Literatur Wortkundliche Fragen
Ein literarisches Dokument zu der Schande der Steinigungen? Nach langem Suchen fand ich eins:
Ein Gedicht, ein religiöser Text eines Priesters und Poeten, in dem das Elend und die Männer-Schweinerei der biblischen Steinigungen eingestanden werden:
Das Thema wird zentral mit dem leidenden Christus verbunden, nicht mit der jahrtausendealten Schmähungen und Kritik, Ausbeutung und Gewalt, Sprachverbote und Entlassungen gegen Frauen und Menschenrechtler/innen.
Hermann Josef Coenen:
ECCE HOMO
Seht, welch ein Mensch!
Seht, welch ein menschlicher Mensch:
der mit den Dorfkindern von Nazaret Verstecken spielt,
der einen wackligen Stuhl reparieren kann,
der sich gern einladen läßt zum Essen,
dem die Tränen kommen am Grab
seines Freundes Lazarus.
Seht, welch ein menschlicher Mensch!
Seht, welch ein menschenfreundlicher Mensch:
der keinen Stein wirft auf die ertappte Ehebrecherin,
der Hungernden zu essen gibt und Aussätzige umarmt,
der ändern die Füße wäscht, und nicht den Kopf,
der dem Schacher am Kreuz das Paradies verspricht.
Seht, welch ein menschenfreundlicher Mensch!
Seht, welch ein unbequemer Mensch:
der Habenichtse und Gescheiterte selig preist,
der uns Reichen sagt, wie eng das Nadelöhr ist,
der die religiösen Führer als Heuchler entlarvt,
der uns sagt, wir sollten die andere Backe hinhalten.
Seht, welch ein unbequemer Mensch!
Seht, welch ein leidender Mensch:
der von seinen Freunden im Stich gelassen wird,
der zwischen die Räder von Staat und Kirche gerät,
der unschuldig gefoltert und ausgepeitscht wird,
dem ein farbiger Afrikaner hilft, das Kreuz zu tragen.
Seht, welch ein leidender Mensch!
*
(Aus: H. J. C.: In Ninive und anderswo. Düsseldorf 1989: Patmos Verlag. S. 54
--
longtime
Ein Gedicht, ein religiöser Text eines Priesters und Poeten, in dem das Elend und die Männer-Schweinerei der biblischen Steinigungen eingestanden werden:
Das Thema wird zentral mit dem leidenden Christus verbunden, nicht mit der jahrtausendealten Schmähungen und Kritik, Ausbeutung und Gewalt, Sprachverbote und Entlassungen gegen Frauen und Menschenrechtler/innen.
Hermann Josef Coenen:
ECCE HOMO
Seht, welch ein Mensch!
Seht, welch ein menschlicher Mensch:
der mit den Dorfkindern von Nazaret Verstecken spielt,
der einen wackligen Stuhl reparieren kann,
der sich gern einladen läßt zum Essen,
dem die Tränen kommen am Grab
seines Freundes Lazarus.
Seht, welch ein menschlicher Mensch!
Seht, welch ein menschenfreundlicher Mensch:
der keinen Stein wirft auf die ertappte Ehebrecherin,
der Hungernden zu essen gibt und Aussätzige umarmt,
der ändern die Füße wäscht, und nicht den Kopf,
der dem Schacher am Kreuz das Paradies verspricht.
Seht, welch ein menschenfreundlicher Mensch!
Seht, welch ein unbequemer Mensch:
der Habenichtse und Gescheiterte selig preist,
der uns Reichen sagt, wie eng das Nadelöhr ist,
der die religiösen Führer als Heuchler entlarvt,
der uns sagt, wir sollten die andere Backe hinhalten.
Seht, welch ein unbequemer Mensch!
Seht, welch ein leidender Mensch:
der von seinen Freunden im Stich gelassen wird,
der zwischen die Räder von Staat und Kirche gerät,
der unschuldig gefoltert und ausgepeitscht wird,
dem ein farbiger Afrikaner hilft, das Kreuz zu tragen.
Seht, welch ein leidender Mensch!
*
(Aus: H. J. C.: In Ninive und anderswo. Düsseldorf 1989: Patmos Verlag. S. 54
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longtime
Zweimal Mose - Gedichte über den jüdisch-christlichen Religionsgründer, den Mann mit den Steinernen Gesetzes-Tafeln.
Der folgende, erste Titel ist ein Werk des knapp
Zwanzigjährigen: »Moses auf dem Sinai« erschien erstmals 1916 in einer Zeitschrift und wurde später in die Gedichtsammlung »Biblische Sonette« im Rahmen des Zyklus »Von Gottes Volk« aufgenommen.
Uriel Birnbaum:
MOSES AUF DEM SINAI
Rot brütet Wüste um erhabene Steine,
Die nackt und glühend in die Höhe ragen,
So steil und nackt und riesenhaft der eine,
Dass seine Zacken fast den Himmel tragen.
Und oben, wo die bleichen Geier jagen,
Will sich der Stein zu einem Bild gestalten,
Als hätten Blitze ihn zur Form zerschlagen:
Der Felsen Risse werden Mantelfalten.
Gewaltige steinentsprossene Arme halten
Steinerne Schläfen tief in sich gebogen.
Steinerne Augen glimmen über kalten
Steinernen Lippen, schmal in sich gesogen.
Und groß stehn Gottes Tafeln da, umflogen
Von Mosis Zornbart in versteinten Wogen.
*
Ein metaphorisch-brünstiges, trivial-expressionistisches Gedicht, wo man menschliche Züge vermisst, sondern sich archaischen Zwängen unterwerfen soll, wenn man als Mensch Gefühle und Entscheidungen entwickeln und sozial behaupten will.
Der Psychoanalytiker S. Freud kam auf Grund solcher und anderer, statuarisch-unveränderlicher Gottes-Bilder zu seiner vorsichtig geäußerten Überzeugung, dass er an einen solch unwandelbaren Gott in einer wandelbaren und entscheidungsfreudigen, von Menschen und Theorien (oder auch vom rückwärts gewandten Faschismus) beeinflussbaren Welt nicht glauben mochte.
Zum Autor Birnbaum:
http://de.wikipedia.org/wiki/Uriel_Birnbaum
**
Ein moderneres, psychologisch orientiertes Moses-Bild, vom Mann mit den Stein-Tafeln, entwarf die Christin Eva Zeller:
Eva Zeller:
MOSES
Moses soll ein
Stammler gewesen sein
Wem feurige Zungen
ins Gewissen reden
Wie sagt er es
seinem Volke
Jedes Wort eine
Offenbarung zu
Kurz der Atemstumpf
für Träume Gesichte zu
schwer der Stab
für die Hand ich rede
Nicht von den
steinernen Briefen
Was ist das Du sollst
Du sollst nicht
Moses er muss alles
wörtlich genommen
haben soll ein
Stammler gewesen sein
*
(Aus: E. Z.: „Ein Stein aus Davids Hirtentasche“. 1992)
--
longtime
Der folgende, erste Titel ist ein Werk des knapp
Zwanzigjährigen: »Moses auf dem Sinai« erschien erstmals 1916 in einer Zeitschrift und wurde später in die Gedichtsammlung »Biblische Sonette« im Rahmen des Zyklus »Von Gottes Volk« aufgenommen.
Uriel Birnbaum:
MOSES AUF DEM SINAI
Rot brütet Wüste um erhabene Steine,
Die nackt und glühend in die Höhe ragen,
So steil und nackt und riesenhaft der eine,
Dass seine Zacken fast den Himmel tragen.
Und oben, wo die bleichen Geier jagen,
Will sich der Stein zu einem Bild gestalten,
Als hätten Blitze ihn zur Form zerschlagen:
Der Felsen Risse werden Mantelfalten.
Gewaltige steinentsprossene Arme halten
Steinerne Schläfen tief in sich gebogen.
Steinerne Augen glimmen über kalten
Steinernen Lippen, schmal in sich gesogen.
Und groß stehn Gottes Tafeln da, umflogen
Von Mosis Zornbart in versteinten Wogen.
*
Ein metaphorisch-brünstiges, trivial-expressionistisches Gedicht, wo man menschliche Züge vermisst, sondern sich archaischen Zwängen unterwerfen soll, wenn man als Mensch Gefühle und Entscheidungen entwickeln und sozial behaupten will.
Der Psychoanalytiker S. Freud kam auf Grund solcher und anderer, statuarisch-unveränderlicher Gottes-Bilder zu seiner vorsichtig geäußerten Überzeugung, dass er an einen solch unwandelbaren Gott in einer wandelbaren und entscheidungsfreudigen, von Menschen und Theorien (oder auch vom rückwärts gewandten Faschismus) beeinflussbaren Welt nicht glauben mochte.
Zum Autor Birnbaum:
http://de.wikipedia.org/wiki/Uriel_Birnbaum
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Ein moderneres, psychologisch orientiertes Moses-Bild, vom Mann mit den Stein-Tafeln, entwarf die Christin Eva Zeller:
Eva Zeller:
MOSES
Moses soll ein
Stammler gewesen sein
Wem feurige Zungen
ins Gewissen reden
Wie sagt er es
seinem Volke
Jedes Wort eine
Offenbarung zu
Kurz der Atemstumpf
für Träume Gesichte zu
schwer der Stab
für die Hand ich rede
Nicht von den
steinernen Briefen
Was ist das Du sollst
Du sollst nicht
Moses er muss alles
wörtlich genommen
haben soll ein
Stammler gewesen sein
*
(Aus: E. Z.: „Ein Stein aus Davids Hirtentasche“. 1992)
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longtime
Was Steine ausrichten...
Der Araber und die Palme
Geschichte aus Afrika
Es war einmal ein finsterer Mann. Trüb und traurig ging er durch die Oase.
Da entdeckte er eine junge Palme, frisch und fröhlich mitten unter den gebückten, vom Wind zerzausten anderen Bäumen. Das gefiel dem Araber überhaupt nicht. Er nahm einen Stein und legte ihn der jungen Palme mitten in die Krone. Und er lachte böse, als er seines Weges ging.
Die Palme schüttelte sich, bog sich, um den Stein abzustoßen, doch umsonst. Der saß fest in der Krone. Da krallte sie sich in den Boden und senkte die Wurzeln so tief, bis sie die verborgenen Wasseradern der Oase angezapft hatte.
Jetzt stemmte sie den Stein immer höher in den Himmel - und schon einige Jahre später überragte die junge Palme alle anderen Bäume. Das Wasser aus der Tiefe und die Sonne des Himmels hatten aus ihr einen stattlichen Baum werden lassen. Und als der Araber nach vielen Jahren zurückkehrte, um sich das verkrüppelte Bäumchen anzusehen, suchte er vergebens. -
Da neigte sich die größte Palme der Oase zu ihm herunter,
zeigte ihm den Stein in ihrem Geäst - und sagte zum Araber:
„Mein Freund, ich muss dir danken.
Deine Last hat mich stark gemacht!“
omaria
Der Araber und die Palme
Geschichte aus Afrika
Es war einmal ein finsterer Mann. Trüb und traurig ging er durch die Oase.
Da entdeckte er eine junge Palme, frisch und fröhlich mitten unter den gebückten, vom Wind zerzausten anderen Bäumen. Das gefiel dem Araber überhaupt nicht. Er nahm einen Stein und legte ihn der jungen Palme mitten in die Krone. Und er lachte böse, als er seines Weges ging.
Die Palme schüttelte sich, bog sich, um den Stein abzustoßen, doch umsonst. Der saß fest in der Krone. Da krallte sie sich in den Boden und senkte die Wurzeln so tief, bis sie die verborgenen Wasseradern der Oase angezapft hatte.
Jetzt stemmte sie den Stein immer höher in den Himmel - und schon einige Jahre später überragte die junge Palme alle anderen Bäume. Das Wasser aus der Tiefe und die Sonne des Himmels hatten aus ihr einen stattlichen Baum werden lassen. Und als der Araber nach vielen Jahren zurückkehrte, um sich das verkrüppelte Bäumchen anzusehen, suchte er vergebens. -
Da neigte sich die größte Palme der Oase zu ihm herunter,
zeigte ihm den Stein in ihrem Geäst - und sagte zum Araber:
„Mein Freund, ich muss dir danken.
Deine Last hat mich stark gemacht!“
omaria
"Erweichte Steine" kenne ich nicht - aber wandernde Steine...
In Frankreich gibt es eine ganze Reihe von Legenden, die sich um Steine drehen,vor allem in der Bretagne.
Sehr bekannt ist die Legende um den riesigen Stein von Saint Miriel, den Gargantua einst als Wetzstein benutzt haben soll. Unter diesem Stein ist natürlich ein großer Schatz verborgen, an den kein Mensch herankommt - außer ....
Am Weihnachtsabend, wenn die Glocken zur Mette rufen, soll dieser Stein sich von seinem Platz bewegen, um drunten im Tal aus dem nahegelegenen Fluß zu trinken. Und während dieser Zeit liegt der Schatz frei und für jeden erreichbar da!
Das ließ einem Bauern aus der Umgebung keine Ruhe: so lief er am Weihnachtsabend zum Stein, sah wie dieser sich langsam zum Fluß hinunterrollte und den Blick frei gab auf ein riesiges Loch, gefüllt mit Gold und Edelsteinen.
Der Bauer kletterte hinunter, füllte einen mitgebrachten Sack mit all den Schätzen, füllte seine Taschen, seinen Hut ...er konnte nicht genug bekommen von den glitzernden Schätzen....und so kam es, wie es kommen musste:
Der Bauer hörte in seiner Habgier nicht, daß der Stein wieder den Hügel heraufrollte, um seinen alten Platz einzunehmen - und wurde mitsamt seiner Beute zermalmt.
...
Mich würde interessieren, ob es solche oder ähnliche Stein-Legenden auch in deutschsprachigen Ländern gibt...
--
cecile
In Frankreich gibt es eine ganze Reihe von Legenden, die sich um Steine drehen,vor allem in der Bretagne.
Sehr bekannt ist die Legende um den riesigen Stein von Saint Miriel, den Gargantua einst als Wetzstein benutzt haben soll. Unter diesem Stein ist natürlich ein großer Schatz verborgen, an den kein Mensch herankommt - außer ....
Am Weihnachtsabend, wenn die Glocken zur Mette rufen, soll dieser Stein sich von seinem Platz bewegen, um drunten im Tal aus dem nahegelegenen Fluß zu trinken. Und während dieser Zeit liegt der Schatz frei und für jeden erreichbar da!
Das ließ einem Bauern aus der Umgebung keine Ruhe: so lief er am Weihnachtsabend zum Stein, sah wie dieser sich langsam zum Fluß hinunterrollte und den Blick frei gab auf ein riesiges Loch, gefüllt mit Gold und Edelsteinen.
Der Bauer kletterte hinunter, füllte einen mitgebrachten Sack mit all den Schätzen, füllte seine Taschen, seinen Hut ...er konnte nicht genug bekommen von den glitzernden Schätzen....und so kam es, wie es kommen musste:
Der Bauer hörte in seiner Habgier nicht, daß der Stein wieder den Hügel heraufrollte, um seinen alten Platz einzunehmen - und wurde mitsamt seiner Beute zermalmt.
...
Mich würde interessieren, ob es solche oder ähnliche Stein-Legenden auch in deutschsprachigen Ländern gibt...
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cecile
Solche Legenden kenne ich nicht, aber im "Tal des Todes" in den USA gibt es
wandernde Steine.
--
adam
wandernde Steine.
--
adam
Wandernde Steine im Tal des Todes ...eindrucksvoll!
Hier noch ein musikalischer "rollender Stein":
Bob Dylan und sein Song Like a Rolling Stone
--
cecile
Re: Lesestein & Bulleneier
Und den gibt es auch noch: den Steinbeisser, ein in Europa und Asien beheimateter Süsswasserfisch.
--
luchsi35
ein sehr wichtige stein, für leute, die sich für sehr wichtig nehmen :o))........der omphalos.
der omphalos (grichisch: nabel) war ein phallischer stein, und stand in tempel von delphi.
es war apollon gewidmet, wurde als heiligtum verehrt, wie andere kultische steine in mittelmeerraum.
der sage nach ist diese stein als meteor vom himmel gefallen, und markiert den *nabel der welt*.
die römer hatten auch sowas, auf der forum romanum aufgestellte Umbilicus.
der omphalos stein in delphi.
--
eleonore
der omphalos (grichisch: nabel) war ein phallischer stein, und stand in tempel von delphi.
es war apollon gewidmet, wurde als heiligtum verehrt, wie andere kultische steine in mittelmeerraum.
der sage nach ist diese stein als meteor vom himmel gefallen, und markiert den *nabel der welt*.
die römer hatten auch sowas, auf der forum romanum aufgestellte Umbilicus.
der omphalos stein in delphi.
--
eleonore
DAnke für die vielen weiteren STein-Dokumente!
*
Teufelssteine gibt es in jeder deutschen Region, in den Sagenbüchern je nach Geschmack odr Temperament der Teufeslabschreckuung festgehalten.
Es geht dabei immer um Verträge von Kirchenbaumeistern mit Teufeln, die am Kirchenbau mitzuhelfen sich verpflichten und deren Dienst gerne angenommen wird; die dann aber durch die christliche List betrogen werden.
Dann gibt es meist „Schmores“ mit geworfenen Steinen.
Aber für göttliche Hilfe ist dann schon durch die Weihe gesorgt...
*
Hier so eine Hauptsage (nach Bech-stein) für den Kölner Dom, die überall in rheinischen und westfälischen Landen lokal ähnlich appliziert werden für die dortigen mittelalterlichen Stadtkirchen.
Die Kölner Dom-Sage
Da man begann, den Kölner Dom zu bauen, verdroß den Teufel mächtig, daß in der heiligen Stadt Köln, welche schon so viele Kirchen und Kapellen hatte, darinnen die Frommen Gott dienten, dem Herrn auch noch so ein übergroßes Haus erbaut werden solle; der Teufel nahm daher Menschengestaltung an, trat mit List zu dem Baumeister und sprach zu ihm: Du übernimmst ein unausführbar schweres Werk! Was wettest du, daß ich eher einen Kanal lege von Trier bis nach Köln, ehe du deinen Bau vollendest? Einen Kanal, mittelst dessen dieser guten Stadt reines Trinkwasser nicht minder als auch edler Moselwein zufließen kann, und meine ich fast, solcher Kanal wäre der Stadt nützer als noch eine Kirche zu den vielen, die Köln schon hat. – Was soll ich wetten? fragte der Baumeister. – Wir wetten, daß der von uns sein begonnenes Werk alsbald einstelle, es sei vollendet, so weit es wolle, wenn das des andern als vollendet erscheint. Ich das meine, wenn du die höchsten Kronen auf die Spitzen deiner Domtürme setzest, du das deine, wenn von Trier das Wasser in meinem Bau geflossen kommt und in deinen ausmündet. – Der Dombaumeister ging diesen Vertrag ein, und beide gingen an ihr Werk. Hoch und höher wuchs der Dombau, nah und näher rückten von Trier aus die Säulen einer gewaltigen Wasserleitung, ein stolzes Werk, wie nur die Kunst der alten Römer aufzuführen vermocht hätte. Da – als die Domtürme die Höhe des Krans erreicht hatten, da stand der Baumeister oben auf dem Gerüste und blickte hinab und sahe zu seinem Schrecken das Werk vollendet, der Kanal war bis an den Dom herangerückt, noch war er wasserleer, da schien in der Ferne ein weißer Punkt sich zu bewegen, näher und immer näher – und da kam das Wasser brausend geschossen, und auf dem Wasser schwamm eine weiße Ente. Als der Baumeister so sich überwunden sah, stürzte er sich von der Höhe des Turmes und des Baugerüstes in die Tiefe herab, und sein treuer Hund, der ihm auf das Gerüste gefolgt war, sprang ihm nach. Nimmer konnte der Dom vollendet werden, aber auch jene Wasserleitung brach die mächtige Hand der Zeit. Das Volk nennt ihre Trümmer die Teufelskralle. Zum Überfluß und als Siegeszeichen warf der Teufel einen Stein durch das Dach im Chor über der Heiligen-Dreikönigs-Kapelle, davon ein drei bis vier Fuß weites Loch blieb. [96] Späterer Aufschrift zufolge soll es der Wind gewesen sein, der den Stein herabwarf; der Stein aber lag oder liegt noch auf dem Pflaster bei der Kapelle, die Leute nennen ihn den Teufelsstein, man sieht auf ihm eine Marke wie eine Hahnenkralle, die von der Teufelskralle eingebrannt ward.
Da die Leiber der heiligen drei Könige gen Köln kamen, welche der Erzbischof Reinold II., ein Graf von Dassel, vom Kaiser Friedrich Barbarossa für Köln erbat, da dieser Mailand, allwo diese heiligen Leiber früher aufbewahrt wurden, hatte schleifen lassen, trug ein Kameel die werte Last, und es neigete sich, die Reste der Weisen zu ehren, ein Turm gegen sie und blieb in geneigter Stellung. Das Tor am Rhein, durch das sie gebracht wurden, ward alsbald vermauert, damit es nie wieder entweiht werde. Zahllose Wunder erzählt man von diesen Heiligen, deren drei Kronen die Stadt in ihrem Wappen führt.
Einst kam aus Ungarland, wo wegen zu großer anhaltender Dürre merkliche Hungersnot entstanden war, eine Menge Volkes nach Köln und wollte die heiligen drei Könige um Regen anflehen. Kaum war das erste Gebet erklungen, als der Himmel sich trübte und heftiger Regen niederströmte zum Gnadenzeichen, und es hat dann im Ungarlande im Überfluß geregnet. Zum Danke dafür sind aller sieben Jahre Abgesandte aus Ungarn gen Köln gefahren, haben die heiligen drei Könige verehrt und ihre Kapelle und Priester begabt, und der Magistrat hat sie vierzehn Tage gespeist und getränkt und geherbergt.
*
Quelle:
Ludwig Bechstein: Deutsches Sagenbuch. Meersburg und Leipzig 1930, S. 95-96.
--
longtime
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Teufelssteine gibt es in jeder deutschen Region, in den Sagenbüchern je nach Geschmack odr Temperament der Teufeslabschreckuung festgehalten.
Es geht dabei immer um Verträge von Kirchenbaumeistern mit Teufeln, die am Kirchenbau mitzuhelfen sich verpflichten und deren Dienst gerne angenommen wird; die dann aber durch die christliche List betrogen werden.
Dann gibt es meist „Schmores“ mit geworfenen Steinen.
Aber für göttliche Hilfe ist dann schon durch die Weihe gesorgt...
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Hier so eine Hauptsage (nach Bech-stein) für den Kölner Dom, die überall in rheinischen und westfälischen Landen lokal ähnlich appliziert werden für die dortigen mittelalterlichen Stadtkirchen.
Die Kölner Dom-Sage
Da man begann, den Kölner Dom zu bauen, verdroß den Teufel mächtig, daß in der heiligen Stadt Köln, welche schon so viele Kirchen und Kapellen hatte, darinnen die Frommen Gott dienten, dem Herrn auch noch so ein übergroßes Haus erbaut werden solle; der Teufel nahm daher Menschengestaltung an, trat mit List zu dem Baumeister und sprach zu ihm: Du übernimmst ein unausführbar schweres Werk! Was wettest du, daß ich eher einen Kanal lege von Trier bis nach Köln, ehe du deinen Bau vollendest? Einen Kanal, mittelst dessen dieser guten Stadt reines Trinkwasser nicht minder als auch edler Moselwein zufließen kann, und meine ich fast, solcher Kanal wäre der Stadt nützer als noch eine Kirche zu den vielen, die Köln schon hat. – Was soll ich wetten? fragte der Baumeister. – Wir wetten, daß der von uns sein begonnenes Werk alsbald einstelle, es sei vollendet, so weit es wolle, wenn das des andern als vollendet erscheint. Ich das meine, wenn du die höchsten Kronen auf die Spitzen deiner Domtürme setzest, du das deine, wenn von Trier das Wasser in meinem Bau geflossen kommt und in deinen ausmündet. – Der Dombaumeister ging diesen Vertrag ein, und beide gingen an ihr Werk. Hoch und höher wuchs der Dombau, nah und näher rückten von Trier aus die Säulen einer gewaltigen Wasserleitung, ein stolzes Werk, wie nur die Kunst der alten Römer aufzuführen vermocht hätte. Da – als die Domtürme die Höhe des Krans erreicht hatten, da stand der Baumeister oben auf dem Gerüste und blickte hinab und sahe zu seinem Schrecken das Werk vollendet, der Kanal war bis an den Dom herangerückt, noch war er wasserleer, da schien in der Ferne ein weißer Punkt sich zu bewegen, näher und immer näher – und da kam das Wasser brausend geschossen, und auf dem Wasser schwamm eine weiße Ente. Als der Baumeister so sich überwunden sah, stürzte er sich von der Höhe des Turmes und des Baugerüstes in die Tiefe herab, und sein treuer Hund, der ihm auf das Gerüste gefolgt war, sprang ihm nach. Nimmer konnte der Dom vollendet werden, aber auch jene Wasserleitung brach die mächtige Hand der Zeit. Das Volk nennt ihre Trümmer die Teufelskralle. Zum Überfluß und als Siegeszeichen warf der Teufel einen Stein durch das Dach im Chor über der Heiligen-Dreikönigs-Kapelle, davon ein drei bis vier Fuß weites Loch blieb. [96] Späterer Aufschrift zufolge soll es der Wind gewesen sein, der den Stein herabwarf; der Stein aber lag oder liegt noch auf dem Pflaster bei der Kapelle, die Leute nennen ihn den Teufelsstein, man sieht auf ihm eine Marke wie eine Hahnenkralle, die von der Teufelskralle eingebrannt ward.
Da die Leiber der heiligen drei Könige gen Köln kamen, welche der Erzbischof Reinold II., ein Graf von Dassel, vom Kaiser Friedrich Barbarossa für Köln erbat, da dieser Mailand, allwo diese heiligen Leiber früher aufbewahrt wurden, hatte schleifen lassen, trug ein Kameel die werte Last, und es neigete sich, die Reste der Weisen zu ehren, ein Turm gegen sie und blieb in geneigter Stellung. Das Tor am Rhein, durch das sie gebracht wurden, ward alsbald vermauert, damit es nie wieder entweiht werde. Zahllose Wunder erzählt man von diesen Heiligen, deren drei Kronen die Stadt in ihrem Wappen führt.
Einst kam aus Ungarland, wo wegen zu großer anhaltender Dürre merkliche Hungersnot entstanden war, eine Menge Volkes nach Köln und wollte die heiligen drei Könige um Regen anflehen. Kaum war das erste Gebet erklungen, als der Himmel sich trübte und heftiger Regen niederströmte zum Gnadenzeichen, und es hat dann im Ungarlande im Überfluß geregnet. Zum Danke dafür sind aller sieben Jahre Abgesandte aus Ungarn gen Köln gefahren, haben die heiligen drei Könige verehrt und ihre Kapelle und Priester begabt, und der Magistrat hat sie vierzehn Tage gespeist und getränkt und geherbergt.
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Quelle:
Ludwig Bechstein: Deutsches Sagenbuch. Meersburg und Leipzig 1930, S. 95-96.
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longtime
In älteren Zeiten war das Holtwicker Ei von vielen Sagen umwoben.
Alte Sagen ranken sich um das "Holtwicker Ei", den größten westfälischen Findling aus der Eiszeit. Vor etwa 150.000 Jahren gelangte der Granitblock aus der Gegend von Filipstad in Schweden nach Rosendahl.
omaria
Alte Sagen ranken sich um das "Holtwicker Ei", den größten westfälischen Findling aus der Eiszeit. Vor etwa 150.000 Jahren gelangte der Granitblock aus der Gegend von Filipstad in Schweden nach Rosendahl.
omaria