Literatur Vergessene Dichter und Gedichte
Die Silberquelle
Hast liebes Mädchen frisch und jung,
du jenen Mann gesehn,
in heißem Durst nach Labetrunk
zur kühlen Quelle gehn?
Voll Sehnsucht bog er ihr sein Knie,
und Göttin, Göttin nannt er sie.
Und als sie seinen Durst gestillt
mit ihrem süßen Trank,
und neubelebt und krafterfüllt
er ihr zu Füßen sank.
Da schlief er ein und ohne Dank
trug ihn hinweg ein loser Gang.
O Mädchen, wie die Quelle rein,
unschuldig, frisch und schön,
ach laß es nicht dein Schicksal sein,
laß nie dirs also gehn,
daß, wenn du andere erfreust,
du selbst die Tränenquelle seist.
(Thomas Carew - 1598-1639)
Medea
Hast liebes Mädchen frisch und jung,
du jenen Mann gesehn,
in heißem Durst nach Labetrunk
zur kühlen Quelle gehn?
Voll Sehnsucht bog er ihr sein Knie,
und Göttin, Göttin nannt er sie.
Und als sie seinen Durst gestillt
mit ihrem süßen Trank,
und neubelebt und krafterfüllt
er ihr zu Füßen sank.
Da schlief er ein und ohne Dank
trug ihn hinweg ein loser Gang.
O Mädchen, wie die Quelle rein,
unschuldig, frisch und schön,
ach laß es nicht dein Schicksal sein,
laß nie dirs also gehn,
daß, wenn du andere erfreust,
du selbst die Tränenquelle seist.
(Thomas Carew - 1598-1639)
Medea
Hallo Media und Yankee,
Ihr habt ja fleißig interessante Sachen eingestellt.
Da will ich mich doch bemühen, auch den bereits vorhandenen Fundus noch etwas aufzustocken:
Einer Unbekannten
In diesem Traurigsein,
das Leben heißt,
kann einer fremden Lampe Schein
oft wie ein stilles Grüßen sein
von Geist zu Geist.
Und eines Menschen Angesicht,
das kaum man kennt,
kann rührend sein wie ein Gedicht
und tröstend wie ein leises Licht,
das tief im Dämmer brennt.
Anton Wildgans
1881-1932
Gruß
--
enigma
Ihr habt ja fleißig interessante Sachen eingestellt.
Da will ich mich doch bemühen, auch den bereits vorhandenen Fundus noch etwas aufzustocken:
Einer Unbekannten
In diesem Traurigsein,
das Leben heißt,
kann einer fremden Lampe Schein
oft wie ein stilles Grüßen sein
von Geist zu Geist.
Und eines Menschen Angesicht,
das kaum man kennt,
kann rührend sein wie ein Gedicht
und tröstend wie ein leises Licht,
das tief im Dämmer brennt.
Anton Wildgans
1881-1932
Gruß
--
enigma
Sorry Medea,
da hatte ich doch Deinen Nick durch einen falschen Buchstaben verunstaltet und habe es erst bemerkt, als die Zeit für die Bearbeitung vorbei war.
Noch ein anderes Gedicht:
Frühlingsliebe
Ich stand, ein dürrer Baum,
Vom Winterfrost entlaubet,
Im eingehegten Raum,
All meines Schmucks beraubet;
Da hat mit lindem Kusse
Mich Liebeslenz berührt,
Und mit dem süßen Gruße
Mir Leben zugeführt!
Und alle Knospen, seht,
Sie sind nun aufgeweht,
Und überdeckt mit Blüthen
Steh' ich in Maienpracht,
Vom Licht hell angelacht,
Und möcht' mit allen Zweigen
Mich hin zur Liebsten neigen! –
Sie steht, ein andrer Baum,
Entfernt im Gartenraum,
Am Tage ist sie still,
Doch kommt die Nacht, im Düstern
Hör' ich sie leise flüstern,
Und frage, was sie will?
Da, durch die kühle Ruh',
Haucht sie mir lispelnd zu:
»Fühlst Du wie ich ein Sehnen,
Fühlst Du der Trennung Harm?
Fühlst Du wie ich ein Drängen,
Am Herzen Herz zu hängen,
Am Arm verstrickt in Arm?«
Und wie wir kosen, klagen,
Und Eins dem Andern sagen,
Wie wir, so nah' uns gern,
Doch immerdar so fern:
Da hebt sich sanft und lind
Ein Lüftchen, und wir lauschen
Entzückt dem süßen Rauschen!
Und Lüftchen eilt geschwind,
Auf seinen Schwingen bringt
Den Staub es meiner Blumen
Zu Liebchens Heiligthumen,
Und süßer Schauer dringt
Vom Stamm nach allen Zweigen!
»Mein bist Du!« rauscht es nieder –
»Und ewig ich Deineigen!«
So tönt es hin und wieder;
Und Thrän' auf Thräne hell,
Die wir entzücket weinen,
Wir sehen sie versteinen
Zu duft'gem Harze schnell! –
Die Sterne aber sehen
In wonnesel'ger Nacht
Die zarteste der Ehen
Geheimnisreich vollbracht! –
Joseph Christian Freiherr von Zedlitz
Na dann......
Gruß
--
enigma
da hatte ich doch Deinen Nick durch einen falschen Buchstaben verunstaltet und habe es erst bemerkt, als die Zeit für die Bearbeitung vorbei war.
Noch ein anderes Gedicht:
Frühlingsliebe
Ich stand, ein dürrer Baum,
Vom Winterfrost entlaubet,
Im eingehegten Raum,
All meines Schmucks beraubet;
Da hat mit lindem Kusse
Mich Liebeslenz berührt,
Und mit dem süßen Gruße
Mir Leben zugeführt!
Und alle Knospen, seht,
Sie sind nun aufgeweht,
Und überdeckt mit Blüthen
Steh' ich in Maienpracht,
Vom Licht hell angelacht,
Und möcht' mit allen Zweigen
Mich hin zur Liebsten neigen! –
Sie steht, ein andrer Baum,
Entfernt im Gartenraum,
Am Tage ist sie still,
Doch kommt die Nacht, im Düstern
Hör' ich sie leise flüstern,
Und frage, was sie will?
Da, durch die kühle Ruh',
Haucht sie mir lispelnd zu:
»Fühlst Du wie ich ein Sehnen,
Fühlst Du der Trennung Harm?
Fühlst Du wie ich ein Drängen,
Am Herzen Herz zu hängen,
Am Arm verstrickt in Arm?«
Und wie wir kosen, klagen,
Und Eins dem Andern sagen,
Wie wir, so nah' uns gern,
Doch immerdar so fern:
Da hebt sich sanft und lind
Ein Lüftchen, und wir lauschen
Entzückt dem süßen Rauschen!
Und Lüftchen eilt geschwind,
Auf seinen Schwingen bringt
Den Staub es meiner Blumen
Zu Liebchens Heiligthumen,
Und süßer Schauer dringt
Vom Stamm nach allen Zweigen!
»Mein bist Du!« rauscht es nieder –
»Und ewig ich Deineigen!«
So tönt es hin und wieder;
Und Thrän' auf Thräne hell,
Die wir entzücket weinen,
Wir sehen sie versteinen
Zu duft'gem Harze schnell! –
Die Sterne aber sehen
In wonnesel'ger Nacht
Die zarteste der Ehen
Geheimnisreich vollbracht! –
Joseph Christian Freiherr von Zedlitz
Na dann......
Gruß
--
enigma
ein profanes Hallo und einen guten Sonntag...
wie schön, wenn man echte Liebe und Ehe sehen und lyrisch so fein ausdrücken kann, wenn Bäume rauschen und wispern, ihren Staub fliegen lassen... - so schöne Gedichte habe ich noch nie gelesen, freu...
--
britt
wie schön, wenn man echte Liebe und Ehe sehen und lyrisch so fein ausdrücken kann, wenn Bäume rauschen und wispern, ihren Staub fliegen lassen... - so schöne Gedichte habe ich noch nie gelesen, freu...
--
britt
Der Traum
Er kam von Nirgendwo, er nahm mir leise
der Dinge Metermaß und Stundenglas
und gab mir, was ich lange schon vergaß,
zurück in wundersam verzerrter Weise:
Was einst ich stammelnd schrieb zu deinem Preise,
wird nun ein Jauchzen ohne Ziel und Maß -
oh deine Nacktheit, die ich nie besaß,
tanzt um mich weiße fieberwilde Kreise!
Sie tanzt -! du rast, du bist ganz tolle Glut,
umwogt von deines Haars wildgoldnen Strähnen
umkreist mich deine liebesgierige Wut
gleich einem Roß mit sturmzerzausten Mähnen - -
oh schönen Traumes heiße Bilderflut,
aus der ich aufwach unter bitteren Tränen!
Gustav Sack
(1885-1916)
Umsonst
Es hilft dir nichts, du bist dir ewig gleich,
und wenn du auch in jede Pfütze rennst
und dich mit jedem Lumpen Bruder nennst,
es hilft dir nichts, du bist doch rein und reich
und bleibst in deiner Pöbel-Trunkenheit,
in deinem schmerzlichen Dich selbst Verachten
und deinem aberwitzigen Narrentrachten
ein goldnes Rad im Spiele der Notwendigkeit.
Gustav Sack
Er kam von Nirgendwo, er nahm mir leise
der Dinge Metermaß und Stundenglas
und gab mir, was ich lange schon vergaß,
zurück in wundersam verzerrter Weise:
Was einst ich stammelnd schrieb zu deinem Preise,
wird nun ein Jauchzen ohne Ziel und Maß -
oh deine Nacktheit, die ich nie besaß,
tanzt um mich weiße fieberwilde Kreise!
Sie tanzt -! du rast, du bist ganz tolle Glut,
umwogt von deines Haars wildgoldnen Strähnen
umkreist mich deine liebesgierige Wut
gleich einem Roß mit sturmzerzausten Mähnen - -
oh schönen Traumes heiße Bilderflut,
aus der ich aufwach unter bitteren Tränen!
Gustav Sack
(1885-1916)
Umsonst
Es hilft dir nichts, du bist dir ewig gleich,
und wenn du auch in jede Pfütze rennst
und dich mit jedem Lumpen Bruder nennst,
es hilft dir nichts, du bist doch rein und reich
und bleibst in deiner Pöbel-Trunkenheit,
in deinem schmerzlichen Dich selbst Verachten
und deinem aberwitzigen Narrentrachten
ein goldnes Rad im Spiele der Notwendigkeit.
Gustav Sack
Hier habe ich noch etwas gefunden von Friedrich von Sallet. Diese Beschreibung von Ihm passt so schön in die Wahlkampfzeit und könnte nicht besser die Reden und Antworten von Politikern und Diplomaten beschreiben.
Stilphysiognomik
Wer nie haut grade Hiebe,
wes Wort' und Sätze schleichen
wie spürend schlaue Diebe,
und immer seitab streichen,
Wer niemals wagt zu sagen:
"so ist es" und: "das soll sein",
wer ausweicht schlichten Fragen,
stets will der Vorsicht voll sein,
Wer spricht: "gewisse Leute",
und: "dürfte, möchte, könnte",
statt daß er sich nicht scheute
und uns Gewißheit gönnte,
Wer nie den Punkt will nennen
stets eingehüllt in Duft ist -
glaubt mir, daß der zu kennen
als Schwachkopf oder Schuft ist.
Friedrich von Sallet
(1812-1843)
--
yankee
Stilphysiognomik
Wer nie haut grade Hiebe,
wes Wort' und Sätze schleichen
wie spürend schlaue Diebe,
und immer seitab streichen,
Wer niemals wagt zu sagen:
"so ist es" und: "das soll sein",
wer ausweicht schlichten Fragen,
stets will der Vorsicht voll sein,
Wer spricht: "gewisse Leute",
und: "dürfte, möchte, könnte",
statt daß er sich nicht scheute
und uns Gewißheit gönnte,
Wer nie den Punkt will nennen
stets eingehüllt in Duft ist -
glaubt mir, daß der zu kennen
als Schwachkopf oder Schuft ist.
Friedrich von Sallet
(1812-1843)
--
yankee
Beschwörung gegen das Kopfweh
Köpfchen kleine! Köpfchen kleine!
Mußt dich halten, mußt nicht schwindeln,
und dich wickeln wie in Windeln
in Geduld mit heilgem Scheine.
Glaub an meine
gut und feine
Wörterleine,
ohne Wanken
zu nichtsnutzigen Gedanken,
und wirst sehen
Wunderding an dir geschehen,
Gott gepriesen
und Sankt Christophel den Riesen.
Miguel de Cervantes-Saavedra 1547-1610)
Medea
Köpfchen kleine! Köpfchen kleine!
Mußt dich halten, mußt nicht schwindeln,
und dich wickeln wie in Windeln
in Geduld mit heilgem Scheine.
Glaub an meine
gut und feine
Wörterleine,
ohne Wanken
zu nichtsnutzigen Gedanken,
und wirst sehen
Wunderding an dir geschehen,
Gott gepriesen
und Sankt Christophel den Riesen.
Miguel de Cervantes-Saavedra 1547-1610)
Medea
Eine Dichterin mit sehr klarer Sprache. Eine der vielen Auswanderern ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten, die kein Glück dort gefunden hat. In Bayern geboren und in Chicago gestorben.
Stoßseufzer
Hätte Goethe Suppen schmalzen,
Klöße salzen,
Schiller Pfannen waschen müssen,
Heine nähn, was er verrissen,
Stuben scheuern, Wanzen morden,
Ach die Herren,
Alle wären
Keine großen Dichter worden.
Emerenz Meier
(1874-1928)
--
yankee
Stoßseufzer
Hätte Goethe Suppen schmalzen,
Klöße salzen,
Schiller Pfannen waschen müssen,
Heine nähn, was er verrissen,
Stuben scheuern, Wanzen morden,
Ach die Herren,
Alle wären
Keine großen Dichter worden.
Emerenz Meier
(1874-1928)
--
yankee
Franz Alfred Muth hat unzählige Gedichte geschrieben, aber wer kennt ihn noch? Dieses hier passt gerade in diesen kalten Frühling.
Frühlingslied
Arme Veilchen, so früh`, o so frühe erwacht,
Was blicket ihr aus dem Schnee gar sacht?
Arme Blauveilchen in süßem Duft,
Es ist ja so kalt und rauh noch die Luft.
Und wie ich hauche, es kann nicht sein,
Ihr neiget still die Köpfelein
Und duftet noch einmal und schau`t umher,
Doch die Luft ist kalt und das Köpfchen schwer.
Arme Veilchen, daß ihr geblüht im März!
Müßt nun verhauchen in Ach und Schmerz;
Doch neigt ihr`s Köpfchen fromm und lind —
Ja sterben läßt sich`s leicht als Kind.
(Franz Alfred Muth (1839-1890))
--
luchs35
Ich bin der Welt abhanden gekommen,
Mit der ich sonst viele Zeit verdorben,
Sie hat so lange nichts von mir vernommen,
Sie mag wohl glauben, ich sei gestorben!
Es ist mir auch gar nichts daran gelegen,
Ob sie mich für gestorben hält,
Ich kann auch gar nichts sagen dagegen,
Denn wirklich bin ich gestorben der Welt.
Ich bin gestorben dem Weltgetümmel,
Und ruh’ in einem stillen Gebiet!
Ich leb’ allein in meinem Himmel,
In meinem Lieben, in meinem Lied!
(Friedrich Rückert 1788-1866)
Frierich Rückert gehört nicht zu den vergessenen Dichtern, aber viele seiner Gedichte sind in Vergessenheit geraten.
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luchs35
Mit der ich sonst viele Zeit verdorben,
Sie hat so lange nichts von mir vernommen,
Sie mag wohl glauben, ich sei gestorben!
Es ist mir auch gar nichts daran gelegen,
Ob sie mich für gestorben hält,
Ich kann auch gar nichts sagen dagegen,
Denn wirklich bin ich gestorben der Welt.
Ich bin gestorben dem Weltgetümmel,
Und ruh’ in einem stillen Gebiet!
Ich leb’ allein in meinem Himmel,
In meinem Lieben, in meinem Lied!
(Friedrich Rückert 1788-1866)
Frierich Rückert gehört nicht zu den vergessenen Dichtern, aber viele seiner Gedichte sind in Vergessenheit geraten.
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luchs35