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Musik Tannhäuser, lauter als ein Düsenjet ?

multifit
multifit
Mitglied

Tannhäuser, lauter als ein Düsenjet ?
geschrieben von multifit


Tannhäuser ist so laut wie ein Düsenjet ?

Ein sehr interessanter Bericht im Kulturteil unserer
Tagespresse (leider kann ich diesen nicht kopieren,
da die Zeilen im Texteditor zu lang sind u. im Forum
würde hierdurch ein "Wirrwarr" enstehen)

"Wer würde schon von Lärm sprechen, wenn er einem Sinfonie-
konzert oder einer Oper lauscht ? EU-Bürokraten hatten da
weniger Hemmungen: diese haben eine Verordnung ausgetüfftelt,
die weitreichende Folgen auch für die deutschen Opernhäuser
hat.
Nach der EU-Richtlinie dürfen Arbeitnehmer während eines
Arbeitstages nur noch mit einer Lautstärke von 85 Dezibel
ausgesetzt werden - das entspricht starkem Verkehrslärm.
Doch wenn ein Orchester z.B. Richards Wagners "Tannhäuser"
spielt,klingeln manchem Bläser die Ohren.Im Konzertgraben
werden Werte bis zu 120 Dezibel erreicht."Das ist so laut
wie ein startender Düsenjet", sagt Ulrich Ruhnke von der
Deutschen Orchestervereinigung.
Allein die Violinen bringen es bei Wagner auf Spitzen von
109 Dezibel. Trompeten und Tuben machen sich mit rund
110 Dezibel bemerkbar.Und ein Flötenbläser erträgt an
seinem rechten Ohr sogar bis zu 115 Dezibel - ein Wert
der den eines Presslufthammers in nächster Nähe übertrifft.
Das soll sich nun ändern.Bis Februar haben Konzert- und
Opernhäuser Zeit, auf die Vorgabe aus Brüssel zu reagieren
und ihre Spielhäuser umzubauen.
Die Orchestervereinigung schätzt,daß sie vor allem kleinere
u. mittlere Häuser treffen wird - also rund die Hälfte der
82 deutschen Opernorchester.Diese haben meist enge Gräben.
Um mehr Platz für die Bühne zu bekommen, sind diese zusätz-
lich überbaut,der Klang kann kaum nach oben entweichen.
Es ist durch Studien belegt, daß dem Ohr vor allem die
konstante Geräuschkulisse schadet.Da die Musik jedoch nicht
als "Lärm" empfunden wird, ist das Problem in diesm Fall
auch weniger bewußt - obwohl sie das Ohr genauso schädigt
wie das Getöse einer Baustelle.
Nach einer Umfrage von 71 Orchestern leiden jeweils bis zu
30 Musiker an Lärmschäden, vom Ohrensausen über Schwerhörig-
keit bis zum Hörsturz - u. daß obwohl sie und auf ihr Gehör
angewiesen sind.Viele sehen die Vorgaben aus Brüssel positiv.
Am Staatstheater Braunschweig hat man bereits vor Jahren be -
gonnen,die Lärmbelastung zu messen. Proberäume u.Orchester-
graben wurden spezielle Vertäfelungen eingesetzt, die einen
Teil der Lautstärke schlucken.Andere Häuser wie die Staats -
oper Hannover setzen aus Plexiglasschirme, die Musiker vor
dem Schall schützen sollen. Viele haben ihr Konzertprogramm
oder die Sitzordnung der Bläser oder Flötenbläser bereits
umgestellt.Auch spezielle Ohrenstöpsel sollen die Musiker
vor Hörschäden bewahren.
In Braunschweig sitzen besonders die Bratschen u. Celli
ungünstig, weil die Posaunen hinter ihnen den Schall genau
auf sie richten.Wir Flötisten haben es besser, weil die
Hörner hinter uns den Schall wegen der Krümmung ihres
Instrumentes nach hinten abgeben", erklärt ein Solo -
Flötist.Die Ohrstöpsel seien je nach Veranstaltung gefragt.
"Als wir bei`Pop meets classic`mitgemacht haben, haben sich
viele seiner Kollegen die Stöpsel geholt" s der Flötist.
Im Übrigen sind die MUsiker sehr auf Kollegialität. "Den
Schlagzeuger hinter Plexiglas einzusperren, das will man
den Kollegen nicht gern zumuten..." Also durfte er auch
die lauten Stellen bei "Anatevka" frei spielen."Es ist eine
Gratwanderung" so der hiesige Orchesterdirektor."Schließlich
darf der Klang nicht leiden." Und der Schutz dürfe nicht so
weit getrieben werden, daß Aufführungen unmöglich würden.
Eine Richtlinie gibt es auch für selbstständige Musiker und
unter Denkmalschutz stehende Gebäude.So dürfen die Musiker
der Bayreuther Wagner - Festspiele beim "Tannhäuser" auch
weiterhin den Düsenjet übertönen..."

Soweit der Bericht, nur orientiert man sich hier halt an Wagner...
niederrhein
niederrhein
Mitglied

Köstlich, Köstlich ...
geschrieben von niederrhein
als Antwort auf multifit vom 11.01.2008, 18:55:24
Köstlich, Köstlich ... (Danke für den Text und Hinweis)

Tannhäuser ist so laut wie ein Düsenjet? [...] Soweit der Bericht, nur orientiert man sich hier halt an Wagner...


Musik und Lautstärke, Geräusche und Lärm ...

Nun, über den physikalischen Tatbestand hinaus dürfte je nach Rezipienten und Rezeptionssituation jede/r eine solche Situation (lies: u.a. etwa das Hören symphonischer Musik) anders empfinden ...

Claire Goll (Frau des Expressionisten Yvan Goll, schrieb u.a.: Die Traumtänzerin) sprach über Wagners Musik als Lärm für Bierbrauer ...

Beethoven (je nach Orchester, Dirigent und dessen Interpretationsstil), Bruckner, Mahler sind akustisch auch nicht ohne ...
Und selbst Händels Wasser- und Feuerwerksmusik (übrigens als Außenmusik konzipiert und komponiert) können akustisch überwaltigend sein ...

Leider war ich ja nie in einem Rockkonzert ..


Manchmal durchaus fortissimo-Tönen zugeneigt ...

Die Bertha
vom Niederrhein

seewolf
seewolf
Mitglied

Re: Köstlich, Köstlich ...
geschrieben von seewolf
als Antwort auf niederrhein vom 13.01.2008, 21:05:15
Na denn - wann kommt die Lärmschutz-Richtlinie für "arbeitende" Soldaten im Gefecht?

Und wann endlich verbietet die EU zu lauten Donner bei Gewitter?

Ehrlich gesagt frage ich mich langsam, wann verbieten wir Bürger den Bürokraten ihre Emissionen in Form von beknackten Vorschriften und "Richt-Linien"?

Man hält's ja im Kopf kaum noch aus...
--
seewolf

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multifit
multifit
Mitglied

Re: Köstlich, Köstlich ...
geschrieben von multifit
als Antwort auf niederrhein vom 13.01.2008, 21:05:15

Verehrte Bertha,

ein Rock-Konzert muß man sich ja auch wirklich nicht
unbedingt anhören... es reicht schon die Musik für die "Bierbrauer...".


Ich habe bereits als Musikstudent die Bühnenmusik
im Staatstheater bei Parsifal geblasen, hier habe
heute noch alles in den Ohren...

Selbstverständlich hatten Händel,Bruckner,Beethoven
und Mahler auch ihre nicht gerade ihre "moderaten"
Lautstärken, aber Wagner ist einfach "unschlagbar".

Liebe Grüße
multifit
multifit
Mitglied

Re: Köstlich, Köstlich ...
geschrieben von multifit
als Antwort auf seewolf vom 13.01.2008, 22:35:12


Man hält's ja im Kopf kaum noch aus...

Ja Seewolf, hier hast Du wirklich den richtigen Spruch
gemacht, eines der vielen unsinnigen Verordnungen aus
Brüssel !

Gruß
Multi
navallo
navallo
Mitglied

Re: Köstlich, Köstlich ...
geschrieben von navallo
als Antwort auf seewolf vom 13.01.2008, 22:35:12
Gewitterdonner erreicht nie die Intensität eines im Orchestergraben zu absolvierenden Wagner-Konzerts.

Die gesetzlichen Lärmschutzrichtlienien gelten nicht nur für Musiker, weil halt oberhalb von 85 dB mit bleibenden Hörschäden gerechnet werden muß. Davor schützen sich Düsen-Jet-Leute im Gegensatz zu vielen Orchestermusikern durch geeignete Hörschutzkappen. Übrigens gilt das auch für Veranstaltungen, bei denen geschossen wird (Polizei, Militär, Sportvereine ...). Auch dort existierten über Jahrzehnte blödsinnige Vorbehalte. Unter Musikern ist ein Lärmschaden leider viel zu häufig. Eine Heilung ist abgesehen von einmaligen Krachereignissen nicht möglich. Jede neue Lärmbelastung kostet ein weiteres Stück Hörvermögen – zunächst beginnend im Hochtonbereich.

Die Folgen einer lärmbedingten Schwerhörigkeit für den Betroffenen werden von optimistischen Verharmlosern extrem unterschätzt. Das Gehör ist eines unserer wichtigsten Kommunikationsorgane. Schwerhörigkeit kann im Gegensatz zu Blindheit zu völliger sozialer Isolation führen. Der Schwerhörige wird oft verlacht. Er traut sich daher zu keiner eigenen Äußerung, verstummt, weil auch sein Nachfragen nur als willkommener Witz gedeutet wird. Als Musiker scheidet er aus. Zuletzt kommt dann die berufsbedingte Schwerhörigkeit zur altersbedingten hinzu und Opa ist nur noch eine Witzfigur.

Es geht in den Verordnungen nicht darum, Wagner zu verbieten oder „nur noch leise“ zu spielen, sondern um den individuellen Schutz der Musiker, bei denen die Intensität des Schalls ungleich intensiver ankommt als bei den Zuhörern. Was also spricht dagegen, sich gegen eine Gesundheitsschädigung z. B. mittels Ohrstöpsel zu schützen? Wer das als lärmexponierter Musiker nicht tut, muß bescheuert sein. Auch mit Oropax ist man als Profi doch in der Lage, sauber mitzuspielen, oder? Und der Arbeitgeber hat dafür zu sorgen, daß die Raumverhältnisse (z. B. reflexionsreicher Orchestergraben) die Gefahrenmomente nicht noch verstärken.

Gibt es noch andere Argumente?

--
navallo

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mart
mart
Mitglied

Re: Köstlich, Köstlich ...
geschrieben von mart
als Antwort auf navallo vom 14.01.2008, 20:31:30
Nein, es gibt keine anderen Argumente!

Dieses Thema wurde hier bereits vor einiger Zeit eingestellt. Auch damals herrschte Unverständnis über eine Lärmverordnung, die in anderen Bereichen der Arbeitswelt längst verwirklicht werden mußte.

Der Prozentsatz der durch die Lärmbelastung gehörgeschädigten Musiker und Musiklehrer ist lt. etlichen (offiziellen) Untersuchungen groß genug, um dieses Thema ernst zu nehmen. Auch die Messungen der durchschnittlichen Lärmbelastungen (für einzelne Instrumente) und deren Extremwerte sprechen für jeden Schutz, der baulich oder individuell möglich ist.

Ich wünsche niemand von denjenigen, die offensichtlich keine Probleme mit ihrem Gehör haben, keinen Hörsturz, keine Schwerhörigkeit, die wie Navello so anschaulich beschreibt gravierende persönliche Konsequenzen hat, und keinen wie immer gearteten Tinnitus.



mart

mart
mart
Mitglied

Re: Köstlich, Köstlich ...
geschrieben von mart
als Antwort auf mart vom 15.01.2008, 11:05:34
Korrektur:

Meine doppelte Verneinung im oberen letzten Absatz bedeutet, daß ich es wohl jemanden wünschen würde.
Ich wünsche es niemandem anderen, auch nicht denjenigen, die mit dem untauglichen Vergleich mit Gewitterdonnern einen eklatanten Mangel an Sachkenntnis erkennen lassen.

mart
nessie
nessie
Mitglied

Re: Tannhäuser, lauter als ein Düsenjet ?
geschrieben von nessie
als Antwort auf multifit vom 11.01.2008, 18:55:24
...da kann ich nur sagen: " Na und?"
Ich bin bekennende Wagner- Hörerin, aber jeden Tag höre ich diese Musik nicht.
Gegen den Lärm der Düsenjäger kann ich mich nicht wehren , aber ich bestimme selbst, welchen " Lärm" ich mir antun will und was Spass macht, ist nie zu laut;
In diesem Sinne: Hojotohoh
und herzliche Grüsse

--
nessie
pilli
pilli
Mitglied

Re: Tannhäuser, lauter als ein Düsenjet ?
geschrieben von pilli
als Antwort auf nessie vom 18.03.2008, 19:25:32

könnte Tannhäuser die ursache sein zu tumb- und taubheit?

wie tumb nessie

muss frau sein, hier ein "na und?" anzubieten? nicht gelesen, welches thema hier diskutiert wird?

Nach der EU-Richtlinie dürfen Arbeitnehmer während eines
Arbeitstages nur noch mit einer Lautstärke von 85 Dezibel
ausgesetzt werden - das entspricht starkem Verkehrslärm.
Doch wenn ein Orchester z.B. Richards Wagners "Tannhäuser"
spielt,klingeln manchem Bläser die Ohren.Im Konzertgraben
werden Werte bis zu 120 Dezibel erreicht."Das ist so laut
wie ein startender Düsenjet", sagt Ulrich Ruhnke von der
Deutschen Orchestervereinigung.


du und deine art, lautstark musik zu hören, interessiert da weniger; die sorge gilt den orchestermusikern; jetzt verstanden?

pilli

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