Literatur Vergessene Dichter und Gedichte
Bin sehr erstaunt aber auch sehr froh, daß Ihr dieses Schatzkästchen so schön gepflegt und gefüllt habt mit wunderschöner Phoesie zu so vielen Themen. Ich danke allen für die Beiträge und hoffe es wird weiterhin ein Thema bleiben.
Passend zu der kalten Jahreszeit möchte ich die Phoesietruhe anreichern mit einem etwas heisseren Text von Francisca Stöcklin. Allen Liebhabern der Phoesie eine wunderschöne Zeit. Yankee
Seitdem du mich verließest, denke ich dich immer,
Wenn ich die Augen schließe, sehe ich dein Bild,
So nah und wirklichschön als ob kein Raum uns,
Keine Städte trennten.
Bei meiner Kerze sanftem Schimmer
Trittst du ganz leise, leise in das Zimmer ...
Um deine Lippen schwebt ein Lächeln kindlich mild.
Dann leg ich meine Hände zart an deinen Körper.
Dann küß ich innig deinen weichen roten Mund.
Dann sag ich schweigend dir die letzten Dinge.
Dann bin ich ganz in dir und du in mir.
Dann kann uns nichts mehr trüben, nichts mehr trennen,
Weil wir nur eine Liebe, eine Seele, eine Wolke sind.
Zwei Lichter, die in einen Himmel brennen.
Ein Baum, ein Stern, der gute Abendwind.
Dann sind wir sündenlos und weise.
Dann ist kein Raum und keine Zeit.
Dann schweben wir so süß erfüllt und leise
In Gottes Urunendlichkeit.
Francisca Stoecklin
Passend zu der kalten Jahreszeit möchte ich die Phoesietruhe anreichern mit einem etwas heisseren Text von Francisca Stöcklin. Allen Liebhabern der Phoesie eine wunderschöne Zeit. Yankee
Seitdem du mich verließest, denke ich dich immer,
Wenn ich die Augen schließe, sehe ich dein Bild,
So nah und wirklichschön als ob kein Raum uns,
Keine Städte trennten.
Bei meiner Kerze sanftem Schimmer
Trittst du ganz leise, leise in das Zimmer ...
Um deine Lippen schwebt ein Lächeln kindlich mild.
Dann leg ich meine Hände zart an deinen Körper.
Dann küß ich innig deinen weichen roten Mund.
Dann sag ich schweigend dir die letzten Dinge.
Dann bin ich ganz in dir und du in mir.
Dann kann uns nichts mehr trüben, nichts mehr trennen,
Weil wir nur eine Liebe, eine Seele, eine Wolke sind.
Zwei Lichter, die in einen Himmel brennen.
Ein Baum, ein Stern, der gute Abendwind.
Dann sind wir sündenlos und weise.
Dann ist kein Raum und keine Zeit.
Dann schweben wir so süß erfüllt und leise
In Gottes Urunendlichkeit.
Francisca Stoecklin
Re: Vergessene Dichter und Gedichte
Guten Morgen Yankee,
eine gute Idee, die vergessenen Dichter wieder
hervorzuholen, Dein Gedicht gefällt mir gut.
Friedrich Hebbel (1813 - 1863) ist auch so scheints
in der Versenkung verschwunden -
hier ein kleines Gedicht aus meinen ersten Schultagen,
bei dem ich immer schrecklich weinen mußte.
Aus der Kindheit
„Ja, das Kätzchen hat gestohlen,
und das Kätzchen wird ertränkt.
Nachbars Peter sollst du holen,
daß er es im Teich versenkt!“
Nachbars Peter hat's vernommen,
ungerufen kommt er schon:
“Ist die Diebin zu bekommen,
gebe ich ihr gern den Lohn!“
„Mutter, nein, er will sie quälen.
Gestern warf er schon nach ihr,
bleibt nichts andres mehr zu wählen,
so ertränk' ich selbst das Tier.“
Sieh, das Kätzchen kommt gesprungen,
wie es glänzt im Morgenstrahl!
Lustig hüpft's dem kleinen Jungen
auf den Arm zu seiner Qual.
„Mutter, laß das Kätzchen leben,
jedes Mal, wenn's dich bestiehlt,
sollst du mir kein Frühstück geben,
sieh nur, wie es artig spielt!“
„Nein, der Vater hat's geboten,
hundertmal ist ihr verziehn!“
“Hat sie doch vier weiße Pfoten!“
„Einerlei! Ihr Tag erschien!“
„Nachbarin, ich folg' ihm leise,
ob er es auch wirklich tut!“
Peter spricht es häm'scherweise,
und der Knabe hört's mit Wut.
Unterwegs auf manchem Platze
bietet er sein Liebchen aus;
aber keiner will die Katze,
jeder hat sie längst im Haus.
Ach, da ist er schon am Teiche
und sein Blick, sein scheuer, schweift,
ob ihn Peter noch umschleiche -
ja, er steht von fern und pfeift.
Nun, wir müssen alle sterben,
Großmama ging dir vorauf,
und du wirst den Himmel erben,
kratze nur, sie macht dir auf!
Jetzt, um sie recht tief zu betten,
wirft er sie mit aller Macht,
doch zugleich, um sie zu retten,
springt er nach, als er's vollbracht.
Eilte Peter nicht, der lange,
gleich im Augenblick herzu,
fände er, es ist mir bange,
hier im Teich die ew'ge Ruh.
In das Haus zurückgetragen,
hört er auf die Mutter nicht,
schweigt auf alle ihre Fragen,
schließt die Augen trotzig-dicht.
Von dem Zucker, den sie brachte,
nimmt er zwar zerstreut ein Stück;
doch den Tee, den sie ihm machte,
weist er ungestüm zurück.
Welch ein Ton! Er dreht sich stutzend,
und auf einer Fensterbank,
spinnend und sich emsig putzend,
sitzt sein Kätzchen blink und blank.
„Lebt sie, Mutter?“ „Dem Verderben
warst du näher, Kind, als sie!“
“Und sie soll auch nicht mehr sterben?“
„Trinke nur, so soll sie's nie!“
eine gute Idee, die vergessenen Dichter wieder
hervorzuholen, Dein Gedicht gefällt mir gut.
Friedrich Hebbel (1813 - 1863) ist auch so scheints
in der Versenkung verschwunden -
hier ein kleines Gedicht aus meinen ersten Schultagen,
bei dem ich immer schrecklich weinen mußte.
Aus der Kindheit
„Ja, das Kätzchen hat gestohlen,
und das Kätzchen wird ertränkt.
Nachbars Peter sollst du holen,
daß er es im Teich versenkt!“
Nachbars Peter hat's vernommen,
ungerufen kommt er schon:
“Ist die Diebin zu bekommen,
gebe ich ihr gern den Lohn!“
„Mutter, nein, er will sie quälen.
Gestern warf er schon nach ihr,
bleibt nichts andres mehr zu wählen,
so ertränk' ich selbst das Tier.“
Sieh, das Kätzchen kommt gesprungen,
wie es glänzt im Morgenstrahl!
Lustig hüpft's dem kleinen Jungen
auf den Arm zu seiner Qual.
„Mutter, laß das Kätzchen leben,
jedes Mal, wenn's dich bestiehlt,
sollst du mir kein Frühstück geben,
sieh nur, wie es artig spielt!“
„Nein, der Vater hat's geboten,
hundertmal ist ihr verziehn!“
“Hat sie doch vier weiße Pfoten!“
„Einerlei! Ihr Tag erschien!“
„Nachbarin, ich folg' ihm leise,
ob er es auch wirklich tut!“
Peter spricht es häm'scherweise,
und der Knabe hört's mit Wut.
Unterwegs auf manchem Platze
bietet er sein Liebchen aus;
aber keiner will die Katze,
jeder hat sie längst im Haus.
Ach, da ist er schon am Teiche
und sein Blick, sein scheuer, schweift,
ob ihn Peter noch umschleiche -
ja, er steht von fern und pfeift.
Nun, wir müssen alle sterben,
Großmama ging dir vorauf,
und du wirst den Himmel erben,
kratze nur, sie macht dir auf!
Jetzt, um sie recht tief zu betten,
wirft er sie mit aller Macht,
doch zugleich, um sie zu retten,
springt er nach, als er's vollbracht.
Eilte Peter nicht, der lange,
gleich im Augenblick herzu,
fände er, es ist mir bange,
hier im Teich die ew'ge Ruh.
In das Haus zurückgetragen,
hört er auf die Mutter nicht,
schweigt auf alle ihre Fragen,
schließt die Augen trotzig-dicht.
Von dem Zucker, den sie brachte,
nimmt er zwar zerstreut ein Stück;
doch den Tee, den sie ihm machte,
weist er ungestüm zurück.
Welch ein Ton! Er dreht sich stutzend,
und auf einer Fensterbank,
spinnend und sich emsig putzend,
sitzt sein Kätzchen blink und blank.
„Lebt sie, Mutter?“ „Dem Verderben
warst du näher, Kind, als sie!“
“Und sie soll auch nicht mehr sterben?“
„Trinke nur, so soll sie's nie!“
Re: Vergessene Dichter und Gedichte
Hermann von Gilm zu Roseneck - 1812-1864 -
Das schöne Kind ist eigensinnig...
Das schöne Kind ist eigensinnig
Und boshaft, das ist wahr;
Doch ist ihr Mund so süß und minnig
Und seidenweich ihr Haar.
Das schöne Kind ist arg verzogen
Und maltraitiert das Haus;
Doch unter ihrer Augen Bogen
Zieh'n Engel ein und aus.
Das schöne Kind ist voller Ränke,
Bald grausam und bald mild;
Doch diese Eigenschaft, ich denke,
Hat jedes Gnadenbild.
Das schöne Kind ist eigensinnig...
Das schöne Kind ist eigensinnig
Und boshaft, das ist wahr;
Doch ist ihr Mund so süß und minnig
Und seidenweich ihr Haar.
Das schöne Kind ist arg verzogen
Und maltraitiert das Haus;
Doch unter ihrer Augen Bogen
Zieh'n Engel ein und aus.
Das schöne Kind ist voller Ränke,
Bald grausam und bald mild;
Doch diese Eigenschaft, ich denke,
Hat jedes Gnadenbild.
Hallo Yankee,
auch ich freue mich, dass Du mal wieder zu einer Stippvisite (?) im ST gelandet bist.
Und danke auch für das Gedicht von Franciska Stoecklin, das uns zeigt, wie Erinnerung zur Inneren Realität werden kann.
Heute möchte ich an Julius Stettenheim erinnern, der zu seiner Zeit sehr bekannt war, z.B. als Kopf hinter den “Berliner Wespen” und als Schöpfer des “Kriegsberichterstatters Wippchen”.
Hier also ein Gedicht von ihm:
Liebes-Boycott
Gerissen ist mir die Geduld,
das sag' ich Dir, Wilhelmine,
denn Du entzogst mir Deine Huld
und näh'n kann - es ist Deine Schuld -
den Riß keine Nähmaschine.
Du kamst nicht zu dem Rendezvous,
zu welchem ich Dich geladen,
Meine Lieder, die ich Dir schickte zu,
hast nicht gelesen, Herzlose, Du,
du warfst sie fort mit Schaden.
Und weil Du so meinen Pegasus
gewagt hast zu verspotten,
da sah ich, daß was geschehen muß,
da hab' ich gefaßt den harten Beschluß,
dich nächstens boy zu cotton.
Du weißt doch, was ein Boycott jetzt
bedeutet, Du Unglücksel'ge?
Du wirst, weil Du das Recht verletzt,
unrettbar auf den Index gesetzt,
wie neuerdings Unzähl'ge.
Kein Mann, soweit das Auge reicht,
wird kommen, um Dich zu küssen,
Du wirst eine alte Jungfer vielleicht,
bevor sich ein Thor, ein reiner, zeigt,
der etwas von Dir will wissen.
Dann ist's zu spät, Dein ganzes Sein
ist ruinirt durch die Vehme.
Drum hüpfe zu Kreuz, sei endlich mein,
damit ich von Deinem Haupt die Pein
des Boycotts wieder nehme.
Julius Stettenheim
Gruß von Enigma
auch ich freue mich, dass Du mal wieder zu einer Stippvisite (?) im ST gelandet bist.
Und danke auch für das Gedicht von Franciska Stoecklin, das uns zeigt, wie Erinnerung zur Inneren Realität werden kann.
Heute möchte ich an Julius Stettenheim erinnern, der zu seiner Zeit sehr bekannt war, z.B. als Kopf hinter den “Berliner Wespen” und als Schöpfer des “Kriegsberichterstatters Wippchen”.
Hier also ein Gedicht von ihm:
Liebes-Boycott
Gerissen ist mir die Geduld,
das sag' ich Dir, Wilhelmine,
denn Du entzogst mir Deine Huld
und näh'n kann - es ist Deine Schuld -
den Riß keine Nähmaschine.
Du kamst nicht zu dem Rendezvous,
zu welchem ich Dich geladen,
Meine Lieder, die ich Dir schickte zu,
hast nicht gelesen, Herzlose, Du,
du warfst sie fort mit Schaden.
Und weil Du so meinen Pegasus
gewagt hast zu verspotten,
da sah ich, daß was geschehen muß,
da hab' ich gefaßt den harten Beschluß,
dich nächstens boy zu cotton.
Du weißt doch, was ein Boycott jetzt
bedeutet, Du Unglücksel'ge?
Du wirst, weil Du das Recht verletzt,
unrettbar auf den Index gesetzt,
wie neuerdings Unzähl'ge.
Kein Mann, soweit das Auge reicht,
wird kommen, um Dich zu küssen,
Du wirst eine alte Jungfer vielleicht,
bevor sich ein Thor, ein reiner, zeigt,
der etwas von Dir will wissen.
Dann ist's zu spät, Dein ganzes Sein
ist ruinirt durch die Vehme.
Drum hüpfe zu Kreuz, sei endlich mein,
damit ich von Deinem Haupt die Pein
des Boycotts wieder nehme.
Julius Stettenheim
Gruß von Enigma
Re: Vergessene Dichter und Gedichte
Das fordert eine weibliche Stimme geradezu heraus. Sie passt auch ganz gut zu so manchen "Aktionen" in gewissen Internetportalen. Und wurde als Titelgeschichte im Stern, Nr. 4/2012 unter die Lupe genommen.
Versäumte Gelegenheiten
Ein Mensch, der von der Welt bekäme,
Was er ersehnt - wenn er's nur nähme,
Bedenkt die Kosten und sagt nein.
Frau Welt packt also wieder ein.
Der Mensch - nie kriegt er's mehr so billig! -
Nachträglich wär er zahlungswillig.
Frau Welt, noch immer bei Humor,
Legt ihm sogleich was andres vor:
Der Preis ist freilich arg gestiegen;
Der Mensch besinnt sich und läßt's liegen.
Das alte Spiel von Wahl und Qual
Spielt er ein drittes, viertes Mal.
Dann endlich ist er alt und weise
Und böte gerne höchste Preise.
Jedoch, sein Anspruch ist vertan,
Frau Welt, sie bietet nichts mehr an
Und wenn, dann lauter dumme Sachen,
Die nur der Jugend Freude machen,
Wie Liebe und dergleichen Plunder,
Statt Seelenfrieden mit Burgunder . . .
(Eugen Roth)
Ein Mensch, der von der Welt bekäme,
Was er ersehnt - wenn er's nur nähme,
Bedenkt die Kosten und sagt nein.
Frau Welt packt also wieder ein.
Der Mensch - nie kriegt er's mehr so billig! -
Nachträglich wär er zahlungswillig.
Frau Welt, noch immer bei Humor,
Legt ihm sogleich was andres vor:
Der Preis ist freilich arg gestiegen;
Der Mensch besinnt sich und läßt's liegen.
Das alte Spiel von Wahl und Qual
Spielt er ein drittes, viertes Mal.
Dann endlich ist er alt und weise
Und böte gerne höchste Preise.
Jedoch, sein Anspruch ist vertan,
Frau Welt, sie bietet nichts mehr an
Und wenn, dann lauter dumme Sachen,
Die nur der Jugend Freude machen,
Wie Liebe und dergleichen Plunder,
Statt Seelenfrieden mit Burgunder . . .
(Eugen Roth)
Das Kätzchen,
das war doch eins meine Lieblingsgedichte.
Mit Wehmut, aber trotzdem gern erinnert man sich an die Kindheit.
Aus dem „Deutschen Blütenregen" (eine Gedichtsammlung für das 5. Bis 8. Schuljahr.)stammt dieses Gedicht, etwas der Jahreszeit ensprechend.
Hoffnung
Und dräut der Winter noch so sehr
Mit trotzigen Gebärden,
Und streut er Eis und Schnee umher,
Es muß d o c h Frühling werden.
Und drängen die Nebel noch so dicht
Sich vor den Blick der Sonne,
Sie wecket doch mit ihrem Licht
Einmal die Welt zur Wonne.
Blast nur ihr Stürme, blast mit Macht,
Mir soll darob nicht bangen,
Auf leisen Sohlen über Nacht
Kommt doch der Lenz gegangen.
Da wacht die Erde grünend auf,
Weiß nicht, wie ihr geschehen,
Und lacht in den sonnigen Himmel hinauf,
Und möchte vor Lust vergehen.
Sie flicht sich blühende Kränze ins Haar
Und schmückt sich mit Rosen und Ähren,
Und läßt die Brünnlein rieseln klar,
Als wären es Freudenzähren.
Drum still! Und wie es frieren mag,
O Herz, gib dich zufrieden;
Es ist ein großer Maientag
Der ganzen Welt beschieden.
Und wenn dir oft auch bangt und graut,
Als sei die Höll' auf Erden,
Nur unverzagt auf Gott vertraut!
Es muß d o c h Frühling werden..
das war doch eins meine Lieblingsgedichte.
Mit Wehmut, aber trotzdem gern erinnert man sich an die Kindheit.
Aus dem „Deutschen Blütenregen" (eine Gedichtsammlung für das 5. Bis 8. Schuljahr.)stammt dieses Gedicht, etwas der Jahreszeit ensprechend.
Hoffnung
Und dräut der Winter noch so sehr
Mit trotzigen Gebärden,
Und streut er Eis und Schnee umher,
Es muß d o c h Frühling werden.
Und drängen die Nebel noch so dicht
Sich vor den Blick der Sonne,
Sie wecket doch mit ihrem Licht
Einmal die Welt zur Wonne.
Blast nur ihr Stürme, blast mit Macht,
Mir soll darob nicht bangen,
Auf leisen Sohlen über Nacht
Kommt doch der Lenz gegangen.
Da wacht die Erde grünend auf,
Weiß nicht, wie ihr geschehen,
Und lacht in den sonnigen Himmel hinauf,
Und möchte vor Lust vergehen.
Sie flicht sich blühende Kränze ins Haar
Und schmückt sich mit Rosen und Ähren,
Und läßt die Brünnlein rieseln klar,
Als wären es Freudenzähren.
Drum still! Und wie es frieren mag,
O Herz, gib dich zufrieden;
Es ist ein großer Maientag
Der ganzen Welt beschieden.
Und wenn dir oft auch bangt und graut,
Als sei die Höll' auf Erden,
Nur unverzagt auf Gott vertraut!
Es muß d o c h Frühling werden..
Wir waren damals 13/14-jährig, im 'Kicheralter', und konnten uns vor Lachen nicht wieder einkriegen bei dem Wort "Busento"..
August Graf von Platen DAS GRAB IM BUSENTO
Nächtlich am Busento lispeln, bei Cosenza, dumpfe Lieder
Aus den Wassern schallt es Antwort, und in Wirbeln klingt es wieder!
Und den Fluss hinauf, hinunter, zieh'n die Schatten tapfrer Gothen
die den Alarich beweinen, ihres Volkes besten Toten
Allzufrüh und fern der Heimat mussten hier sie ihn begraben
w¨ahrend noch die Jugendlocken seine Schulter blond umgaben
Und am Ufer des Busento reihten sie sich um die Wette
um die Strömung abzuleiten, gruben sie ein frisches Bette
In der wogenleeren Höhlung wühlten sie empor die Erde
senkten tief hinein den Leichnam, mit der Rüstung, auf dem Pferde
Deckten dann mit Erde wieder ihn und seine stolze Habe
dass die hohen Stromgewächse wüchsen aus dem Heldengrabe
Abgelenkt zum 2. Male, ward der Fluss herbeigezogen
mächtig in ihr altes Bette schäumten die Busentowogen
Und es sang ein Chor von Männern: Schlaf' in deinen Heldenehren!
Keines Römers schnöde Habsucht soll dir je dein Grab versehren!
Sangen's, und die Lobgesänge tönten fort im Gothenheere
Wälze sie, Busentowelle, wälze sie von Meer zu Meere
Val
die immer noch lachen muss über diesen heeren Text
August Graf von Platen DAS GRAB IM BUSENTO
Nächtlich am Busento lispeln, bei Cosenza, dumpfe Lieder
Aus den Wassern schallt es Antwort, und in Wirbeln klingt es wieder!
Und den Fluss hinauf, hinunter, zieh'n die Schatten tapfrer Gothen
die den Alarich beweinen, ihres Volkes besten Toten
Allzufrüh und fern der Heimat mussten hier sie ihn begraben
w¨ahrend noch die Jugendlocken seine Schulter blond umgaben
Und am Ufer des Busento reihten sie sich um die Wette
um die Strömung abzuleiten, gruben sie ein frisches Bette
In der wogenleeren Höhlung wühlten sie empor die Erde
senkten tief hinein den Leichnam, mit der Rüstung, auf dem Pferde
Deckten dann mit Erde wieder ihn und seine stolze Habe
dass die hohen Stromgewächse wüchsen aus dem Heldengrabe
Abgelenkt zum 2. Male, ward der Fluss herbeigezogen
mächtig in ihr altes Bette schäumten die Busentowogen
Und es sang ein Chor von Männern: Schlaf' in deinen Heldenehren!
Keines Römers schnöde Habsucht soll dir je dein Grab versehren!
Sangen's, und die Lobgesänge tönten fort im Gothenheere
Wälze sie, Busentowelle, wälze sie von Meer zu Meere
Val
die immer noch lachen muss über diesen heeren Text
Ludwig Uhland
Schwäbische Kunde
Als Kaiser Rotbart lobesam
zum heil'gen Land gezogen kam,
da mußt' er mit dem frommen Heer
durch ein Gebirge wüst und leer.
Daselbst erhob sich große Not.
Viel Steine gab's und wenig Brot.
Und mancher deutsche Reitersmann
Hat dort den Trunk sich abgetan.
Den Pferden ward so schwach im Magen,
fast mußt der Reiter die Mähre tragen.
Nun war ein Herr aus Schwabenland,
von hohem Wuchs und starker Hand.
Des Rößlein war so krank und schwach,
er zog es nur am Zaume nach.
Er hätt' es nimmer aufgegeben,
und kostet's ihn das eig'ne Leben.
So blieb er bald ein gutes Stück
hinter dem Heereszug zurück.
Da sprengten plötzlich in die Quer
fünfzig türkische Reiter daher!
Die huben an, auf ihn zu schießen
nach ihm zu werfen mit den Spießen.
Der wackre Schwabe forcht' sich nit,
ging seines Weges Schritt vor Schritt,
ließ sich den Schild mit Pfeilen spicken
und tät nur spöttlich um sich blicken,
bis einer, dem die Zeit zu lang,
auf ihn den krummen Säbel schwang.
Da wallt dem Deutschen auch sein Blut.
Er trifft des Türken Pferd so gut,
er haut ihm ab mit einem Streich
die beiden Vorderfüß zugleich.
Als er das Tier zu Fall gebracht,
da faßt er erst sein Schwert mit Macht,
er schwingt es auf des Reiters Kopf,
haut durch bis auf den Sattelknopf,
haut auch den Sattel noch zu Stücken
und tief noch in des Pferdes Rücken.
Zur Rechten sah man wie zur Linken
einen halben Türken heruntersinken.
Da packt die andern kalter Graus,
sie fliehn in alle Welt hinaus,
und jedem ist's, als würd ihm mitten
durch Kopf und Leib hindurchgeschnitten.
Drauf kam des Wegs 'ne Christenschar,
die auch zurückgeblieben war;
die sahen nun mit gutem Bedacht,
welch Arbeit unser Held gemacht.
Von denen hat's der Kaiser vernommen,
der ließ den Schwaben vor sich kommen;
er sprach: "Sag an, mein Ritter wert!
Wer hat dich solche Streich gelehrt?"
Der Held besann sich nicht zu lang:
"Die Streiche sind bei uns im Schwang!
Sie sind bekannt im ganzen Reiche;
man nennt sie halt nur Schwabenstreiche!"
Freundliche Grüße vom Rabenau
Schwäbische Kunde
Als Kaiser Rotbart lobesam
zum heil'gen Land gezogen kam,
da mußt' er mit dem frommen Heer
durch ein Gebirge wüst und leer.
Daselbst erhob sich große Not.
Viel Steine gab's und wenig Brot.
Und mancher deutsche Reitersmann
Hat dort den Trunk sich abgetan.
Den Pferden ward so schwach im Magen,
fast mußt der Reiter die Mähre tragen.
Nun war ein Herr aus Schwabenland,
von hohem Wuchs und starker Hand.
Des Rößlein war so krank und schwach,
er zog es nur am Zaume nach.
Er hätt' es nimmer aufgegeben,
und kostet's ihn das eig'ne Leben.
So blieb er bald ein gutes Stück
hinter dem Heereszug zurück.
Da sprengten plötzlich in die Quer
fünfzig türkische Reiter daher!
Die huben an, auf ihn zu schießen
nach ihm zu werfen mit den Spießen.
Der wackre Schwabe forcht' sich nit,
ging seines Weges Schritt vor Schritt,
ließ sich den Schild mit Pfeilen spicken
und tät nur spöttlich um sich blicken,
bis einer, dem die Zeit zu lang,
auf ihn den krummen Säbel schwang.
Da wallt dem Deutschen auch sein Blut.
Er trifft des Türken Pferd so gut,
er haut ihm ab mit einem Streich
die beiden Vorderfüß zugleich.
Als er das Tier zu Fall gebracht,
da faßt er erst sein Schwert mit Macht,
er schwingt es auf des Reiters Kopf,
haut durch bis auf den Sattelknopf,
haut auch den Sattel noch zu Stücken
und tief noch in des Pferdes Rücken.
Zur Rechten sah man wie zur Linken
einen halben Türken heruntersinken.
Da packt die andern kalter Graus,
sie fliehn in alle Welt hinaus,
und jedem ist's, als würd ihm mitten
durch Kopf und Leib hindurchgeschnitten.
Drauf kam des Wegs 'ne Christenschar,
die auch zurückgeblieben war;
die sahen nun mit gutem Bedacht,
welch Arbeit unser Held gemacht.
Von denen hat's der Kaiser vernommen,
der ließ den Schwaben vor sich kommen;
er sprach: "Sag an, mein Ritter wert!
Wer hat dich solche Streich gelehrt?"
Der Held besann sich nicht zu lang:
"Die Streiche sind bei uns im Schwang!
Sie sind bekannt im ganzen Reiche;
man nennt sie halt nur Schwabenstreiche!"
Freundliche Grüße vom Rabenau
Re: Vergessene Dichter und Gedichte
Es freit ein wilder Wassermann
in der Burg wohl über dem See.
Des Königs Tochter wollt er han,
Die schöne junge Lilofee.
Sie hörte drunten Glocken gehn
Im tiefen, tiefen See,
Wollt' Vater und Mutter wiedersehn,
Die schöne, junge Lilofee.
Und als sie vor dem Tore stand
Auf der Burg wohl über dem See,
Da neigt sich Laub und grünes Gras
Vor der schönen, jungen Lilofee.
Und als sie aus der Kirche kam
Vor der Burg wohl über dem See,
Da stand der wilde Wassermann
Vor der schönen, jungen Lilofee.
"Sprich, willst du hinuntergehn mit mir
Von der Burg wohl über dem See?
Deine Kindlein unten weinen nach dir,
Du schöne, junge Lilofee.
"Und eh ich die Kindlein weinen laß
Im tiefen, tiefen See,
Scheid ich von Laub und grünem Gras,
Ich arme, junge Lilofee."
(Altes böhmisches Volkslied)
Re: Vergessene Dichter und Gedichte
Ohoh. Das war mal so etwas wie die gesprochene Nationalhymne der Schwaben. Ist aber längst nicht mehr p.c., gell? Mich wundert's, dass dagegen noch kein heftiger Protest gekommen ist.