Literatur Zur Einstieg zu den Olympischen Spielen 2008 in China
Rebyia Kadeer; Alexandra Cavelius: Die Himmelsstürmerin
Chinas Staatsfeindin Nr. 1 erzählt aus ihrem Leben
Heyne 2007
ISBN 978-3-453-12082-2, Preis: 19,95 Euro
wem kommt das irgendwie bekannt vor? Und das ist eine, eine skurrile Seite der " Hirnwäsche" ..., die letztlich - ähnlich wie in Tibet - zur Chinesierung eines uralten Turkvolkes führt ....
"
Wenn Spatzen zu Staatsfeinden erklärt werden S.48 f
Nach einem Treffen mit kommunistischen Staatsführern begann sich Mao, Ende 1957, von der Sowjetunion zu distanzieren. Seiner Meinung nach hatten die ehemals Verbündeten den rechten Weg zum Sozialismus verlassen. Zudem fühlte er sich zurückgesetzt, weil die USA und die anderen westlichen Länder China die diplomatische Anerkennung verweigerten.
Unterdessen nahm der Schulunterricht zunehmend bizarrere Formen an. Der “ Große Vorsitzende" hatte Spatzen zu Feinden erklärt, weil sie Getreide wegpickten. Die Schüler wurden zum Kampf gegen die “ vier Plagen" - Spatzen, Ratten, Stechmücken und Fliegen - mobilisiert. Wer nicht mitmachte, verstieß gegen das geltende Gesetz.
Zehn Par Spatzenfüße sollten wir täglich in der Schule abliefern. Nachdem wir im Dorf fast alle Spatzen ausgerottet hatten, schossen wir Raben mit einer Steinschleuder ab und gaben deren Füße ab.
In seiner vorausschauenden Art hatte der “ Große Vorsitzende" mit der Vogelhatz eine furchtbare Insektenplage ausgelöst. Ab sofort hatte jeder Schüler die Auflage, pro Tag 15 Fliegen zu töten. Alle rannten wir mit Fliegenklatsche herum und sammelten die Insekten in einem Glas. Bei der Übergabe wurde jedes Tier fein säuberlich von der Lehrerin gezählt. Uns Kindern hat das Spaß gemacht. Wenn ich aber heute darüber nachdenke, hat Mao nicht nur fast unsere ganze Bevölkerung, sondern auch nahezu die gesamte Tierwelt ausgelöscht.
Beinahe jede Woche kündeten die Kader eine neue Kampagne an. Diesmal hieß es: “Mäuse fangen"! Schließlich durften wir keine langen, sondern nur noch kurze Röcke tragen. Die Menschen, die all das mitgemacht hatten, mussten entweder völlig verrückt oder völlig verängstigt gewesen sein. Lautete Maos Befehl: “Heute machen wir das so..", nickten sie das gewohnheitsmäßig ab, egal, wie absurd es war. Am nächsten Tag lautete das Kommando: “Wir machen das andersherum" - und wieder folgten alle widerspruchslos. Wie eine Herde Kühe, die man von einer Weide auf die andere trieb."
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lotte
Chinas Staatsfeindin Nr. 1 erzählt aus ihrem Leben
Heyne 2007
ISBN 978-3-453-12082-2, Preis: 19,95 Euro
wem kommt das irgendwie bekannt vor? Und das ist eine, eine skurrile Seite der " Hirnwäsche" ..., die letztlich - ähnlich wie in Tibet - zur Chinesierung eines uralten Turkvolkes führt ....
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Wenn Spatzen zu Staatsfeinden erklärt werden S.48 f
Nach einem Treffen mit kommunistischen Staatsführern begann sich Mao, Ende 1957, von der Sowjetunion zu distanzieren. Seiner Meinung nach hatten die ehemals Verbündeten den rechten Weg zum Sozialismus verlassen. Zudem fühlte er sich zurückgesetzt, weil die USA und die anderen westlichen Länder China die diplomatische Anerkennung verweigerten.
Unterdessen nahm der Schulunterricht zunehmend bizarrere Formen an. Der “ Große Vorsitzende" hatte Spatzen zu Feinden erklärt, weil sie Getreide wegpickten. Die Schüler wurden zum Kampf gegen die “ vier Plagen" - Spatzen, Ratten, Stechmücken und Fliegen - mobilisiert. Wer nicht mitmachte, verstieß gegen das geltende Gesetz.
Zehn Par Spatzenfüße sollten wir täglich in der Schule abliefern. Nachdem wir im Dorf fast alle Spatzen ausgerottet hatten, schossen wir Raben mit einer Steinschleuder ab und gaben deren Füße ab.
In seiner vorausschauenden Art hatte der “ Große Vorsitzende" mit der Vogelhatz eine furchtbare Insektenplage ausgelöst. Ab sofort hatte jeder Schüler die Auflage, pro Tag 15 Fliegen zu töten. Alle rannten wir mit Fliegenklatsche herum und sammelten die Insekten in einem Glas. Bei der Übergabe wurde jedes Tier fein säuberlich von der Lehrerin gezählt. Uns Kindern hat das Spaß gemacht. Wenn ich aber heute darüber nachdenke, hat Mao nicht nur fast unsere ganze Bevölkerung, sondern auch nahezu die gesamte Tierwelt ausgelöscht.
Beinahe jede Woche kündeten die Kader eine neue Kampagne an. Diesmal hieß es: “Mäuse fangen"! Schließlich durften wir keine langen, sondern nur noch kurze Röcke tragen. Die Menschen, die all das mitgemacht hatten, mussten entweder völlig verrückt oder völlig verängstigt gewesen sein. Lautete Maos Befehl: “Heute machen wir das so..", nickten sie das gewohnheitsmäßig ab, egal, wie absurd es war. Am nächsten Tag lautete das Kommando: “Wir machen das andersherum" - und wieder folgten alle widerspruchslos. Wie eine Herde Kühe, die man von einer Weide auf die andere trieb."
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lotte