Nostalgie Wer möchte nicht ab und zu in Erinnerungen schwelgen können?
Schokolade war ein Luxusartikel, als ich Kind war. In der ersten Hälfte der Fünfziger. Kaufen war zum Essen nötig. Genießen tat man eigentlich frühestens ab Ende der fünfziger Jahre, als man mehr Geld zur Verfügung hatte und die dringenden Bedürfnisse gestillt waren, die Möbel alle in der Wohnung standen, das Kochgeschirr vollzählig, die ersten technischen Apparaturen die Küche eroberten und bezahlbar waren. Und Schokolade, eine Tafel, war ein Geburtstagsgeschenk oder ein Geschenk für Weihnachten (allerdings nicht das einzige), es war nichts für mal „zwischendurch“. Und der Preis lag nach meiner Erinnerung immer bei 1,20 bis 1,40 DM, auch bei meiner frühesten Erinnerung in den späten fünfziger Jahren, vielleicht sogar bei über zwei DM. Gemessen am Einkommen war das viel Geld.
Lebensmittel kaufte man, um die Bedürfnisse zu befriedigen. Also kurz gesagt: Man kaufte, weil man essen musste. Mehr nicht. Bei uns zu Hause gab es eine Ausnahme: Mein Vater kam sonnabends immer schon (oder auch: erst) nachmittags nach Hause, so lange ich denken kann, oft auch erst um achtzehn Uhr. Er brachte Kekse mit, ein wenig Gebäck, 100 bis 200 Gramm. Das aßen wir dann zum „Kaffee“, ein kleiner Luxus.
Ab und zu musste ich Malzbier holen, zwei Flaschen. Die waren nötig für die Brotsuppe, die meine Mutter hin und wieder kochte. In die Brotsuppe gingen die alten trockenen Brotreste, Knüste und anderes rein, die über die Wochen aufbewahrt wurden. Die wurden dann weich gekocht und zerstampft, und das gab dann eine sämige Suppe. Dazu kam das Malzbier, getrocknete Rosinen, und dann ein Schlag Eiweiß-Sahne (die echte Sahne war zu teuer) obenauf als Verzierung. Und Zucker kam wohl auch noch hinein. Wenn man jeden Löffel mit etwas Sahne aß und auch Rosinen mit auf dem Löffel hatte, schmeckte die Brotsuppe eigentlich ganz gut.
Mir fällt auf, dass ich nicht von Fleisch rede. Ja, ich weiß gar nicht, wo ein Schlachter war oder ob es in unserer Gegend überhaupt einen gab. Ich weiß nur, dass Fleisch teuer war. Fleisch war etwas Besonderes. Weihnachten, Ostern und zum Geburtstag gab es Fleisch. In den späten Fünfzigern gab es auch sonntags Fleisch – eben den Sonntagsbraten. Aber Schlachter waren wohl selten – und da es Supermärkte und Kühltheken noch nicht gab, konnte man bei seinem Kaufmann Fleisch kaum kaufen.
Butter wurde aus einem hölzernen Fass mit einem Holzbrettchen geholt, auf Pergamentpapier geklatscht, mit zwei schmaleren angefeuchteten flachen Holzbrettchen mit Griff – Butterlöffel eben – von oben, von beiden Seiten, wieder von oben, wieder von beiden Seiten geklatscht – so lange, bis die Butter mit zwei-, drei-, viermal Klatschen die richtige Form hatte: Ein flacher Quader. Die Form, in der man heute Butter auch meist kauft.
Nur Sanella, die gab es schon damals im Würfel in der goldfarbenen Packung. Mir ist für Sanella ein Preis von 50 Pfennig im Gedächtnis (das halbe Pfund), und für die Butter denke ich an zwei DM, ebenfalls das halbe Pfund. Und bei Sanella gab es dann die Sanella-Bilder. Aber das ist ein anderes Kapitel.
Später lernte ich Schlachter und die Wurst und Fleischnot hatte ein Ende.
Dann fuhr ich zur See.Das ist aber eine andere Geschichte.
Lebensmittel kaufte man, um die Bedürfnisse zu befriedigen. Also kurz gesagt: Man kaufte, weil man essen musste. Mehr nicht. Bei uns zu Hause gab es eine Ausnahme: Mein Vater kam sonnabends immer schon (oder auch: erst) nachmittags nach Hause, so lange ich denken kann, oft auch erst um achtzehn Uhr. Er brachte Kekse mit, ein wenig Gebäck, 100 bis 200 Gramm. Das aßen wir dann zum „Kaffee“, ein kleiner Luxus.
Ab und zu musste ich Malzbier holen, zwei Flaschen. Die waren nötig für die Brotsuppe, die meine Mutter hin und wieder kochte. In die Brotsuppe gingen die alten trockenen Brotreste, Knüste und anderes rein, die über die Wochen aufbewahrt wurden. Die wurden dann weich gekocht und zerstampft, und das gab dann eine sämige Suppe. Dazu kam das Malzbier, getrocknete Rosinen, und dann ein Schlag Eiweiß-Sahne (die echte Sahne war zu teuer) obenauf als Verzierung. Und Zucker kam wohl auch noch hinein. Wenn man jeden Löffel mit etwas Sahne aß und auch Rosinen mit auf dem Löffel hatte, schmeckte die Brotsuppe eigentlich ganz gut.
Mir fällt auf, dass ich nicht von Fleisch rede. Ja, ich weiß gar nicht, wo ein Schlachter war oder ob es in unserer Gegend überhaupt einen gab. Ich weiß nur, dass Fleisch teuer war. Fleisch war etwas Besonderes. Weihnachten, Ostern und zum Geburtstag gab es Fleisch. In den späten Fünfzigern gab es auch sonntags Fleisch – eben den Sonntagsbraten. Aber Schlachter waren wohl selten – und da es Supermärkte und Kühltheken noch nicht gab, konnte man bei seinem Kaufmann Fleisch kaum kaufen.
Butter wurde aus einem hölzernen Fass mit einem Holzbrettchen geholt, auf Pergamentpapier geklatscht, mit zwei schmaleren angefeuchteten flachen Holzbrettchen mit Griff – Butterlöffel eben – von oben, von beiden Seiten, wieder von oben, wieder von beiden Seiten geklatscht – so lange, bis die Butter mit zwei-, drei-, viermal Klatschen die richtige Form hatte: Ein flacher Quader. Die Form, in der man heute Butter auch meist kauft.
Nur Sanella, die gab es schon damals im Würfel in der goldfarbenen Packung. Mir ist für Sanella ein Preis von 50 Pfennig im Gedächtnis (das halbe Pfund), und für die Butter denke ich an zwei DM, ebenfalls das halbe Pfund. Und bei Sanella gab es dann die Sanella-Bilder. Aber das ist ein anderes Kapitel.
Später lernte ich Schlachter und die Wurst und Fleischnot hatte ein Ende.
Dann fuhr ich zur See.Das ist aber eine andere Geschichte.
Re: Wer möchte nicht ab und zu in Erinnerungen schwelgen können?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Bei uns gab's diese Brot-Biersuppe auch öfter und mit Rosinen drin. Und ich war ziemlich oft diejenige, die dann an ihrer Rosine in der Suppe "ein Pinnken" fand! Die ganze Familie lachte sich dann schon halb kaputt, weil ich immer das Pech hatte ... oder Glück?!
Uschi/nnamttor44
Uschi/nnamttor44
Jede Frau, die es sich irgendwie leisten konnte, trug
zum Wintermantel einen Fuchs um den Hals.
Meine Mutter hatte einen Blaufuchs und einen Silberfuchs,
die mich immer mit ihren bernsteinfarbenen Glasaugen
ansahen. Ich war hin- und her gerissen, das Fell war so
wunderbar weich, andererseits fand ich es aber auch nicht
richtig, sich mit diesem schönen toten Tier zu schmücken.
Später erfuhr ich, daß diese schönen Tiere vergast wurden,
damit ihr Fell nicht durch eine Kugel beschädigt würde.
Das war der Anfang für mich, dem Tierschutzgedanken Raum zu
geben - bis zum heutigen Tage bin ich Mitglied im Tierschutzverein
und der Gewerkschaft für Tiere.
M.
Arme Ritter waren sehr beliebt in der Familie.
Altes Weißbrot wurde in Milch mit verschlagenem Ei
gewendet und in Butter von beiden Seiten braun gebrsten.
Dazu gab es Zimtzucker oder auch Kompott.
Wir Kinder liebten diese Speise - und mein Vater ebenfalls.
zum Wintermantel einen Fuchs um den Hals.
Meine Mutter hatte einen Blaufuchs und einen Silberfuchs,
die mich immer mit ihren bernsteinfarbenen Glasaugen
ansahen. Ich war hin- und her gerissen, das Fell war so
wunderbar weich, andererseits fand ich es aber auch nicht
richtig, sich mit diesem schönen toten Tier zu schmücken.
Später erfuhr ich, daß diese schönen Tiere vergast wurden,
damit ihr Fell nicht durch eine Kugel beschädigt würde.
Das war der Anfang für mich, dem Tierschutzgedanken Raum zu
geben - bis zum heutigen Tage bin ich Mitglied im Tierschutzverein
und der Gewerkschaft für Tiere.
M.
Arme Ritter waren sehr beliebt in der Familie.
Altes Weißbrot wurde in Milch mit verschlagenem Ei
gewendet und in Butter von beiden Seiten braun gebrsten.
Dazu gab es Zimtzucker oder auch Kompott.
Wir Kinder liebten diese Speise - und mein Vater ebenfalls.
Auch ich besass einmal - für sehr wenige Stunden - ein solches pelziges Getier,das ich um den Hals tragen wollte. Ich erwarb es nach einer "durchgemachten" Nacht in Hamburg am Fischmarkt für sehr, sehr wenig Geld. Die Motivation kam durch zu viel genossenem Eierpunsch zustande, der mir als Bayerin bis dahin völlig unbekannt war (und den ich auch nie wieder trinken werde). Das Getier sah ich mir dann am Flughafen in Hamburg erstmals genauer an, als meine ERnüchterung einsetzte - es war völlig räudig, sogar die Glasaugen waren dumpf. Es landete in einem Abfalleimer des Flughafens - noch heute lachen meine Hamburger Freunde und ich über dieses Shopping-Erlebnis, obwohl es Jahrzehnte her ist. Seitdem befolge ich meine Devise: nie wieder Pelz. Olga
Wer kennt das noch?
Direkt neben dem Hamburger Hauptbahnhof wurden 1950 die Bahnhofs-Lichtspiele („Bali“) mit 650 Sitzplätzen eröffnet. 1952 wurde das Haus umgebaut und in „Aki“ (Aktuali-täten-Kino) umbenannt. Jetzt hatte es 500 Plätze und einen Mittelgang. Geöffnet von 9 bis 23 Uhr, sollte es Reisenden, die auf ihren Anschluss-Zug warteten, die Zeit vertreiben. Interessanter als im öden Wartesaal war das allemal!
Bis Ende der 1950er Jahre wurde dort im wöchentlichen Wechsel ein halbstündiger Zusammenschnitt aus vier Wochenschauen gezeigt: Nachrichten als eine Art „lebendige Illustrierte“, gefolgt von einem Kultur- und einem Trickfilm. Information und Unterhaltung – ein ideales Konzept, das in den entbehrungsreichen Nachkriegsjahren sein Publikum fand. Anfangs standen die Besucher sogar Schlange.
Das ganze Programm dauerte etwa 50 Minuten und wurde nonstop wiederholt. Geworben wurde dafür kaum, meist genügte eine Anzeige in der Tageszeitung. Ein gutes Geschäft also. Und man konnte so viel Zeit im Kino verbringen wie man wollte! Das weiß ich aus eigener Erfahrung.
Billig war es außerdem: 50 Pfennig auf allen Plätzen (Stand: 1953).
Obdachlose wärmten sich hier im Winter gern auf, aber auch Kinder, Jugendliche und Lehrlinge wie ich konnten sich diesen Kinobesuch leisten.
Mitte der 50er Jahre begann das
Kinosterben, doch die Akis, die es auch in anderen Großstädten gab, konnten sich noch gut behaupten. Sie waren ein Kino für jedermann, ein Zufluchtsort, genau so öffentlich wie die Bahnhöfe.
In den 60er Jahren wurde das Fernsehen zunehmend zur Konkurrenz; es war einfach aktueller. Man nahm daher nach und nach mehr Kulturfilme und Kurzkrimis ins Programm.
Anfang 1964 musste das Hamburger Aki schließen: Das Gebäude wurde im Zuge einer Straßenerweiterung abgerissen. 1973 wurde gegenüber vom Hauptbahnhof das „Bali“ wieder eröffnet – mit Action- und Sex-Filmen
Direkt neben dem Hamburger Hauptbahnhof wurden 1950 die Bahnhofs-Lichtspiele („Bali“) mit 650 Sitzplätzen eröffnet. 1952 wurde das Haus umgebaut und in „Aki“ (Aktuali-täten-Kino) umbenannt. Jetzt hatte es 500 Plätze und einen Mittelgang. Geöffnet von 9 bis 23 Uhr, sollte es Reisenden, die auf ihren Anschluss-Zug warteten, die Zeit vertreiben. Interessanter als im öden Wartesaal war das allemal!
Bis Ende der 1950er Jahre wurde dort im wöchentlichen Wechsel ein halbstündiger Zusammenschnitt aus vier Wochenschauen gezeigt: Nachrichten als eine Art „lebendige Illustrierte“, gefolgt von einem Kultur- und einem Trickfilm. Information und Unterhaltung – ein ideales Konzept, das in den entbehrungsreichen Nachkriegsjahren sein Publikum fand. Anfangs standen die Besucher sogar Schlange.
Das ganze Programm dauerte etwa 50 Minuten und wurde nonstop wiederholt. Geworben wurde dafür kaum, meist genügte eine Anzeige in der Tageszeitung. Ein gutes Geschäft also. Und man konnte so viel Zeit im Kino verbringen wie man wollte! Das weiß ich aus eigener Erfahrung.
Billig war es außerdem: 50 Pfennig auf allen Plätzen (Stand: 1953).
Obdachlose wärmten sich hier im Winter gern auf, aber auch Kinder, Jugendliche und Lehrlinge wie ich konnten sich diesen Kinobesuch leisten.
Mitte der 50er Jahre begann das
Kinosterben, doch die Akis, die es auch in anderen Großstädten gab, konnten sich noch gut behaupten. Sie waren ein Kino für jedermann, ein Zufluchtsort, genau so öffentlich wie die Bahnhöfe.
In den 60er Jahren wurde das Fernsehen zunehmend zur Konkurrenz; es war einfach aktueller. Man nahm daher nach und nach mehr Kulturfilme und Kurzkrimis ins Programm.
Anfang 1964 musste das Hamburger Aki schließen: Das Gebäude wurde im Zuge einer Straßenerweiterung abgerissen. 1973 wurde gegenüber vom Hauptbahnhof das „Bali“ wieder eröffnet – mit Action- und Sex-Filmen
Re: Wer möchte nicht ab und zu in Erinnerungen schwelgen können?
Kompliment – Hr. Wilhelmsburger – eine Zeitwiedergabe, die mir Freude bereitet und total spannend ist, weil ich selbst 1950 noch ein kleiner Köttel war. Schön, DU schreibst wunderbar!
Heide,
die erst 1946 dem Mutterleib von Erika entschlüpfte
Heide,
die erst 1946 dem Mutterleib von Erika entschlüpfte
Ein Aki gab es im Münchner Hauptbahnhof auch. Dort verkehrten viele Leute auch mit zweifelhaftem Ruf - oft führte die Polizei Kinogäste in Richtung Knast ab. Ich erinnere mich, dass ich dort wahre Knutsch-Orgien mit dem jeweiligen jungen Mann hatte.Von den Filmen habe ich nie etwas mitbekommen.
Als wir dann endlich eigene Zimmer in WG`s hatten, war dies nicht mehr nötig. Vielleicht gibt es diese Kinos auch deshalb nicht mehr, weil die Leute wissen, wohin sie gehen sollen? Olga
Als wir dann endlich eigene Zimmer in WG`s hatten, war dies nicht mehr nötig. Vielleicht gibt es diese Kinos auch deshalb nicht mehr, weil die Leute wissen, wohin sie gehen sollen? Olga
In Linz gab es zwei dieser Kinos, und der Kinobesuch war jedesmal ein Highlight, wenn ich meine Oma dort besuchte...
() qilin
() qilin
Sprachen früher und heute.
Es hat mir immer Freude gemacht, Fremde in ihrer eigenen Sprache zu begrüßen. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Zuerst habe ich das 1962 ausprobiert, als wir, ich war damals 13, im Rahmen der Kinderverschickung nach Italien kam . (Flutkinder aus Wilhelmsburg )„Arrivederci!“, sagten wir, meine Kameraden und ich, wenn wir einen Laden betraten. Den Einheimischen gefiel das offenbar; sie sahen uns an, nickten und lächelten. Eines Tages aber sagte uns ein Italiener, der gut Deutsch sprach, Arrivederci heiße so viel wie „auf Wiedersehen“ (es entspricht unserem Tschüß). Peinlich!
Bei Reisen und in der Seefahrt ins Ausland nehme ich immer ein kleines Wörterbuch mit. Begrüßungen (und mehr) auf Englisch, Französisch, Spanisch oder Italienisch klappen damit eigentlich immer; für mich gehört das zum guten Ton.
In einem Kaufhaus in Göteborg standen hinter mir im Fahrstuhl ein paar junge Deutsche, die irgend eine Auskunft wollten. Einer meinte, man solle mich einfach fragen, ein anderer hielt mich für einen Schweden, während ein Dritter überzeugt war, ich sei Deutscher. Sie diskutierten, ich verzog keine Miene. Schließlich hielt der Fahrstuhl. Einer wollte an mir vorbei, merkte aber, dass ich auch aussteigen wollte und ließ mir den Vortritt. „Tack så mycket!“, dankte ich und hörte noch, wie einer sagte: „Siehste, der is doch ´n Schwede.“
Und hierzulande? Deutschland ist Einwanderungsland geworden. Die größte Gruppe stellen die Türken. Wenn ich in eines ihrer Geschäfte gehe, um Obst oder Gemüse zu kaufen, sage ich „Merhaba!“, das heißt „Guten Tag!“. Beim Verlassen des Ladens verabschiede ich mich mit „Allahaismarladik“ und bekomme ein freundliches „Güle güle!“ zur Antwort. Unsere türkischstämmigen Mitmenschen fühlen sich akzeptiert, und das gefällt mir.
Anders ist es, wenn ich mit Bus oder U-Bahn fahre und mit Fremden auf Tuchfühlung zusammenkomme. Wenn die dann eine Sprache sprechen, die ich nicht verstehe, ist das deren Sache. Kritisch wird es, wenn es eine Gruppe ist, die sich lauthals unterhält. Dann fühle ich mich ausgeschlossen und komme mir manchmal vor wie – fremd im eigenen Land.
Ob das auch Mallorquiner empfinden, wenn die Deutschen dort massenweise aufkreuzen und sich benehmen, als gehöre ihnen die Insel? Gut, Mallorcas Haupt-Einnahmequelle ist der Tourismus, darauf haben die Einwohner sich eingestellt. Ein ganz anderes Beispiel: Wir machten Urlaub in Bodrum (Türkei). Bei einem Teppichhändler erklärte uns ein junger Mann akzentfrei auf Deutsch die Technik des Teppichknüpfens. „Sie sprechen aber gut Deutsch!“, staunte meine Frau. „Sie aber auch!“, antwortete er. Es stellte sich heraus, dass er in Harburg (!) geboren und aufgewachsen und danach mit seinen türkischen Eltern in deren Heimatland zurückgekehrt war.
Sich anpassen – so oder so – ist das zu viel verlangt? Ich finde, es ist ein Unterschied, ob jemand beispielsweise auf Mallorca als Urlauber unangenehm auffällt oder als Ausländer ständig hier lebt. Mehr Rücksichtnahme wäre schön.
Es hat mir immer Freude gemacht, Fremde in ihrer eigenen Sprache zu begrüßen. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Zuerst habe ich das 1962 ausprobiert, als wir, ich war damals 13, im Rahmen der Kinderverschickung nach Italien kam . (Flutkinder aus Wilhelmsburg )„Arrivederci!“, sagten wir, meine Kameraden und ich, wenn wir einen Laden betraten. Den Einheimischen gefiel das offenbar; sie sahen uns an, nickten und lächelten. Eines Tages aber sagte uns ein Italiener, der gut Deutsch sprach, Arrivederci heiße so viel wie „auf Wiedersehen“ (es entspricht unserem Tschüß). Peinlich!
Bei Reisen und in der Seefahrt ins Ausland nehme ich immer ein kleines Wörterbuch mit. Begrüßungen (und mehr) auf Englisch, Französisch, Spanisch oder Italienisch klappen damit eigentlich immer; für mich gehört das zum guten Ton.
In einem Kaufhaus in Göteborg standen hinter mir im Fahrstuhl ein paar junge Deutsche, die irgend eine Auskunft wollten. Einer meinte, man solle mich einfach fragen, ein anderer hielt mich für einen Schweden, während ein Dritter überzeugt war, ich sei Deutscher. Sie diskutierten, ich verzog keine Miene. Schließlich hielt der Fahrstuhl. Einer wollte an mir vorbei, merkte aber, dass ich auch aussteigen wollte und ließ mir den Vortritt. „Tack så mycket!“, dankte ich und hörte noch, wie einer sagte: „Siehste, der is doch ´n Schwede.“
Und hierzulande? Deutschland ist Einwanderungsland geworden. Die größte Gruppe stellen die Türken. Wenn ich in eines ihrer Geschäfte gehe, um Obst oder Gemüse zu kaufen, sage ich „Merhaba!“, das heißt „Guten Tag!“. Beim Verlassen des Ladens verabschiede ich mich mit „Allahaismarladik“ und bekomme ein freundliches „Güle güle!“ zur Antwort. Unsere türkischstämmigen Mitmenschen fühlen sich akzeptiert, und das gefällt mir.
Anders ist es, wenn ich mit Bus oder U-Bahn fahre und mit Fremden auf Tuchfühlung zusammenkomme. Wenn die dann eine Sprache sprechen, die ich nicht verstehe, ist das deren Sache. Kritisch wird es, wenn es eine Gruppe ist, die sich lauthals unterhält. Dann fühle ich mich ausgeschlossen und komme mir manchmal vor wie – fremd im eigenen Land.
Ob das auch Mallorquiner empfinden, wenn die Deutschen dort massenweise aufkreuzen und sich benehmen, als gehöre ihnen die Insel? Gut, Mallorcas Haupt-Einnahmequelle ist der Tourismus, darauf haben die Einwohner sich eingestellt. Ein ganz anderes Beispiel: Wir machten Urlaub in Bodrum (Türkei). Bei einem Teppichhändler erklärte uns ein junger Mann akzentfrei auf Deutsch die Technik des Teppichknüpfens. „Sie sprechen aber gut Deutsch!“, staunte meine Frau. „Sie aber auch!“, antwortete er. Es stellte sich heraus, dass er in Harburg (!) geboren und aufgewachsen und danach mit seinen türkischen Eltern in deren Heimatland zurückgekehrt war.
Sich anpassen – so oder so – ist das zu viel verlangt? Ich finde, es ist ein Unterschied, ob jemand beispielsweise auf Mallorca als Urlauber unangenehm auffällt oder als Ausländer ständig hier lebt. Mehr Rücksichtnahme wäre schön.
1950 gab es neben der Hochbahn-Haltestelle Hoheluft auch ein Kino, in das ich sehr selten durfte. Eintritt war viel zu teuer, das Geld wurde wirklich für andere Dinge dringender benötigt...Essen...Kleidung....
Und wenn ich später durch meinen Beruf in verschiedene Länder reisen konnte war es für mich eine Selbstverständlichkeit zu allererst die Worte bitte, danke, guten Tag und Auf Wiedersehen in der jeweiligen Landessprache zu lernen. Ich finde dass es niemals schadet dazu zu lernen.....
Und wenn ich später durch meinen Beruf in verschiedene Länder reisen konnte war es für mich eine Selbstverständlichkeit zu allererst die Worte bitte, danke, guten Tag und Auf Wiedersehen in der jeweiligen Landessprache zu lernen. Ich finde dass es niemals schadet dazu zu lernen.....