Literatur zeitkritische texte...gestern & heute
Rosa Luxemburg (* 5. März 1871 als Rozalia Luksenburg in Zamosc, in Russisch-Polen, heute Polen, †15. Januar 1919 in Berlin) war eine bedeutende Vertreterin der europäischen Arbeiterbewegung und des proletarischen Imperialismus.
Sie wirkte vor allem in der polnischen und deutschen Sozialdemokratie als marxistische Theoretikerin und Antimilitaristin. Gegen die Kriegsunterstützung der SPD gründete sie zu Beginn des Ersten Weltkriegs 1913 die Gruppe „Internationale“und leitete mit Karl Liebknecht den draus hervorgehenden Spartakusbund.
Als politische Autorin verfasste sie zahlreiche zeitkritische Aufsätze und ökonomische Analysen: vor 1914 u. a. in der Leipziger Volkszeitung und während der Novemberrevolution als Herausgeberin der Zeitung Die Rote Fahne. Am Jahreswechsel 1918/19 gehörte sie zu den Gründungsmitgliedern der KPD, deren Programm sie hauptsächlich verfasste. Nach der Niederschlagung des Spartakusaufstands wurde sie unter teils ungeklärten Umständen zusammen mit Karl Liebknecht von rechtsradikalen Freikorps-Soldaten ermordet.
Ihre theoretische und praktische Arbeit für den Sozialismus, die internationale Solidarität der Arbeiterklasse, gegen Militarismus und Krieg wirkte weit über ihre Zeit und die Grenzen Deutschlands hinaus.(...)
1916 wurde Rosa Luxemburg zu zweieinhalbe Jahren Zuchthaus verurteilt.
Die Zeit dieser „Sicherheitsverwahrung“ verbrachte sie auch in Wronke.
Aus dem Gefängnis schrieb sie u.a. Briefe an ihre Freundinnen, auch an Sophie Liebknecht.
Einige dieser Briefe sind im Projekt Gutenberg veröffentlicht.
Einen davon möchte ich hier einstellen:
„Wronke, 18, Febrzar 1917
... Seit langem hat mich nichts so erschüttert wie der kurze Bericht Marthas über Ihren Besuch bei Karl, wie Sie ihn hinter dem Gitter fanden und wie das auf Sie wirkte. Weshalb haben Sie mir das verschwiegen? Ich habe ein Anrecht, an allem, was Ihnen weh tut, teilzunehmen, und lasse meine Besitzrechte nicht kürzen! Die Sache hat mich übrigens lebhaft an mein erstes Wiedersehen mit den Geschwistern vor zehn Jahren in der Warschauer Zitadelle erinnert. Dort wird man in einem förmlichen Doppelkäfig aus Drahtgeflecht vorgeführt, d.h. ein kleinerer Käfig steht frei in einem größeren, und durch das flimmernde Geflecht der beiden muß man sich unterhalten. Da es dazu just nach einem sechstägigen Hungerstreik war, war ich so schwach, daß mich der Rittmeister (unser Festungskommandant) ins Sprechzimmer fast tragen mußte und ich mich im Käfig mit beiden Händen am Draht festhielt, was wohl den Eindruck eines wilden Tieres im Zoo verstärkte. Der Käfig stand in einem ziemlich dunklen Winkel des Zimmers und mein Bruder drückte sein Gesicht ziemlich dicht an den Draht. »Wo bist du?« frug er immer und wischte sich vom Zwicker die Tränen, die ihn am Sehen hinderten. - Wie gern und freudig würde ich jetzt dort im Luckauer Käfig sitzen, um es Karl abzunehmen!
Richten Sie an Pfemfert meinen herzl. Dank für den Galsworthy aus. Ich habe ihn gestern zu Ende gelesen und freue mich sehr darüber. Dieser Roman hat mir freilich viel weniger gefallen als »Der reiche Mann«, nicht trotzdem, sondern weil die soziale Tendenz dort mehr überwiegt. Im Roman schaue ich nicht nach der Tendenz, sondern nach künstlerischem Wert. Und in dieser Beziehung stört mich in den »Weltbrüdern«, daß Galsworthy zu geistreich ist. Das wird Sie wundern. Aber es ist derselbe Typ wie Bernard Shaw und auch wie Oscar Wilde, ein jetzt in der englischen Intelligenz wohl stark verbreiteter Typus: eines sehr gescheiten, verfeinerten, aber blasierten Menschen, der alles in der Welt mit lächelnder Skepsis betrachtet. Die feinen, ironischen Bemerkungen, die Galsworthy über seine eigenen personae dramatis mit dem ernstesten Gesicht macht, lassen mich oft laut auflachen. Aber wie wirklich wohlerzogene und vornehme Menschen nie oder selten über ihre Umgebung spötteln, wenn sie auch alles Lächerliche bemerken, so ironisiert ein wirklicher Künstler nie über seine eigenen Geschöpfe. Wohlverstanden, Sonitschka, das schließt die Satire großen Stils nicht aus! Zum Beispiel »Emanuel Quint« von Gerhart Hauptmann ist die blutigste Satire auf die moderne Gesellschaft, die seit hundert Jahren geschrieben worden ist. Aber Hauptmann selbst grinst dabei nicht; er steht zum Schluß mit bebenden Lippen und weit offenen Augen, in denen Tränen schimmern. Galsworthy dagegen wirkt auf mich mit seinen geistreichen Zwischenbemerkungen wie ein Tischnachbar, der mir auf einer Soiree beim Eintreten jedes neuen Gastes in den Salon eine Malice über ihn ins Ohr flüstert ...
... Heute ist wieder Sonntag, der tödlichste Tag für Gefangene und Einsame. Ich bin traurig, wünsche aber sehnlichst, daß Sie es nicht sind und Karl auch nicht. Schreiben Sie bald, wann und wohin Sie endlich zur Erholung gehen.
Ich umarme Sie herzlichst und grüße die Kinder.
Ihre Rosa
Kann Pf. mir nicht noch etwas Gutes schicken? Vielleicht etwas von Th. Mann? Ich kenne noch nichts von ihm. Noch eine Bitte: die Sonne fängt an, mich im Freien zu blenden, vielleicht schicken Sie mir im Briefkuvert einen Meter dünnen schwarzen Schleier mit zerstreuten schwarzen Pünktchen! Vielen Dank im voraus.“
Anmerkung:
Mit „ Martha“ ist wahrscheinlich Martha (oder Marta) Rosenbaum gemeint.
Pf steht für den Publizisten und Politiker Franz Pfemfert.
Die gesamten Briefe sind in einem Buch erschienen.
Weitere Briefe aus dieser Zeit sind beim Projekt Gutenberg bei Spiegel Online zu finden.
Enigma
Ballade vom deutschen Landsknecht
Wir taten unsere Pflichten stumm mit grauen Mienen
Und pflügten schweigend unser Feld.
Nun schweifen wir wie Beduinen
Ach durch die Wüste dieser Welt.
Uns dörrte die verdorrte Sonne Flandern,
Der Polensumpf war uns nicht fremd.
Man hiess uns nach dem Goldnen Horne wandern,
Wir wuschen in der Drina unser Hemd.
Doch wenn des Frühlings heilige Mythe
Den Schnee um unsere Herzen schmilzt,
Steht eine Kiefer aus der Mark in Blüte
Zu unsern Häupten, dunkel und verfilzt.
O Deutschland unser, das du bist im Himmel!
Wir fühlen tausendfach dein Weh.
Und deiner Söhne grauestes Gewimmel
Ist Stein zu deiner ewigen Statue.
Klabund
Wir taten unsere Pflichten stumm mit grauen Mienen
Und pflügten schweigend unser Feld.
Nun schweifen wir wie Beduinen
Ach durch die Wüste dieser Welt.
Uns dörrte die verdorrte Sonne Flandern,
Der Polensumpf war uns nicht fremd.
Man hiess uns nach dem Goldnen Horne wandern,
Wir wuschen in der Drina unser Hemd.
Doch wenn des Frühlings heilige Mythe
Den Schnee um unsere Herzen schmilzt,
Steht eine Kiefer aus der Mark in Blüte
Zu unsern Häupten, dunkel und verfilzt.
O Deutschland unser, das du bist im Himmel!
Wir fühlen tausendfach dein Weh.
Und deiner Söhne grauestes Gewimmel
Ist Stein zu deiner ewigen Statue.
Klabund
Hedwig Dransfeld , geboren am 24. November 1871, war Lehrerin, Schulleiterin, Schriftstellerin/Lyrikerin, Redakteurin, Aktivistin der Katholischen Frauenbewegung und ab 1920 Abgeordnete der Zentrumspartei im Deutschen Reichstag.
Sie engagierte sich für viele Themen der Sozialpolitik und der Förderung von Frauen auf sozialem und geistigem Gebiet.
Früh verwaist, war ihr Leben zusätzlich seit ihrer Jugend mit Krankheiten belastet.
Sie starb am 13. März 1925 im Alter von 54 Jahren.
Ihre Krankheit hinderte sie aber nicht daran, ein aktives Leben zu führen.
Die Willenskraft, die sie dazu aufbringen musste, finde ich beeindruckend.
Mehr zu ihrer Person ist der Kurzbiografie zu entnehmen - she. Linktipp!
Ein Beispiel ihrer Lyrik möchte ich einstellen:
In der Fabrik
Mit Rad und Riemen, Schaft und Schraube droht
Polypengleich das schwarze Ungeheuer
Und wirft die Schlacken aus wie flüssig Feuer
Und taucht den Mittag in ein falbes Rot.
Ein Wutgeheul! Der Riesenkörper bebt ...
Ein hundertarmig Ineinandergreifen,
Ein tückisch Vorwärtsschießen, Rückwärtsschleifen,
Von einer einz'gen großen Kraft belebt!
Und um den Herrn der Knechte dunkle Schar
In Ruß und Rauch ... die Riesenhämmer klingen,
Die Funken tanzen, und die Räder singen
Das große Lied der Arbeit und Gefahr.
Im Schlund der Esse loht es purpurbraun ...
Und wo die Räder hart und stählern blitzen,
Seh' ich ein Weib mit heißen Augen sitzen
Und fest und saugend mir ins Antlitz schaun.
Der nackte Arm wie ein verdorrtes Scheit,
Finster die Stirn und rauchgeschwärzt die Wange ...
Sie neigt sich mir, - sie spricht mit wildem Klange:
»Ich bin die graue Not, ich bin das Leid.
Herrin des Weltalls ich - wie keine war!
Sahst du schon je so eifrig die Vasallen
Durch Glut und Rauch für ihre Herrin wallen,
Unsichtbar, stets den Opferkranz im Haar?
Ja, ich bin stark, und mein das größte Reich!
Mein Hauch bewegt die tosenden Maschinen,
Mein Blick allein heißt tausend Arme dienen
Und macht die kecksten Männerstirnen bleich.«
Sie springt empor, sie bebt - ihr Auge lacht ...
Die Achsen kreischen, und die Hebel krümmen
Sich von der Last, die roten Essen glimmen,
Durch Rad und Riemen tobt die wilde Jagd.
Die Menschen keuchen: »Arbeit nur und Brot!«
Und durch das Wutgeheul, Schleifen und Krachen
Hör' ich ein leises, sieggewohntes Lachen:
»Herrin des Weltalls ich - die graue Not!«
Hedwig Dransfeld
Enigma
Sie engagierte sich für viele Themen der Sozialpolitik und der Förderung von Frauen auf sozialem und geistigem Gebiet.
Früh verwaist, war ihr Leben zusätzlich seit ihrer Jugend mit Krankheiten belastet.
Sie starb am 13. März 1925 im Alter von 54 Jahren.
Ihre Krankheit hinderte sie aber nicht daran, ein aktives Leben zu führen.
Die Willenskraft, die sie dazu aufbringen musste, finde ich beeindruckend.
Mehr zu ihrer Person ist der Kurzbiografie zu entnehmen - she. Linktipp!
Ein Beispiel ihrer Lyrik möchte ich einstellen:
In der Fabrik
Mit Rad und Riemen, Schaft und Schraube droht
Polypengleich das schwarze Ungeheuer
Und wirft die Schlacken aus wie flüssig Feuer
Und taucht den Mittag in ein falbes Rot.
Ein Wutgeheul! Der Riesenkörper bebt ...
Ein hundertarmig Ineinandergreifen,
Ein tückisch Vorwärtsschießen, Rückwärtsschleifen,
Von einer einz'gen großen Kraft belebt!
Und um den Herrn der Knechte dunkle Schar
In Ruß und Rauch ... die Riesenhämmer klingen,
Die Funken tanzen, und die Räder singen
Das große Lied der Arbeit und Gefahr.
Im Schlund der Esse loht es purpurbraun ...
Und wo die Räder hart und stählern blitzen,
Seh' ich ein Weib mit heißen Augen sitzen
Und fest und saugend mir ins Antlitz schaun.
Der nackte Arm wie ein verdorrtes Scheit,
Finster die Stirn und rauchgeschwärzt die Wange ...
Sie neigt sich mir, - sie spricht mit wildem Klange:
»Ich bin die graue Not, ich bin das Leid.
Herrin des Weltalls ich - wie keine war!
Sahst du schon je so eifrig die Vasallen
Durch Glut und Rauch für ihre Herrin wallen,
Unsichtbar, stets den Opferkranz im Haar?
Ja, ich bin stark, und mein das größte Reich!
Mein Hauch bewegt die tosenden Maschinen,
Mein Blick allein heißt tausend Arme dienen
Und macht die kecksten Männerstirnen bleich.«
Sie springt empor, sie bebt - ihr Auge lacht ...
Die Achsen kreischen, und die Hebel krümmen
Sich von der Last, die roten Essen glimmen,
Durch Rad und Riemen tobt die wilde Jagd.
Die Menschen keuchen: »Arbeit nur und Brot!«
Und durch das Wutgeheul, Schleifen und Krachen
Hör' ich ein leises, sieggewohntes Lachen:
»Herrin des Weltalls ich - die graue Not!«
Hedwig Dransfeld
Enigma
Was ich gerade gelesen habe :
Feine Unterschiede zwischen Dir und Deinem Chef
Wenn Du lange brauchst, bist Du langsam.
Wenn Dein Chef mal länger braucht, ist er gründlich.
Wenn Du etwas nicht machst, bist Du faul.
Wenn Dein Chef etwas nicht macht, ist er zu beschäftigt.
Wenn Du einen Fehler machst, bist Du ein Idiot.
Wenn Dein Chef daneben liegt, ist das nur menschlich.
Wenn Du etwas unaufgefordert machst, hast Du Deine Kompetenz überschritten.
Wenn Dein Chef spontan eine Entscheidung fällt, ist er initiativ.
Wenn Du standhaft bleibst, bist Du engstirnig.
Wenn Dein Chef sich durchsetzt, ist er standhaft.
Wenn Du eine Benimmregel mißachtest, bist Du unhöflich.
Wenn Dein Chef sich daneben benimmt, ist er originell.
Wenn Du Deinem Chef eine Freude machst, bist Du ein Arschkriecher.
Wenn Dein Chef seinem Chef eine Freude macht, ist er kooperativ.
Wenn Du gerade mal nicht im Büro bist, lungerst Du herum.
Wenn Dein Chef außer Haus ist, ist das geschäftlich. Immer.
So ist das Leben eben ......... oder
Wenn Du glaubst, Abteilungsleiter würden Abteilungen leiten,
dann glaubst Du auch, daß Zitronenfalter Zitronen falten.
Unbekannt
In der letzten freien Rede im Reichstag am 23. März 1933 begründete der sozialdemokratische Abgeordnete Otto Wels die Ablehnung des nationalsozialistischen Ermächtigungsgesetzes durch die SPD.
Nach der Aberkennung der deutschen Staatsbürgerschaft ging Wels zunächst ins Saarland und später nach Prag und Paris, um eine Exilorganisation der SPD aufzubauen.
Er starb 1939 in Paris. Mehr über Otto Wels - she. Linktipp!
Aus dieser Rede stammt der berühmt gewordene Satz:
“Freiheit und Leben kann man uns nehmen, die Ehre nicht.”
Die Rede ist im Archiv dokumentiert. Den ersten Absatz stelle ich ein:
„Meine Damen und Herren! Der außenpolitischen Forderung deutscher Gleichberechtigung, die der Herr Reichskanzler erhoben hat, stimmen wir Sozialdemokraten um so nachdrücklicher zu, als wir sie bereits von jeher grundsätzlich verfochten haben. Ich darf mir wohl in diesem Zusammenhang die persönliche Bemerkung gestatten, daß ich als erster Deutscher vor einem internationalen Forum, auf der Berner Konferenz am 3. Februar des Jahres 1919, der Unwahrheit von der Schuld Deutschlands am Ausbruch des Weltkrieges entgegengetreten bin. Nie hat uns irgendein Grundsatz unserer Partei daran hindern können oder gehindert, die gerechten Forderungen der deutschen Nation gegenüber den anderen Völkern der Welt zu vertreten.“(...)
Bei Interesse bitte hier weiterlesen:
Auch bei den zu dieser Zeit schon herrschenden politischen Verhältnissen in Deutschland hatte Wels die Courage, dem Nationalsozialismus eine eindeutige Absage zu erteilten.
Enigma
Nach der Aberkennung der deutschen Staatsbürgerschaft ging Wels zunächst ins Saarland und später nach Prag und Paris, um eine Exilorganisation der SPD aufzubauen.
Er starb 1939 in Paris. Mehr über Otto Wels - she. Linktipp!
Aus dieser Rede stammt der berühmt gewordene Satz:
“Freiheit und Leben kann man uns nehmen, die Ehre nicht.”
Die Rede ist im Archiv dokumentiert. Den ersten Absatz stelle ich ein:
„Meine Damen und Herren! Der außenpolitischen Forderung deutscher Gleichberechtigung, die der Herr Reichskanzler erhoben hat, stimmen wir Sozialdemokraten um so nachdrücklicher zu, als wir sie bereits von jeher grundsätzlich verfochten haben. Ich darf mir wohl in diesem Zusammenhang die persönliche Bemerkung gestatten, daß ich als erster Deutscher vor einem internationalen Forum, auf der Berner Konferenz am 3. Februar des Jahres 1919, der Unwahrheit von der Schuld Deutschlands am Ausbruch des Weltkrieges entgegengetreten bin. Nie hat uns irgendein Grundsatz unserer Partei daran hindern können oder gehindert, die gerechten Forderungen der deutschen Nation gegenüber den anderen Völkern der Welt zu vertreten.“(...)
Bei Interesse bitte hier weiterlesen:
Auch bei den zu dieser Zeit schon herrschenden politischen Verhältnissen in Deutschland hatte Wels die Courage, dem Nationalsozialismus eine eindeutige Absage zu erteilten.
Enigma
Schöne Beispiele für Engagment!
Ich gehe ein Stück zurück in die Arbeiter-Geschichte, die durch mutige Menschen "von unten" mitgestaltet wurde.
Heinrich Kämpchen (1847-1912)
Das Grubenpferd
Ein edles Roß, zu wild und ungebärdig
vorm Tillbury des Direktors, ward deshalb
zum Grubenpferd degradiert und mußte
die Kohlenwagen ziehn im Kohlenschacht.
Das edle Tier, an Licht und Luft gewöhnt
vom Sonnentag, verkümmerte - sein Fell,
sonst weich und glatt, ward zottelig und wund,
Ihm Kopf Und Rücken vom Gestein der Decke
zu niedrig für seinen hohen Wuchs.
Es mußte ziehen, und es zog - die Geißel
des Treibers brach den Trotz Ihm - aber mehr
das Dunkel und die Moderluft des Schachtes.
Ein Jammerdasein war’s dem edlen Roß.
Die Schläge fielen hageldicht, sobald
der Wagenpark nicht schnell genug vom Schacht
zum Schachte flog - ob schuldig oder nicht,
des Treibers Zorn zerfleischte Ihm den Rücken.
Da - wieder traf den armen Kopf der Schlag von roher Faust,
wie’s Ihm so oft geschah - zerriß die Stränge es und stürmte fort,
durchs Streckendunkel, sonder Halt und Ziel.
War’s Wut, Verzweiflung, Freiheitsdrang, wer kündet’s -
doch seiner Qualen Ende war’s - man fand es,
den Kopf zerschellt, In einem Wassertümpel.
Ein Pferd nur, bah, ein Grubenpferd, und darum
so viele Worte - hör’ Ich Leser sprechen.
Ja, nur ein Pferd - Ihr habt Mich nicht verstanden.
In: Bergarbeiter-Zeitung (18.09.1909)
**
Über Paul Kämpchen:s. Link!
Ich gehe ein Stück zurück in die Arbeiter-Geschichte, die durch mutige Menschen "von unten" mitgestaltet wurde.
Heinrich Kämpchen (1847-1912)
Das Grubenpferd
Ein edles Roß, zu wild und ungebärdig
vorm Tillbury des Direktors, ward deshalb
zum Grubenpferd degradiert und mußte
die Kohlenwagen ziehn im Kohlenschacht.
Das edle Tier, an Licht und Luft gewöhnt
vom Sonnentag, verkümmerte - sein Fell,
sonst weich und glatt, ward zottelig und wund,
Ihm Kopf Und Rücken vom Gestein der Decke
zu niedrig für seinen hohen Wuchs.
Es mußte ziehen, und es zog - die Geißel
des Treibers brach den Trotz Ihm - aber mehr
das Dunkel und die Moderluft des Schachtes.
Ein Jammerdasein war’s dem edlen Roß.
Die Schläge fielen hageldicht, sobald
der Wagenpark nicht schnell genug vom Schacht
zum Schachte flog - ob schuldig oder nicht,
des Treibers Zorn zerfleischte Ihm den Rücken.
Da - wieder traf den armen Kopf der Schlag von roher Faust,
wie’s Ihm so oft geschah - zerriß die Stränge es und stürmte fort,
durchs Streckendunkel, sonder Halt und Ziel.
War’s Wut, Verzweiflung, Freiheitsdrang, wer kündet’s -
doch seiner Qualen Ende war’s - man fand es,
den Kopf zerschellt, In einem Wassertümpel.
Ein Pferd nur, bah, ein Grubenpferd, und darum
so viele Worte - hör’ Ich Leser sprechen.
Ja, nur ein Pferd - Ihr habt Mich nicht verstanden.
In: Bergarbeiter-Zeitung (18.09.1909)
**
Über Paul Kämpchen:s. Link!
Erkenntnis über
Krieg und Frieden
Was ist Krieg, und was ist Frieden?
Und warum vermag hienieden
Letzterer nicht endlich mal
Von der größten Menschheitsqual
Triumphierend sie befrei’n?
Krieg führt nur der Mensch allein.
Krieg und Frieden passen nicht
Wie das Dunkel zu dem Licht.
Zwar kann auch des Feuers Schein
Toderbringend hell noch sein.
Dunkelheit umhüllt den Geist,
Wer den Krieg als Frieden preist.
So gescheh’n im Parlament,
Wo man sich vom Volke trennt,
Frieden rufend Kriege macht
Und im Feuerschein der Nacht
Leben nur durch Rauch umringt
Und dem Tag Ersticken bringt.
Doch am Ausgang dieser Welt,
Die so rund ist – was mißfällt –,
Kehrt ein Krieg wohl auch zurück,
Wo er herkam gar zum Glück.
Und für jene, die ihn wollten,
Wird er tödlich abgegolten.
E. Rasmus
Krieg und Frieden
Was ist Krieg, und was ist Frieden?
Und warum vermag hienieden
Letzterer nicht endlich mal
Von der größten Menschheitsqual
Triumphierend sie befrei’n?
Krieg führt nur der Mensch allein.
Krieg und Frieden passen nicht
Wie das Dunkel zu dem Licht.
Zwar kann auch des Feuers Schein
Toderbringend hell noch sein.
Dunkelheit umhüllt den Geist,
Wer den Krieg als Frieden preist.
So gescheh’n im Parlament,
Wo man sich vom Volke trennt,
Frieden rufend Kriege macht
Und im Feuerschein der Nacht
Leben nur durch Rauch umringt
Und dem Tag Ersticken bringt.
Doch am Ausgang dieser Welt,
Die so rund ist – was mißfällt –,
Kehrt ein Krieg wohl auch zurück,
Wo er herkam gar zum Glück.
Und für jene, die ihn wollten,
Wird er tödlich abgegolten.
E. Rasmus
Re: zeitkritische texte...gestern & heute
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Lied vom Nutzen (von Dieter Süverkrüp)
Denn was dem Unternehmen nützt,
das nützt auch dir, mein Junge.
Und wenn du unterm Arme schwitzt,
weil dir die Angst im Nacken sitzt,
dass dir dein Job verloren geht -
das hebt die Produktivität
und hält's Geschäft im Schwunge.
Und nützt dem Unternehmer sehr
und drum auch dir, mein Junge.
Und was dem Unternehmer nützt,
geht dich nichts an, mein Junge.
Das Unternehmen unternimmt,
damit am End' die Rechnung stimmt.
Es fragt sich höchstens noch: für wen?
Wag' du nicht, da hinein zu sehn
und hüte deine Zunge!
Was deinem Unternehmer nützt,
das nützt auch dir, mein Junge.
Denn was dem Unternehmer nützt,
das nützt am Ende allen.
Wenn alle Unternehmen blühn,
dann wird die ganze Wirtschaft grün
Und wenn die Preise aufwärts gehn,
dann darfst du Überstunden drehn
und kannst noch grade zahlen.
Du siehst, was Unternehmern nützt,
das nützt am Ende allen.
Und was am Ende allen nützt,
das sei dir heilig, Junge.
Um fünfzig bist du abgenutzt.
Doch ehe du die Platte putzt,
sag' dankbar röchelnd: "Es war schön
am lebenslangen Band zu stehn
und kaum zu stempeln, Junge."
Von dem, was nämlich allen nützt,
hast du die kranke Lunge.
Und hat's dir etwa nicht genützt,
dann sollst du's nie erwähnen!
Verschleiß dein Leben, wie es ist!
Und werde niemals Kommunist!
Und pfeif aufs Mitbestimmungsrecht!
Es täte den Gewinnen schlecht
und auch die Rüstung lähmen.
Was dir, mein Junge, wirklich nützt,
ist schlecht fürs Unternehmen.
Was dir, mein Junge, wirklich nützt,
gefiele wohl euch allen.
Doch haben wir da vorgebaut,
dass ihr uns nicht die Tour versaut.
Solang' ihr nicht organisiert
mit Macht den Kampf von unten führt,
hilft euch kein Beitragzahlen!
Was dir, mein Junge, wirklich nützt,
wird nie vom Himmel fallen!
--
Wolfgang
Eine Frage
Da stehn die Werkmeister - Mann für Mann.
Der Direktor spricht und sieht sie an:
" Was heißt hier Gewerkschaft!
Was heißt hier Beschwerden!
Es muss viel mehr gearbeitet werden!
Produktionssteigerung! Dass die Räder sich drehn!"
Eine einzige kleine Frage:
Für wen? [/indent]
Ihr sagt: Die Maschinen müssen laufen.
Wer soll sich eure Ware denn kaufen?
Eure Angestellten? Denen habt ihr bis jetzt
das Gehalt wo ihr konntet heruntergesetzt.
Und die Waren sind im Süden und Norden
deshalb auch nicht billiger geworden
Für wen die Plakate und die Reklamen?
Für wen die Autos und Bilderrahmen?
Für wen die Krawatten? Die gläsernen Schalen?
Eure Arbeiter können das nicht bezahlen.
Etwa die der andern? Für solche Fälle
habt ihr doch eure Trusts und Kartelle!
Ihr sagt: Die Wirtschaft müsse bestehn.
Das laufende Band das sich weiterschiebt
liefert Waren für Kunden die es nicht gibt.
Ihr habt durch Entlassung und Lohnabzug sacht
eure eigene Kundschaft kaputt gemacht.
Denn Deutschland besteht - Millionäre sind selten -
aus Arbeitern und Angestellten!
Und eure Bilanz zeigt mit einem Male
einen Saldo mortale.
[i]Kurt Tucholsky,
1890 - 1935
Da stehn die Werkmeister - Mann für Mann.
Der Direktor spricht und sieht sie an:
" Was heißt hier Gewerkschaft!
Was heißt hier Beschwerden!
Es muss viel mehr gearbeitet werden!
Produktionssteigerung! Dass die Räder sich drehn!"
Eine einzige kleine Frage:
Für wen? [/indent]
Ihr sagt: Die Maschinen müssen laufen.
Wer soll sich eure Ware denn kaufen?
Eure Angestellten? Denen habt ihr bis jetzt
das Gehalt wo ihr konntet heruntergesetzt.
Und die Waren sind im Süden und Norden
deshalb auch nicht billiger geworden
Und immer sollen die Räder sich drehn...
Für wen?
Für wen?
Für wen die Plakate und die Reklamen?
Für wen die Autos und Bilderrahmen?
Für wen die Krawatten? Die gläsernen Schalen?
Eure Arbeiter können das nicht bezahlen.
Etwa die der andern? Für solche Fälle
habt ihr doch eure Trusts und Kartelle!
Ihr sagt: Die Wirtschaft müsse bestehn.
Eine schöne Wirtschaft!
Für wen? Für wen?
Für wen? Für wen?
Das laufende Band das sich weiterschiebt
liefert Waren für Kunden die es nicht gibt.
Ihr habt durch Entlassung und Lohnabzug sacht
eure eigene Kundschaft kaputt gemacht.
Denn Deutschland besteht - Millionäre sind selten -
aus Arbeitern und Angestellten!
Und eure Bilanz zeigt mit einem Male
einen Saldo mortale.
Während Millionen stempeln gehn.
Die wissen für wen.
Die wissen für wen.
[i]Kurt Tucholsky,
1890 - 1935
Kurd Laßwitz (Carl Theodor Victor Kurd Laßwitz) geboren am 20. April 1848, gestorben am 17. Oktober 1910, war ein deutscher Schriftsteller und gilt als Begründer der deutschsprachigen Science Fiction.
Er hatte zunächst eine bürgerliche Karriere angestrebt.und Mathematik und Physik studiert, promovierte 1873 mit „magna cum laude“ und legte im Folgejahr das Staatsexamen für den höheren Schuldienst in den Fächern Mathematik, Physik, Philosophie und Geographie ab.
1876 nahm er eine Stelle als Gymnasiallehrer am Ernestinum in Gotha an, wo er unter anderem Hans Dominik unterrichtete. Außerdem war er Mitglied der bildungsbürgerlichen „Mittwochsgesellschaft zu Gotha“, die mit populären Vorträgen aus dem Bereich von Naturwissenschaft, Literatur und Philosophie zur Volksbildung beitrug.
Er schrieb außerdem Bücher über Physik, Erkenntnistheorie sowie Immanuel Kant und bearbeitete auch eine kritische Ausgabe von Gustav Theodor Fechner (Begründer der Psychophysik). Anders als Jules Verne und stärker als Herbert George Wells verwendete Kurd Laßwitz die SF vor allem für belehrende und kritisierende Zwecke.
Sein Roman Auf zwei Planeten (1897) mit seinen über 1.000 Seiten gehört zu den wichtigsten deutschen Science-Fiction-Romanen, der auch in zahlreiche Sprachen übersetzt und mehrmals neu aufgelegt wurde. Auf zwei Planeten war eine wichtige Inspiration für den Raumfahrtpionier Eugen Sänger und inspirierte den Himmelsmechaniker Karl Stumpff in seiner Jugend, sich der Astronomie zuzuwenden. Das Werk hatte Anfang des 20. Jahrhunderts, trotz zunächst beschränkter Verbreitung, einigen (noch ungenügend erforschten) Einfluss auf andere Autoren – etwa die des Expressionismus. Sichergestellt ist ein Einfluss auf Georg Heym Auch Arno Schmidt schätzte den Roman. Eine größere Verbreitung fanden Laßwitz’ Werke erst in den 20er Jahren.
Seine gesellschaftskritischen Texte gerieten größtenteils in Vergessenheit, nachdem sie von den Nationalsozialisten verboten worden waren, deren Anschauungen mit Laßwitz’ humanistischen und pazifistischen unverträglich waren.
Infos aus Wikipedia
Eine der Geschichten von Laßwitz habe ich ausgewählt und möchte nachstehend den Anfang einstellen, da ich sie neben der in seinen Texten üblichen Zeitkritik auch für vergnüglich halte.
Sie heißt “Die Weltprojekte” .
Der Text beginnt so:
"Die Weltprojekte von Kurd Laßwitz
Als die Welt geschaffen wurde, mußte selbstverständlich zuvor das Projekt sein.
Natürlich nicht bloß eins. Es gab unendlich viele mögliche Welten in unendlich vielen möglichen Räumen. Und da es sich um eine wichtige Sache handelte, so hatten die Oberengel den Auftrag, sie sämtlich bis ins einzelne auszuarbeiten.
Die Zeit drängte nicht, denn das Maß der Erddrehung war noch nicht erfunden, und so gedachte der Herr, die beste aller möglichen Welten auszusuchen, um sie als die einzig wirkliche Welt zu schaffen.
Die beste erkannte er freilich auf den ersten Blick. Darin gab's nämlich gar keinen Widerspruch, keine Reibung, keine Störungen, keine Schmerzen, keine Dummheiten; nichts als blitzblaue Seligkeit und Zufriedenheit; und dabei wußte niemand, womit er eigentlich zufrieden war. Denn alle waren immer einig, und es war ganz unmöglich, sich über etwas zu ärgern.
Schon wollte er diese Welt des höchsten Glücks aller ausführen, als er sich erst den Kostenanschlag ansah. O weh! Die vollkommenste Welt war leider die teuerste von allen. Sie war wirklich zu teuer. Sie brauchte nämlich einen fortwährenden baren Zuschuß, weil ja kein Wunsch unbefriedigt bleiben durfte. Das konnte sich nur eine Aktiengesellschaft leisten, und die ließ sich nicht schaffen; auch wäre die Welt sonst nicht mehr vollkommen gewesen.
Es wurden also die zu teuren Welten von vornherein ausgeschieden, ebenso die zu billigen, denn die waren Schundware. Dann noch ein paarmal engere Wahl, und schließlich behielt der Herr zwei übrig.
Er nannte sie Projekt A und Projekt B. Die wurden in Lebensgröße ausgeführt.
Zunächst sollten sie nun einmal Probe laufen.“(...)
Wer wissen will, wie es mit der „einzig wirklichen Welt“ weiterging,
kann hier weiterlesen:
Enigma
Er hatte zunächst eine bürgerliche Karriere angestrebt.und Mathematik und Physik studiert, promovierte 1873 mit „magna cum laude“ und legte im Folgejahr das Staatsexamen für den höheren Schuldienst in den Fächern Mathematik, Physik, Philosophie und Geographie ab.
1876 nahm er eine Stelle als Gymnasiallehrer am Ernestinum in Gotha an, wo er unter anderem Hans Dominik unterrichtete. Außerdem war er Mitglied der bildungsbürgerlichen „Mittwochsgesellschaft zu Gotha“, die mit populären Vorträgen aus dem Bereich von Naturwissenschaft, Literatur und Philosophie zur Volksbildung beitrug.
Er schrieb außerdem Bücher über Physik, Erkenntnistheorie sowie Immanuel Kant und bearbeitete auch eine kritische Ausgabe von Gustav Theodor Fechner (Begründer der Psychophysik). Anders als Jules Verne und stärker als Herbert George Wells verwendete Kurd Laßwitz die SF vor allem für belehrende und kritisierende Zwecke.
Sein Roman Auf zwei Planeten (1897) mit seinen über 1.000 Seiten gehört zu den wichtigsten deutschen Science-Fiction-Romanen, der auch in zahlreiche Sprachen übersetzt und mehrmals neu aufgelegt wurde. Auf zwei Planeten war eine wichtige Inspiration für den Raumfahrtpionier Eugen Sänger und inspirierte den Himmelsmechaniker Karl Stumpff in seiner Jugend, sich der Astronomie zuzuwenden. Das Werk hatte Anfang des 20. Jahrhunderts, trotz zunächst beschränkter Verbreitung, einigen (noch ungenügend erforschten) Einfluss auf andere Autoren – etwa die des Expressionismus. Sichergestellt ist ein Einfluss auf Georg Heym Auch Arno Schmidt schätzte den Roman. Eine größere Verbreitung fanden Laßwitz’ Werke erst in den 20er Jahren.
Seine gesellschaftskritischen Texte gerieten größtenteils in Vergessenheit, nachdem sie von den Nationalsozialisten verboten worden waren, deren Anschauungen mit Laßwitz’ humanistischen und pazifistischen unverträglich waren.
Infos aus Wikipedia
Eine der Geschichten von Laßwitz habe ich ausgewählt und möchte nachstehend den Anfang einstellen, da ich sie neben der in seinen Texten üblichen Zeitkritik auch für vergnüglich halte.
Sie heißt “Die Weltprojekte” .
Der Text beginnt so:
"Die Weltprojekte von Kurd Laßwitz
Als die Welt geschaffen wurde, mußte selbstverständlich zuvor das Projekt sein.
Natürlich nicht bloß eins. Es gab unendlich viele mögliche Welten in unendlich vielen möglichen Räumen. Und da es sich um eine wichtige Sache handelte, so hatten die Oberengel den Auftrag, sie sämtlich bis ins einzelne auszuarbeiten.
Die Zeit drängte nicht, denn das Maß der Erddrehung war noch nicht erfunden, und so gedachte der Herr, die beste aller möglichen Welten auszusuchen, um sie als die einzig wirkliche Welt zu schaffen.
Die beste erkannte er freilich auf den ersten Blick. Darin gab's nämlich gar keinen Widerspruch, keine Reibung, keine Störungen, keine Schmerzen, keine Dummheiten; nichts als blitzblaue Seligkeit und Zufriedenheit; und dabei wußte niemand, womit er eigentlich zufrieden war. Denn alle waren immer einig, und es war ganz unmöglich, sich über etwas zu ärgern.
Schon wollte er diese Welt des höchsten Glücks aller ausführen, als er sich erst den Kostenanschlag ansah. O weh! Die vollkommenste Welt war leider die teuerste von allen. Sie war wirklich zu teuer. Sie brauchte nämlich einen fortwährenden baren Zuschuß, weil ja kein Wunsch unbefriedigt bleiben durfte. Das konnte sich nur eine Aktiengesellschaft leisten, und die ließ sich nicht schaffen; auch wäre die Welt sonst nicht mehr vollkommen gewesen.
Es wurden also die zu teuren Welten von vornherein ausgeschieden, ebenso die zu billigen, denn die waren Schundware. Dann noch ein paarmal engere Wahl, und schließlich behielt der Herr zwei übrig.
Er nannte sie Projekt A und Projekt B. Die wurden in Lebensgröße ausgeführt.
Zunächst sollten sie nun einmal Probe laufen.“(...)
Wer wissen will, wie es mit der „einzig wirklichen Welt“ weiterging,
kann hier weiterlesen:
Enigma