Nostalgie Sütterlin, wer kann es noch?
Diese Feststellung lasse ich mal so stehen, denn es ist mir eigentlich völlig wurscht, wie das ess-zett entstanden ist, das macht, das das Leseverständnis - zumindest meines - erleichtert wird.sie setzten das ß (es war immer nur ein Doppel S und nie eine Verbindung von S und Z)
Meine Wissensquelle ist mein alter Deutschlehrer, der uns vor 60 Jahren das ess-zett mit der Ligatur von "s" und "z" erklärte. Er war promoviert und zumindest damals auf der Höhe der Germanistiklehrstuhl Ansichten - so wenigstens war der Eindruck, den er uns vermittelte.
Plausibel erschien es uns auch, denn die Antiqua Schrift entstand ja erst mit dem Buchdruck, während die Frakturschrift, eben als handgeschriebene Schrift schon vorher existierte.
Von mir aus können auch mehrere Erklärungen nebeneinander stehen, warum die Ungarn dann aber für das 'scharfe s" "sz" und nicht "ss" schreiben und auch kein "ß" als Buchstabe kennen ?
Sei's drum. Ich halte mich an meinen alten Deutschlehrer, soviel ehrende Erinnerung darfs schon sein.
Hallo,
und ich stimme Ihnen völlig zu: Mir ist es eigentlich auch egal. Ich habe mich eigentlich auch gewundert, daß man einmal vom Doppel-S spricht und dann wiederum von "Scharfen" S. Es ist mir bisher nicht gelungen einen Sprecher zu finden, der Kuß, Faß oder muß so differenziert zu Kuss, Fass oder muss aussprechen kann, daß man einen Unterschied hört oder erahnen kann. Deshalb mein Unverständnis. Ich kann nicht begreifen warum das so unterschiedlich dargestellt werden soll, wenn es keinem Lernenden etwas bringt. Für das X z.B. könnte man jederzeit ks einsetzen. Da will ich mich aber nicht einmischen, denn die Ursachen für das X sind mir unbekannt. Es wurde bisher auch kaum versucht dieses Kreuzchen in ks (Hekse) zu ändern. Kern meines Anliegens war eigentlich nur die Feststellung, daß man viele Anstrengungen unternimmt, um einerseits am Überlieferten festzuhalten und anderseits Wichtiges zu vernachlässigen. Nur, daß es Zeit ist die alten deutschen Schreibschriftformen zu erhalten und weiterzugeben, damit beschäftigen sich leider zu wenige Sprachpfleger. Es wird viel zu häufig nur versucht den Interessenten das Schreiben dieser schönen Schriften beizubringen. Leider wird so das Verschwinden von Sütterlin und Kurrent ein Generationsproblem.
Mit freundlichem Gruß
klaber
Der Auszug aus einer Amtsakte ist eine Verlängerung der Gewerbegenehmigung und hat folgende wörtliche Übersetzung:
Behufsfortsetzung der Krugwirtschaft der Krüge Tourbier und Rollin für das Jahr 1868 wird pflichtmäßig hierdurch attestiert, dass die Nützlichkeit der Krugwirtschaften durch das Ortsbedürfnis im Allgemeinen erfordert wird, dass Tourbier sowohl als auch der Rollin einen moralisch guten Wandel geführt und zu Beschwerden keine Veranlassung gegeben haben, auch deren Verhältnisse es gestatten, dass ein ordnungsgemäßer Gewerbebetrieb im Sinne der allerhöchsten Kabinetsorder vom 7. Februar 1835 unbedenklich zu erwarten steht und daß die zum Gaststättenbetriebe in den Häusern des Tourbier und Rollin bestimmten Localien dazu vollkommen geeignet sind.
Bergholz, den 20. September 1867
Wolf Schulz
Textübertragung des Aquarells, Dachbodenfund
Die Bäuerin
Kaum graut noch der junge Tag
da kräht mich schon der Haushahn wach.
Türaus, türein, treppauf, treppab,
und immer ist die Zeit zu knapp.
Hier in die Scheune, in den Stall
man wartet auf mich überall.
Der Sonne letzter Scheidegruß,
der sagt mir, dass ich eilen muss.
Mein liebes Bett umfängt mich sanft
Der Tag ist aus, nun „gute Nacht“.
Greifswald, d. 29.August 1945
Hallo,
wer den nachfolgenden Text gelesen hat darf ruhig einmal schmunzeln.
Und noch eine kleine Geschichte
In diesem Textabschnitt sind drei absolute Fehler,
die auf jeden Fall i m m e r als solche angemerkt wurden!
Das lange "s" gehört auf jeden Fall korrigiert. ST, SCH, Sp
wurden stets mit diesem S geschrieben, vor allem als Anfangsbuchstabe.
Das "runde s" als Schluss-"s"
Mit Gruß
Pan
Ich kann noch Sütterlin schreiben und auch lesen, denn wir hatten früher in der Schule ein Löschblatt . Dort waren auch Sütterlinbuchstaben darauf.
Dazu hat meine Mutter viele Jahre auf allen Urkunden ihren Namen in Sütterlin unterschrieben. Mit ihren Enkeln hat sie dann die Schreibschrift erlernt.
Aber die Enkel waren auch nicht untätig und haben geübt, diese alte Schreibschrift weiter zu erhalten. 😉
So hat sie immer alle Glückwünsche und Kartengrüße in Sütterlin erhalten.
Sie sind noch heute hier archiviert und eine liebevolle Erinnerung an meine Mutter.
poldy
Hallo Pan und vielen Dank für die aufmerksame Anmerkung,
für die Fehler bitte ich um Entschuldigung. Das passiert einfach als Folge meiner planlosen gemischten Nutzung verschiedener Schriftfonts. Und leider haben fast alle Schriftenanbieter unterschiedliche Tastaturbelegungen festgelegt. Ich war nicht aufmerksam genug und gelobe Besserung.
Gruß klaber
Etwas OFF TOPIC: Mehr Sorgen bereitet mir die sich möglicherweise zu einem Generationenproblem entwickelnde allgemeine "Schreibschwäche",die, zum einen, die Leserlichkeit der Handschrift als solcher angeht (Lehrer sind oft zur Hieroglyphenforschung gezwungen) und zum anderen, die mangelnde Praxis der jungen Generation Texte zu schreiben,die mehr sind als die auf den 'online' Plattformen üblichen, die hauptsächlich mündliche Kommunikation nachbilden, so dass sie ohne eine "komplizierte" Syntax auskommen, nicht zwingend mit den einfachsten Orthographieregeln im Einklang stehen, Zeichensetzung überhaupt eine terra incognita oder bestenfalls ein Lotteriespiel ist und Idiome zum Einsatz kommen, die im gesprochenen Deutsch zwar gut klingen, aber in der geschriebenen Sprache eher infantil daher kommen.Leider wird so das Verschwinden von Sütterlin und Kurrent ein Generationsproblem.
Das 'echte' (nicht tastaturbasierte) Schreiben könnte , so habe ich neulich erfahren, dabei in diser Hinsicht Verbesserungen bringen, weil es eben ein anderes Schreiben, den Kopf anders forderndes - verlange, ganz ohne Kürzel, Smileys usw.
So gesehen, sind m.E. alte Schriften kein Generationsproblem. Sie sind nämlich schon verschwunden. Tot.
Allerdings nicht bei denen, die sie aus Interesse oder beruflichen Gründen brauchen. Da werden sie weiter erlernt und erhalten, sind also nicht gänzlich und für immer für kommende Generationen verloren, sondern werden in 'denkmalgeschützten' Räumen 'konserviert' und wer weiß, vielleicht wird ja Sütterlin eines Tages wieder modern bzw. eine Möglichkeit sich als zur Elite gehörig von der Masse abzuheben ??? Ob das wünschenswert wäre, ist eine andere Frage .😉