Literatur Vergessene Dichter und Gedichte
Das teutsche Dichterroß
in allen Gangarten vorgeritten
PROLOG
ZUR FÜNFTEN AUFLAGE
Du alte Musenmähre,
Das hast du wohl selbst nicht gedacht -
Was hat dir Zucker und Ehre
Dein tolles Hopsen gebracht!
Ja ja, die ernsten Leute!
Sie geizen mit ernstem Applaus:
Doch lachen das Gestern und Heute
Immer mit Freuden sie aus.
Viel' Seelen lassen sich drucken,
Nicht viele munden der Welt,
Das Pathos muß sich ducken -
Aber der Spaß gefällt.
Hanns von Gumppenberg
Und hier sind viele seiner Parodien abgedruckt - Linktipp!
Gruß
--
enigma
in allen Gangarten vorgeritten
PROLOG
ZUR FÜNFTEN AUFLAGE
Du alte Musenmähre,
Das hast du wohl selbst nicht gedacht -
Was hat dir Zucker und Ehre
Dein tolles Hopsen gebracht!
Ja ja, die ernsten Leute!
Sie geizen mit ernstem Applaus:
Doch lachen das Gestern und Heute
Immer mit Freuden sie aus.
Viel' Seelen lassen sich drucken,
Nicht viele munden der Welt,
Das Pathos muß sich ducken -
Aber der Spaß gefällt.
Hanns von Gumppenberg
Und hier sind viele seiner Parodien abgedruckt - Linktipp!
Gruß
--
enigma
Eine Dichterin, welche ich sehr gerne lese, ist Thekla Lingen. Sie hat nicht allzu viel geschrieben, was wohl daran liegt, daß sie bereits mit 31 Jahren in einem Irrenhaus starb. Ihre Sprache, Ausdruckskraft und Tiefe ist dennoch nach meinem Empfinden sehr ausgeprägt. Aber das liegt sicher auch am Blickwinkel des Betrachters.
Erkenntnis
Reiss dir die Maske vom Gesicht,
Zeig ihnen, wie die Wunden bluten,
Wo sie nur eitle Lust vermuten -
Reiss ab die Maske, zögre nicht!
Wisch ab die Schminke falscher Scham,
Die deine bleiche Wange rötet,
Streif ab die Lüge, eh' sie tötet,
Eh' sie dein Letztes, Bestes nahm.
Schrei ihnen gellend in das Ohr,
Wie du gekämpft, wie du gelitten,
Da sie um deinen Leib gestritten,
Wie deine wunde Seele fror.
Zeig ihnen, wie die Kraft dir brach,
Wie du geirrt in dunklen Stunden,
Und wie du deinen Weg gefunden
Durch Not und Sünde, Schuld und Schmach.
Und fürchte nur ihr Lachen nicht,
Es wird ihr Lachen schon vergehen,
Wenn sie dem Schmerz in's Auge sehen,
Wenn laut der Wahrheit Stimme spricht.
Und Wunder müssen dir geschehn -
Wenn alle falschen Hüllen schwinden,
Dann musst du, die dich lieben, finden,
Dann wirst du ihre Stärke sehn.
(Thekla Lingen)
--
yankee
Erkenntnis
Reiss dir die Maske vom Gesicht,
Zeig ihnen, wie die Wunden bluten,
Wo sie nur eitle Lust vermuten -
Reiss ab die Maske, zögre nicht!
Wisch ab die Schminke falscher Scham,
Die deine bleiche Wange rötet,
Streif ab die Lüge, eh' sie tötet,
Eh' sie dein Letztes, Bestes nahm.
Schrei ihnen gellend in das Ohr,
Wie du gekämpft, wie du gelitten,
Da sie um deinen Leib gestritten,
Wie deine wunde Seele fror.
Zeig ihnen, wie die Kraft dir brach,
Wie du geirrt in dunklen Stunden,
Und wie du deinen Weg gefunden
Durch Not und Sünde, Schuld und Schmach.
Und fürchte nur ihr Lachen nicht,
Es wird ihr Lachen schon vergehen,
Wenn sie dem Schmerz in's Auge sehen,
Wenn laut der Wahrheit Stimme spricht.
Und Wunder müssen dir geschehn -
Wenn alle falschen Hüllen schwinden,
Dann musst du, die dich lieben, finden,
Dann wirst du ihre Stärke sehn.
(Thekla Lingen)
--
yankee
Ich möchte gern mitlesen - danke, dass es so einen Thread gibt -
--
freundlichen Gruß -
britt
--
freundlichen Gruß -
britt
Hallo britt,
du darfst nicht nur gerne mitlesen sondern auch mitmachen. Falls dir ein Text einfällt oder ein Dichter der nicht mehr so aktuell ist, dann trau dich ruhig hier zu posten. Wir freuen uns doch alle als interessierte Leser an den verschiedenen Beiträgen. Das weckt Erinnerungen und Gefühle, die manchmal genauso vergessen sind wie die Dichter.
Noch eins von Thekla Lingen
Wach auf!
Wehende Winde
Gehn über mich hin,
Wandernde Träume
Kreuzen den Sinn.
Ziehende Sehnsucht
Hemmt den Schritt,
Locket und winket:
Willst du nicht mit?
Wallen und wandern,
Weisst du wie einst?
Bist du so müde,
Liegst du und weinst?
Sonne stieg siegend
Aus Nebel und Nacht,
Fruchtende Erde
Ist froh erwacht.
Leuchtende Segel
Schmücken das Meer,
Schäumende Wellen
Wogen daher,
Raunen und rauschen
Ewigen Sang -
Bist du so müde,
Schläfst du so lang?
Lauschige Lauben
Im Dämmerlicht
Warten und schweigen -
Siehst du sie nicht?
Glühende Rosen
Blühen zum Kranz,
Jubelnde Geigen,
Klingen zum Tanz,
Lachende Lieder
Schlummern im Wein -
Kannst du nicht singen,
Bist du allein?
Alles muss kommen,
Alles muss gehn -
Kannst du's nicht zwingen,
Muss es geschehn!
Siegendes Leben
Geht seinen Lauf,
Einsame Thräne
Hält es nicht auf!
Heb die verweinten
Augen zum Licht -
Lebe dein Leben
Fürchte es nicht!
--
yankee
du darfst nicht nur gerne mitlesen sondern auch mitmachen. Falls dir ein Text einfällt oder ein Dichter der nicht mehr so aktuell ist, dann trau dich ruhig hier zu posten. Wir freuen uns doch alle als interessierte Leser an den verschiedenen Beiträgen. Das weckt Erinnerungen und Gefühle, die manchmal genauso vergessen sind wie die Dichter.
Noch eins von Thekla Lingen
Wach auf!
Wehende Winde
Gehn über mich hin,
Wandernde Träume
Kreuzen den Sinn.
Ziehende Sehnsucht
Hemmt den Schritt,
Locket und winket:
Willst du nicht mit?
Wallen und wandern,
Weisst du wie einst?
Bist du so müde,
Liegst du und weinst?
Sonne stieg siegend
Aus Nebel und Nacht,
Fruchtende Erde
Ist froh erwacht.
Leuchtende Segel
Schmücken das Meer,
Schäumende Wellen
Wogen daher,
Raunen und rauschen
Ewigen Sang -
Bist du so müde,
Schläfst du so lang?
Lauschige Lauben
Im Dämmerlicht
Warten und schweigen -
Siehst du sie nicht?
Glühende Rosen
Blühen zum Kranz,
Jubelnde Geigen,
Klingen zum Tanz,
Lachende Lieder
Schlummern im Wein -
Kannst du nicht singen,
Bist du allein?
Alles muss kommen,
Alles muss gehn -
Kannst du's nicht zwingen,
Muss es geschehn!
Siegendes Leben
Geht seinen Lauf,
Einsame Thräne
Hält es nicht auf!
Heb die verweinten
Augen zum Licht -
Lebe dein Leben
Fürchte es nicht!
--
yankee
Hallo Yankee,
viele Gedichte von Thekla Lingen berühren mich auch sehr.
Und ähnlich empfinde ich bei Franciska Stoecklin.
Manchmal denke ich, dass die Intensität und auch manchmal Traurigkeit, die ich in den Gedichten der beiden Frauen zu spüren meine, mit ihrem frühen Tod zu tun haben, als ob sie es geahnt hätten, dass sie nicht lange Zeit haben. Aber das wird wohl eher meine Einbildung sein.
Hier ein Gedicht von Stoecklin, bei dem ich das Bedürfnis habe, es immer mal wieder zu lesen:
Im Traum
Ich ritt auf einem schwarzen Pferde
Durch die Nacht.
Ich ahnte nicht,
Daß das so stolz und traurig macht.
Ich war ein junger Edelmann,
Und hatte goldene Kleider an.
Doch auch der Sterne reiche Pracht.
Sie konnte mich nicht trösten.
Ich wußte nicht, woher ich kam.
Ich wußte nicht, wohin ich ritt.
Ich wußte nur, daß ich unsäglich litt.
Die Bäume und die Steine um mich waren fremd.
Und meine schweren Kleider
Froren wie ein Totenhemd.
Ich kannte meinen Namen nicht mehr,
Nicht mein Schloß.
Sehr weit schien mir ein Wunderbares,
Und versunken.
- Einmal hab ich doch auch mit Menschen
Schmerz und Lust getrunken? -
Jetzt bin ich mir so fremd und unenträtselt
Wie mein Roß.
Francisca Stoecklin
Eine Kurzbiographie und Gedichte von ihr sind hier
zu finden.
@Britt
Ja, Britt, wie wär`s, wenn Du mitsammelst? Ich würde mich freuen.
Gruß
--
enigma
viele Gedichte von Thekla Lingen berühren mich auch sehr.
Und ähnlich empfinde ich bei Franciska Stoecklin.
Manchmal denke ich, dass die Intensität und auch manchmal Traurigkeit, die ich in den Gedichten der beiden Frauen zu spüren meine, mit ihrem frühen Tod zu tun haben, als ob sie es geahnt hätten, dass sie nicht lange Zeit haben. Aber das wird wohl eher meine Einbildung sein.
Hier ein Gedicht von Stoecklin, bei dem ich das Bedürfnis habe, es immer mal wieder zu lesen:
Im Traum
Ich ritt auf einem schwarzen Pferde
Durch die Nacht.
Ich ahnte nicht,
Daß das so stolz und traurig macht.
Ich war ein junger Edelmann,
Und hatte goldene Kleider an.
Doch auch der Sterne reiche Pracht.
Sie konnte mich nicht trösten.
Ich wußte nicht, woher ich kam.
Ich wußte nicht, wohin ich ritt.
Ich wußte nur, daß ich unsäglich litt.
Die Bäume und die Steine um mich waren fremd.
Und meine schweren Kleider
Froren wie ein Totenhemd.
Ich kannte meinen Namen nicht mehr,
Nicht mein Schloß.
Sehr weit schien mir ein Wunderbares,
Und versunken.
- Einmal hab ich doch auch mit Menschen
Schmerz und Lust getrunken? -
Jetzt bin ich mir so fremd und unenträtselt
Wie mein Roß.
Francisca Stoecklin
Eine Kurzbiographie und Gedichte von ihr sind hier
zu finden.
@Britt
Ja, Britt, wie wär`s, wenn Du mitsammelst? Ich würde mich freuen.
Gruß
--
enigma
Danke!
Etliche Gedichte waren - wenn ich sie vor vielen Jahren auch lernte oder las - mir entfallen.
Ich finde Eure Idee wundbar, diese alten Gedichte in Erinnerung zu rufen.
Auch ich lese oft in alten Gedichtbänden.
desiree
Etliche Gedichte waren - wenn ich sie vor vielen Jahren auch lernte oder las - mir entfallen.
Ich finde Eure Idee wundbar, diese alten Gedichte in Erinnerung zu rufen.
Auch ich lese oft in alten Gedichtbänden.
desiree
Eine Verlorene
Um deine Stirn hängt verwelkt der Kranz;
dein Leben ging auf in Fieber und Tanz
und irrem Glanz.
Nun liegt deine Jugend zerbrochen da;
keine wachende Liebe ist dir nah -
du verließest sie ja.
Deine Kammer ist still, es nagt nur der Wurm,
und draußen jammert und lacht der Sturm;
die Zeit ruft vom Turm.....
Kennst du das Märchen vom roten Schuh?
Ein schönes Kind musste immerzu
tanzen ohn` Ruh.
Sie musste rasen durch Land und Feld,
bis sie taumelnd, vom Hohn der Menge umgellt,
zu Boden fällt.
Die zwängenden Schuhe waren gefeit
vom bösen Zauber der Eitelkeit -
sein Ende heißt – Leid.
Nun bis du am Abgrund! - Der Tanz ist aus!
Das Elend hockt auf der Schwelle drauß`-
und hütet dein Haus.
Von deiner Lippe bricht ein Schrei -
das Elend winkt mit Fingern von Blei
den Tod herbei.
Da reißt ihm der Sturm die Türe auf. Es droht
zu deinen Häupten die Schuld und die Not
und – du bist tot...
Alberta von Puttkamer
Geboren am 5.5.1849 in Groß-Glogau. Sie lebte als Gattin des früheren Staatssekretärs von Puttkamer längere Zeit in Straßburg, das ihr zur zweiten Heimat wurde.
Ab 1907 lebte sie in Baden-Baden, wo sie am 13.4.1923 starb.
Senhora
Um deine Stirn hängt verwelkt der Kranz;
dein Leben ging auf in Fieber und Tanz
und irrem Glanz.
Nun liegt deine Jugend zerbrochen da;
keine wachende Liebe ist dir nah -
du verließest sie ja.
Deine Kammer ist still, es nagt nur der Wurm,
und draußen jammert und lacht der Sturm;
die Zeit ruft vom Turm.....
Kennst du das Märchen vom roten Schuh?
Ein schönes Kind musste immerzu
tanzen ohn` Ruh.
Sie musste rasen durch Land und Feld,
bis sie taumelnd, vom Hohn der Menge umgellt,
zu Boden fällt.
Die zwängenden Schuhe waren gefeit
vom bösen Zauber der Eitelkeit -
sein Ende heißt – Leid.
Nun bis du am Abgrund! - Der Tanz ist aus!
Das Elend hockt auf der Schwelle drauß`-
und hütet dein Haus.
Von deiner Lippe bricht ein Schrei -
das Elend winkt mit Fingern von Blei
den Tod herbei.
Da reißt ihm der Sturm die Türe auf. Es droht
zu deinen Häupten die Schuld und die Not
und – du bist tot...
Alberta von Puttkamer
Geboren am 5.5.1849 in Groß-Glogau. Sie lebte als Gattin des früheren Staatssekretärs von Puttkamer längere Zeit in Straßburg, das ihr zur zweiten Heimat wurde.
Ab 1907 lebte sie in Baden-Baden, wo sie am 13.4.1923 starb.
Senhora
Bin ganz gerührt über eure Reaktion und über die beiden Gedichte von Thekla Lingen - ahnungslos, dass es so etwas Schönes gibt. Danke - und lieben Gruß an alle Teilnehmenden....
Ein Auszug von Thekla Lignen, der mich umhaut....
Wehende Winde
Gehn über mich hin,
Wandernde Träume
Kreuzen den Sinn.
Ziehende Sehnsucht
Hemmt den Schritt,
Locket und winket:
Willst du nicht mit?
Wallen und wandern,
Weisst du wie einst?
Bist du so müde,
Liegst du und weinst?
--
britt
Ein Auszug von Thekla Lignen, der mich umhaut....
Wehende Winde
Gehn über mich hin,
Wandernde Träume
Kreuzen den Sinn.
Ziehende Sehnsucht
Hemmt den Schritt,
Locket und winket:
Willst du nicht mit?
Wallen und wandern,
Weisst du wie einst?
Bist du so müde,
Liegst du und weinst?
--
britt
Ja enigma,
Franziska Stöcklin gehört auch zu der Garde, die Gefahr laufen in Vergessenheit zu geraten.
Hier noch eine die ich auch dazu zähle. Louise Aston
Lebensmotto
Fromme Seelen, fromme Herzen,
Himmelssehnend, lebenssatt;
Euch ist rings ein Thal der Schmerzen,
Eine finst're Schädelstatt!
Mag in schreckenden Gesichten
Bang vor mir das Schicksal steh'n;
Nie soll mich der Schmerz vernichten,
Nie zerknirscht und reuig seh'n!
Freiem Leben, freiem Lieben,
Bin ich immer treu geblieben !
Leben - Meer, das endlos rauschend
Mich auf weiten Fluten trägt:
Deinen Tiefen freudig lauschend
Steh' ich sinnend, stummbewegt.
Stürzt Gewittersturm, der wilde,
Jauchzend sich in's Meer hinein,
Schau' ich in dem Flammenbilde
Meines Lebens Wiederschein.
Freiem Leben, freiem Lieben,
Bin ich immer treu geblieben !
Liebe - von der Welt geächtet,
Von dem blinden Wahn verkannt,
Oft gemartert, oft geknechtet,
Ohne Recht und Vaterland;
Fester Bund von stolzen Seelen
Den des Lebens Glut gebar,
Freier Herzen freies Wählen,
Vor der Schöpfung Hochaltar!
Freiem Leben, freiem Lieben,
Bin ich immer treu geblieben !
Und so lang' die Pulse beben,
Bis zum letzten Athemzug,
Weih' der Liebe ich dies Leben,
Ihrem Segen, ihrem Fluch!
Schöne Welt, du blühend Eden,
Deiner Freuden reicher Schatz
Giebt für alle Schicksals Fehden
Vollen, köstlichen Ersatz!
Freiem Lieben, freiem Leben,
Hab' ich ewig mich ergeben !
Louise Aston
--
yankee
Franziska Stöcklin gehört auch zu der Garde, die Gefahr laufen in Vergessenheit zu geraten.
Hier noch eine die ich auch dazu zähle. Louise Aston
Lebensmotto
Fromme Seelen, fromme Herzen,
Himmelssehnend, lebenssatt;
Euch ist rings ein Thal der Schmerzen,
Eine finst're Schädelstatt!
Mag in schreckenden Gesichten
Bang vor mir das Schicksal steh'n;
Nie soll mich der Schmerz vernichten,
Nie zerknirscht und reuig seh'n!
Freiem Leben, freiem Lieben,
Bin ich immer treu geblieben !
Leben - Meer, das endlos rauschend
Mich auf weiten Fluten trägt:
Deinen Tiefen freudig lauschend
Steh' ich sinnend, stummbewegt.
Stürzt Gewittersturm, der wilde,
Jauchzend sich in's Meer hinein,
Schau' ich in dem Flammenbilde
Meines Lebens Wiederschein.
Freiem Leben, freiem Lieben,
Bin ich immer treu geblieben !
Liebe - von der Welt geächtet,
Von dem blinden Wahn verkannt,
Oft gemartert, oft geknechtet,
Ohne Recht und Vaterland;
Fester Bund von stolzen Seelen
Den des Lebens Glut gebar,
Freier Herzen freies Wählen,
Vor der Schöpfung Hochaltar!
Freiem Leben, freiem Lieben,
Bin ich immer treu geblieben !
Und so lang' die Pulse beben,
Bis zum letzten Athemzug,
Weih' der Liebe ich dies Leben,
Ihrem Segen, ihrem Fluch!
Schöne Welt, du blühend Eden,
Deiner Freuden reicher Schatz
Giebt für alle Schicksals Fehden
Vollen, köstlichen Ersatz!
Freiem Lieben, freiem Leben,
Hab' ich ewig mich ergeben !
Louise Aston
--
yankee
Hallo Yankee,
Louise Aston war doch die für die damalige Zeit “Frauenbewegte”, die George Sand so bewundert und auch ein Gedicht für oder über sie geschrieben hat?
Aber die “Louise” hat mich an eine andere erinnert, an Louise Labé. Und die hat auch fleißig gedichtet.
Hier eine Kostprobe ihrer Lyrik, einer für die damalige Zeit ebenfalls emanzipierten Frau die es damals schon wagte, über die Liebe zu schreiben:
Sonett IX
Übersetzung von Rainer Maria Rilke
Gleich wenn ich endlich abends so weit bin,
dass ich im weichen Bett des Ruhns beginne,
zieht sich der arme Antrieb meiner Sinne
aus mir zurück und mündet zu dir hin.
Dann glaub ich an die Zartheit meiner Brüste
das, was ich ganz begehre, anzuhalten,
und so begehre, dass mir ist, als müsste
mein Schrein danach, wo es entsteht, mich spalten.
O Schlaf, der nachgibt, Nacht für mich gemeinte,
innige Stillung, glückliche Genüge,
halt vor für aller meiner Nächte Traum.
Ist für das immer wieder mir Verneinte
in dieser vollen Wirklichkeit nicht Raum,
so lass es mir gehören in der Lüge.
Louise Labé
1524-1566
Gruß
--
enigma
Louise Aston war doch die für die damalige Zeit “Frauenbewegte”, die George Sand so bewundert und auch ein Gedicht für oder über sie geschrieben hat?
Aber die “Louise” hat mich an eine andere erinnert, an Louise Labé. Und die hat auch fleißig gedichtet.
Hier eine Kostprobe ihrer Lyrik, einer für die damalige Zeit ebenfalls emanzipierten Frau die es damals schon wagte, über die Liebe zu schreiben:
Sonett IX
Übersetzung von Rainer Maria Rilke
Gleich wenn ich endlich abends so weit bin,
dass ich im weichen Bett des Ruhns beginne,
zieht sich der arme Antrieb meiner Sinne
aus mir zurück und mündet zu dir hin.
Dann glaub ich an die Zartheit meiner Brüste
das, was ich ganz begehre, anzuhalten,
und so begehre, dass mir ist, als müsste
mein Schrein danach, wo es entsteht, mich spalten.
O Schlaf, der nachgibt, Nacht für mich gemeinte,
innige Stillung, glückliche Genüge,
halt vor für aller meiner Nächte Traum.
Ist für das immer wieder mir Verneinte
in dieser vollen Wirklichkeit nicht Raum,
so lass es mir gehören in der Lüge.
Louise Labé
1524-1566
Gruß
--
enigma