Forum Kunst und Literatur Literatur Wieder einmal angezeigt: ein literarisches Rätsel

Literatur Wieder einmal angezeigt: ein literarisches Rätsel

enigma
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Re: Ein literarisches Rätsel
geschrieben von enigma
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 09.02.2011, 16:10:27
Hallo Longtime und Marina,

das Rätsel mit diesem Schriftsteller habe ich bewusst gewählt, weil ich mich gefragt habe, wie der Autor auf die derzeitigen Geschehnisse in seinem Land und sogar auch in seiner Stadt, wenn er noch leben würde, reagiert hätte.
Wäre er mit auf die Straße gegangen?
Denkbar ist es, wenn er es körperlich noch gekonnt hätte.

Zu seinen Lebezeiten ist er jedenfalls für eine demokratische Gesellschaftsordnung eingetreten, was vielen Fundamentalisten überhaupt nicht schmeckte.
Auch den Friedensprozess mit Israel hat er unterstützt.

Und da er sehr alt geworden ist, liegt auch sein Tod noch nicht so lange zurück.

Nun wisst Ihr schon, wen ich meine, denke ich.

Und wenn ich noch die Jahreszahl 1988 hinzufüge, dann ist auch klar, welchen Literaturpreis er bisher als erster und einziger Schriftsteller seines Kulturkreises erhalten hat, oder?

Vielen Dank, dass Ihr so toll mitgespielt habt, und liebe Grüße.

Enigma
Re: Ein literarisches Rätsel
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf enigma vom 09.02.2011, 16:40:59
Ach so!!!
Da hätte man eigentlich längst drauf kommen können. Es ist bestimmt Nagib Mahfuz, der 1988 den Literatur-Nobelpreis gekriegt hat. Sowas Naheliegendes, manchmal hat man eben ein Brett vor'm Kopf.
Mitglied_81b4260
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Re: Ein literarisches Rätsel
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 09.02.2011, 17:51:53
Ich habe "Die Midaq-Gasse" hier liegen, geschrieben 1947, ein buntes Kaleidoskop aus Kairoer Menschen, gebündelt in einem kleinen, historischen Winkel der Großstadt, der einen lebendigeren Einblick in das Leben gewährt als alle Fernsehberichte.
Was würde Machfus dazu sagen, kam auch mir vor einigen Tagen in den Sinn. (Deshalb schreib ich hier überhaupt.)

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enigma
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Re: Ein literarisches Rätsel
geschrieben von enigma
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 09.02.2011, 18:20:09
Hallo Marina,

ja, genau der ist es, Nagib Mahfus (oder auch Mahfuz).

Ein Nachruf zu seinem Tode 2006 für Interessierte.

Außerdem war 2011 erkoren zum “Mahfuz-Jahr”.

Eine Seite noch zum Thema, was nachwachsende Literaten von dem “Übervater” halten, wie er sie beeinflusst hat - und wie sie damit persönlich umgehen:

Nagib Mahfuz und die arabische Literatur

Hallo Mart,

der Textauszug ist genau aus dem Buch “Die Midaq-Gasse".
Da bin ich natürlich ganz Deiner Meinung, wie sich das in diesem Buch übermittelte Lokalkolorit auswirkt.

Grüße an Euch...

Enigma

Mitglied_81b4260
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Re: Ein literarisches Rätsel
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf enigma vom 09.02.2011, 18:51:46
Enigma, siehst du es rächt sich, wenn man nicht mitliest
Re: Ein literarisches Rätsel
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf enigma vom 09.02.2011, 18:51:46
Vielen Dank, Enigma, auch für die interessanten Links. Es wäre ganz bestimmt sehr spannend, jetzt seine Position zu den Aufständen zu erfahren, da hast du recht.

Wie ich euch kenne, giert ihr bestimmt nach neuem Futter. Deshalb habe ich schonmal einen neuen Text vorbereitet, den ihr raten sollt bzw. dürft bzw. hoffentlich wollt. Das eilt aber nicht, vielleicht wollt ihr gleich lieber Fußball gucken. Lasst euch also ruhig Zeit.
Bei meinem Autor handelt es sich, wie man am Text erkennen kann, auch um einen aus einem anderen Kulturkreis. Die Szene spielt beim Zahnarzt: Hier der Textausschnitt:

"Der M. kam in Begleitung von ungefähr zwanzig Kerlen, die alle stark betrunken waren, zur Praxis. Es waren umherziehende Goldsucher. Man nannte sie Pilger, und es war ihnen egal, ob sie das Gold in den Flüssen oder in den Satteltaschen ihrer Mitmenschen fanden. Der M. ließ sich in den Stuhl fallen und sah ihn mit blödem Gesichtsausdruck an.
„Was gibt’s?“
„Ziehen Sie sie mir alle. Einen nach dem anderen, und legen Sie sie hierher auf den Tisch.“
„Mach den Mund auf.“
Der Mann gehorchte, und der Zahnarzt stellte fest, daß er außer den Ruinen der Backenzähne noch viele, teils angefaulte, teils gesunde Zähne hatte.
„Du hast noch eine gute Handvoll. Hast du überhaupt genug Geld, um dir so viele ziehen zu lassen?“
Der Mann gab seinen blödsinnigen Gesichtsausdruck auf. „Das ist nämlich so, Doktor, die Kumpel hier glauben nicht, daß ich ein ganzer Mann bin. Das ist nämlich so, ich hab ihnen gesagt, daß ich mir alle Zähne ziehen lasse, einen nach dem anderen, ohne zu jammern. Das ist nämlich so, wir haben gewettet, und Sie und ich, wir machen dann fifty-fifty mit dem Gewinn.“
„Beim zweiten, den man dir zieht, scheißt du dir in die Hosen und schreist nach deiner Mama“, rief einer aus der Gruppe, und die übrigen brachen in schallendes Gelächter aus.
Geh lieber einen trinken und überleg's dir nochmal. Für so einen Blödsinn gebe ich mich nicht her“, sagte der Zahnarzt.
„Das ist nämlich so, Doktor: wenn Sie mich meine Wette nicht gewinnen lasse, dann schneide ich Ihnen den Kopf ab mit dem, was mich hier begleitet.“
Die Augen des M. blitzten auf, als er den Griff seiner Machete streichelte.
So also galt die Wette."

Ende des Auszugs. Die ganze Szene endet damit, dass der Zahnarzt tatsächlich alle Zähne ohne Betäubung (das war damls in der beschriebenen Gegend üblich) zieht, und der Mann keinen Mucks dabei über die Lippen kommen lässt. Und er teilt tatsächlich den Gewinn der Wette mit dem Zahnarzt



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enigma
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Re: Ein literarisches Rätsel
geschrieben von enigma
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 09.02.2011, 19:34:19
Mart,

man kann aber nicht jeden Textauszug aus einem Buch in präziser Erinnerung haben, jedenfalls kann ich das nicht.

Marina,

das klingt ja mächtig nach “Wildwest” und den damals üblichen Goldsuchern, einer Geschichte über harte Männer eben.

Fast hätte ich auf Mark Twain getippt, obwohl mir die Geschichte nicht bekannt ist. Aber der war ja auch mal u.a. Goldsucher.

Aber Zweifel an meiner Diagnose habe ich auf jeden Fall.

Gruß, Enigma
Re: Ein literarisches Rätsel
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf enigma vom 09.02.2011, 20:29:51
Hallo Enigma,
noch eine kleine Hilfe: Der Autor weilt noch unter den Lebenden.
Noch was: Er war und ist auch politisch sehr engagiert, für linke und Ökologie-Themen z. B., was ihm vorübergehend auch eine Haft in seinem damals diktatorisch regierten Land eingetragen hat

Gruß Marina
enigma
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Re: Ein literarisches Rätsel
geschrieben von enigma
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 09.02.2011, 21:20:52
Hallo Marina,

ja, ja, bei Twain hatte ich ja auch schon so meine Zweifel.

Das ist ja eine etwas wilde Geschichte mit der Zahnzieherei.
Die hat der Verfasser wohl ironisch gemeint - oder?

Aber leider kenne ich sie nicht - und was den Schriftsteller angeht, habe ich auch noch keine Erleuchtung.
Und so könnte ich nur Vermutungen anstellen, ob sie ein südamerikanischer Autor geschrieben haben könnte, der mal während eines Protests gegen die Abholzung der Regenwälder kurz im Kittchen gesessen hat - oder vielleicht jemand, der die Goldsucher am Rio de la Plata aufs Korn genommen hat (außer Karl May)?

Coelho hat ja auch im Gefängnis gesessen, aber wegen anderer Dinge - und der wird es ohnehin nicht gewesen sein.

Du siehst, nur Vermutungen, nichts Genaues.

Ist es übrigens jemand, der jetzt in Deutschland lebt und auch auf Deutsch schreibt oder geht es bei der Geschichte um eine Übersetzung?

Beste Grüße von Enigma


Re: Ein literarisches Rätsel
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf enigma vom 10.02.2011, 08:37:46
Du bist schon auf einem sehr guten Weg, Enigma. Seine Haft hatte eher mit seinen politischen, weniger mit seinen ökologischen Einmischungen zu tun. Und, ja, auch das hast du richtig erraten: Der Autor ist südamerikanischer Herkunft und lebte vorübergehend in Deutschland, wo er Asyl bekam, wurde aber aus seiner Sprache ins Deutsche übersetzt. Er arbeitete auch mal als Journalist und für die UNESCO. Laut Wikpedia lebt er jetzt in Spanien. Und so ganz unbekannt ist er nicht. Na, wenn du es jetzt nicht rauskriegst. So wie ich dich kenne, passiert das nun holtipolter ganz schnell.

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