Neuvorstellungen Alteschrift
Wenn einst mein Staub die Urne füllt,
wenn einst mein Herz wird nicht mehr schlagen.
Wenn bange Finsternis mein Grab umhüllt,
dann wird noch meine Asche sagen:
"Ich habe Dich geliebt."
Schön gestaltet und geschrieben. Der Oberstrich über Buchstaben, die doppelt gemeint sind, das kannte ich auch noch.
LG Michiko
Toll, Michiko, und das so schnell !!
Ich habe die Familiengeschichte meines schlesischen Großvaters in Sütterlin. Ganze 700 Seiten ...
Zum Glück schrieb er sehr leserlich (und nicht wie hier drunter):
LG, Lerge
ich habe da auch noch etwas
Morvan
aber da muß ich vergrößern, um das alles zu lesen.
Es fängt etwa so an:
Gnädiges Fräulein
Erlauben Sie mir, Ihnen einige Andenken an meine Mutter zu senden als ein Zeichen treuer Anhänglichkeit und Dankbarkeit. Die ... der Colliers hat Mama gewiß oft getragen, als Kind sah ich sie häufig im Jägerhof (?) mit diesen ihren Lieblingssteinen geschmückt, wenn sie nach der Tafel mit Page zu mir herüber kam..... Auch konnte ich beobachten wenn vor dem Diner ..... gefalten wurde. Ich war auch zugegen wenn Mama frisiert wurde und den Schmuck anlegte, den sie täglich bestimmte und den Wilhelmine oder Caroline ... in einem Körbchen aus dem ...sischen Schrank des blauen Salons holte. Page und die ...... gingen immer durch den gothischen Gang ....., die Zimmer.... und den Saal zu Mama. War es Zeit zum Diner kam Gräfin Schulenburg aus dem lila Balkonzimmer zu uns in das danebenliegende grüne Zimmer ....
..... und da ging mir die Puste aus 😁 😁 !!
LG, Lerge
@Michiko, @Lerge
hier etwas zur Geschichte des Briefes:
Prinz Georg von Preußen schrieb an Hermine v. Winterfeld, die Hofdame seiner Mutter, Prinzess Friedrich (Prn. Wilhelmine Luise von Anhalt-Bernburg) über ein Amethyst-Collier aus dem früheren Besitz seiner Mutter.
Dieses Amethyst-Collier war ein Geschenk des Prinzen und seiner Mutter an meine Ur-Ur-Ur-Großmutter. Die Hofetikette der Preußen verbot direkte Geschenke, auch gerade ein Geschenk des Prinzen an eine verheiratete Frau, so wurde der Weg über die Hofdame Hermine v, Winterfeld gewählt. Der Brief galt auch als Nachweis über die rechtmäßige Herkunft des Schmuckstücks, da dieses durch die Schmucksammlung des Prinzen und durch seine Mutter bekannt war.
Prinzess Friedrich und meine Ur-Ur-Ur-Großmutter verband eine langjährige Freundschaft, die bereits aus der Jugendzeit auf Schloß Ballenstedt bestand und erst mit dem Tod von Prinzess Friedrich 1881 auf Schloß Eller endete.
Meinen Ur-Ur-Ur-Großvater verband ebenfalls eine Freundschaft mit dem Prinzen, durch gemeinsames geschichtliches Interesse und schriftstellerische Tätigkeit. Beide verkehrten auch im literarischen Salon der Minna v.Treskow in Berlin.
Ich habe noch ein Bild meiner Mutter auf dem sie zur Konfirmation 1929 dieses Amethyst-Collier trägt. 1945 wurde dieses bei Plünderungen der Roten Armee aus dem Tresor-Schließfach der Dresdener Bank in Berlin gestohlen.
Morvan
PS noch etwas zur Form des Briefes.
Das Preußische Königshaus siegelte in schwarz, ebenso haben Briefpapier und Umschlag eine schwarze Umrandung, als Zeichen der preußischen Farben schwarz/weiß
"Tante Maria Solms(?) hatte immer die neuesten Wiener Moden und war immer in
Verbindung mit ihrer Schwester der Fürstin Fanny Liechtenstein und mit Gräfin Kinsky(?)
Nun hab ich fast alle Sachen, die in diesen Räumen waren, auch das hohe (?) Klavier mit
den beiden Vasen und Papas Reiterbild von Horaz Vernet. Es ist mir nach unsäglichen
Mühen gelungen, alles hübsch zu glasieren. Das große Bild meiner Mutter in
violettem Sammet mit dem..."
und da verließen sie mich - es ist bei Namen und Begriffen, die damals auch noch anders
geschrieben wurden, schwierig mit der Übertragung!
Vielleicht kann´s jemand besser?
Klara
@Lerge
da habe ich doch auch noch ein schönes Kärtchen aus ihrem Stammbuch (Poesiealbum) 😊
Morvan
Oh, ich liebe diese wundervolle Schrift! Sie war und ist so viel eleganter und ästhetischer als die Schrift danach und erst recht als die, die die Kinder heute lernen: Blockbuchstaben mit kaum Verbindungslinien.
Schade, dass Sütterlin nicht mehr geschrieben wird! Ich habe sie auch nicht mehr gelernt, aber meine Mutter hat sie mir ein bisschen gezeigt und da ich sowieso gerne handschriftlich schreibe, und Ihr mich jetzt neu inspiriert habt, übe ich es vielleicht wieder.....nur für mich.
In Bälde wird wohl gar keine Handschrift mehr geschrieben werden.😢
Hirnforscher meinen, dass das zur Verkümmerung bestimmter Hirnareale und der Feinmotorik und der geistigen Entwicklung führen wird, wie es auch heute schon erkennbar sei an menschen, die nur noch am PC und via Tastaturen schreiben...Wundert mich- ehrlich geschrieben - nicht.