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Plaudereien Beschneidungsurteil rechtskräftig

Medea
Medea
Mitglied

Re: Beschneidungsurteil rechtskräftig
geschrieben von Medea
als Antwort auf rolf † vom 16.07.2012, 09:00:33
Noch dieser Absatz aus dem Link von Digizar:

"Es geht nun darum, verbal abzurüsten und nicht in eine integrationsfeindliche oder gar antisemitische Debatte abzugleiten. Im Interesse der Kinder bedarf es eines Dialoges mit Medizinern sowie Fachleuten aus der Jugendhilfe und des Kinderschutzes, um ein Umdenken und einen Mentalitätswandel einzuleiten.

Die Tatsache, dass ein die körperliche Integrität von Kindern erheblich verletzendes Ritual eine jahrtausendalte Tradition ist, rechtfertigt nicht deren Beibehaltung. Das Recht von Kindern auf eine unbeschadete Kindheit sollte als Grundkonsens über allen Religionsgemeinschaften und Wertvorstellungen stehen. Die Verschiebung der Beschneidung in das Erwachsenenalter könnte ein Weg dahin sein.

Georg Ehrmann, Vorsitzender Deutsche Kinderhilfe"



M.

luchs35
luchs35
Mitglied

Re: Beschneidungsurteil rechtskräftig
geschrieben von luchs35
als Antwort auf Medea vom 16.07.2012, 09:28:36
Da frage ich mich aber auch, Medea, warum dieses religiös begründete Ritual nicht längst von den nun plötzlich zitierten Kinderschutzverbänden etc. angeklagt wurde?
Nun kommen alle aus ihren "Löchern", um dieses archaische Relikt anzuprangern, das immerhin mehr als 2 Jahrtausende überstanden hat und beileibe nicht nur Juden und Moslems , sondern auch andere Gruppierungen betrifft.

Um nicht missverstanden zu werden: ich bin absolut gegen diese Eingriffe in die Persönlichkeitsrechte der betroffenen Kinder, die sich nicht wehren können, und es ist auch richtig, dass dies im Grundgesetz verankert ist.

Nur : warum haben weder die Wächter des Grundgesetzes, noch irgendwelche Kinderorganistaionen bis heute dagegen geklagt, ja noch nicht einmal darauf hingewiesen?

Ich bin auch der Überzeugung, dass dieses neue Urteil nicht viel bewirken wird, und sollte es nun einmal mehr zu einer offiziellen Durchlöcherung des Grundgesetzes kommen, bin ich gespannt, ob es da auch wieder Mutige geben wird, die bis zum Bundesgrechtshof gehen werden.

Aber vermutlich wird der jetzige Hype wieder im Sand verlaufen.

Luchs
pippa
pippa
Mitglied

Re: Beschneidungsurteil rechtskräftig
geschrieben von pippa
als Antwort auf luchs35 vom 16.07.2012, 09:59:16

WO KEIN KLÄGER

DA KEIN RICHTER

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rolf †
rolf †
Mitglied

Re: Beschneidungsurteil rechtskräftig
geschrieben von rolf †
als Antwort auf luchs35 vom 16.07.2012, 09:59:16
Zum Klagen vor dem BGH gehört nicht nur Mut, sondern auch Geld.
Außerdem muß man, um klagen zu können, erstmal von der Tat Kenntnis haben und betroffen sein.
Als nicht Betroffener kann man die Tat nur anzeigen und sich auf die Staatsanwaltschaft verlassen.
luchs35
luchs35
Mitglied

Re: Beschneidungsurteil rechtskräftig
geschrieben von luchs35
als Antwort auf rolf † vom 16.07.2012, 10:06:41
Rolf, wenn das Grundgesetz angegriffen wird, sind Politiker gefragt- und die rennen ja derzeit massenhaft zum Bundesgerichtshof, allerdings wegen anderen Fragen, die ebenfalls das Grundgesetz betreffen.

Luchs
rolf †
rolf †
Mitglied

Re: Beschneidungsurteil rechtskräftig
geschrieben von rolf †
als Antwort auf luchs35 vom 16.07.2012, 10:14:13
Die rennen nicht zum BGH, sondern klagen vor dem BVerfG.
Der Weg dorthin ist für uns Bürger noch viel schwieriger.

Außerdem sind Kinder keine Wähler, warum sollen sie sich für diese einsetzen und damit evtl. Wählerstimmen riskieren?

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Re: Beschneidungsurteil rechtskräftig
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf rolf † vom 16.07.2012, 10:06:41
...Als nicht Betroffener kann man die Tat nur anzeigen und sich auf die Staatsanwaltschaft verlassen....

Ein Kind von einigen Wochen ist wohl kaum in der Lage, eine Anzeige loszulassen.
Und was das Geld betrifft, da ist der Kinderschutzbund sehr wohl in der Lage, zu zahlen.

Zudem wäre Körperverletzung ein Offizialdelikt, dem die Staatsanwaltschaft automatisch nachgehen MUSS. Wie auch in diesem Fall jetzt geschehen.

Letztendlich wäre die Sache gar ohne Verhandlung schon geklärt, weil eben die Konvention -gerade bei Kindern, deswegen auch der Name- übergeordnet verbindlich ist ohne Wenn und Aber.

Die Staatsanwaltschaft konnte also gar nicht anders handeln,
und sie darf es auch zukünftig nicht.
Somit wird jede derartige Verstümmelung von Gesetzes wegen verfolgt werden - sofern sie bekannt wird.

Wer hat die Fälle gezählt oder überhaupt gekannt, bei denen bei solch einem unsinnigen Ritual irreparable Schäden enstanden sind. Das ist nämlich nicht nur mal ein 'Stückchen Pelle' weggeschnitten. Wenn das so harmlos zu bewerkstelligen wäre, dann könnte das jeder mit der Schere oder nem Küchenmesser selber machen. Ala Fingernägel schneiden.

Zudem erfüllt es mehr als eine wichtige Funktion (siehe Sparte Funktion). Man möge sich darüber erschlauen. Selbst bei einer Phimose ist einfaches Abschneiden nicht mehr unbedingt geboten. Auch da ist die Medizin dank menschlichem Denkvermögen weiter fortgeschritten.

Wie war das vor unserer Zeit mit den Stricknadeln, mit denen so manche (ungewolllte) Schwangerschaft beendet wurde, manchmal auch das Leben der Mutter. Seligmacher nannte man die Kräuterfrauen die so etwas praktizierten.

Wir haben hier in unserer Republik Gesetze.
Wer die nicht befolgt, sollte sich sonstwo hin scheren.
Dann noch Religion oder Tradition als Ausrede zu unrechtmäßigem Handeln -was nicht mehr rückgängig gemacht werden kann- anzuführen, muss schon arg schräg sein.

Wir leben mit unseren Kenntnissen nicht im prähistorischen Zeitalter. Der Liebe Gott (so man den akzeptiert) oder/und die Evolation hat uns ein Hirn gegeben, mit dem wir sehr wohl über unser Wohl entscheiden können. Und dazu gehört auch, bspw altgermanische Hinrichtungen und Menschenopfer abzulehnen.
Jemanden ungefragt ein Stück Fleisch wegzuschneiden, der sich nicht mal äußern kann, das ist einfach Barbarei. Und die brauchen wir in einem zivilisierten Land gar nicht. Deswegen auch die erwähnte und verbindliche Konvention.

Anmerken möchte ich noch, dass ich einigermaßen gründlich über Judentum -und speziell in DE- informiert bin.
In ähnlichem Zusammenhang auch wegen ihrer Verschonung der Juden von Pestepedemien, und was denen da an Unsinn widerfahren ist (Kinderfresser, Brunnenvergifter).
Einer meiner besten Freunde ist Rabbiner.
Ich bin nie von einem Juden besch... worden.
Ich bewundere den Zusammenhalt dieser 'Gruppe'.
Medea
Medea
Mitglied

Re: Beschneidungsurteil rechtskräftig
geschrieben von Medea
als Antwort auf luchs35 vom 16.07.2012, 09:59:16
- Zitat Luchs -

"Nur : warum haben weder die Wächter des Grundgesetzes, noch irgendwelche Kinderorganistaionen bis heute dagegen geklagt, ja noch nicht einmal darauf hingewiesen?"

- Zitatende -


Oh das frage ich mich natürlich ebenso Luchs,
da gibt es Antworten von Pippa, Digizar und Rolf,
zudem vermute ich stark, daß den Politikern und
den Verbänden einfach der Mut, die Courage, die
mutigkeit fehlte, auch mal die Religionen zu
hinterfragen, die derart archaische Riten in
heutiger Zeit noch praktizieren.

M.



Re: Beschneidungsurteil rechtskräftig
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 16.07.2012, 10:42:43
Digi,

das ist alles sehr gut erklärt und kaum ein aufgeklärter Mensch wird sich in der heutigen Zeit gegen ein Ende der Beschneidung bis zur Volljährigkeit stemmen.

Das Problem liegt aber doch darin, dass diese Handlung mit der Religion verknüpft ist, auch wenn man hygienische Gründe etc. anführt. Es ist ein Bund, der mit dieser Handlung geschlossen wird und somit ist der soziale Druck aus den Gemeinden, Familien und überhaupt allen sozialen Verbindungen unglaublich groß.

Jedes Elternpaar, das eine Beschneidung wünscht, wäre ausser sich, würde ihrem Kind in sonst irgendeiner Weise ein Haar gekrümmt.

Es geht eben nicht darum, dass die Eltern ihr Kind verstümmeln wollen, sondern - so paradox es auch ist - sie das Beste für ihr Kind wollen und das ist in diesem Fall das Entfernen der Vorhaut.

Selbstverständlich war der Arzt verpflichtet, eine Anzeige zu erstatten, wenn ein stark blutendes Kind eingeliefert wird.

Und selbstverständlich muss sich der Staatsapparat in Gang setzen, wenn es auch das erste Mal in der Geschichte der Beschneidung ist.

Glücklicherweise haben wir diese Gesetzgebung bei der Verstümmelung der Mädchen bereits. Aber auch da wissen wir nicht, was alles auf dem Küchentisch geschieht.

Wenn ich mir überlege, welch ein Aufstand es bei Christen gab, bis das Kruzifix aus den Klassenzimmern entfernt wurde, wundert mich die Reaktion aus den jüdischen und muslimischen Gruppen nicht.

Ich habe in der Klinik erlebt, wie schrecklich für die Jungen nach einer Phimoseoperation die Zeit nach der Operation war.
So etwas einem Kind freiwillig zuzumuten und zu feiern, das kann ich in keiner Weise nachvollziehen, aber ich bin auch keine Muslima oder Jüdin.

Ich sehe einfach einen Teufelskreis und hoffe, dass diese Thematik mit viel Geduld und Fingerspitzengefühl zum Wohl der Kinder angegangen wird.

Meli



miriam
miriam
Mitglied

Re: Die gut gemeinte Diskriminierung...
geschrieben von miriam
Gut gemeinte Diskriminierung -so betitelt der Kölner Stadt-Anzeiger seinen heutigen Artikel, der sich mit dem Thema der Beschneidung bzw. mit dem Verbot des Rituals, auseinandersetzt.

Eigentlich wollte ich hier nicht mehr schreiben.
Denn in den letzten Tagen sind im Forum, von einigen User diskriminierende Texte zu lesen, die man keineswegs als gut gemeint betrachten kann - und die das eigentliche Thema nur am Rande behandeln, desto mehr sich aber über das Judentum ereifern.

Was wissen diese Schreiber über das Judentum? Nichts - außer der von Generation zu Generation weitergereichten Clichés.
Nochmals: es geht dabei um einige der User - natürlich nicht um alle Mitglieder des Forums.

Und jetzt bin ich tatsächlich weg.


Miriam

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