholische Kirche den Zölibat einmal aufheben wird, aber gegen Gesetze verstößt er nicht und man kann ihn nicht verbieten.

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Re: Die gut gemeinte Diskriminierung...
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ursula_j vom 16.07.2012, 12:12:38
...Man kann keine Jahrhundert alte Tradition, die man Jahrzehnte geduldet hat jetzt per Gesetz verbieten. ...

Das geht NUR per Gesetz.
Der Kirche (und ihren unsinnigen Gebräuchen) konnte nur dadurch, daß die per Gesetz ihre Machtstellung (Inquisition) verlor, Einhalt geboten werden.
Zölibat ist freiwillig und bei Zurechnungsfähig eine eigene Entscheidung; das wird einem Menschen nicht bei Geburt wie eine Spritze gegen Masern verabreicht.
Wobei die Impfung gegen Masern, Pocken & Co im Interesse der Gemeinschaft medizinisch geboten ist.

Das Ritual der Beschneidung soll eine seit Jahrtausenden 'angeblich von Gott geforderte Pflicht' sein? Und somit automatisch gerechtfertiger und gebotener Brauch sein? Weil 'man sonst als Außenstehender nicht zur Gemeinschaft gehören kann'?
Dann müssten wir heute vergleichsweise noch zu Fuss gehen oder auf Eseln reiten; so aber hat uns das Hirn andere Methoden der Fortbewegung ausdenken lassen.

Ich halte jede Art Ritus oder Brauch für eine Art Kujonierens, womit andere Menschen unter eine Knute gestellt werden (sollen).
Damit sie unter dem Deckmantel, zu einem elitären inneren Kreis gehören zu können, da überhaupt mitmachen dürfen.
Das ist eindeutig noch hinzu (eigentlich hinweg) zu dem abgeschittenen Teilchen ein moralisch dummes, bösartiges Druckmittel. Was daraus entstanden ist und noch entsteht (bspw Scientology), ist seit über 70 Jahren bekannt.

Und -eben- wenn andere Länder Mord (bspw Steinigungen) erlauben (gar vorschreiben), dann muss das hier in DE noch lange nicht geduldet werden.
Wir sind deklaratorisch ein human geprägtes Land, das auch Flüchtlinge aufnimmt und auch freie Religionen garantiert. Da gehören barbarische Bräuche nicht hin.

Ich dachte bisher, daß Beschneidungen unmündiger Jungs in DE längst abgeschafft wäre; und daß ich mich einigermaßen auskenne.
Hab mich wohl doch getäuscht.
Medea
Medea
Mitglied

Re: Die gut gemeinte Diskriminierung...
geschrieben von Medea
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 16.07.2012, 13:02:25
Unsinnige Traditionen können in der
Tat nur durch Gesetze verboten werden.
Ich erinnere an die Verkrüppelung der
Füße der Chinesinnen aus sogenannten
feinen Familien, die bei den kleinen Mädchen
bereits derart "eingebunden" wurden, um sie
um Wachstum zu hindern, daß sie in extremen
Fällen abfielen. Ein Jahrhunderte alter Brauch,
dem Mao Tse Tung ein Ende machte.

M.

Re: Die gut gemeinte Diskriminierung...
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Medea vom 16.07.2012, 13:14:50
Medea,

das Einbinden der Füße der chinesischen Mädchen und Frauen war nicht religiös begründet und wurde bei den Bäuerinnen, die zur Feldarbeit gezwungen waren, nicht durchgeführt.

Die Entstehung dieses Brauches und dessen Ende sind hier in diesem Link gut nachzulesen.

Allerdings wollten auch die Eltern, die ihre Mädchen in diese lebenslange Qual schickten, das Beste für ihre Tochter, galt doch dieser Brauch als Investition in eine gute Zukunft.

Je kleiner der Fuß umso besser die Chancen auf eine gute Verheiratung und Versorgung, hatte also handfeste und eben keine Glaubensgründe.
Und als dann wirklich die Frauen als Arbeitskräfte benötigt wurden, war es mit dem Wickeln der Füße vorbei.

Denn diese Religionsanbindung macht die ganze Sache so schwierig. Und einer Religion ist mit Argumenten nicht beizukommen und schon gar nicht, wenn der Zusammenhalt innerhalb eines Familienverbandes gefährdet ist. Diese soziale Kontrolle ist sehr hoch.

Die enge familiäre Verbundenheit jüdischer und muslimischer Familien erfahren wir in unserer Gesellschaft kaum noch.
Bei uns ist die Vereinzelung im Gange.

In jedem Fall aber geht eine wirkliche Revolution (und das wäre das Einstellen der Beschneidung) nur mit den Eltern und niemals ohne diese.

Ich kann mir z.B. nicht vorstellen, dass das Jugendamt jedes jüdische oder muslimische Kind auf eine Beschneidung hin untersuchen wird.
Ich befürchte die heimliche Durchführung, so wie es bei den Abtreibungen ebenfalls geschah.

Und das kann auch nicht zum Wohl eines Kindes sein.

Meli

Wikipedia

luchs35
luchs35
Mitglied

Re: Die gut gemeinte Diskriminierung...
geschrieben von luchs35
Gerade gefunden im Net:

Zitat des Tages von unserer Bundesbildungsministerin Annette Schavan zu Knabenbeschneidungsdebatte:

“Wir dürfen uns nicht angewöhnen, zu meinen, erlaubt sei nur das, was allen plausibel erscheint.”


Ohne Kommentar.

Luchs


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