Literatur Wortkundliche Fragen
Zu der Redensart "Stein und Bein schwören", besonders nachdrücklich schwören gibt es eine Erklärung unter
link: http://home.arcor.de/glanlaender/buergerhaus/redewendungen.htm
Von Wintern, wenn Stein und Bein gefriert, weiß auch eine alte Bauernregel:
Der Winterschnitt wird durchgeführt, nur nicht, wenn Stein und Bein gefriert.
Ein schönes Thema, das mir Freude macht. Außerdem bin ich eine Steinesammlerin und "Die Steinesammlerin" von Gert Heidenreich gibt es auch noch.
--
pelagia
link: http://home.arcor.de/glanlaender/buergerhaus/redewendungen.htm
Von Wintern, wenn Stein und Bein gefriert, weiß auch eine alte Bauernregel:
Der Winterschnitt wird durchgeführt, nur nicht, wenn Stein und Bein gefriert.
Ein schönes Thema, das mir Freude macht. Außerdem bin ich eine Steinesammlerin und "Die Steinesammlerin" von Gert Heidenreich gibt es auch noch.
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pelagia
Schöner Beitrag, Pelagia!
Steinesammlerin bin ich auch - immer und überall! Damit es nicht so auffällt, verstecke ich meine mitgebrachten Steine so weit wie möglich als Oberflächen-Drainage in unsern Blumentöpfen
Mir ist noch ein "Stone"-Zitat von William Blake eingefallen:
Prisons are built with Stones of Law
Brothels with Bricks of Religion
(Gefängnisse werden aus Steinen der Gesetze gebaut,
Bordelle aus Ziegeln der Religion)
--
cecile
Danke für die weiteren Steinchen und Steine, die ich als Bei-Steine, äh: -Spiele dafür ansehe, dass man mit dem alleralltäglichsten, unscheinbaren Material Sand > Mörtel > (Back-)Stein > Gedankenbauwerk die Welt und sich erkennen kann!
Gedanken von Blake, den ich nur dem Namen nach kannte: S.TIPP:
"Um die Welt in einem Sandkorn zu sehn und den Himmel in einer wilden Blume, halte die Unendlichkeit auf deiner flachen Hand und die Stunde rückt in die Ewigkeit."
- Beginn von »Auguries of Innocence«, erschienen in Nicholson & Lee, eds. The Oxford Book of English Mystical Verse. 1917. als Nr. 60 –
(Original: "To see a world in a grain of sand, and a heaven in a wild flower, hold infinity in the palm of your hand, and Eternity in an hour.")
Zu Blake, dessen „Stone“-Spruch ich aufregend gescheit fand, hab ich gleich nachgeschnüffelt:
http://de.wikipedia.org/wiki/William_Blake
*
Schönen Sonntag, mit mehr Sonnenstrahlen (als irgendwie Steinigem)!
--
longtime
Gedanken von Blake, den ich nur dem Namen nach kannte: S.TIPP:
"Um die Welt in einem Sandkorn zu sehn und den Himmel in einer wilden Blume, halte die Unendlichkeit auf deiner flachen Hand und die Stunde rückt in die Ewigkeit."
- Beginn von »Auguries of Innocence«, erschienen in Nicholson & Lee, eds. The Oxford Book of English Mystical Verse. 1917. als Nr. 60 –
(Original: "To see a world in a grain of sand, and a heaven in a wild flower, hold infinity in the palm of your hand, and Eternity in an hour.")
Zu Blake, dessen „Stone“-Spruch ich aufregend gescheit fand, hab ich gleich nachgeschnüffelt:
http://de.wikipedia.org/wiki/William_Blake
*
Schönen Sonntag, mit mehr Sonnenstrahlen (als irgendwie Steinigem)!
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longtime
Von Joachim Ringelnatz:
Lustig quasselt der seichte Bach.
Scheinchen scheppern darüber flach.
Stumm gegen die Wellchen steht ein STEIN,
sieht - wie mir scheint - ernst aus und verweint.
Denn es macht traurig, unbequem zu sein!
(Mir fällt ein STEIN vom Herzen?!)
omaria - liegen manchmal STOLPERSTEINE im Weg, sie ist STEINREICH! (wer's glaubt!)
Lustig quasselt der seichte Bach.
Scheinchen scheppern darüber flach.
Stumm gegen die Wellchen steht ein STEIN,
sieht - wie mir scheint - ernst aus und verweint.
Denn es macht traurig, unbequem zu sein!
(Mir fällt ein STEIN vom Herzen?!)
omaria - liegen manchmal STOLPERSTEINE im Weg, sie ist STEINREICH! (wer's glaubt!)
Danke, Pelagia für den Tipp, dem erst jetzt nachgegangen bin.
Heidenreich ist ja auch ein wichtiger Autor; dass er die "Steinesammlerin..." noch neu geschrieben hat (mit einem Nachwort von F.J. Raddatz!), bewegt mich und lässt auf einen Fund hoffen, den man "aufdecken" möchte.
Da gilt es ja zu denken und zu vergleichen.
--
longtime
Heidenreich ist ja auch ein wichtiger Autor; dass er die "Steinesammlerin..." noch neu geschrieben hat (mit einem Nachwort von F.J. Raddatz!), bewegt mich und lässt auf einen Fund hoffen, den man "aufdecken" möchte.
Da gilt es ja zu denken und zu vergleichen.
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longtime
[h]Ein eihenes Gedicht gebe ich mal preis:
[/i]
Gedächtnis des Wassers
Reimmächtig als Feuer
ein Exanthem heuer,
der Sturm
fegt durch Gassen und Lieder,
Tore und Weinleib,
befohlen, geflügeltert Wurm.
Durch Leutebrei: Pegasus
oder schwimmender Mistkäfer,
auch Laubender Käfer "Pater noster"
Vehikel von unten nach
oben, wo
ruht ein Stein
zum Bergen.
Der Maikäfer nutzt ihn
als Alterssitz.
--
longtime
[/i]
Gedächtnis des Wassers
Reimmächtig als Feuer
ein Exanthem heuer,
der Sturm
fegt durch Gassen und Lieder,
Tore und Weinleib,
befohlen, geflügeltert Wurm.
Durch Leutebrei: Pegasus
oder schwimmender Mistkäfer,
auch Laubender Käfer "Pater noster"
Vehikel von unten nach
oben, wo
ruht ein Stein
zum Bergen.
Der Maikäfer nutzt ihn
als Alterssitz.
--
longtime
Danke!
„Eigenes“ kann ich nicht bzw. bin mit dem nicht zufrieden, was ich vielleicht könnte.
Stattdessen stelle ich ein Gedicht ein, das wir vermutlich alle kennen.
In seiner Schlichtheit finde ich es immer noch schön:
Es ist Nacht
Es ist Nacht,
und mein Herz kommt zu dir,
hält's nicht aus,
hält's nicht aus mehr bei mir.
Legt sich dir auf die Brust,
wie ein Stein,
sinkt hinein,
zu dem deinen hinein.
Dort erst,
dort erst kommt es zur Ruh,
liegt am Grund
seines ewigen Du.
(Christian Morgenstern)
--
enigma
„Eigenes“ kann ich nicht bzw. bin mit dem nicht zufrieden, was ich vielleicht könnte.
Stattdessen stelle ich ein Gedicht ein, das wir vermutlich alle kennen.
In seiner Schlichtheit finde ich es immer noch schön:
Es ist Nacht
Es ist Nacht,
und mein Herz kommt zu dir,
hält's nicht aus,
hält's nicht aus mehr bei mir.
Legt sich dir auf die Brust,
wie ein Stein,
sinkt hinein,
zu dem deinen hinein.
Dort erst,
dort erst kommt es zur Ruh,
liegt am Grund
seines ewigen Du.
(Christian Morgenstern)
--
enigma
Opfersteine:
Wenn Steine von Gewalt und Tod sprechen:
(Saxa loquntur. Oder, wie in der Vulgata übersetzt „lapides clamabunt“ (Lk 19,40)
Steine als lyrische Metaphern sind eigenartig „anders“: materiell und symbolisch wenig „sprechende“ Motive; aber als Dokument menschlich verschwiegener oder aufgedeckter Scham oder eines ungewöhnlichen Bekenntnisses sind sie als Ausnahmen offenkundig: für menschliches Schicksal.
Drei literarische "Opfersteine" fand ich:
* Bei Th. Fontane als versteckter Hinweis für das eheliche Vergehen bei seiner kindlich-verführungsbereiten "Effi Briest“;
** In einem biologischen und mythischen Heiligen-Bild bei Rilke
*** und als Opfer-Abwehr in einem modernen Frauenbild bei Gioconda Belli.
* Theodor Fontane benannte in seinem Roman Effi Briest" den Liebhaber Mayor von Crampas nach dem Fischerdorf in Rügen, schrieb über den Herthasee mit seinen wendischen Opfersteinen und ließ im Buch den Ausspruch tätigen: „Nach Rügen reisen heißt nach Sassnitz Reisen.“ (Fontane: Effi Briest. Anhang zur Entstehung, S. 355 zu S. 104 und S. 280, dtv, 1995)
Zur Hertha-Sage, die Fontane gar nicht erzählt, aber aus der Erinnerung als Gewissensschock für Effi funktioniert, so dass sie sich aus der wie traumhaft-italienisch erlebten Landschaft schnellstens verabschieden will.
Die Elemente: Herthasee, Hertha-Buche bedeuten: Es habe dort ein Tempel gestanden, dessen Hain der Göttin Hertha geweiht war.
Der Hertha-Dienst der Tempeljungfrauen werden hier geschildert nach einer Sage, die aber erst im 16. Jh. nach Rügen gebracht wurde, passend zu diesen steinernen Menetekeln:
Der größere der beiden Steine soll ein Opferstein gewesen sein, auf dem der Göttin Menschenopfer dargebracht wurden. In dem ausgehöhlten kleinen Stein dicht daneben floß das Blut des unglücklichen Opfers. Einige Schritte davon ist ein anderer Stein, in dem sich der Abdruck eines großen und eines kleinen Fußes befindet.
Vom Hertha- oder „Nerthuskult“, der von den germanischen Völkerschaften verehrte Erdgöttin, berichtet Tacitus in der „Germania“. Er setzt die Göttin des Wachstums mit Freya gleich und beschreibt Nerthus (ein grammat. Femininum) als Terra Mater (Mutter Erde), nennt sie aber nicht dea (Göttin), sondern numen (göttliches Wesen).
Zu Tacitus:
http://de.wikipedia.org/wiki/Nerthus
Die Sage vom Herthasee bei Stubbenkammer erklärt diese Eigentümlichkeiten anthropomorph so:
http://www-irm.mathematik.hu-berlin.de/~teschke/wander2.htm
Das Blut-Motiv, weswegen sich Effi (namentlich gemeint als „Eva“ oder auch die geopferte „Iphigenie“) fürchtet, zeigt einen Riss in dem personalen und gesellschaftlichen Verständnis der Romanfigur, ihre eheliche Treue ist so angezweifelt; was sie für sich behalten muss.
Später wird schicksalhaft die Aufdeckung ihrer ehelichen Verfehlung durch die Kopfwunde ihrer Tochter Annie geschildert, als der Vater, Major von Innstetten, die Blutung zu behandeln versucht und den brieflichen Nachweis ihrer Beziehung zu dem Verführer Crampas findet.
** Ein eigenartig anderer Fall von Stein und Fleisch udn Blut und Bewusstsein:
R.M. Rilke:
Die Heilige
Das Volk war durstig; also ging das eine
durstlose Mädchen, ging die Steine
um Wasser flehen für ein ganzes Volk.
Doch ohne Zeichen blieb der Zweig der Weide,
und sie ermattete am langen Gehn
und dachte endlich nur, daß einer leide,
(ein kranker Knabe, und sie hatten beide
sich einmal abends ahnend angesehn).
Da neigte sich die junge Weidenrute
in ihren Händen dürstend wie ein Tier:
jetzt ging sie blühend über ihrem Blute,
und rauschend ging ihr Blut tief unter ihr.
*
(Aus: R.M.R.: Das Buch der Bilder.1. Buch Teil 1. 1906. S. 26)
Ich finde weder in Buchform, noch im Internet eine Deutung dieses rätselhaften Gedichts, noch eine mir anvertraute, begriffliche Interpretation dieser Heiligen-Gestalt, die sich als Person figuriert, ohne im lyrischen Ich aufzugehen. Es muss eine von Rilke gemeinte, anarchisch-religiöse Urform der Frau sein – vergleichbar der prinzesslichen Mutter des Moses oder der Maria, als jungfräulicher Messias-Mutter.
Über dieses Frau, die für ein dürstendes „Volk“ auf Wassersuche geht,. Und die als Wünschelrute gebrauchte Weide z(w)eigt an: des Mädchens Leib und Blut, als Stillung des Volkes Durst.
Wer mag sich vertraut machen mit diesem Gedicht?
Ich werde erst in einer Woche zu diesem und einem verwandten Gedicht von Rilke eine genauere Analyse für einen BLOG-Text erarbeiten können.
*** Gioconda Belli hat die Metapher des Opfersteins völlig anders in ihren erotisch ungezügelten, partnerschaftlich und ästhetisch exzellenten Liebesgedichten „Wenn du mich lieben willst“.
In „Tanz der Furien“ schreibt sie sich ihre körperliche und sprachliche Lust ein in die das Erleben und die Geschichte des männlichen Körpers als Gegenpol, als freie, phantasie- und verantwortungsvolle, selbstständige Frau:
Ich zitiere nur die erste Strophe:
Belli:
Tanz der Furien
Ich will meinen hellen Zorn hinaussingen,
mich von ihm frei machen
um dich lieben zu können
ohne dass jeder Kuß
meinen nackten Körper hinstreckte
auf den Opferstein.
(...)“
Frau Belli greift bestimmt nicht auf Fontanes Opferstein-Gedenken, vielmehr auf mittelamerikanische Naturmonumente und Hinrichtungsstätten (der Maya oder Azteken) zurück.
(G.B.: „Wenn du mich lieben willst“. Gedichte bei dtv 2722, S. 144)
Bellis Gedichte und andere Texte sind ein Gesang der Liebe als weibliche Erfüllung und Freiheit in der Begegnung mit dem Mann.
Hier brauche ich Text-Hilfe...:
Wunderschön, zu sehen und zu hören: obwohl ich fast nichts verstehe:
"Non mi pento di niente"
Poesie der Gioconda Belli
****
Über "Opfersteine“ unserer Vorfahren allgemein:
http://de.wikipedia.org/wiki/Opferstein
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longtime
Wenn Steine von Gewalt und Tod sprechen:
(Saxa loquntur. Oder, wie in der Vulgata übersetzt „lapides clamabunt“ (Lk 19,40)
Steine als lyrische Metaphern sind eigenartig „anders“: materiell und symbolisch wenig „sprechende“ Motive; aber als Dokument menschlich verschwiegener oder aufgedeckter Scham oder eines ungewöhnlichen Bekenntnisses sind sie als Ausnahmen offenkundig: für menschliches Schicksal.
Drei literarische "Opfersteine" fand ich:
* Bei Th. Fontane als versteckter Hinweis für das eheliche Vergehen bei seiner kindlich-verführungsbereiten "Effi Briest“;
** In einem biologischen und mythischen Heiligen-Bild bei Rilke
*** und als Opfer-Abwehr in einem modernen Frauenbild bei Gioconda Belli.
* Theodor Fontane benannte in seinem Roman Effi Briest" den Liebhaber Mayor von Crampas nach dem Fischerdorf in Rügen, schrieb über den Herthasee mit seinen wendischen Opfersteinen und ließ im Buch den Ausspruch tätigen: „Nach Rügen reisen heißt nach Sassnitz Reisen.“ (Fontane: Effi Briest. Anhang zur Entstehung, S. 355 zu S. 104 und S. 280, dtv, 1995)
Zur Hertha-Sage, die Fontane gar nicht erzählt, aber aus der Erinnerung als Gewissensschock für Effi funktioniert, so dass sie sich aus der wie traumhaft-italienisch erlebten Landschaft schnellstens verabschieden will.
Die Elemente: Herthasee, Hertha-Buche bedeuten: Es habe dort ein Tempel gestanden, dessen Hain der Göttin Hertha geweiht war.
Der Hertha-Dienst der Tempeljungfrauen werden hier geschildert nach einer Sage, die aber erst im 16. Jh. nach Rügen gebracht wurde, passend zu diesen steinernen Menetekeln:
Der größere der beiden Steine soll ein Opferstein gewesen sein, auf dem der Göttin Menschenopfer dargebracht wurden. In dem ausgehöhlten kleinen Stein dicht daneben floß das Blut des unglücklichen Opfers. Einige Schritte davon ist ein anderer Stein, in dem sich der Abdruck eines großen und eines kleinen Fußes befindet.
Vom Hertha- oder „Nerthuskult“, der von den germanischen Völkerschaften verehrte Erdgöttin, berichtet Tacitus in der „Germania“. Er setzt die Göttin des Wachstums mit Freya gleich und beschreibt Nerthus (ein grammat. Femininum) als Terra Mater (Mutter Erde), nennt sie aber nicht dea (Göttin), sondern numen (göttliches Wesen).
Zu Tacitus:
http://de.wikipedia.org/wiki/Nerthus
Die Sage vom Herthasee bei Stubbenkammer erklärt diese Eigentümlichkeiten anthropomorph so:
http://www-irm.mathematik.hu-berlin.de/~teschke/wander2.htm
Das Blut-Motiv, weswegen sich Effi (namentlich gemeint als „Eva“ oder auch die geopferte „Iphigenie“) fürchtet, zeigt einen Riss in dem personalen und gesellschaftlichen Verständnis der Romanfigur, ihre eheliche Treue ist so angezweifelt; was sie für sich behalten muss.
Später wird schicksalhaft die Aufdeckung ihrer ehelichen Verfehlung durch die Kopfwunde ihrer Tochter Annie geschildert, als der Vater, Major von Innstetten, die Blutung zu behandeln versucht und den brieflichen Nachweis ihrer Beziehung zu dem Verführer Crampas findet.
** Ein eigenartig anderer Fall von Stein und Fleisch udn Blut und Bewusstsein:
R.M. Rilke:
Die Heilige
Das Volk war durstig; also ging das eine
durstlose Mädchen, ging die Steine
um Wasser flehen für ein ganzes Volk.
Doch ohne Zeichen blieb der Zweig der Weide,
und sie ermattete am langen Gehn
und dachte endlich nur, daß einer leide,
(ein kranker Knabe, und sie hatten beide
sich einmal abends ahnend angesehn).
Da neigte sich die junge Weidenrute
in ihren Händen dürstend wie ein Tier:
jetzt ging sie blühend über ihrem Blute,
und rauschend ging ihr Blut tief unter ihr.
*
(Aus: R.M.R.: Das Buch der Bilder.1. Buch Teil 1. 1906. S. 26)
Ich finde weder in Buchform, noch im Internet eine Deutung dieses rätselhaften Gedichts, noch eine mir anvertraute, begriffliche Interpretation dieser Heiligen-Gestalt, die sich als Person figuriert, ohne im lyrischen Ich aufzugehen. Es muss eine von Rilke gemeinte, anarchisch-religiöse Urform der Frau sein – vergleichbar der prinzesslichen Mutter des Moses oder der Maria, als jungfräulicher Messias-Mutter.
Über dieses Frau, die für ein dürstendes „Volk“ auf Wassersuche geht,. Und die als Wünschelrute gebrauchte Weide z(w)eigt an: des Mädchens Leib und Blut, als Stillung des Volkes Durst.
Wer mag sich vertraut machen mit diesem Gedicht?
Ich werde erst in einer Woche zu diesem und einem verwandten Gedicht von Rilke eine genauere Analyse für einen BLOG-Text erarbeiten können.
*** Gioconda Belli hat die Metapher des Opfersteins völlig anders in ihren erotisch ungezügelten, partnerschaftlich und ästhetisch exzellenten Liebesgedichten „Wenn du mich lieben willst“.
In „Tanz der Furien“ schreibt sie sich ihre körperliche und sprachliche Lust ein in die das Erleben und die Geschichte des männlichen Körpers als Gegenpol, als freie, phantasie- und verantwortungsvolle, selbstständige Frau:
Ich zitiere nur die erste Strophe:
Belli:
Tanz der Furien
Ich will meinen hellen Zorn hinaussingen,
mich von ihm frei machen
um dich lieben zu können
ohne dass jeder Kuß
meinen nackten Körper hinstreckte
auf den Opferstein.
(...)“
Frau Belli greift bestimmt nicht auf Fontanes Opferstein-Gedenken, vielmehr auf mittelamerikanische Naturmonumente und Hinrichtungsstätten (der Maya oder Azteken) zurück.
(G.B.: „Wenn du mich lieben willst“. Gedichte bei dtv 2722, S. 144)
Bellis Gedichte und andere Texte sind ein Gesang der Liebe als weibliche Erfüllung und Freiheit in der Begegnung mit dem Mann.
Hier brauche ich Text-Hilfe...:
Wunderschön, zu sehen und zu hören: obwohl ich fast nichts verstehe:
"Non mi pento di niente"
Poesie der Gioconda Belli
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Über "Opfersteine“ unserer Vorfahren allgemein:
http://de.wikipedia.org/wiki/Opferstein
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longtime
Eine weitere Steinentdeckung machte ich heute im Ringelnatz Museum. Der Literaturkritiker Alfred Polgar schrieb folgenden Satz nieder, um damit auf den Punkt zu bringen, was das Wesen des Werkes von Joachim Ringelnatz ausmacht:
"Dieser unvergleichliche Ringelnatz hat den Stein der Narren entdeckt (welcher, wie wunderbar, dem Stein der Weisen zum Verwechseln ähnlich ist)".
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pelagia
"Dieser unvergleichliche Ringelnatz hat den Stein der Narren entdeckt (welcher, wie wunderbar, dem Stein der Weisen zum Verwechseln ähnlich ist)".
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pelagia