Literatur Vergessene Dichter und Gedichte
Der Säntis
Frühling
Die Rebe blüht, ihr linder Hauch Durchzieht das tauige Revier,
Und nah und ferne wiegt die Luft Vielfarb'ger Blumen bunte Zier.
Wie's um mich gaukelt, wie es summt Von Vogel, Bien' und Schmetterling,
Wie seine seidnen Wimpel regt Der Zweig, so jüngst voll Reifen hing.
Noch sucht man gern den Sonnenschein Und nimmt die trocknen Plätzchen ein;
Denn nachts schleicht an die Grenze doch Der landesflücht'ge Winter noch.
O du mein ernst gewalt'ger Greis, Mein Säntis mit der Locke weiß!
In Felsenblöcke eingemauert, Von Schneegestöber überschauert,
In Eisespanzer eingeschnürt: Hu, wie dich schaudert, wie dich friert!
Annette von Droste-Hülshoff (1797 - 1848
Der Säntis ist mit 2501,9 m ü. M. der höchste Berg im Alpstein (Ostschweiz). Durch die exponierte, nördlich vorgelagerte Lage des Alpsteins ist der Berg eine von weither sichtbare Landmarke. So gibt es beispielsweise im Schwarzwald oder auf der Schwäbischen Alb Häuser mit dem Namen Säntisblick. Der Säntisgipfel ermöglicht einen Blick gen sechs Länder: Schweiz, Deutschland, Österreich, Liechtenstein, Italien und Frankreich. ( Wikipedia )
"Heimweh" von Eduard Mörike
Anders wird die Welt mit jedem Schritt,
Den ich weiter von der Liebsten mache;
Mein Herz, das will nicht weiter mit.
Hier scheint die Sonne kalt ins Land,
Hier deucht mir alles unbekannt,
Sogar die Blumen am Bache!
Hat jede Sache
So fremd eine Miene, so falsch ein Gesicht.
Das Bächlein murmelt wohl und spricht:
Armer Knabe, komm bei mir vorüber,
Siehst auch hier Vergißmeinnicht!
– Ja, die sind schön an jedem Ort,
Aber nicht wie dort.
Fort, nur fort!
Die Augen gehn mir über!
Eduard Mörike (1804 - 1875)
Zur Erklärung
Du schiltst, daß ich mein Leben verträumt,
Statt froh es zu genießen?
Daß ich die Blumen zu pflücken versäumt,
Die rings am Wege sprießen?
So sprechend dünkst du dich klug, wie klug!
Daß Bessres du erkoren,
Indess an Wahn und Täuschung und Trug
Ich Jahr um Jahr verloren.
Glaub mir! es hielt mich des Traumes Macht
So ehern nicht umschlungen,
Daß ich nicht manchmal plötzlich erwacht
Aus seinen Dämmerungen.
Doch sieh! da schien mir all euer Glück
Nur Glitzern flücht'gen Schaumes,
Und, Schön'res suchend, floh ich zurück
Ins gold'ne Reich des Traumes!
Betty Paoli (1814 - 1894), österreichische Lyrikerin, Essayistin, Novellistin und Übersetzerin
August von Kotzeboe
geb 3.Mai 1761 im Weimar 23.März 1819 ermordet...
geb 3.Mai 1761 im Weimar 23.März 1819 ermordet...
August von Kotzebue
Gesellschaftslied
Es kann schon nicht alles so bleiben
Hier unter dem wechselnden Mond;
Es blüht eine Zeit und verwelket
Was mit uns die Erde bewohnt.
Wir sitzen so fröhlich beisammen
Wir haben uns alle so lieb,
Wir heitern einander das Leben,
Ach wenn es doch immer so blieb'!
Doch weil es nicht immer kann bleiben,
So haltet die Freude recht fest!
Wer weiß denn, wie bald uns zerstreuet
Das Schicksal nach Ost und nach West.
Doch sind wir auch fern voneinander,
So bleiben die Herzen sich nah;
und alle, ja alle wird's freuen,
Wenn einem was Gutes geschah!
Und kommen wir wieder zusammen
Auf wechselnder Lebensbahn,
So knüpfen ans fröhliche Ende
Den fröhlichen Anfang wir an.
mit Gruß von ladybird
Gesellschaftslied
Es kann schon nicht alles so bleiben
Hier unter dem wechselnden Mond;
Es blüht eine Zeit und verwelket
Was mit uns die Erde bewohnt.
Wir sitzen so fröhlich beisammen
Wir haben uns alle so lieb,
Wir heitern einander das Leben,
Ach wenn es doch immer so blieb'!
Doch weil es nicht immer kann bleiben,
So haltet die Freude recht fest!
Wer weiß denn, wie bald uns zerstreuet
Das Schicksal nach Ost und nach West.
Doch sind wir auch fern voneinander,
So bleiben die Herzen sich nah;
und alle, ja alle wird's freuen,
Wenn einem was Gutes geschah!
Und kommen wir wieder zusammen
Auf wechselnder Lebensbahn,
So knüpfen ans fröhliche Ende
Den fröhlichen Anfang wir an.
mit Gruß von ladybird
Bin ein schlichtes Kind vom Lande
Bin ein schlichtes Kind vom Lande,
Mein Palast auf grüner Flur
Jene Hütt' am Wiesenrande,
Meine Amme die Natur.
Freue mich inniglich,
Wenn die muntern Herden treiben
Auf der Berge luft'gen Höh'n;
Auf dem Lande will ich bleiben,
Auf dem Lande ist's so schön!
Hörte viel vom Glanz der Städte,
Wo man lebt in Saus und Braus;
Doch die Sittsamkeit, ich wette,
Ist nur spärlich dort zu Haus.
Ach, davon viele schon
Konnten nicht genug beschreiben!
Nein, ich mag die Stadt nicht sehn.
Auf dem Lande will ich bleiben,
Auf dem Lande ist's so schön!
August von Kotzebue (1761 - 1819), deutscher Jurist und Dramatiker
Bin ein schlichtes Kind vom Lande,
Mein Palast auf grüner Flur
Jene Hütt' am Wiesenrande,
Meine Amme die Natur.
Freue mich inniglich,
Wenn die muntern Herden treiben
Auf der Berge luft'gen Höh'n;
Auf dem Lande will ich bleiben,
Auf dem Lande ist's so schön!
Hörte viel vom Glanz der Städte,
Wo man lebt in Saus und Braus;
Doch die Sittsamkeit, ich wette,
Ist nur spärlich dort zu Haus.
Ach, davon viele schon
Konnten nicht genug beschreiben!
Nein, ich mag die Stadt nicht sehn.
Auf dem Lande will ich bleiben,
Auf dem Lande ist's so schön!
August von Kotzebue (1761 - 1819), deutscher Jurist und Dramatiker
Manche Fragen blieben und bleiben wohl auch weiterhin unbeantwortet...
Fast eine Fastenkur
Alte Brötchen. Saure Weine.
Ein Salatblatt, Guß auf Beine.
Hunger nagt im Magen-Sektor
und er knurrt, wie draußen Hektor.
Will nicht mehr gesund und schlank sein!
Will dann lieber dick und krank sein!
Kehrt zurück, ihr großen, fetten
Schnitzel oder Schweinskotletten
und auch ihr, ihr Leibbeschwerden!
Bin es satt, nie satt zu werden!
Heinz Erhardt
Alte Brötchen. Saure Weine.
Ein Salatblatt, Guß auf Beine.
Hunger nagt im Magen-Sektor
und er knurrt, wie draußen Hektor.
Will nicht mehr gesund und schlank sein!
Will dann lieber dick und krank sein!
Kehrt zurück, ihr großen, fetten
Schnitzel oder Schweinskotletten
und auch ihr, ihr Leibbeschwerden!
Bin es satt, nie satt zu werden!
Heinz Erhardt
Wer wußte je das Leben recht zu fassen
Wer wußte je das Leben recht zu fassen,
Wer hat die Hälfte nicht davon verloren
Im Traum, im Fieber, im Gespräch mit Toren,
In Liebesqual, im leeren Zeitverprassen?
Ja, der sogar, der ruhig und gelassen,
Mit dem Bewußtsein, was er soll, geboren,
Frühzeitig einen Lebensgang erkoren,
Muß vor des Lebens Widerspruch erblassen.
Denn jeder hofft doch, daß das Glück ihm lache,
Allein das Glück, wenn′ s wirklich kommt, ertragen,
Ist keines Menschen, wäre Gottes Sache.
Auch kommt es nie, wir wünschen bloß und wagen:
Dem Schläfer fällt es nimmermehr vom Dache,
Und auch der Läufer wird es nicht erjagen.
August Graf von Platen (1796–1835), deutscher Dichter
Wer wußte je das Leben recht zu fassen,
Wer hat die Hälfte nicht davon verloren
Im Traum, im Fieber, im Gespräch mit Toren,
In Liebesqual, im leeren Zeitverprassen?
Ja, der sogar, der ruhig und gelassen,
Mit dem Bewußtsein, was er soll, geboren,
Frühzeitig einen Lebensgang erkoren,
Muß vor des Lebens Widerspruch erblassen.
Denn jeder hofft doch, daß das Glück ihm lache,
Allein das Glück, wenn′ s wirklich kommt, ertragen,
Ist keines Menschen, wäre Gottes Sache.
Auch kommt es nie, wir wünschen bloß und wagen:
Dem Schläfer fällt es nimmermehr vom Dache,
Und auch der Läufer wird es nicht erjagen.
August Graf von Platen (1796–1835), deutscher Dichter