Literatur Wieder einmal angezeigt: ein literarisches Rätsel
Hallo Clara,
ja, ich bin ganz Deiner Meinung, dass die Schüler in diesem Projekt erstaunlich viel herausgefunden haben. Natürlich haben sie das Thema unter Anleitung ihres Lehrers und nach gewissen Vorgaben bearbeitet, aber ich halte es dennoch für eine erstaunliche Leistung für einen Deutsch-Grundkurs.
Die Arbeit an einem Projekt kann m.E. auch sehr eine gute Zusammenarbeit der Schüler untereinander fördern; das kann man auch an den eingestellten Fotos erkennen. Und, wie gesagt, das Ergebnis spricht für sich.
Da meine ich, dass wir auf den freudlosen Drill, wie ihn eine Amy Chua in ihrem Buch verkündet, gut verzichten können.
Amy Chua und ihr Erziehungsratgeber “Die Mutter des Erfolgs”, jetzt auch auf Deutsch erschienen,
Ich kann gut verstehen, dass sie bei ihrer zweiten Tochter mit diesen Methoden gescheitert ist.
Gruß von Enigma
ja, ich bin ganz Deiner Meinung, dass die Schüler in diesem Projekt erstaunlich viel herausgefunden haben. Natürlich haben sie das Thema unter Anleitung ihres Lehrers und nach gewissen Vorgaben bearbeitet, aber ich halte es dennoch für eine erstaunliche Leistung für einen Deutsch-Grundkurs.
Die Arbeit an einem Projekt kann m.E. auch sehr eine gute Zusammenarbeit der Schüler untereinander fördern; das kann man auch an den eingestellten Fotos erkennen. Und, wie gesagt, das Ergebnis spricht für sich.
Da meine ich, dass wir auf den freudlosen Drill, wie ihn eine Amy Chua in ihrem Buch verkündet, gut verzichten können.
Amy Chua und ihr Erziehungsratgeber “Die Mutter des Erfolgs”, jetzt auch auf Deutsch erschienen,
Ich kann gut verstehen, dass sie bei ihrer zweiten Tochter mit diesen Methoden gescheitert ist.
Gruß von Enigma
Ja, diese Erziehungsvorstellungen als Zwang oder Drill sind i. A. en vogue; aus verschiedenen Gründen, auch wohl durch gesellschaftliche Verunsicherung mittelschichtorientierter Eltern oder von Einzelfiguren, die sich selber extrem „verwirklichen“ wollen.
Amy Chuas Erziehungsratgeber "Die Mutter des Erfolgs" - solche Bücher kaufe ich nicht mehr.
*
Übrigens: Danke für die Beispiele zu Schlinks „Der Vorleser“. Der Roman wurde in der ganzen BRD als Abiturtext eingesetzt.
Ich verweise hier noch mal auf die Verfilmung, die auch im ST erwähnt wurde:
Der "Vorleser" - filmisch
*
Ich habe ein wenig in literarischen Zeugnissen gesucht…
Auch in diesem Text geht es um Erziehung unter dominierenden Absichten, ja, natürlich, in einem Internat, wo ja allein die Auswahl der „Zöglinge“ das Besondere ist.
Hier nun ein Priester, Pater Rektor genannt, nimmt sich eines Jungen an, dessen Name im Notizbuch eines „auffällig“ gewordenen Schülers aufgetaucht war:
„In deinem Körper regen sich schon die Kräfte, die neues Leben zeugen wollen. Sei darüber nicht beunruhigt, gib ihnen auch nicht nach. Sie werden später, wenn sie ihre Bestimmung zu erfüllen haben, um so stärker sein. Wenn du sie jedoch vergeudest, wenn du – verstehst du mich, Hans?“
„Wir Priester“, sagte er, “müssen uns ein Leben lang gegen diese Kräfte stemmen. Gott gibt uns dafür andere Gaben. Ich weiß nicht, ob du zum Priester berufen bist, wenn nicht, ist es auch nicht schlimm. Um so mehr wirst du eines Tage deine Kräfte gebrauchen, und du wirst um so stärker und glücklicher sein, je enthaltsamer du deine Jugendjahre verbracht hast.“ (…)
„Verstehst du mich, Hans?“
„Ja, Hochwürden.“
*
Welcher Autor ist hier gefragt?
*
(Nähere Angaben spare ich mir ... vorerst! - Schönes Wochenende für alle Rätselfreunde!)
Amy Chuas Erziehungsratgeber "Die Mutter des Erfolgs" - solche Bücher kaufe ich nicht mehr.
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Übrigens: Danke für die Beispiele zu Schlinks „Der Vorleser“. Der Roman wurde in der ganzen BRD als Abiturtext eingesetzt.
Ich verweise hier noch mal auf die Verfilmung, die auch im ST erwähnt wurde:
Der "Vorleser" - filmisch
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Ich habe ein wenig in literarischen Zeugnissen gesucht…
Auch in diesem Text geht es um Erziehung unter dominierenden Absichten, ja, natürlich, in einem Internat, wo ja allein die Auswahl der „Zöglinge“ das Besondere ist.
Hier nun ein Priester, Pater Rektor genannt, nimmt sich eines Jungen an, dessen Name im Notizbuch eines „auffällig“ gewordenen Schülers aufgetaucht war:
„In deinem Körper regen sich schon die Kräfte, die neues Leben zeugen wollen. Sei darüber nicht beunruhigt, gib ihnen auch nicht nach. Sie werden später, wenn sie ihre Bestimmung zu erfüllen haben, um so stärker sein. Wenn du sie jedoch vergeudest, wenn du – verstehst du mich, Hans?“
„Wir Priester“, sagte er, “müssen uns ein Leben lang gegen diese Kräfte stemmen. Gott gibt uns dafür andere Gaben. Ich weiß nicht, ob du zum Priester berufen bist, wenn nicht, ist es auch nicht schlimm. Um so mehr wirst du eines Tage deine Kräfte gebrauchen, und du wirst um so stärker und glücklicher sein, je enthaltsamer du deine Jugendjahre verbracht hast.“ (…)
„Verstehst du mich, Hans?“
„Ja, Hochwürden.“
*
Welcher Autor ist hier gefragt?
*
(Nähere Angaben spare ich mir ... vorerst! - Schönes Wochenende für alle Rätselfreunde!)
Schönen Sonntag ... wünsche ich den Literatur-Rätselfreunden!
Für den, der noch mitraten will, zwei Hinweise:
"Hans" ist nicht nur der Name des "Zöglings", sondern auch des Autors, der Selbsterlebtes in die deutsche Literaur brachte, weil er nach 1950, nach langer Gefangenschaft, schreiben und publizieren konnte.
Die kleine, große Geschichte beschreibt eine - natürlich - "Klosterschule".
Viel Spaß noch!
Für den, der noch mitraten will, zwei Hinweise:
"Hans" ist nicht nur der Name des "Zöglings", sondern auch des Autors, der Selbsterlebtes in die deutsche Literaur brachte, weil er nach 1950, nach langer Gefangenschaft, schreiben und publizieren konnte.
Die kleine, große Geschichte beschreibt eine - natürlich - "Klosterschule".
Viel Spaß noch!
Hallo RätselfreundInnen,
hallo Longtime,
ich bin auch wieder "an Land gekommen".
Aber das gestrige Rätsel hätte ich auch ohne die heutigen Informationen nicht lösen können.
Mit den zusätzlichen Infos von heute tippe ich mal auf "Die Klosterschule" von Hans Bender.
Wieder mal gespannt auf die Auflösung wartend
grüßt Enigma
hallo Longtime,
ich bin auch wieder "an Land gekommen".
Aber das gestrige Rätsel hätte ich auch ohne die heutigen Informationen nicht lösen können.
Mit den zusätzlichen Infos von heute tippe ich mal auf "Die Klosterschule" von Hans Bender.
Wieder mal gespannt auf die Auflösung wartend
grüßt Enigma
Ja, liebe Enigma: Bingo!
Der Text ist von Hans Bender, der, so hoffe ich, im Sommer seinen 92. Geburtstag feiern kann.
*
„Du kannst das Geheimnis des Lebens jetzt noch nicht verstehen. Du musst Geduld haben, sonst zerstörst du es, bevor es sich entfaltet hat. In deinem kleinen Körper regen sich schon die Kräfte, die neues Leben zeugen wollen. Sei darüber nicht beunruhigt, gib ihnen auch nicht nach. Sie werden später, wenn sie ihre Bestimmung zu erfüllen haben, um so stärker sein. Wenn du sie jedoch vergeudest, wenn du – verstehst du mich, Hans?“
„Ja, Hochwürden.“ (…)
„Wir Priester“, sagte er, “müssen uns ein Leben lang gegen diese Kräfte stemmen. Gott gibt uns dafür andere Gaben. Ich weiß nicht, ob du zum Priester berufen bist, wenn nicht, ist es auch nicht schlimm. Um so mehr wirst du eines Tage deine Kräfte gebrauchen, und du wirst um so stärker und glücklicher sein, je enthaltsamer du deine Jugendjahre verbracht hast. – Hubert Steiner und seine Freunde wollten nicht warten, bis der Zeitpunkt kommt wo auch Gott und die Natur einverstanden sind - verstehst du mich, Hans?“
„Ja, Hochwürden.“
„Später, wenn du älter bist, ist die Liebe zwischen einem Jungen und einem Mädchen Gott wohlgefällig. Wenn zwei sich gern haben, schaut er ihnen nicht in die Fenster. – Ich rede nicht von unbekannten Dingen, wie viele andere Priester. Bevor ich berufen wurde, war ich bei der Kavallerie…Ich war ein schmucker Fähnrich und Leutnant.“ (…)
„Die Klosterschule“. Diese Erzählung wurde etwa 1953 geschrieben. Mit anderen, stark autobiografisch geprägten Texten, in denen Hans Bender sich als „Hans“ darstellt. In: „Das wiegende Haus“: Die Wallfahrtskirche, Das Gasthaus, Das Nachbarhaus, Die Klosterschule. Z.B. in dieser Ausgabe „Das wiegende Haus, Erzählungen und autobiographisches Nachwort, Stuttgart 1961.
Ohne Zweifel: Benders Erinnerung ist stark ausgeprägt durch seine Erlebnisse; man vergiss kaum einen Tag einer solchen Klosterstrapaze (wenn man sich nicht in die übliche Langeweile „gerettet“ wird; man fühlt sich fast immer bedroht, weil man so viel falsch machen kann; das ist meine eigene Erinnerung an solche Torturen) ; die schriftstellerische Arbeit Benders aber ist erstaunliche, ja, verwunderlich, da er nicht einfach den Priester denunziert, sondern die Beurteilung dieses Menschen und Paters den Lesern überlässt. Dass der Junge Hans wohl nichts versteht, kann man miterleben: Er hat auch keine Chance über Sexualität und die verordneten Normen eine Frage zu stellen.
*
Erwähnt wird die Kurzgeschichtte z. B. hier:
Bei Wiki: Über Hans Bender
Im Rimbaud Verlag sind einige Bücher aus Benders Lebenswerk wieder aufgelegt:
Hans Bender im Rimbaud Verlag:
Ich freue mich auf den nächsten Rätseltext!
Der Text ist von Hans Bender, der, so hoffe ich, im Sommer seinen 92. Geburtstag feiern kann.
*
„Du kannst das Geheimnis des Lebens jetzt noch nicht verstehen. Du musst Geduld haben, sonst zerstörst du es, bevor es sich entfaltet hat. In deinem kleinen Körper regen sich schon die Kräfte, die neues Leben zeugen wollen. Sei darüber nicht beunruhigt, gib ihnen auch nicht nach. Sie werden später, wenn sie ihre Bestimmung zu erfüllen haben, um so stärker sein. Wenn du sie jedoch vergeudest, wenn du – verstehst du mich, Hans?“
„Ja, Hochwürden.“ (…)
„Wir Priester“, sagte er, “müssen uns ein Leben lang gegen diese Kräfte stemmen. Gott gibt uns dafür andere Gaben. Ich weiß nicht, ob du zum Priester berufen bist, wenn nicht, ist es auch nicht schlimm. Um so mehr wirst du eines Tage deine Kräfte gebrauchen, und du wirst um so stärker und glücklicher sein, je enthaltsamer du deine Jugendjahre verbracht hast. – Hubert Steiner und seine Freunde wollten nicht warten, bis der Zeitpunkt kommt wo auch Gott und die Natur einverstanden sind - verstehst du mich, Hans?“
„Ja, Hochwürden.“
„Später, wenn du älter bist, ist die Liebe zwischen einem Jungen und einem Mädchen Gott wohlgefällig. Wenn zwei sich gern haben, schaut er ihnen nicht in die Fenster. – Ich rede nicht von unbekannten Dingen, wie viele andere Priester. Bevor ich berufen wurde, war ich bei der Kavallerie…Ich war ein schmucker Fähnrich und Leutnant.“ (…)
„Die Klosterschule“. Diese Erzählung wurde etwa 1953 geschrieben. Mit anderen, stark autobiografisch geprägten Texten, in denen Hans Bender sich als „Hans“ darstellt. In: „Das wiegende Haus“: Die Wallfahrtskirche, Das Gasthaus, Das Nachbarhaus, Die Klosterschule. Z.B. in dieser Ausgabe „Das wiegende Haus, Erzählungen und autobiographisches Nachwort, Stuttgart 1961.
Ohne Zweifel: Benders Erinnerung ist stark ausgeprägt durch seine Erlebnisse; man vergiss kaum einen Tag einer solchen Klosterstrapaze (wenn man sich nicht in die übliche Langeweile „gerettet“ wird; man fühlt sich fast immer bedroht, weil man so viel falsch machen kann; das ist meine eigene Erinnerung an solche Torturen) ; die schriftstellerische Arbeit Benders aber ist erstaunliche, ja, verwunderlich, da er nicht einfach den Priester denunziert, sondern die Beurteilung dieses Menschen und Paters den Lesern überlässt. Dass der Junge Hans wohl nichts versteht, kann man miterleben: Er hat auch keine Chance über Sexualität und die verordneten Normen eine Frage zu stellen.
*
Erwähnt wird die Kurzgeschichtte z. B. hier:
Bei Wiki: Über Hans Bender
Im Rimbaud Verlag sind einige Bücher aus Benders Lebenswerk wieder aufgelegt:
Hans Bender im Rimbaud Verlag:
Ich freue mich auf den nächsten Rätseltext!
Hallo Longtime,
danke für die Auflösung und die zusätzlichen Informationen.
Ich werde mir auch einen neuen Text überlegen, aber es kann gerne das Prinzip des oder der Schnelleren gelten.
Bis bald und Gruß
Enigma
danke für die Auflösung und die zusätzlichen Informationen.
Ich werde mir auch einen neuen Text überlegen, aber es kann gerne das Prinzip des oder der Schnelleren gelten.
Bis bald und Gruß
Enigma
Eine neue, kleine Rätselgeschichte gefällig?
Es ist ein kurzes, deutschsprachiges Feuilleton (von ein paar Seiten):
Hoch im Engadin wird eine verschneite Welt und die Luxushotelszenerie beschrieben.
Hier der Beginn des Textes:
Eines Tages pfeift der Wind aus dem Bergell, drängt sich durch den Pass von Maloja und umzieht die Gebirgsketten vom Piz Bernina bis zum Julier mit Dunst, Corviglia hoch oben verschwindet, als ob es nie gewesen wäre; eine Weile noch sieht man das Bergbähnchen den kahlen Hang nach Muottas Muragl hinaufklettern, doch bald sind Hang und das Bähnchen vom vordringenden dichten Grau aufgeschluckt.
Der orangenfarbene Luftsack, der auf der verschneiten Seefläche zur Leitung landender Flugzeuge aufgestellt ist, füllt sich aufgeregt und steht waagerecht.
Das Schwarze der Tannen an der Bergwand ist am längsten sichtbar, doch bald sind selbst die Häuser nach Silvaplana zu nur noch undeutlich zu gewahren. Wetterfahnen knarren, Fensterläden schlagen unruhig an. Flaggen, deren Farben man nicht mehr erkennen kann, klatschen planlos unter den Windstößen. Ein beschwörendes Sausen erfüllt die Luft, die sich fühlbar mit Feuchtigkeit sättigt. Vielleicht wird in der Nacht noch einmal Schnee fallen.
Am nächsten Morgen aber erwachst du von der Lautlosigkeit draußen und auch von dem schüchternem Glanz der Frühe, der durch die Vorhänge dringt. Und siehe, es ist ein strahlender Tag.
Zwar stehen erst die Gipfel im frühen Licht, aber dies Licht ist so quellend, so still überschwemmend, als wollte es die Welt nach vielen dunklen Jahrtausend endlich, endlich und für immer dem ewigen Mittag entgegenführen. Leuchtende Zacken, aufglühende Grate: solange du noch Augen hast, Menschen, wende sie nach oben. Wie klar und scharf ist jetzt Corviglia zu sehen! (…)
*
Dieser Text ist für mich ein Seelen-Ausgleich: Ich werde das Engadin nie, nie im Winter besuchen. Versprochen! Das wäre für mich eine Idiotie: Wenn die Landschaft vom Bergell bis Zuoz unter Schnee verborgen wäre – und ich nicht in der Sonne wandern könnte, ganz enfach auf dem guten Bergboden!!
Ein paar Bilder, auch über den Text hinaus:
Die ganze kleine, große Welt kann man hier im Internet besuchen:
Hinaus zu Muottas Muragl!
Die Fahrt mit der Bahn hinauf auf Muottas Muragl – die habe ich rausgesucht:
Mit der Bergbahn hinauf:
Und von der Bergstation zum Schafberg hinauf – wo 1899 Segantini starb:
Ein paar Bilder zu Segantini (auch mit Winter-Bildern):
Bilder von Segantini:
Nun meine Frage: Wer ist der Autor?
(Ein Tipp? – Na, im Titel kommt „Schnee“ vor.)
Und noch eins...? – Der deutsche Autor bekam von der französischen Besatzungsmacht ein Publikationsverbot von 1945-1948. – Der Rätseltext entstand nach 1950.
*
Es ist ein kurzes, deutschsprachiges Feuilleton (von ein paar Seiten):
Hoch im Engadin wird eine verschneite Welt und die Luxushotelszenerie beschrieben.
Hier der Beginn des Textes:
Eines Tages pfeift der Wind aus dem Bergell, drängt sich durch den Pass von Maloja und umzieht die Gebirgsketten vom Piz Bernina bis zum Julier mit Dunst, Corviglia hoch oben verschwindet, als ob es nie gewesen wäre; eine Weile noch sieht man das Bergbähnchen den kahlen Hang nach Muottas Muragl hinaufklettern, doch bald sind Hang und das Bähnchen vom vordringenden dichten Grau aufgeschluckt.
Der orangenfarbene Luftsack, der auf der verschneiten Seefläche zur Leitung landender Flugzeuge aufgestellt ist, füllt sich aufgeregt und steht waagerecht.
Das Schwarze der Tannen an der Bergwand ist am längsten sichtbar, doch bald sind selbst die Häuser nach Silvaplana zu nur noch undeutlich zu gewahren. Wetterfahnen knarren, Fensterläden schlagen unruhig an. Flaggen, deren Farben man nicht mehr erkennen kann, klatschen planlos unter den Windstößen. Ein beschwörendes Sausen erfüllt die Luft, die sich fühlbar mit Feuchtigkeit sättigt. Vielleicht wird in der Nacht noch einmal Schnee fallen.
Am nächsten Morgen aber erwachst du von der Lautlosigkeit draußen und auch von dem schüchternem Glanz der Frühe, der durch die Vorhänge dringt. Und siehe, es ist ein strahlender Tag.
Zwar stehen erst die Gipfel im frühen Licht, aber dies Licht ist so quellend, so still überschwemmend, als wollte es die Welt nach vielen dunklen Jahrtausend endlich, endlich und für immer dem ewigen Mittag entgegenführen. Leuchtende Zacken, aufglühende Grate: solange du noch Augen hast, Menschen, wende sie nach oben. Wie klar und scharf ist jetzt Corviglia zu sehen! (…)
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Dieser Text ist für mich ein Seelen-Ausgleich: Ich werde das Engadin nie, nie im Winter besuchen. Versprochen! Das wäre für mich eine Idiotie: Wenn die Landschaft vom Bergell bis Zuoz unter Schnee verborgen wäre – und ich nicht in der Sonne wandern könnte, ganz enfach auf dem guten Bergboden!!
Ein paar Bilder, auch über den Text hinaus:
Die ganze kleine, große Welt kann man hier im Internet besuchen:
Hinaus zu Muottas Muragl!
Die Fahrt mit der Bahn hinauf auf Muottas Muragl – die habe ich rausgesucht:
Mit der Bergbahn hinauf:
Und von der Bergstation zum Schafberg hinauf – wo 1899 Segantini starb:
Ein paar Bilder zu Segantini (auch mit Winter-Bildern):
Bilder von Segantini:
Nun meine Frage: Wer ist der Autor?
(Ein Tipp? – Na, im Titel kommt „Schnee“ vor.)
Und noch eins...? – Der deutsche Autor bekam von der französischen Besatzungsmacht ein Publikationsverbot von 1945-1948. – Der Rätseltext entstand nach 1950.
*
Hallo Longtime,
das klingt zunächst nach Erich Kästner und “Drei Männer im Schnee”.
Auch der Hinweis auf die Luxushotelszenerie passt dazu.
Ich habe sogar die Geschichte vor vielen Jahren gelesen, aber keine genaue Erinnerung mehr an den Text, sondern nur noch an die wesentlichen Inhalte.
Aber irgendetwas kann nicht stimmen, denn ich habe nachgeguckt, dass Kästner schon 1934 eine Komödie unter dem Pseudonym Robert Neuner mit dem Titel “Das lebenslange Kind” herausgebracht hat, die fast mit “Drei Männer im Schnee” identisch sein soll.
Andererseits steht bei der Erstausgabe der Erzählung “Drei Männer im Schnee” bei Rascher in Zürich wieder der Name Erich Kästner mit der Jahresangabe 1934.
Hat es vielleicht mit diesem Text hier zu tun?
Und was ist mit dem späteren Rätseltext?
Oder bin ich auf dem ganz falschen Dampfer?
Ich bin, wie meist, gespannt.
Enigma
PS
Danke für die schönen Bilder...
Hallo, liebe Enigma!
Ich danke Dir für Deine Mühe!
Kästner ist ein interessanter Tipp.
Ich habe mir gerade die „Drei Männer im Schnee“ rausgelegt. Ich kenne zwar den Film von 1955 (mit Paul Dahlke usw.); den Roman habe ich aber noch nie gelesen!
Muottas Muragl im Engadin … mit Blick auf die Oberengadiner Seen.
Irgendwo über dem Tal befindet sich die fiktive Position des Erzählers.
Von Muottas Muragl aus gesehen:
Zum Autor:
Er hatte es sich in der Nazizeit mit dem Franzosen arg verdorben; deshalb das Jahre lange Publikationsverbot. Der Autor starb 1964.
Das Erscheinungsjahr des Textes ist 1961.
Den Titel will ich noch nicht verraten...
Ich danke Dir für Deine Mühe!
Kästner ist ein interessanter Tipp.
Ich habe mir gerade die „Drei Männer im Schnee“ rausgelegt. Ich kenne zwar den Film von 1955 (mit Paul Dahlke usw.); den Roman habe ich aber noch nie gelesen!
Muottas Muragl im Engadin … mit Blick auf die Oberengadiner Seen.
Irgendwo über dem Tal befindet sich die fiktive Position des Erzählers.
Von Muottas Muragl aus gesehen:
Zum Autor:
Er hatte es sich in der Nazizeit mit dem Franzosen arg verdorben; deshalb das Jahre lange Publikationsverbot. Der Autor starb 1964.
Das Erscheinungsjahr des Textes ist 1961.
Den Titel will ich noch nicht verraten...
Gestatte, dass ich noch mal auf Kästner komme.
Dieser brillante Schriftsteller hatte bei den Nazis Schreibverbot, blieb dennoch in Deutschland. Schon dies schließt eine Konfrontation mit den Franzosen aus. Kästner war Dresdner, lebte jedoch ab 1945 bis zu seinem Tode in München.
Dieser brillante Schriftsteller hatte bei den Nazis Schreibverbot, blieb dennoch in Deutschland. Schon dies schließt eine Konfrontation mit den Franzosen aus. Kästner war Dresdner, lebte jedoch ab 1945 bis zu seinem Tode in München.