Nostalgie Die blanke Wut!

JuergenS
JuergenS
Mitglied

Die blanke Wut!
geschrieben von JuergenS
Diese habe ich gestern bekommen, als ich die Biografie im Ersten über Gunter Sachs sah.
In der Zeit, in der alle, die ich kenne, ihr Leben nach dem Krieg wieder aufbauten, oder wie ich, erst mal mich orientieren mußte, um Fuß zu fassen, von ganz unten, tanzte der Gesellschaft damals schon ein Boy auf der Nase herum, der ohne eigenes Zutun aus dem Vollen schöpfen konnte, das z.T. in der Nazizeit im Sachs-Konzern "erwirtschaftet" wurde.
Der ganze Film wirkt auf mich wie eine Verherrlichung seiner Lebensweise, die jenseits jeder Wertvorstellung ablief.
Mir kamen die Tränen vor Rührung, nein vor Wut.
Verhöhnung normaler Bürger ohne Beispiel.

Nur mein Problem, dass ich danach kaum schlafen konnte?
Gillian
Gillian
Mitglied

Re: Die blanke Wut!
geschrieben von Gillian
als Antwort auf JuergenS vom 09.04.2013, 08:49:42
Ich kann deine Wut verstehen, heigl. Wenn wir die Sendung gesehen hätten, würde es uns wahrscheinlich genau so gehen.
Vielleicht ist es ein Fehler, dass uns solche Leute nicht interessieren.
Die kapitalistische Gesellschaft funktioniert eben so, daran musste ich mich auch erst gewöhnen.
Du musst darauf gefasst sein, dass dir "Neid" unterstellt wird , so wie das bei allen Kritikern des Kapitals meist geschieht.
G.
sittingbull
sittingbull
Mitglied

Re: Die blanke Wut!
geschrieben von sittingbull
als Antwort auf Gillian vom 09.04.2013, 13:05:49
Die kapitalistische Gesellschaft funktioniert eben so, daran musste ich mich auch erst gewöhnen.
Du musst darauf gefasst sein, dass dir "Neid" unterstellt wird , so wie das bei allen Kritikern des Kapitals meist geschieht.


auch ich kann heigls "blanke wut" gut verstehen .

und du hast natürlich völlig recht , gillian ...

auch wenn das "schmarotzende gesindel" heute klüger und diskreter im hintergrund der schneewehen von st.moritz feiert ...

DAS ist der kapitalismus .

und die zeche bezahlen nach wie vor wir .

sitting bull

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miriam
miriam
Mitglied

Re: Die blanke Wut!
geschrieben von miriam
als Antwort auf JuergenS vom 09.04.2013, 08:49:42
Lieber Heigl,

ich weiß nicht ob ich hier auf die selbe Biographie hinweise die du auch meinst, der Text den ich im Link einstelle, stammt aus der Sendung Kulturzeit (3sat) von gestern.

Weißt du - für mich ist Gunter Sachs so weit weg von allen mir begreiflichen Normen, dass ich gar keine Wut gegen diese sich selbst feiernde Kunstfigur empfinden kann.

Eigentlich weiß ich nur, dass ich mit ihm zusammen nicht im selben Aquarium hätte schwimmen wollen...

Miriam

Grüße auch an die anderen, die hier geschrieben haben. Nein, ich habe die Zeche nicht mitbezahlt (siehe SB) - da ich mit Gunther Sachs auch niemals etwas gemeinsam hatte.

Das Wort Aquarium ist von mir natürlich nur symbolisch gemeint.
Re: Die blanke Wut!
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf JuergenS vom 09.04.2013, 08:49:42
ich hab streckenweise nur den kopf geschüttelt.

einen lachkrampf hab ich bekommen als er sich darüber beschwerte das niemand kommen würde wenn er in seinem büro schwer arbeitet. darum würde alle denken er mache nur urlaub.

arme reiche leute!
olga64
olga64
Mitglied

Re: Die blanke Wut!
geschrieben von olga64
als Antwort auf JuergenS vom 09.04.2013, 08:49:42
Da ja die Story über Gunther Sachs zumindest den älteren Deutschen immer bekannt war - teilweise wurde er ja auch von Deutschen sehr bewundert - würde ich einen solchen GEfühlsaufwand gegen einen abgewrackten Playboy, der sich dann in guter Familientradition erschossen hatte, bestimmt nicht betreiben.
Dass er mit seinem Bruder Geld seines Vaters erbte, der anscheinend ein unverbesserlicher Nazi war, kann ja nicht unbedingt ihm angelastet werden - sonst müsste dies ja auch vielen Unternehmer-Kindern und -enkeln passieren (z.B. Krupp usw.).
Da er ausserdem schon lange Schweizer war - er ging dort ja auch zur Schule und lebte mehr als die Hälfte seines Lebens dort - berührt mich dies auch nur am Rande. Ich kann mich aber noch gut erinnern, als er Ende der 60er Jahre sein Unwesen auch in den Kneipen von Schwabing trieb. Er hatte ja immer ein gewisses Beuteschema bei Frauen: gross, schlank, blond und langhaarig (nur Soraya war eine Ausnahme). Damals spannte er einem alten Freund von mir die hübsche Freundin aus - mit Heidi Balzer turtelte er dann lange rum; die Damen wurden dann meist finanziell abgefunden, wenn er eine neue ausfindig machte. Auch ein eleganter Weg, wie ich finde.
Die Familie und die Erben werden jetzt sicher einiges an den Schweizer Staat zurückzahlen müssen, wenn sich herausstellt ,dass seine Steuergeldverschiebungen in exotische Länder nicht ganz legal waren. Auch gut - gönne ich der Schweiz. Olga

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ingo
ingo
Mitglied

Re: Die blanke Wut!
geschrieben von ingo
als Antwort auf JuergenS vom 09.04.2013, 08:49:42
Nach den ganzen Wutbeiträgen braucht man ja schon ein bißchen Mut, eine andere Meinung zu vertreten. Vorab, heigl: Wenn Dich das so angegriffen hat, verstehe ich nicht, daß Du nciht weggeschaltet hast. Das ist meist meine "Technik".
Das Einzige, was Sachs von den Krupps, Quandts u.a. unterscheidet, ist, daß er damals seinen Reichtum öffentlich gemacht hat; und das, obwohl er wesentlich weniger Geld hatte. Darüber hat sich damals übrigens kaum jemand aufgeregt. Eher hat man sein Leben interessiert oder amüsiert in den "Bunten Blättern" verfolgt.
Ich will gerne erzählen, was dagegen bei den Quandts abging. Ich weiß das, weil ein Onkel zu den Kreisen gehörte, die bei den Quandts eingeladen wurden. Obwohl diese Kameraden Geld bis zum Abwinken hatten, mußte man als Gast für Essen und Trinken bezahlen. Ich meine mich zu erinnern, daß das in den 50er Jahren 50 DM pro Kopf waren. So ein Verhalten fand ich damals schon unmoralisch.
Es gab ja mal einen Film über die Quandts und dazu ein Buch. Wenn man das gesehen oder gelesen hat, dürfte Dir übler werden, als es bei Sachs der Fall ist, heigl. Ich hoffe, Du hast Dich mit 12 Stunden Abstand beruhigt.
JuergenS
JuergenS
Mitglied

Re: Die blanke Wut!
geschrieben von JuergenS
Wut ist immer was temporäres.

Was bleibt, auch wenn die Quants vielleicht noch reicher waren, ist, dass ich in jener Zeit gar nicht die Möglichkeit hatte, über Reiche was zu erfahren, jetzt jedoch das Erste zu bester Sendezeit so eine Sendung bringt.

Ich denke auch mit etwas Wehmut an meine Jugendzeit, wo unsere Familie wie viele um das blanke Leben gekämpft haben, nützliche Berufe erlernt haben, um den Lebenskampf zu bestehen.
Auch der Hinweis auf 68er Erlebnisse interessiert mich nur bedingt, ich habe einen technischen Beruf erlernt, den ich nicht professionell ausüben hätte können, wenn ich parallel dazu eine Art Dopplelleben geführt hätte.

Servus
olga64
olga64
Mitglied

Re: Die blanke Wut!
geschrieben von olga64
als Antwort auf JuergenS vom 10.04.2013, 10:03:53
Seitdem der Langzeitkanzler Kohl die Vermögenssteuer eliminiert hatte, gibt es in unserem Land auch keine seriösen Aufzeichnungen mehr, wie viele Reiche hier überhaupt leben und im günstigsten Fall auch Steuern bezahlen.
Dazu gehört natürlich auch, Reichsein zu definieren: es gibt ja Leute, für die ist jemand schon reich, der über ein monatliches Einkommen (ehrlich erarbeitet) von über 2.000.--Euro netto verfügt. Es gibt auch Leute, die ohne Kenntnis weiterer Details ihren Nachbarn als reich einschätzen, weil dieser das grössere Auto, das grössere Haus, die hübscher Frau usw. hat - . Dies streift dann doch den Komplex Neid, der in unserem Lande ja nach wie vor sehr gepflegt wird. Olga
caya
caya
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Re: Die blanke Wut!
geschrieben von caya
Auf die Idee, auf das Leben eines Anderen neidisch zu sein, käme ich nie....niemals, das vorweg.
Meine Güte, jeder ist auf die Welt gekommen ohne vorher wählen zu können in welcher Familie er sein Leben leben will.

Gunter Sachs war in seinen jungen Jahren ein Playboy, na und?
Er war ja auch ein bemerkenswerter Mann mit großer Persönlichkeit und Charissma.

Er hat sein Leben gelebt in Saus und Braus, aber er hat seine Freunde auf großzügige Art und Weise daran teilhaben lassen.

In späteren Jahren war er ein international anerkannter Fotograf und Kunstmäzen.
Er hatte viele Gaben, die er ausleben konnte, der Traum eines jeden Menschen...

Er war mit Kurd Jürgens und Margie, seiner 3. Ehefrau die eine alte Freundin von mir war, eng befreundet und daher interessierte mich
nicht nur Margies Leben, sondern natürlich auch ihr Umfeld und ihre Freunde.

Ich habe den Film mit großem Interesse gesehen und muss sagen, dass er mir gut gefallen hat, weil er Gunter Sachs authentisch gezeigt hat.
Er war ein bemerkenswerter Mann der viel, auch für andere getan hat.
Ich mochte ihn!

Caya

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