Literatur Vergessene Dichter und Gedichte
Wiegenlied
Deutschland - auf weichem Pfühle
Mach dir den Kopf nicht schwer
Im irdischen Gewühle!
Schlafe, was willst du mehr?
Laß jede Freiheit dir rauben,
Setze dich nicht zur Wehr,
Du behältst ja den christlichen Glauben:
Schlafe, was willst du mehr?
Und ob man dir alles verböte,
Doch gräme dich nicht zu sehr,
Du hast ja Schiller und Goethe:
Schlafe, was willst du mehr?
Dein König beschützt die Kamele
Und macht sie pensionär,
Dreihundert Taler die Seele:
Schlafe, was willst du mehr?
Es fechten die Zeitungsblätter
Im Schatten, ein Sparterheer;
Und täglich erfährst du das Wetter:
Schlafe, was willst du mehr?
Kein Kind läuft ohne Höschen
Am Rhein, dem freien, umher:
Mein Deutschland, mein Dornröschen,
Schlafe, was willst du mehr?
Georg Herwegh, (1817 - 1875), deutscher Lyriker,
lt. Heinrich Heine »die eiserne Lerche der Revolution«
Re: Vergessene Dichter und Gedichte Georg Herwegh
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Abschiedsworte an Pellka
(Joachim Ringelnatz)
Jetzt schlägt deine schlimmste Stunde,
du Ungleichrunde,
du Ausgekochte, du Zeitgeschälte,
du Vielgequälte,
du Gipfel meines Entzückens.
Jetzt kommt der Moment des Zerdrückens
mit der Gabel!-- Sei stark!
Ich will auch Butter und Salz und Quark
oder Kümmel, auch Leberwurst in dich stampfen.
Musst nicht so ängstlich dampfen.
Ich möchte dich doch noch einmal erfreun.
Soll ich Schnittlauch über dich streun?
Oder ist dir nach Hering zumute?
Du bist ein so rührend junges Blut. -
Deshalb schmeckst Du besonders gut.
Wenn das auch egoistisch klingt,
so tröste dich damit, du wundervolle
Pellka, dass du eine Edelknolle
warst, und dass dich ein Kenner verschlingt.
Re: Vergessene Dichter und Gedichte
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Pfannekuchen und Salat
(Wilhelm Busch)
Von Fruchtomeletts, da mag berichten
ein Dichter aus den höhern Schichten.
Wir aber, ohne Neid nach oben,
mit bürgerlicher Zunge loben
uns Pfannekuchen und Salat.
Wie uns`re Liese delikat
so etwas backt und zubereitet,
sei hier in Worten angedeutet:
Drei Eier, frisch und ohne Fehl,
und Milch und einen Löffel Mehl,
die quirlt sie fleißig durcheinand
zu einem innigen Verband.
Sodann, wenn Tränen auch ein Übel,
zerstückelt sie und mengt die Zwiebel
mit Öl und Salz zu einer Brühe,
dass der Salat sie an sich ziehe.
Um diesen ferner herzustellen,
hat sie Kartoffeln abzupellen.
Da heißt es, fix die Finger brauchen
den Mund zu spitzen und zu hauchen,
denn heiß geschnitten nur allein
kann der Salat geschmeidig sein.
Hierauf, so geht es wieder heiter
mit unserem Pfannekuchen weiter.
Nachdem das Feuer leicht geschürt,
die Pfanne sorgsam auspoliert,
der Würfelspeck hineingeschüttelt,
so dass es lustig brät und brittelt,
pisch - kommt darunter mit Gezisch
das ersterwähnte Kunstgemisch.
Nun zeigt besonders und apart
sich Lieschens Geistesgegenwart,
denn nur zubald, wie allbekannt,
ist solch ein Kuchen angebrannt.
Sie prickelt ihn, sie stockert ihn,
sie rüttelt, schüttelt, lockert ihn
und lüftet ihn, bis augenscheinlich
die Unterseite eben bräunlich,
die umgekehrt geschickt und prompt
jetzt ihrerseits nach oben kommt.
Geduld, es währt nur noch ein bissel,
dann liegt der Kuchen auf der Schüssel.
Doch späterhin die Einverleibung,
wie die zu Mund und Herzen spricht,
das spottet jeglicher Beschreibung,
und darum endet das Gedicht.
Gruss von einer die gerne isst und Gedichte liebt
(Wilhelm Busch)
Von Fruchtomeletts, da mag berichten
ein Dichter aus den höhern Schichten.
Wir aber, ohne Neid nach oben,
mit bürgerlicher Zunge loben
uns Pfannekuchen und Salat.
Wie uns`re Liese delikat
so etwas backt und zubereitet,
sei hier in Worten angedeutet:
Drei Eier, frisch und ohne Fehl,
und Milch und einen Löffel Mehl,
die quirlt sie fleißig durcheinand
zu einem innigen Verband.
Sodann, wenn Tränen auch ein Übel,
zerstückelt sie und mengt die Zwiebel
mit Öl und Salz zu einer Brühe,
dass der Salat sie an sich ziehe.
Um diesen ferner herzustellen,
hat sie Kartoffeln abzupellen.
Da heißt es, fix die Finger brauchen
den Mund zu spitzen und zu hauchen,
denn heiß geschnitten nur allein
kann der Salat geschmeidig sein.
Hierauf, so geht es wieder heiter
mit unserem Pfannekuchen weiter.
Nachdem das Feuer leicht geschürt,
die Pfanne sorgsam auspoliert,
der Würfelspeck hineingeschüttelt,
so dass es lustig brät und brittelt,
pisch - kommt darunter mit Gezisch
das ersterwähnte Kunstgemisch.
Nun zeigt besonders und apart
sich Lieschens Geistesgegenwart,
denn nur zubald, wie allbekannt,
ist solch ein Kuchen angebrannt.
Sie prickelt ihn, sie stockert ihn,
sie rüttelt, schüttelt, lockert ihn
und lüftet ihn, bis augenscheinlich
die Unterseite eben bräunlich,
die umgekehrt geschickt und prompt
jetzt ihrerseits nach oben kommt.
Geduld, es währt nur noch ein bissel,
dann liegt der Kuchen auf der Schüssel.
Doch späterhin die Einverleibung,
wie die zu Mund und Herzen spricht,
das spottet jeglicher Beschreibung,
und darum endet das Gedicht.
Gruss von einer die gerne isst und Gedichte liebt
Die letzten Blumen starben
Die letzten Blumen starben!
Längst sank die Königin
Der warmen Sommermonde,
Die holde Rose hin!
Du, hehre Georgine,
Erhebst nicht mehr dein Haupt!
Selbst meine hohe Pappel
Sah ich schon halb entlaubt.
Bin ich doch weder Pappel,
Noch Rose, zart und schlank;
Warum soll ich nicht sinken,
Da selbst die Rose sank?
Wie schwach bleibt der Mensch, wenn sogar die Blumen noch stärker sind ? Was der Mensch auch versucht, er wird nie über die Natur herrschen.
Roger
Stoßseufzer
Hätte Goethe Suppen schmalzen,
Klöße salzen,
Schiller Pfannen waschen müssen,
Heine nähn, was er verrissen,
Stuben scheuern, Wanzen morden,
Ach die Herren,
Alle wären
Keine großen Dichter worden.
Emerenz Meier
(1874-1928)
Wahre Worte. Muss mir doch mal das Gedicht Heines über Goethe raussuchen. Ist zwar kein vergessener Dichter, aber ein anderer Versuch, über andere Grossheiten zu schreiben.
Roger
Vorfrühling
Stürme brausten über Nacht,
und die kahlen Wipfel troffen.
Frühe war mein Herz erwacht,
schüchtern zwischen Furcht und Hoffen.
Horch, ein trautgeschwätz'ger Ton
dringt zu mir vom Wald hernieder.
Nisten in den Zweigen schon
die geliebten Amseln wieder?
Dort am Weg der weiße Streif -
Zweifelnd frag' ich mein Gemüte:
Ist's ein später Winterreif
oder erste Schlehenblüte?
Paul Heyse (1830-1914)
Heyse wird mit Sicherheit noch bekannt sein, aber seine hier geäußerten Vorfrühlingsgefühle passen doch gut zur derzeitigen Wettersituation....
Stürme brausten über Nacht,
und die kahlen Wipfel troffen.
Frühe war mein Herz erwacht,
schüchtern zwischen Furcht und Hoffen.
Horch, ein trautgeschwätz'ger Ton
dringt zu mir vom Wald hernieder.
Nisten in den Zweigen schon
die geliebten Amseln wieder?
Dort am Weg der weiße Streif -
Zweifelnd frag' ich mein Gemüte:
Ist's ein später Winterreif
oder erste Schlehenblüte?
Paul Heyse (1830-1914)
Heyse wird mit Sicherheit noch bekannt sein, aber seine hier geäußerten Vorfrühlingsgefühle passen doch gut zur derzeitigen Wettersituation....
Zwei Wünsche
Ach, zwei Wünsche wünscht' ich immer
Leider immer noch vergebens.
Und doch sind's die innig-frommsten,
Schönsten meines ganzes Lebens!
Daß ich alle, alle Menschen
Könnt' mit gleicher Lieb' umfassen,
Und daß Ein'ge ich von ihnen
Morgen dürfte hängen lassen.
Adolf Glaßbrenner
Ach, zwei Wünsche wünscht' ich immer
Leider immer noch vergebens.
Und doch sind's die innig-frommsten,
Schönsten meines ganzes Lebens!
Daß ich alle, alle Menschen
Könnt' mit gleicher Lieb' umfassen,
Und daß Ein'ge ich von ihnen
Morgen dürfte hängen lassen.
Adolf Glaßbrenner
Zwei Wünsche
Ach, zwei Wünsche wünscht' ich immer
Leider immer noch vergebens.
Und doch sind's die innig-frommsten,
Schönsten meines ganzes Lebens!
Daß ich alle, alle Menschen
Könnt' mit gleicher Lieb' umfassen,
Und daß Ein'ge ich von ihnen
Morgen dürfte hängen lassen.
Adolf Glaßbrenner
Klingt zwar grob, aber ich glaube, der Dichter vertritt hier viele Leute.
Roger
I-a, I-a!
Ein Esel dacht: den schweren Sack
Willst du nicht länger tragen;
Er wurde hager, blaß und spack
Und stöhnte und thät klagen;
Jedoch, sobald der Müller da,
So rief er blos I-a, I-a!
Es ging ein Jahr um's andere hin.
Der Esel mußte tragen;
Doch trüb und trüber ward sein Sinn,
Er thät erbärmlich klagen.
Jedoch, wenn er den Müller sah,
So rief er bloß I-a, I-a!
Doch endlich kommt er nicht mehr fort,
Konnt' nicht den Sack mehr tragen;
Drauf gab er sich sein Ehrenwort,
Sein Leiden laut zu klagen;
Jedoch, als er den Müller sah,
So rief er blos I-a, I-a!
Er wurde alt, er wurde krank,
Thät immer heft'ger klagen,
Jedoch sein ganzes Lebelang
Hat er den Sack getragen.
Als sterbend er den Müller sah,
Da röchelt er I-a, I-a!
In Stokau, Augs- und Lüneburg,
In Cassel und in Wesel!
Was einmal Esel durch und durch,
Das ist und bleibt ein Esel!
Was auch geschieht und was geschah,
Der Esel schreit I-a, I-a!
Adolf Glaßbrenner
Armer Esel, aber er hätte wirklich mal öfter nicht I-a sagen sollen.
Und noch "ein Glaßbrenner":
Die Raupe
Die Raupe auf dem Baume saß,
Und von der Kron' die Blätter fraß -
Ja ja!
Sie war im bunten Kleide,
Als wie von Sammt und Seide,
Ha ha ha ha ha ha!
Ein Staatsminister ging vorbei,
Der sah das Thier und sprach: Ei ei!
Ja ja!
Wie konnt' es ihr gelingen?
'S geht nicht mit rechten Dingen!
Ha ha ha ha ha ha!
Du unbehülflich dummes Thier!
Ich wundre mich, drum sage mir:
Ja ja!
Wie hast du's unternommen,
Und bist so hoch gekommen?
Ha ha ha ha ha ha!
Und als die Raupe blieb nicht stumm,
Da wurd' er roth und dreht sich um.
Ja ja!
Die Raupe hat gesprochen:
Mein Freund, ich bin gekrochen!
Ha ha ha ha ha ha!
Adolf Glaßbrenner
Enigma
Und noch "ein Glaßbrenner":
Die Raupe
Die Raupe auf dem Baume saß,
Und von der Kron' die Blätter fraß -
Ja ja!
Sie war im bunten Kleide,
Als wie von Sammt und Seide,
Ha ha ha ha ha ha!
Ein Staatsminister ging vorbei,
Der sah das Thier und sprach: Ei ei!
Ja ja!
Wie konnt' es ihr gelingen?
'S geht nicht mit rechten Dingen!
Ha ha ha ha ha ha!
Du unbehülflich dummes Thier!
Ich wundre mich, drum sage mir:
Ja ja!
Wie hast du's unternommen,
Und bist so hoch gekommen?
Ha ha ha ha ha ha!
Und als die Raupe blieb nicht stumm,
Da wurd' er roth und dreht sich um.
Ja ja!
Die Raupe hat gesprochen:
Mein Freund, ich bin gekrochen!
Ha ha ha ha ha ha!
Adolf Glaßbrenner
Enigma