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Literatur Vergessene Dichter und Gedichte

enigma
enigma
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Re: Vergessene Dichter und Gedichte
geschrieben von enigma
als Antwort auf opti vom 05.05.2010, 19:12:13
Super, Opti,weiter so!



Ob du der alte Heine bist?

Ob du der alte Heine bist?
Ich wüßt’ es nicht zu entscheiden;
Doch sicher ist’s: Du bist immer neu–
Das mag ich eben leiden.

Die Träne rollt dir noch vom Aug’,
Und wie in früheren Zeiten;
Du hast die alte Grazie,
Und Kraft und Lust zu streiten.

Und wenn du über Deutschland schimpfst,
So kommt’s dir aus dem Herzen;
Ach, was wir lieben, das macht uns ja
Die ungeheuersten Schmerzen

Eduard von Bauernfeld (1802–1890)


Gruß an alle und bis morgen....

Enigma


Re: Vergessene Dichter und Gedichte
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf enigma vom 05.05.2010, 20:13:17
Eichendorff..... Eichendorff heute....
Re: Vergessene Dichter und Gedichte
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 06.05.2010, 09:03:02
...Unser EichendorffUnser Eichendorff

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nostalgie
nostalgie
Mitglied

Re: Vergessene Dichter und Gedichte
geschrieben von nostalgie
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 06.05.2010, 09:12:43
Ein bisschen Freude

Wie heilt sich ein verlassen Herz,
Der dunkeln Schwermut Beute?
Mit Becher-Rundgeläute?
Mit bitterm Spott? Mit frevlem Scherz?
Nein. Mit ein bisschen Freude!
Wie flicht sich ein zerrissner Kranz
Den jach der Sturm zerstreute?
Wie knüpft sich der erneute?
Mit welchem Endchen bunten Bands?
Mit nur ein bisschen Freude!
Wie sühnt sich die verjährte Schuld,
Die bitterlich bereute?
Mit einem strengen Heute?
Mit Büsserhast und Ungeduld?
Nein. Mit ein bisschen Freude!

Conrad Ferdinand Meyer
enigma
enigma
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Re: Vergessene Dichter und Gedichte
geschrieben von enigma
als Antwort auf nostalgie vom 06.05.2010, 11:34:22


Einstweilen

Die alte Welt ist ein altes Haus
Und furchtbar ungemüthlich,
Der Nordwind pustet die Lichter aus –
Ich wollte, wir lägen mehr südlich!

Ich wollte .... Puh Teufel, wie das zieht!
Der Hagel prallt an die Scheiben,
Drum singt nur einstweilen das tröstliche Lied:
Es kann ja nicht immer so bleiben!

Arno Holz
1863-1929

PS
So ein Wetter herrscht im Moment bei uns.
Und dann haben wir noch die Maler im Haus, aber glücklicherweise nur im Keller.
Bis dann....






Linta
Linta
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Re: Vergessene Dichter und Gedichte
geschrieben von Linta
als Antwort auf enigma vom 06.05.2010, 15:19:36


Hier stürmt es heute sehr und da fällt mir grad Ernst Balcke ein mit seinem Gedicht

Sturm
Die Fahnen schlagen in den Abendhimmel
und wühlen auf den Todeskampf der Farben,
der Sturm zerreißt die kaum gebundenen Garben,
zerstampft sie mit dem Huf der Wolkenschimmel.

Er wühlt den Duft aus brennenden Lupinen,
springt jauchzend über eines Toten Bahre,
der Qualm und Rauch aus Schloten und Kaminen
umfliegen toll ihn wie Mänadenhaare.

Er peitscht die Menschen ein in Haus und Türen,
und tobt als Herr auf den geleerten Gassen,
zerschlägt die Feuer, die die wenigen blassen
verlassenen Bettler suchen sich zu schüren.

Balcke war ein enger Freund von Georg Heym und beide ertranken beim Eislauf.
Gut, dass meine Piste sich in einer Eishalle
befindet.

Linta

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opti
opti
Mitglied

Re: Vergessene Dichter und Gedichte
geschrieben von opti
als Antwort auf nostalgie vom 06.05.2010, 11:34:22

Ach, wer versteht sein eigen Herz!
Ein Rätsel ist dir`s in die Brust geschaffen.
Heute schwer wie ein Berg von Erz,
Will es dich in die Tiefe raffen;
Morgen aller Schwere entbunden,
Jauchzend lodert es himmelwärts,
Und dann in gleichgemeßnen Stunden
Gelassen trägt es Lust und Schmerz.
Ach, wer beherrscht sein eigen Herz!

Paul Heyse
linde99
linde99
Mitglied

Re: Vergessene Dichter und Gedichte - entschuldigt den Fehler bei der ersten Eintragung!
geschrieben von linde99
Wo noch Abendsonne liegt


Hinter jenen fernen Hügeln,
wo noch Abendsonne liegt,
Steht vielleicht mein Glück und wartet,
still an einen Baum geschmiegt.

Soll ich wandern,es zu holen,
dass es endlich werde mein?
-Sehnsucht breitet schon die Flügel,
Wehmut spricht: O lass es sein!

Sehnsucht ruft:Nun will ich eilen,
heute noch gehört es mir!
Wehmut spricht mit trübem Lächeln:
Ist es nicht schon längst bei dir?

Glück ist - schaun nach fernen Hügeln,
wo noch Abendsonne liegt
und das Unerfüllte wartet,
still an einen Baum geschmiegt!


Franz Karl Kinskey
enigma
enigma
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Re: Vergessene Dichter und Gedichte - entschuldigt den Fehler bei der ersten Eintragung!
geschrieben von enigma
als Antwort auf linde99 vom 08.05.2010, 22:07:08
Sonnenuntergang

Sacht erlischt schon die Sonne, warm war der Abend und stille,
Hie und da deckt noch die Runde des Himmels ein flockiges Wölkchen,

Oben leuchtet es blau, gen Abend in rosigem Schimmer.
Schönes Wetter künden die Wölkchen in ihrer strahlenden Leichte,
Herden von Lämmern gleichen die einen, die schlummern auf Wiesen,

Doch auch wie Krickentenscharen schweben noch kleinre am Himmel.
Schleiern von Vorhängen gleicht eine ruhende Wolke im Westen,
Durchsichtig fast, wie in Falten gelegt und perlgrau von außen,
Golden umsäumt ist ihr Rand und im Innern glänzt sie wie Purpur,
Glimmt und glüht auf im Glanz der am Abend verblühenden Sonne,
Bis sie allmählich vergilbt und fahl wird, verblassend ins Graue;
So senkt die Sonne ihr Haupt und schiebt vor sich eine Wolke,
Mit einem wärmenden Hauche seufzt sie noch auf - und entschlummert.

Adam Mickiewicz



Milan
Milan
Mitglied

Re: Vergessene Dichter und Gedichte - entschuldigt den Fehler bei der ersten Eintragung!
geschrieben von Milan
als Antwort auf enigma vom 09.05.2010, 07:48:35

Danke für das Gedicht von Adam Mickiewicz mein Hobby ist Polonistik.

Hier noch ein Gedicht von Mickiewicz:

Kaum sah ich dich, so fühlt' ich Flammen sprühen;
Aus fremdem Auge schien mir's traut entgegen,
Und heimlich Rot sah deine Wang' ich hegen
Gleich Rosen, wachgeküßt vom Tag, dem frühen.

Kaum hob dein Sang an, fühlt' ich Tränen glühen
Und mir dein Lied so tief das Herz erregen,
Als tönt' ihm aus der Höhe Engelsegen,
Als sollt' ihm alle Seligkeit erblühen.

O laß mich, Teure, dir im Aug' erkennen,
Ob Liebe ihre Macht an dir erprobet!
Und muß ich, wenn Geschick und Welt uns trennen,

Dich fliehn, von Gluten hoffnungslos durchtobet;
Wer dich auch Braut hienieden möge nennen,
Im Himmel hat dich Gott mir anverlobet.

Polnisches Liebeslied
(Adam Mickiewicz)

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