Literatur Vita POETARAUM
Vitae P O E T A R U M
geschrieben von ehemaliges Mitglied
hubertine..
stellt vor - und fragt: Wer ist hier gesucht:
Leben von Frauen und Männern als "poetae":
Dieser Text ist fast unverändert heute in einer Zeitung zu finden (die Auflösung steht dort also noch nicht..):
"... hatte er Frau und drei kleine Kinder eines Tages verlassen. Und damit auch die Stadt seiner Kindheit, »in der alles nach Straßenbahn roch und es immerzu regnete«. Zwar war er, als der Erfolg sich einstellte, später hin und wieder bei den Seinen aufgetaucht wie ein ferner Verwandter – aber meist lebte er doch ohne die Familie, mit Affären und Abenteuern, ein Verführer und rastlos Reisender."
Und so "... strahlte er auch mit jeder Körperfaser aus: diese wilde Entschlossenheit, die Tage und die Nächte in sich aufzusaugen und dabei keine Rücksicht zu nehmen, nicht mal auf sich selbst.
Dass so was keine achtzig Jahre gut gehen konnte, dafür sorgte irgendwann der Lungenkrebs.
Vielleicht war die Zigarette in der Hand das Beständigste in seinem Leben gewesen, jetzt wurde sie sein Verhängnis. Immerhin starb er im Herbst und nicht im Frühling, was ihm wohl schwergefallen wäre, wie er einmal schrieb. Und er bestimmte auch noch, wo er begraben liegen wollte: auf einer Insel, die ihm in seinen letzten Jahren zur Wahlheimat geworden war.
(…) So erzählte er von Himmel und Hoffnung, aber auch von Hohn und Hass. Und von der Liebe, von ihrem Anfang wie auch ihrem Scheitern – und davon, dass die Ehe der Tod der Liebe sei: »Ich weiß, dass diese nächste Liebe die nächste Niederlage sein wird…«
Solche Sätze machten ihn berühmt. Dazu kam seine Art, sie vorzutragen, manchmal entwaffnend kindlich und ungestüm, sodass man die verletzliche Seele ahnen konnte. Und dann, als sich alle seine Träume erfüllt zu haben schienen, reichte es ihm – und er verkündete einen weiteren Abschied, diesmal vom Publikum. Trat wieder mal die Flucht an, raus aus dem Gewohnten, rein ins Ungewisse.
Ein paar Jahre zuvor hatte er übrigens einen seiner größten Erfolge gefeiert – mit einem Poem, in dem sich einer mit Galgenhumor darüber mokiert, was für scheinheilige Töne am Tag seiner Beerdigung alle Welt auf ihn anstimmen wird.“ (F.D.)
*
Ein Kollege schrieb über ihn:
"Letztlich glaube ich, dass, was auch immer er sagt, er hat alle Menschen liebt. Er ist sehr großzügig, aber er tut alles, um es zu verstecken. Er ist B…., aber er ist viel mehr ein Südländer. Er muss auf den Tisch hauen, wenn er zornig ist, und wenn er sagt, dass er jemanden umarmt, dann muss er seine Arme weit öffnen."
Das war auf das Grab bezogen, das er sich auf einer fernen Insel gewünscht - und bekommen hat. Auf welcher?
stellt vor - und fragt: Wer ist hier gesucht:
Leben von Frauen und Männern als "poetae":
Dieser Text ist fast unverändert heute in einer Zeitung zu finden (die Auflösung steht dort also noch nicht..):
"... hatte er Frau und drei kleine Kinder eines Tages verlassen. Und damit auch die Stadt seiner Kindheit, »in der alles nach Straßenbahn roch und es immerzu regnete«. Zwar war er, als der Erfolg sich einstellte, später hin und wieder bei den Seinen aufgetaucht wie ein ferner Verwandter – aber meist lebte er doch ohne die Familie, mit Affären und Abenteuern, ein Verführer und rastlos Reisender."
Und so "... strahlte er auch mit jeder Körperfaser aus: diese wilde Entschlossenheit, die Tage und die Nächte in sich aufzusaugen und dabei keine Rücksicht zu nehmen, nicht mal auf sich selbst.
Dass so was keine achtzig Jahre gut gehen konnte, dafür sorgte irgendwann der Lungenkrebs.
Vielleicht war die Zigarette in der Hand das Beständigste in seinem Leben gewesen, jetzt wurde sie sein Verhängnis. Immerhin starb er im Herbst und nicht im Frühling, was ihm wohl schwergefallen wäre, wie er einmal schrieb. Und er bestimmte auch noch, wo er begraben liegen wollte: auf einer Insel, die ihm in seinen letzten Jahren zur Wahlheimat geworden war.
(…) So erzählte er von Himmel und Hoffnung, aber auch von Hohn und Hass. Und von der Liebe, von ihrem Anfang wie auch ihrem Scheitern – und davon, dass die Ehe der Tod der Liebe sei: »Ich weiß, dass diese nächste Liebe die nächste Niederlage sein wird…«
Solche Sätze machten ihn berühmt. Dazu kam seine Art, sie vorzutragen, manchmal entwaffnend kindlich und ungestüm, sodass man die verletzliche Seele ahnen konnte. Und dann, als sich alle seine Träume erfüllt zu haben schienen, reichte es ihm – und er verkündete einen weiteren Abschied, diesmal vom Publikum. Trat wieder mal die Flucht an, raus aus dem Gewohnten, rein ins Ungewisse.
Ein paar Jahre zuvor hatte er übrigens einen seiner größten Erfolge gefeiert – mit einem Poem, in dem sich einer mit Galgenhumor darüber mokiert, was für scheinheilige Töne am Tag seiner Beerdigung alle Welt auf ihn anstimmen wird.“ (F.D.)
*
Ein Kollege schrieb über ihn:
"Letztlich glaube ich, dass, was auch immer er sagt, er hat alle Menschen liebt. Er ist sehr großzügig, aber er tut alles, um es zu verstecken. Er ist B…., aber er ist viel mehr ein Südländer. Er muss auf den Tisch hauen, wenn er zornig ist, und wenn er sagt, dass er jemanden umarmt, dann muss er seine Arme weit öffnen."
Das war auf das Grab bezogen, das er sich auf einer fernen Insel gewünscht - und bekommen hat. Auf welcher?
Er ist auf der Insel Hiva Oa in Französisch-Polynesien begraben, nur wenige Meter entfernt vom Grab Paul Gauguins.
Er ist: Jacques_Brel
--
chris
Re: Vitae P O E T A R U M
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Ja, chris, prima!
Wer den vollständigen Text von Franke Döhring aus der heutigen ZEIT nachlesen, s. TIPP!
Der hinzugefügte Text war von Georges Brassens:
„Letztlich glaube ich, dass, was auch immer er sagt, Jacques Brel alle Menschen liebt. Er ist sehr großzügig, aber er tut alles, um es zu verstecken. Er ist Belgier, aber er ist viel mehr ein Südländer. Er muss auf den Tisch hauen, wenn er zornig ist, und wenn er sagt, dass er jemanden umarmt, dann muss er seine Arme weit öffnen.“
**
--
hubertine
Wer den vollständigen Text von Franke Döhring aus der heutigen ZEIT nachlesen, s. TIPP!
Der hinzugefügte Text war von Georges Brassens:
„Letztlich glaube ich, dass, was auch immer er sagt, Jacques Brel alle Menschen liebt. Er ist sehr großzügig, aber er tut alles, um es zu verstecken. Er ist Belgier, aber er ist viel mehr ein Südländer. Er muss auf den Tisch hauen, wenn er zornig ist, und wenn er sagt, dass er jemanden umarmt, dann muss er seine Arme weit öffnen.“
**
--
hubertine
Re: Vitae P O E T A R U M
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Gesucht wird hier ein Denker, ein Kulturschaffender, der nicht im strengen Poet war - aber ein Dichter- und Dichtungsfreund... -
Ich zitiere nur das "Postscriptum" zu einem Brief von 1922 an einen berühmten POETAE; der Text sagt mir mehr aus als einige Glaubens- oder Lebensbekenntnisse von Wissenschaftlern, Theologen - oder Kirchen oder Sekten:
P. S.:
Meiner Natur ist alles entgegen, was teilt, zerlegt, auseinanderstrebt, alles, was die Zahl an Stelle des ununterbrochen fließenden Lebens setzt, alles Errechnete. Daher seit meiner Kindheit eine ausgeprägte Abneigung gegen die Technik.
Ich kann Ihnen das Gefühl schwer schildern, das mich überfiel, als ich in der Schulzeit zum ersten Mal ein Laboratorium betrat: Prothesen, Säuren und Laugen.
Und doch werden wir, gefangen in unserer Generation, von der Technik und mit der Technik leben müssen. Wir werden gezwungen sein, eine gewaltige Anstrengung gegen uns selbst durchzuführen, um uns einer völlig dominierenden technischen Wirklichkeit anzupassen. Als Kind erschien es mir, die Hölle sei los, ihrer finstern Leidenschaft entsprächen alle diese ersonnenen, unaufhaltsam sich steigernden Verlängerungen und Projektionen der physischen Leistung des Menschen, die schließlich zur Zerstörung führen müssen. Vielleicht wird man eines Tages auf andere Sterne fliegen können und dann? Und wenn man dabei seine Seele verlieren sollte? Fortan wird es möglich sein, die Macht des bösen Begehrens, des verderblichen Herrschtriebes ins Grenzenlose zu steigern.
Die Mittel, unsere Welt zu zerstören, werden in den Händen von ganz wenigen liegen, und es gibt für mich keinen zwingenden Grund, der mich verhindern könnte anzunehmen, daß diese wenigen satanisch kluge politische Erfolgsmenschen sein könnten, natürlich in Schafspelze gehüllt, triefend von zwingender Modeethik, begabt mit der Schaffung von Hypnoseformen, durch welche dann alle Erscheinungen für die "Peter Squentze" der mittleren Welt mundgerecht verzaubert werden.
Noch ein Krieg und wir werden unter dem Druck der Angst, des Hasses, des Zorns Zerstörungsmittel ersinnen, die uns dann endlich die furchtbare Antwort der von uns so umworbenen Materie geben werden. Einmal über Nacht wird alles nur noch nackte Gewalt sein, nur noch entfesselte Kraft. Aber auch hier hineinbrechen wird man mit dem Optimismus irdischer Paradiese, man wird sie mit moralischen Argumenten beschönigen, so lange bis es dann auch den selbstgerechten Schwindlern das Mundwerk verschlägt.
Oder glauben Sie [Anrede an den Briefpartner], daß mit dem Bewußtwerden der Gefahr der Urtrieb des Menschen, zu siegen und im Siege moralisch triumphieren zu dürfen, endlich einmal hinter den Selbsterhaltungstrieb zurücktreten wird?
Ja, es klingt nach Sigmund Freud - aber der Psychoanalytiker ist es nicht...
Wer ist dieser Autor?
Diesen Briefwechsel mit dem schon toten Poeten gab der Verfasser 1956 zuerst heraus.
--
hubertine
Ich zitiere nur das "Postscriptum" zu einem Brief von 1922 an einen berühmten POETAE; der Text sagt mir mehr aus als einige Glaubens- oder Lebensbekenntnisse von Wissenschaftlern, Theologen - oder Kirchen oder Sekten:
P. S.:
Meiner Natur ist alles entgegen, was teilt, zerlegt, auseinanderstrebt, alles, was die Zahl an Stelle des ununterbrochen fließenden Lebens setzt, alles Errechnete. Daher seit meiner Kindheit eine ausgeprägte Abneigung gegen die Technik.
Ich kann Ihnen das Gefühl schwer schildern, das mich überfiel, als ich in der Schulzeit zum ersten Mal ein Laboratorium betrat: Prothesen, Säuren und Laugen.
Und doch werden wir, gefangen in unserer Generation, von der Technik und mit der Technik leben müssen. Wir werden gezwungen sein, eine gewaltige Anstrengung gegen uns selbst durchzuführen, um uns einer völlig dominierenden technischen Wirklichkeit anzupassen. Als Kind erschien es mir, die Hölle sei los, ihrer finstern Leidenschaft entsprächen alle diese ersonnenen, unaufhaltsam sich steigernden Verlängerungen und Projektionen der physischen Leistung des Menschen, die schließlich zur Zerstörung führen müssen. Vielleicht wird man eines Tages auf andere Sterne fliegen können und dann? Und wenn man dabei seine Seele verlieren sollte? Fortan wird es möglich sein, die Macht des bösen Begehrens, des verderblichen Herrschtriebes ins Grenzenlose zu steigern.
Die Mittel, unsere Welt zu zerstören, werden in den Händen von ganz wenigen liegen, und es gibt für mich keinen zwingenden Grund, der mich verhindern könnte anzunehmen, daß diese wenigen satanisch kluge politische Erfolgsmenschen sein könnten, natürlich in Schafspelze gehüllt, triefend von zwingender Modeethik, begabt mit der Schaffung von Hypnoseformen, durch welche dann alle Erscheinungen für die "Peter Squentze" der mittleren Welt mundgerecht verzaubert werden.
Noch ein Krieg und wir werden unter dem Druck der Angst, des Hasses, des Zorns Zerstörungsmittel ersinnen, die uns dann endlich die furchtbare Antwort der von uns so umworbenen Materie geben werden. Einmal über Nacht wird alles nur noch nackte Gewalt sein, nur noch entfesselte Kraft. Aber auch hier hineinbrechen wird man mit dem Optimismus irdischer Paradiese, man wird sie mit moralischen Argumenten beschönigen, so lange bis es dann auch den selbstgerechten Schwindlern das Mundwerk verschlägt.
Oder glauben Sie [Anrede an den Briefpartner], daß mit dem Bewußtwerden der Gefahr der Urtrieb des Menschen, zu siegen und im Siege moralisch triumphieren zu dürfen, endlich einmal hinter den Selbsterhaltungstrieb zurücktreten wird?
Ja, es klingt nach Sigmund Freud - aber der Psychoanalytiker ist es nicht...
Wer ist dieser Autor?
Diesen Briefwechsel mit dem schon toten Poeten gab der Verfasser 1956 zuerst heraus.
--
hubertine
Die Lösung steht hier im St:
Justitia antwortete am 31.10.03 (21:46):
Carl Jakob Burckhardt( *10. 9. 1891 Basel, 4. 3. 1974 Genf)
Er entstammte einer alteingesessenen Baseler Gelehrtenfamilie, wuchs B. in der Tradition des Bildungsbürgertums auf. Studium der Geschichte, Philoso-phie und Literatur in Basel, München, Göttingen und Zürich, Promotion zum Dr. phil., Eintritt in den diplomatischen Dienst. 1918-21 Attaché an der Schweizer Gesandtschaft in Wien, dort Beginn der Freundschaft mit Hofmannsthal, die bis zu dessen Tod (1929), anhielt. 1927-32 Privatdozent und Prof. in Zürich, 1932-37 und 1939-45 Prof. für Neuere Geschichte in Genf, 1937-49 Völkerbundkommissar in Danzig, 1944-47 Präsident des Internationalen Roten Kreuzes, 1945-49 Schweizer Gesandter in Paris. 1950 Hamburger Goethe-Preis.
--
chris
Re: Vitae P O E T A R U M
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Schlaue iustitia!
Den Eintrag des Textes hatte ich nicht entdeckt, als ich den Text "gugelte", wie Miriam so schön schreibt!
Morgen kann's weitergehen, mit Poetinnen und Poeten!
--
hubertine
Den Eintrag des Textes hatte ich nicht entdeckt, als ich den Text "gugelte", wie Miriam so schön schreibt!
Morgen kann's weitergehen, mit Poetinnen und Poeten!
--
hubertine
Re: Vitae P O E T A R U M
geschrieben von ehemaliges Mitglied
http://www.ursula.nl/duits/felix.gif[/img]
[i]Mein Katerchen Eduard hat auch eine Frage ausgedacht; er war auf einer Dichterlesung und hat da zugehört:
Heute:
Ein Denker und Stilist und ein Politiker, der kürzlich eine politische Hure genannt wurde...
In seiner Genauigkeit eindrucksvolle Kleinporträt liefert ein bekannter Reiseschriftsteller; hier in diesem Fall von einem Politiker - namens Sch. - vor der Bundestagswahl 1998.
„Er kam zu meinem Vortrag über Russland.
Er strahlte große Energie aus, eine innere biologische Kraft, eine unermüdliche, rastlose Triebkraft.
Durchschnittliche Menschen scharen sich um solche Gestalten, weil ihnen diese die beruhigende Gewissheit verleihen, sie würden "es schon schaukeln!". Er wird es für uns und, was mindestens ebenso wichtig ist, an unserer Stelle schaukeln.
Sch. ist gut gebaut, elegant (ein diskretes, doch sichtbares Make-up), mit den Bewegungen eines selbstsicheren Menschen, der soeben einen Sieg errungen, etwas erreicht hat. Er war nur für eines zugänglich: für die Bitten, Zurufe, ja Anweisungen der Fotoreporter und Kameraleute vom Fernsehen. Auf ihren Befehl stellte er sich seitlich hin, dann wieder en face, einmal sah er ernst drein, dann nachdenklich, und schließlich lächelte er, genau so, wie ihn die knipsende und drängende Meute in ihren Objektiven sehen wollte. Ein ideales, williges und fotogenes Objekt.“
*
Wer beschreibt und charakterisiert hier wen?
Erwartet wird nicht die ganze Vita dieses Reiseschriftstellers; aber vielleicht eine Prognose, für welches (Heimat-)Land er in den nächsten Jahren den Literatur-Nobelpreis erhalten könnte.
--
hubertine
[i]Mein Katerchen Eduard hat auch eine Frage ausgedacht; er war auf einer Dichterlesung und hat da zugehört:
Heute:
Ein Denker und Stilist und ein Politiker, der kürzlich eine politische Hure genannt wurde...
In seiner Genauigkeit eindrucksvolle Kleinporträt liefert ein bekannter Reiseschriftsteller; hier in diesem Fall von einem Politiker - namens Sch. - vor der Bundestagswahl 1998.
„Er kam zu meinem Vortrag über Russland.
Er strahlte große Energie aus, eine innere biologische Kraft, eine unermüdliche, rastlose Triebkraft.
Durchschnittliche Menschen scharen sich um solche Gestalten, weil ihnen diese die beruhigende Gewissheit verleihen, sie würden "es schon schaukeln!". Er wird es für uns und, was mindestens ebenso wichtig ist, an unserer Stelle schaukeln.
Sch. ist gut gebaut, elegant (ein diskretes, doch sichtbares Make-up), mit den Bewegungen eines selbstsicheren Menschen, der soeben einen Sieg errungen, etwas erreicht hat. Er war nur für eines zugänglich: für die Bitten, Zurufe, ja Anweisungen der Fotoreporter und Kameraleute vom Fernsehen. Auf ihren Befehl stellte er sich seitlich hin, dann wieder en face, einmal sah er ernst drein, dann nachdenklich, und schließlich lächelte er, genau so, wie ihn die knipsende und drängende Meute in ihren Objektiven sehen wollte. Ein ideales, williges und fotogenes Objekt.“
*
Wer beschreibt und charakterisiert hier wen?
Erwartet wird nicht die ganze Vita dieses Reiseschriftstellers; aber vielleicht eine Prognose, für welches (Heimat-)Land er in den nächsten Jahren den Literatur-Nobelpreis erhalten könnte.
--
hubertine
unverkennbar der "schönste Gerhard überhaupt".....)
Und der künftige eventuelle Nobelpreisträger?? she. Linktipp!
--
enigma
....
sorry, das war jetzt etwas unfair von mir, weil ich es genau wusste.
Das Thema hatten wir irgendwann mal im "Klassischen Forum" - und ich habe mich sofort daran erinnert.
PS
Grüße jedenfalls an das Katerchen Eduard ... und er soll nicht böse sein
--
enigma
sorry, das war jetzt etwas unfair von mir, weil ich es genau wusste.
Das Thema hatten wir irgendwann mal im "Klassischen Forum" - und ich habe mich sofort daran erinnert.
PS
Grüße jedenfalls an das Katerchen Eduard ... und er soll nicht böse sein
--
enigma
Re: Vitae P O E T A R U M
geschrieben von ehemaliges Mitglied
http://www.ursula.nl/duits/felix.gif[/img]
...hm – war ja flott, die „Rätsel“-Dame! - Pardon, kann ja nicht selber lesen; da hab ich mir eine aktuelle Datei gepackt; der Begriff „politische Nutte“ war so verführerisch; ist aber nix für ein ausgemachtes, nicht domestizierbares Katzenviech! -
Da soll der Magister selber "zugreifen"; wie er mir sagte, in originaler Orthographie des Bittstellers!
……, den 3. Juni 1843
Pfarrer ..., auf ein Neues erkrankt,
bittet unterthänigst um allergnädigste
Enthebung von dem Pfarramt und
Pensionirung auf unbestimmte Zeit.
KÖNIGLICHE MAJESTAET!
Durch einen Erlaß des KÖNIGLICHEN hochpreislichen Consistoriums vom 29. November vorigen Jahrs wurde ich für den Fall, daß ich meine Stelle noch immer nicht ohne Gehilfen sollte versehen können, aufgefordert, um Pensionirung bis zu meiner Wiederherstellung allerunterthänigst zu bitten. Da ich jedoch das Amt mit heurigem Frühling allein zu übernehmen mir getraute und nur über die Wintermonate noch einen Vikar mir erbat, so wurde diesem Gesuch in der Voraussetzung entsprochen, daß ich mein Vorhaben alsdann um so gewißer würde vollziehen können. Ich fuhr sonach fort, mich neben meinem Gehilfen in allen Theilen des Amtes zu üben und zwar, einige kleinere Anstöße meiner Gesundheit abgerechnet, im Ganzen nicht unglücklich und guter Hoffnung voll. Allein die leztre trübte sich, nachdem ich erst wieder allein stand, sehr bald. Ein allgemeines Schwächegefühl, das mich seit Jahren eigentlich nie verlassen hat und sich bei jeder Art von länger fortgesezter Anstrengung, vornemlich bei der physisch geistigen der öffentlichen Rede zeigte, ist kürzlich in Folge meiner neu übernommenen ungetheilten Amtsthätigkeit, in erhöhtem Grade eingetreten. Vermehrter Blutandrang nach dem Kopfe, Schwindel, Kopfschmerz, ein heftiges, nicht selten die Sprache hinderndes Herzklopfen und gegen das Ende ein auffallender Nachlaß der Kräfte waren die Anzeigen, die meine neuesten Vorträge und kirchlichen Verrichtungen theils begleiteten, theils ihnen folgten; besonders auch macht eine, mehr nur im Anfang meiner Krankheit bemerklich gewesene Schwäche der rechten Seite des Körpers, zumal im Fuße, sich neuerdings wieder sehr fühlbar. Bei meiner lezten Katechisation und Taufhandlung, nachdem ich für die Vormittagspredigt bereits die Hilfe eines benachbarten Geistlichen hatte in Anspruch nehmen müssen, ward mir so schlimm, daß die Gemeinde sowohl als ich selber jeden Augenblick mein Umsinken erwartete. Unter solchen Umständen bin ich nun freilich nicht nur für die nächste Zeit zu allen Geschäften unfähig, sondern ich sehe nach den gemachten Erfahrungen ein, daß, wenn auch, wie ich hoffe, mein gegenwärtig verschlimmerter KrankheitsZustand ein vorübergehender ist und auf diejenige mittlere Stufe der Besserung zurückzuführen seyn wird, auf welcher ich mich noch bis vor wenigen Wochen erhielt, ein wiederholter Versuch, meinem Beruf selbständig nachzukommen, bevor das Grundübel gehoben ist, einen gleichen, wo nicht einen weit nachtheiligern Erfolg haben würde; ich sehe ein, daß mir im leztern Fall durch ein noch schwereres Erkranken alle Aussicht, der Kirche noch einmal zu dienen, ja auch nur meine Existenz auf erträgliche Art zu erhalten, für immerdar geraubt wäre.
Nachdem ich auf das Neue in mein Amt hineingegangen war, mit ganzem und redlichem Willen, und, setze ich nicht ohne Grund hinzu, mit einer innerlich entschiedenen Liebe zur Sache, - wie ich mir selbst und jeder der mir näher steht, auch sicherlich meine Gemeinde, gewissenhaft das Zeugniß geben kann -, so finde ich mich nun in meiner anfänglichen Hoffnung zwar schmerzlich getäuscht und kann die Nothwendigkeit einer gänzlichen Änderung meiner bisherigen Verhältnisse, wobei nur in Einer Rücksicht, der gesundheitlichen, etwas für mich zu gewinnen, in jeder andern aber nur zu verlieren ist, nicht anders als beklagen. Doch eben das Bewußtseyn, mit Aufbietung aller meiner Kräfte das Meinige gethan zu haben, macht es mir möglich, mit größerer Ruhe, als ich sonst könnte, auf meine derzeit sehr ungewiße Lage hinzublicken, und mich an die Großmuth Eurer KÖNIGLICHEN MAJESTAET mit unbegränztem Vertrauen ehrfurchtsvollst zu wenden.
Ich bin ohne Vermögen, und habe an den Opfern, die ich meiner Familie als Sohn und als Bruder gebracht, noch jezt zu tragen. Ob und in wie weit ich im Stande seyn werde, künftig, neben der Sorge für meine körperliche Wiederherstellung, durch Privatarbeiten etwas für meine Subsistenz zu thun, ist höchst zweifelhaft. In dem nächsten Jahre habe ich mir davon entweder Nichts, oder, mit Benützung einzelner Stunden, nur sehr wenig zu versprechen.
Nach dieser ganzen, der lautersten Wahrheit gemäßen, Darstellung, und unter Beilegung eines ärztlichen Zeugnisses, wage ich denn, Eurer KÖNIGLICHEN MAJESTÄT die Bitte um gnädigste Enthebung vom PredigtAmt und huldvolle Verleihung einer Pension unterthänigst zu Füßen zu legen.
In tiefster Ehrfurcht verharrend EURER KÖNIGLICHEN MAJESTÄT
allerunterthänigst
treugehorsamster
(…), Pfarrer.
[i](Selbstverfaßt.)
*
http://www.ursula.nl/duits/felix.gif[/img]
[i]"Miauz - wenn der Text wieder irgendwo als Eingabe steht, sollte sich mein Master die Indexwerte auf einer genormten Alzheimer-Kurve genauer studieren - oder besser "Gugeln" lernen!
--
hubertine
...hm – war ja flott, die „Rätsel“-Dame! - Pardon, kann ja nicht selber lesen; da hab ich mir eine aktuelle Datei gepackt; der Begriff „politische Nutte“ war so verführerisch; ist aber nix für ein ausgemachtes, nicht domestizierbares Katzenviech! -
Da soll der Magister selber "zugreifen"; wie er mir sagte, in originaler Orthographie des Bittstellers!
……, den 3. Juni 1843
Pfarrer ..., auf ein Neues erkrankt,
bittet unterthänigst um allergnädigste
Enthebung von dem Pfarramt und
Pensionirung auf unbestimmte Zeit.
KÖNIGLICHE MAJESTAET!
Durch einen Erlaß des KÖNIGLICHEN hochpreislichen Consistoriums vom 29. November vorigen Jahrs wurde ich für den Fall, daß ich meine Stelle noch immer nicht ohne Gehilfen sollte versehen können, aufgefordert, um Pensionirung bis zu meiner Wiederherstellung allerunterthänigst zu bitten. Da ich jedoch das Amt mit heurigem Frühling allein zu übernehmen mir getraute und nur über die Wintermonate noch einen Vikar mir erbat, so wurde diesem Gesuch in der Voraussetzung entsprochen, daß ich mein Vorhaben alsdann um so gewißer würde vollziehen können. Ich fuhr sonach fort, mich neben meinem Gehilfen in allen Theilen des Amtes zu üben und zwar, einige kleinere Anstöße meiner Gesundheit abgerechnet, im Ganzen nicht unglücklich und guter Hoffnung voll. Allein die leztre trübte sich, nachdem ich erst wieder allein stand, sehr bald. Ein allgemeines Schwächegefühl, das mich seit Jahren eigentlich nie verlassen hat und sich bei jeder Art von länger fortgesezter Anstrengung, vornemlich bei der physisch geistigen der öffentlichen Rede zeigte, ist kürzlich in Folge meiner neu übernommenen ungetheilten Amtsthätigkeit, in erhöhtem Grade eingetreten. Vermehrter Blutandrang nach dem Kopfe, Schwindel, Kopfschmerz, ein heftiges, nicht selten die Sprache hinderndes Herzklopfen und gegen das Ende ein auffallender Nachlaß der Kräfte waren die Anzeigen, die meine neuesten Vorträge und kirchlichen Verrichtungen theils begleiteten, theils ihnen folgten; besonders auch macht eine, mehr nur im Anfang meiner Krankheit bemerklich gewesene Schwäche der rechten Seite des Körpers, zumal im Fuße, sich neuerdings wieder sehr fühlbar. Bei meiner lezten Katechisation und Taufhandlung, nachdem ich für die Vormittagspredigt bereits die Hilfe eines benachbarten Geistlichen hatte in Anspruch nehmen müssen, ward mir so schlimm, daß die Gemeinde sowohl als ich selber jeden Augenblick mein Umsinken erwartete. Unter solchen Umständen bin ich nun freilich nicht nur für die nächste Zeit zu allen Geschäften unfähig, sondern ich sehe nach den gemachten Erfahrungen ein, daß, wenn auch, wie ich hoffe, mein gegenwärtig verschlimmerter KrankheitsZustand ein vorübergehender ist und auf diejenige mittlere Stufe der Besserung zurückzuführen seyn wird, auf welcher ich mich noch bis vor wenigen Wochen erhielt, ein wiederholter Versuch, meinem Beruf selbständig nachzukommen, bevor das Grundübel gehoben ist, einen gleichen, wo nicht einen weit nachtheiligern Erfolg haben würde; ich sehe ein, daß mir im leztern Fall durch ein noch schwereres Erkranken alle Aussicht, der Kirche noch einmal zu dienen, ja auch nur meine Existenz auf erträgliche Art zu erhalten, für immerdar geraubt wäre.
Nachdem ich auf das Neue in mein Amt hineingegangen war, mit ganzem und redlichem Willen, und, setze ich nicht ohne Grund hinzu, mit einer innerlich entschiedenen Liebe zur Sache, - wie ich mir selbst und jeder der mir näher steht, auch sicherlich meine Gemeinde, gewissenhaft das Zeugniß geben kann -, so finde ich mich nun in meiner anfänglichen Hoffnung zwar schmerzlich getäuscht und kann die Nothwendigkeit einer gänzlichen Änderung meiner bisherigen Verhältnisse, wobei nur in Einer Rücksicht, der gesundheitlichen, etwas für mich zu gewinnen, in jeder andern aber nur zu verlieren ist, nicht anders als beklagen. Doch eben das Bewußtseyn, mit Aufbietung aller meiner Kräfte das Meinige gethan zu haben, macht es mir möglich, mit größerer Ruhe, als ich sonst könnte, auf meine derzeit sehr ungewiße Lage hinzublicken, und mich an die Großmuth Eurer KÖNIGLICHEN MAJESTAET mit unbegränztem Vertrauen ehrfurchtsvollst zu wenden.
Ich bin ohne Vermögen, und habe an den Opfern, die ich meiner Familie als Sohn und als Bruder gebracht, noch jezt zu tragen. Ob und in wie weit ich im Stande seyn werde, künftig, neben der Sorge für meine körperliche Wiederherstellung, durch Privatarbeiten etwas für meine Subsistenz zu thun, ist höchst zweifelhaft. In dem nächsten Jahre habe ich mir davon entweder Nichts, oder, mit Benützung einzelner Stunden, nur sehr wenig zu versprechen.
Nach dieser ganzen, der lautersten Wahrheit gemäßen, Darstellung, und unter Beilegung eines ärztlichen Zeugnisses, wage ich denn, Eurer KÖNIGLICHEN MAJESTÄT die Bitte um gnädigste Enthebung vom PredigtAmt und huldvolle Verleihung einer Pension unterthänigst zu Füßen zu legen.
In tiefster Ehrfurcht verharrend EURER KÖNIGLICHEN MAJESTÄT
allerunterthänigst
treugehorsamster
(…), Pfarrer.
[i](Selbstverfaßt.)
*
http://www.ursula.nl/duits/felix.gif[/img]
[i]"Miauz - wenn der Text wieder irgendwo als Eingabe steht, sollte sich mein Master die Indexwerte auf einer genormten Alzheimer-Kurve genauer studieren - oder besser "Gugeln" lernen!
--
hubertine