Literatur Weit weg und ganz nah Jojo Moyes
In diesem 2014 erschienenen Roman schildert Jojo Moyes die Entwicklung der Beziehung zwischen dem Softwaremillionär Ed Nichols und Jess Thomas, seiner Putzfrau. Nein, es ist nicht die bekannte kitschige Liebesgeschichte zwischen einem Millionär und einem „Aschenputtel ”, sondern eine sehr differenzierte, spannende und sehr berührende Darstellung von Höhen und Tiefen einer Beziehung, die aus verschiede-nen Perspektiven erfasst wird und auch viele andere gesellschaftlich relevante Aspekte anspricht (z. B. Generationskonflikte,Trennung und Scheidung, Mobbing,soziale Gegensätze, Kapitalismuskritik). Im Zentrum steht die von ihrem Ehemann Marty im Stich gelassene intelligente Jess Thomas, die sich auf-opferungsvoll um ihre mathematisch hochbegabte Tochter Tanzie und den unter Mobbing besonders lei-denden Sohn Martys (Nicky) kümmert, oft spontan und impulsiv reagiert, dabei auch Fehler macht und sich gegen ihren Willen in ihren Arbeitgeber Ed Nichols verliebt. Ed Nichols, der nach einer enttäuschenden Lie-besbeziehung leichtsinnigerweise in einen Insiderhandel verwickelt wird, obwohl er sich persönlich damit nicht bereichert, erweist sich als lernfähiger, hilfsbereiter Mensch, der die menschlichen Qualitäten seiner Putzfrau trotz ihrer Schwächen und seiner persönlichkeitsbedingten Selbstzweifel allmählich erkennt und sich widerstrebend in sie verliebt. Dass es doch noch tatsächlich ein Happyend gibt, konnte man als Leser nicht unbedingt erwarten. Trotz einiger Längen und der stellenweise etwas nervenden überbetonten Erfassung der Liebesbe-ziehung der beiden Hauptfiguren auch in körperlichen Details ist dieser Roman ein facettenreicher und emotional bewegender Roman, der zum Nachdenken über viele gesellschaftliche Probleme anregt.