Plaudereien Aktive Sterbehilfe
Hallo, schorsch,
Dein Beispiel offenbart die verlogene (Kirchen-)Moral.
Auf der einen Seite tun die Moralisten so, als wenn es ihnen um die Würde - was das auch immer sein mag - des Menschen geht und auf der anderen Seite segnen sie die Kanonen und lassen "die Sterbenden leiden, damit sie der Jesus küßt" (Mutter Theresa)!
Viele Grüße
arno
Dein Beispiel offenbart die verlogene (Kirchen-)Moral.
Auf der einen Seite tun die Moralisten so, als wenn es ihnen um die Würde - was das auch immer sein mag - des Menschen geht und auf der anderen Seite segnen sie die Kanonen und lassen "die Sterbenden leiden, damit sie der Jesus küßt" (Mutter Theresa)!
Viele Grüße
arno
Re: Aktive Sterbehilfe
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Sterbehilfe ist ein Begriff, unter dem sich sehr unterschiedliche Dinge vorgestellt werden.
Das Sterben am Lebensende oder nach schwerer Krankheit ist ein individueller Vorgang und mein Wunsch ist, dass ich in Ruhe und beschützt sterben kann, wenn mein Körper sich dazu anschickt:
- keine Lebensverlängerung durch medizinische oder pflegerische Maßnahmen, die allein diesem Zweck dienen sollen
aber auch
- keine Lebenszeit- oder Sterbezeitverkürzung (aus welchen Erwägungen auch immer).
Unter "beschützt" erhoffe ich mir alles, was möglich ist, mir Schmerzen und Angst zu ersparen,
sowie eine Erleichterung meiner letzten Stunden, soweit dies möglich ist (und da habe ich in Hospizen und durch ehrenamtliche Sterbebegleiterinnen wirklich wunderbare Unterstützung miterlebt).
Arno, dies alles konnten wir z.B. für meine Schwiegermutter in einem katholischen Pflegeheim durchsetzen (inkl. Entfernung der Ernährungssonde). Ebenfalls für meine Großmutter in einem evangelisch geführten Pflegeheim.
Deine pauschalen Aburteilungen führen an der Sache vorbei.
Wesentlich für eine umgehende Entscheidung in diesem Sinne ist in allen mir bekannten Fällen die persönliche Einstellung der Heimleitung/Pflegedienstleitung gewesen.
Sorella
Wenn ich wüßte, daß ich auf meinen Wunsch Sterbehilfe bekommen könnte, hätte ich keine Angst mehr vor dem Tod. So habe ich diese!!!!!! Struppchen
Wenn man das ganz konkret aufschreibt und dieses Schreiben rechtzeitig seinen Angehörigen übergibt, ist das sicher eine große Hilfe für den Arzt, der entscheiden muss, was für medizinische Maßnahmen noch ergriffen werden.
Wenn die Situation da ist und der Wille des Patienten steht fest, ist das für alle Beteiligten gut.
Du bringst mich mit deiner Bemerkung auf eine Erkenntnis:
Der Staat darf zwar offensichtlich von seinen Bürgern verlangen, dass sie Bürger eines anderen Landes hemmungslos umbringen. Wenn es aber darum geht, dass diese Bürger selber über ihr eigenes Lebensende bestimmen wollen, dann hat der gleiche Staat plötzlich Skrupel.
Erkenntnis daraus: Wenn Bürger anderer Länder umgebracht werden, dann besteht die Chance, dass der angreifende Staat davon profitiert. Wenn sich aber die eigenen Landsleute selber töten wollen, dann gehen den Ärzten und Pharmazeutikern Millionen an Rendite verloren!
Der Staat darf zwar offensichtlich von seinen Bürgern verlangen, dass sie Bürger eines anderen Landes hemmungslos umbringen. Wenn es aber darum geht, dass diese Bürger selber über ihr eigenes Lebensende bestimmen wollen, dann hat der gleiche Staat plötzlich Skrupel.
Erkenntnis daraus: Wenn Bürger anderer Länder umgebracht werden, dann besteht die Chance, dass der angreifende Staat davon profitiert. Wenn sich aber die eigenen Landsleute selber töten wollen, dann gehen den Ärzten und Pharmazeutikern Millionen an Rendite verloren!
Sicher hast Du Recht mit der Gegenüberstellung. Aber es liegt eben auch eine wahnsinnig große Versuchung darin, Sterbehilfe als GEFORDERT auszugeben, die NUR im Interesse des Ausführenden liegt.
So richtig nachfragen kann man dann nicht mehr, ist auf Papiere angewiesen. Und wie da gefälscht, freundlicher ausgedrückt: geschönt, werden kann.............
M.F.Radefeld
So richtig nachfragen kann man dann nicht mehr, ist auf Papiere angewiesen. Und wie da gefälscht, freundlicher ausgedrückt: geschönt, werden kann.............
M.F.Radefeld
Re: Aktive Sterbehilfe
Hallo, clara,
so wie ich für eine aktive Geburtshilfe bin,
befürworte ich auch eine aktive Sterbehilfe.
Die Meinung der Kirchenvertreter, die andere Interessen
vertreten, interessieren mich zu diesem Thema nicht!
Viele Grüße
arno
Hallo Arno! Mit Interesse verfolge ich diese Diskussion.
Bin rk, Hebamme. Also aktive Geburtshilfe. Du hast Recht. Es sollte auch aktive Sterbehilfe geben! Innerhalb eines guten Jahres sind mein Bruder (58J) mein Mann und meine Mutter gestorben. Soweit ich es Beurteilen kann,
sind mein Mann und mein Bruder "leicht"gestorben. In Zusammenarbeit mit dem Hausarzt konnte ich dafür Sorgen, dass sie zu Hause und ohne Schmerzen waren. Es ist immer schwer, einen Sterbenden zu begleiten aber wenn es keine Agonie gibt, kann man es verkraften. Meine Mutter (84J, Alzheimer) ist einen qualvollen Tod gestorben, eine ganz Woche konnte sie nicht leben und nicht sterben. Ich weiß nicht mehr, wie oft ich über Sterbehilfe nachgedacht habe aber es war häufig und ich wusste, dass dieser Tod nicht so war, wie sie es gewünscht hat. Da sie im Pflegeheim war konnte ich nicht aktiv helfen. Der Arzt und das Pflegepersonal haben sich sehr liebevoll um sie gekümmert und wir haben gemeinsam das Vorgehen besprochen.
Wir haben Nichts verlängert und der Pastor war mit allem Einverstanden.
Es muss! immer der richtige Zeitpunkt sein aber wer kann das schon absehen?
Ich bin für Sterbehilfe aber die Richtlinien kann Niemand, nicht mal der Sterbende festlegen. Also: guter Rat ist teuer! Okay, wenn ich den Wunsch habe, zu Sterben, muss ich es "Rechtzeitig" in die Wege leiten. In dem Fall muss man selbst die Verantwortung tragen und sollte diese nicht Dritten aufbürden! Auf keinen Fall sollte es strafbar sein, zu helfen, wenn der Kranke es ausdrücklich wünscht. Nur, was ist mit Denen, die sich nicht mehr artikulieren können? Was ist mit Frühgeburten, die um die 150-200 gr wiegen,
fast keine Chance haben? Die ganze Technik einsetzen, um ein schwerstbehindertes Kind wegen der Statistik durchbringen??? Oder legt man es in die Wärme mit Sauerstoff und wartet ab? Wie lange soll man ohne Eingreifen abwarten??? Ich bevorzuge Letzteres, "ABER"??? Nichts tun ist auch Sterbehilfe! Dieses Thema ist so Komplex! Es gibt keine zufriedenstellende Antwort. Es ist eine wahnsinnige Verantwortung und egal,
wie man entscheidet, diese Entscheidung begleitet uns, solange wir leben!
Hätte? Hätte ich nicht?.......
Ich habe auch "keine Lösung" und denke weiter darüber nach!
Wünsche uns allen noch ein schönes* Leben!
Gruß Karin
Re: Aktive Sterbehilfe
Ich halte nichts von aktiver Sterbehilfe.
Es gibt für mich zu viele ungeklärte Fragen.
Wie groß ist die Freiwilligkeit, wenn schwerkranke Patienten sich unter Druck gesetzt fühlen, weil sie wissen, dass sie für die Angehörigen eine Last bedeuten, sowohl bei direkter Pflege oder auch weil sie bei den Kosten der Pflege zuzahlen.
Kann nicht das Wissen um die Belastung der Angehörigen und die Möglichkeit diese zu beenden ,indem man einer aktiven Sterbehilfe zustimmt, daher unter diesem Druck erfolgen, obwohl der Wunsch zu Leben durchaus noch da ist?
Wer weiß schon genau wie die Lebensqualität eines Schwerkranken ist, der sich nicht mehr äußern kann. Soll das Kriterium der aktiven Sterbehilfe dann die bloße Unterstellung Außenstehender eines unerträglichen Leidens sein?
stellamaris
Es gibt für mich zu viele ungeklärte Fragen.
Wie groß ist die Freiwilligkeit, wenn schwerkranke Patienten sich unter Druck gesetzt fühlen, weil sie wissen, dass sie für die Angehörigen eine Last bedeuten, sowohl bei direkter Pflege oder auch weil sie bei den Kosten der Pflege zuzahlen.
Kann nicht das Wissen um die Belastung der Angehörigen und die Möglichkeit diese zu beenden ,indem man einer aktiven Sterbehilfe zustimmt, daher unter diesem Druck erfolgen, obwohl der Wunsch zu Leben durchaus noch da ist?
Wer weiß schon genau wie die Lebensqualität eines Schwerkranken ist, der sich nicht mehr äußern kann. Soll das Kriterium der aktiven Sterbehilfe dann die bloße Unterstellung Außenstehender eines unerträglichen Leidens sein?
stellamaris
Re: Aktive Sterbehilfe
geschrieben von ehemaliges Mitglied
klapperstorch, du beschreibst sehr gut die möglichen Konflikte,
in die man bei der Sterbebegleitung kommen kann -
ich habe selbst die verschiedenen Varianten erlebt.
Egal, ob jemand eine Verfügung aufgesetzt hat, oder nur mündlich seine Vorstellungen und Hoffnungen über sein Sterben äußerte, oder gar nichts vorliegt,
immer bleibt bei einer Sterbebegleitung, die über eine längere Zeit läuft,
die Sichtweise "dieses leidvolle Sterben hast du sicher nicht gewollt".
Wieviel kann man abnehmen, erleichtern, verkürzen?
Und ist das der richtige Weg?
Wer eine Verfügung aufsetzt, sollte nicht aus den Augen verlieren,
dass irgendjemand diesen Konflikten ausgesetzt sein wird,
neben der Trauer über den bevorstehenden Verlust eines lieben Angehörigen
und dem Mitleid mit dem sichtbaren oder vermeintlichen Leiden.
Ich selbst bin keine Gegnerin der aktiven Sterbehilfe,
in den Fällen, in denen ein klar geäußerter Wunsch des Kranken/Sterbenden vorliegt.
Ich würde mir auch nicht anmaßen, die Hintergründe dieses Wunsches richtend zu beurteilen. Hier ist jemand auf Hilfe angewiesen und die einzige Frage für mich wäre,
schaffe ich das, oder kann ich jemand finden, der dabei hilft.
Für mich persönlich wünsche ich, dass ich MEINEN Tod leben darf,
denn der gehört zu meinem Leben. Keine Abkürzung, keine Verlängerung.
Aber, wenn möglich Linderung von Schmerzen und Angst.
Da ich weiß, dass eine Schmerzlinderung nicht immer möglich ist,
könnte es sein, dass ich in diesem Falle doch eine Abkürzung meines Leidens wünschen würde. Und dann hoffe ich, dass ich über mein Leben und Sterben selbst bestimmen kann.
Sorella