Literatur zeitkritische texte...gestern & heute
Schutzschirmsprache
die kredite sind notleidend
die banken sind notleidend
finanz- und realwirtschaft
sind notleidend
die regierenden spannen schirme
schutzschirme auf für die
die da notleidend sind
nicht aber für jene in not
armut bekämpfen die herren
und erbittert die armen und ohne erfolg
denn nicht für’s system
relevant sind die armen
Rudolph Bauer (*1939), geschrieben 2010
die kredite sind notleidend
die banken sind notleidend
finanz- und realwirtschaft
sind notleidend
die regierenden spannen schirme
schutzschirme auf für die
die da notleidend sind
nicht aber für jene in not
armut bekämpfen die herren
und erbittert die armen und ohne erfolg
denn nicht für’s system
relevant sind die armen
Rudolph Bauer (*1939), geschrieben 2010
Bürgerlied
Ob wir rote, gelbe Kragen
Helme oder Hüte tragen
Stiefel tragen oder Schuh
Oder ob wir Röcke nähen
Und zu Schuhen Drähte drehen
Das tut, das tut nichts dazu.
Ob wir können präsidieren,
Oder müssen Akten schmieren
Ohne Rast und ohne Ruh
Ob wir just Kollegia lesen
Oder aber binden Besen
Das tut, das tut nichts dazu.
Ob wir stolz zu Rosse reiten,
Oder ob zu Fuß wir schreiten,
Fürbaß unser'm Ziele zu.
Ob uns Kreuze vorne schmücken
Oder Kreuze hinten drücken,
Das tut, das tut nichts dazu.
Aber ob wir Neues bauen,
Oder Altes nur verdauen,
Wie das Gras verdaut die Kuh;
Ob wir in der Welt was schaffen,
Oder nur die Welt begaffen,
Das tut, das tut was dazu.
Ob im Kopfe etwas Grütze
Und im Herzen Licht und Hitze,
Daß es brennt in einem Nu,
Oder ob wir hinter Mauern
Im dunkeln träge kauern,
Das tut, das tut nichts dazu.
Ob wir rüstig und geschäftig,
Wo es gilt zu wirken kräftig,
Immer tapfer greifen zu;
Oder ob wir schläfrig denken
Gott wird's wohl im Schlafe schenken,
Das tut, das tut was dazu!
Drum, ihr Bürger, drum, ihr Brüder
Alle eines Bundes Glieder
Was auch jeder von uns tu!
Alle, die dies Lied gesungen,
So die Alten, wie die Jungen,
Tun wir, tun wir was dazu.
Ob wir rote, gelbe Kragen
Helme oder Hüte tragen
Stiefel tragen oder Schuh
Oder ob wir Röcke nähen
Und zu Schuhen Drähte drehen
Das tut, das tut nichts dazu.
Ob wir können präsidieren,
Oder müssen Akten schmieren
Ohne Rast und ohne Ruh
Ob wir just Kollegia lesen
Oder aber binden Besen
Das tut, das tut nichts dazu.
Ob wir stolz zu Rosse reiten,
Oder ob zu Fuß wir schreiten,
Fürbaß unser'm Ziele zu.
Ob uns Kreuze vorne schmücken
Oder Kreuze hinten drücken,
Das tut, das tut nichts dazu.
Aber ob wir Neues bauen,
Oder Altes nur verdauen,
Wie das Gras verdaut die Kuh;
Ob wir in der Welt was schaffen,
Oder nur die Welt begaffen,
Das tut, das tut was dazu.
Ob im Kopfe etwas Grütze
Und im Herzen Licht und Hitze,
Daß es brennt in einem Nu,
Oder ob wir hinter Mauern
Im dunkeln träge kauern,
Das tut, das tut nichts dazu.
Ob wir rüstig und geschäftig,
Wo es gilt zu wirken kräftig,
Immer tapfer greifen zu;
Oder ob wir schläfrig denken
Gott wird's wohl im Schlafe schenken,
Das tut, das tut was dazu!
Drum, ihr Bürger, drum, ihr Brüder
Alle eines Bundes Glieder
Was auch jeder von uns tu!
Alle, die dies Lied gesungen,
So die Alten, wie die Jungen,
Tun wir, tun wir was dazu.
Danke, Milan! Dies ist eines meiner Lieblingslieder, die damals bei den Waldeck-Festivals in den 1960ern von Peter Rohland wiederentdeckt wurden. Von diesen Festivals war hier im Forum schon öfter die Rede.
Das "Bürgerlied" gehört zu den Liedern deutscher Demokraten im 19. Jahrhundert, trotzdem oder deswegen zeitlos.
Einige Gruppen haben das "Bürgerlied" gesungen, ich stelle die Version vom Zupfgeigenhansel ein, die ist schmissig, wie ich meine.
Bürgerlied
Clara
Das "Bürgerlied" gehört zu den Liedern deutscher Demokraten im 19. Jahrhundert, trotzdem oder deswegen zeitlos.
Einige Gruppen haben das "Bürgerlied" gesungen, ich stelle die Version vom Zupfgeigenhansel ein, die ist schmissig, wie ich meine.
Bürgerlied
Clara
Hallo Milan und Clara,
da habt Ihr ja was Interessantes ausgegraben, einen Text aus dem 19. Jahrhundert, der, wie ich auch finde, heute noch (oder wieder) aktuell ist - und auch die musikalische Interpretation dieses Textes.
Zupfgeigenhansel haben das wirklich super interpretiert, aber auch Hannes Wader hat es gesungen.
Es befindet sich auf einigen seiner Alben, aber im Internet ist die Interpretation von Wader leider gesperrt, jedenfalls habe ich keine gefunden, die klappt.
Schade, Wader hätte ich zu gerne mit diesem Lied eingestellt.
Aber eine von Dieter Süverkrüp geht,
hier:
Gruß von Enigma
da habt Ihr ja was Interessantes ausgegraben, einen Text aus dem 19. Jahrhundert, der, wie ich auch finde, heute noch (oder wieder) aktuell ist - und auch die musikalische Interpretation dieses Textes.
Zupfgeigenhansel haben das wirklich super interpretiert, aber auch Hannes Wader hat es gesungen.
Es befindet sich auf einigen seiner Alben, aber im Internet ist die Interpretation von Wader leider gesperrt, jedenfalls habe ich keine gefunden, die klappt.
Schade, Wader hätte ich zu gerne mit diesem Lied eingestellt.
Aber eine von Dieter Süverkrüp geht,
hier:
Gruß von Enigma
Danke Milan - und bis zum nächsten Mal.
Enigma
Enigma
Enigma, ja, schade, dass das Lied, von Hannes Wader gesungen, nicht verfügbar ist. Aber auch in meiner Sammlung aller Lieder aller Waldeck-Festivals singt er es nicht, wird es wohl schon früher aufgenommen haben.
Dieter Süverkrüps Version hat nach meinem Empfinden einen anderen Charakter, als die vom Zupfgeigenhansel, nicht schlechter, aber eben anders.
@ Milan: Ich meine, Dein Beispiel ist das gleiche, wie meines, nur mit einem anderen Bild unterlegt.
LG, Clara
Dieter Süverkrüps Version hat nach meinem Empfinden einen anderen Charakter, als die vom Zupfgeigenhansel, nicht schlechter, aber eben anders.
@ Milan: Ich meine, Dein Beispiel ist das gleiche, wie meines, nur mit einem anderen Bild unterlegt.
LG, Clara
Des reichen Mannes Frühlingstag
Es ging ein reicher und glücklicher Mann
im leuchtenden Frühling den Bergwald hinan.
Er rief: "O Blüten und Sonnenschein!
Man braucht so wenig, um glücklich zu sein!"
Es begegnete ihm ein altes Weib,
hochauf bepackt, mit gekrümmten Leib.
"Siehst du nicht all das Glück ringsumher?"
"Ich kann nicht aufsehn. Die Last ist zu schwer."
Er sah einen Mann am Sägeband,
dem der Schweiß auf Nacken und Stirne stand.
"Siehst du nicht ringsum die blühende Welt?"
"Ich kann nicht wegseh'n. Es kostet mich Geld."
Er traf einen Mann, der kam aus dem Schacht.
Der ging durch den hellen Glanz wie die Nacht.
"Siehst du die Welt nicht, so hell und froh?"
"Ich kann nichts sehen. Es blendet mich so."
Ein Landstreicher schlich die Straße herauf.
Dem hing der Kopf, als schlief' er im Lauf.
"Siehst du dich nicht an der Schönheit satt?"
"Ich kann nichts seh'n. Bin vor Hunger zu matt."
Da blieb der Reiche nachdenklich stehn:
Ich begreife nicht, daß sie alle nicht sehn!
Das sind doch Menschen wie ich es bin.
Es fehlt ihnen allen vielleicht ein Sinn!"
Und als er zurückkam in die Stadt,
stand einer, der keine Arbeit hat.
"Siehst du nicht die blühende Herrlichkeit?
Du kannst doch genießen! Du hast doch Zeit!"
Da lächelte nur der Mann und sprach:
"Ich hab' keine Zeit, denn ich denke nach,
warum der arme Teufel die Welt
nicht genießen kann, wie es ihm gefällt.
Es fehlt ihm ein kleiner Teil nur dazu
vom Reichtum der Welt. - Doch den hast du!
Du hast dir genommen, was ihm gehört!
Du hast dem Armen die Welt zerstört!
Weißt du, wann unsereins glücklich ist?
Erst an dem Tage, wo du nicht mehr bist!"
Der reiche Mann ging schnell in sein Haus.
Die Sonne sah plötzlich unheimlich aus.
Er rief seinem Diener: "Schließ ab das Tor!
Von heute ab doppelte Schlösser davor!"
von Erich Weinert
Es ging ein reicher und glücklicher Mann
im leuchtenden Frühling den Bergwald hinan.
Er rief: "O Blüten und Sonnenschein!
Man braucht so wenig, um glücklich zu sein!"
Es begegnete ihm ein altes Weib,
hochauf bepackt, mit gekrümmten Leib.
"Siehst du nicht all das Glück ringsumher?"
"Ich kann nicht aufsehn. Die Last ist zu schwer."
Er sah einen Mann am Sägeband,
dem der Schweiß auf Nacken und Stirne stand.
"Siehst du nicht ringsum die blühende Welt?"
"Ich kann nicht wegseh'n. Es kostet mich Geld."
Er traf einen Mann, der kam aus dem Schacht.
Der ging durch den hellen Glanz wie die Nacht.
"Siehst du die Welt nicht, so hell und froh?"
"Ich kann nichts sehen. Es blendet mich so."
Ein Landstreicher schlich die Straße herauf.
Dem hing der Kopf, als schlief' er im Lauf.
"Siehst du dich nicht an der Schönheit satt?"
"Ich kann nichts seh'n. Bin vor Hunger zu matt."
Da blieb der Reiche nachdenklich stehn:
Ich begreife nicht, daß sie alle nicht sehn!
Das sind doch Menschen wie ich es bin.
Es fehlt ihnen allen vielleicht ein Sinn!"
Und als er zurückkam in die Stadt,
stand einer, der keine Arbeit hat.
"Siehst du nicht die blühende Herrlichkeit?
Du kannst doch genießen! Du hast doch Zeit!"
Da lächelte nur der Mann und sprach:
"Ich hab' keine Zeit, denn ich denke nach,
warum der arme Teufel die Welt
nicht genießen kann, wie es ihm gefällt.
Es fehlt ihm ein kleiner Teil nur dazu
vom Reichtum der Welt. - Doch den hast du!
Du hast dir genommen, was ihm gehört!
Du hast dem Armen die Welt zerstört!
Weißt du, wann unsereins glücklich ist?
Erst an dem Tage, wo du nicht mehr bist!"
Der reiche Mann ging schnell in sein Haus.
Die Sonne sah plötzlich unheimlich aus.
Er rief seinem Diener: "Schließ ab das Tor!
Von heute ab doppelte Schlösser davor!"
von Erich Weinert
Re: zeitkritische texte...gestern & heute
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Ich war, ich bin, ich werde sein!
Die Briefe in der mir vorliegenden Sammlung schrieb Rosa Luxemburg an Sophie Liebknecht (die Gattin ihres Mitstreiters Karl Liebknecht, der später am selben Tag wie sie auf Geheiß der SPD-Führer Ebert, Noske und Scheidemann ermordet werden sollte).
Drei Jahre und vier Monate war Rosa eingesperrt... ein Jahr - vom Februar 1915 bis Februar 1916 - im Königlich-Preußischen Weibergefängnis, Berlin, Barnimstraße, dann zwei Jahre und vier Monate vom Juli 1916 bis zum November 1918 in sogenannter 'Schutzhaft' in Berlin, Wronke und Breslau. Sie war von der Außenwelt abgeschnitten, nur Bücher und Briefe hatte sie, die strenge Zensur passiert hatten. Einmai im Monat war Besuch unter Aufsicht gestattet.
Eine die Lüge geißelnde, die Wahrheit verkündende Stimme sollte zum Schweigen gebracht werden.
Doch Rosa schreibt. So auch am 12. Mai 1918 aus Breslau an Sophie, die sie Sonitschka nennt, ein halbes Jahr vor dem Zusammenbruch der militärischen und politischen Strukturen (die von den allermeisten Zeitgenossen als unkaputtbar, als ewig gefühlt wurden):
Sie gehören auch zu all diesen Vögeln und Kreaturen, um die ich von weitem innerlich vibriere. Ich fühle, wie Sie darunter leiden, dass Jahre unwiederbringlich vergehen, ohne dass man 'lebt'. Aber Geduld und Mut! Wir werden noch leben und Großes erleben. Jetzt sehen wir vorerst, wie eine ganze alte Welt versinkt, jeden Tag ein Stück, ein neuer Abrutsch, ein neuer Riesensturz... Und das komischste ist, dass die meisten es gar nicht merken und glauben, noch auf festem Boden zu wandeln ...
Quelle... Exekutivkomitee der Kommunistischen Jugendinternationale (Hrsg.): Rosa Luxemburg. Briefe aus dem Gefängnis, Verlag Junge Garde, Berlin, 2. unveränderte Auflage August 1920
Morgen jährt sich der Todestag dieser mich faszinierenden Frau.
Anm.: Ich war, ich bin, ich werde sein! -> Die Rote Fahne, Nr. 14 vom 14. Januar 1919
--
Wolfgang
Wiki(s)...
http://en.wikipedia.org/wiki/Rosa_Luxemburg + http://en.wikipedia.org/wiki/Sophie_Liebknecht
Die Briefe in der mir vorliegenden Sammlung schrieb Rosa Luxemburg an Sophie Liebknecht (die Gattin ihres Mitstreiters Karl Liebknecht, der später am selben Tag wie sie auf Geheiß der SPD-Führer Ebert, Noske und Scheidemann ermordet werden sollte).
Drei Jahre und vier Monate war Rosa eingesperrt... ein Jahr - vom Februar 1915 bis Februar 1916 - im Königlich-Preußischen Weibergefängnis, Berlin, Barnimstraße, dann zwei Jahre und vier Monate vom Juli 1916 bis zum November 1918 in sogenannter 'Schutzhaft' in Berlin, Wronke und Breslau. Sie war von der Außenwelt abgeschnitten, nur Bücher und Briefe hatte sie, die strenge Zensur passiert hatten. Einmai im Monat war Besuch unter Aufsicht gestattet.
Eine die Lüge geißelnde, die Wahrheit verkündende Stimme sollte zum Schweigen gebracht werden.
Doch Rosa schreibt. So auch am 12. Mai 1918 aus Breslau an Sophie, die sie Sonitschka nennt, ein halbes Jahr vor dem Zusammenbruch der militärischen und politischen Strukturen (die von den allermeisten Zeitgenossen als unkaputtbar, als ewig gefühlt wurden):
Sie gehören auch zu all diesen Vögeln und Kreaturen, um die ich von weitem innerlich vibriere. Ich fühle, wie Sie darunter leiden, dass Jahre unwiederbringlich vergehen, ohne dass man 'lebt'. Aber Geduld und Mut! Wir werden noch leben und Großes erleben. Jetzt sehen wir vorerst, wie eine ganze alte Welt versinkt, jeden Tag ein Stück, ein neuer Abrutsch, ein neuer Riesensturz... Und das komischste ist, dass die meisten es gar nicht merken und glauben, noch auf festem Boden zu wandeln ...
Quelle... Exekutivkomitee der Kommunistischen Jugendinternationale (Hrsg.): Rosa Luxemburg. Briefe aus dem Gefängnis, Verlag Junge Garde, Berlin, 2. unveränderte Auflage August 1920
Morgen jährt sich der Todestag dieser mich faszinierenden Frau.
Anm.: Ich war, ich bin, ich werde sein! -> Die Rote Fahne, Nr. 14 vom 14. Januar 1919
--
Wolfgang
Wiki(s)...
http://en.wikipedia.org/wiki/Rosa_Luxemburg + http://en.wikipedia.org/wiki/Sophie_Liebknecht
Am 15. Januar 1919 wurden die Arbeiterführer Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg ermordet.
Zum Gedenken an Karl und Rosa
Trotz alledem!
Wir gingen of in langer Reih
schweigend an eurem Grab vorbei.
Und rote Blüten regneten
aus tausend Händen ins Gesträuch,
auf dass wir euch mit unsrer Liebe segneten.
Wir wurden alle Jahre mehr.
Wir wurden unbequem.
Da stand der Feind mit dem Gewehr.
Gewehre treiben uns nicht fort.
Denn aus dem Grabe kam das Wort:
Trotz alledem!
Wir kamen wieder, nicht voll Gram;
Wir kamen wie ein Heer.
Das Wort, das aus dem Grabe kam,
das hat sich uns ins Herz gebrannt,
hat uns ermutigt und ermannt.
Wir wurden mehr.
Wir wurden mehr. Doch unser Feind
brach heimlich über uns herein.
Er riß vom stummen Grab den Stein
und trat in wilder Wut
die Blüten in die Erde ein
und säte Blut.
Doch alle Jahre blüht es neu.
Der Fremde steht und flüstert scheu:
„Hier war ein Grab. Von wem?“
Der andre flüstert: „Hörst du nicht
das Wort, das aus der Erde spricht:
Trotz alledem!“
Ihr Leichenschänder ohne Scham:
Das Wort, das aus dem Grabe kam,
klingt euch nicht angenehm.
Karl Liebknecht lebt in unsern Reihn.
Hell über Deutschland donnert sein.
TROTZ ALLEDEM!
Zum Gedenken an Karl und Rosa
Trotz alledem!
Wir gingen of in langer Reih
schweigend an eurem Grab vorbei.
Und rote Blüten regneten
aus tausend Händen ins Gesträuch,
auf dass wir euch mit unsrer Liebe segneten.
Wir wurden alle Jahre mehr.
Wir wurden unbequem.
Da stand der Feind mit dem Gewehr.
Gewehre treiben uns nicht fort.
Denn aus dem Grabe kam das Wort:
Trotz alledem!
Wir kamen wieder, nicht voll Gram;
Wir kamen wie ein Heer.
Das Wort, das aus dem Grabe kam,
das hat sich uns ins Herz gebrannt,
hat uns ermutigt und ermannt.
Wir wurden mehr.
Wir wurden mehr. Doch unser Feind
brach heimlich über uns herein.
Er riß vom stummen Grab den Stein
und trat in wilder Wut
die Blüten in die Erde ein
und säte Blut.
Doch alle Jahre blüht es neu.
Der Fremde steht und flüstert scheu:
„Hier war ein Grab. Von wem?“
Der andre flüstert: „Hörst du nicht
das Wort, das aus der Erde spricht:
Trotz alledem!“
Ihr Leichenschänder ohne Scham:
Das Wort, das aus dem Grabe kam,
klingt euch nicht angenehm.
Karl Liebknecht lebt in unsern Reihn.
Hell über Deutschland donnert sein.
TROTZ ALLEDEM!