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Literatur Vergessene Dichter und Gedichte

yankee
yankee
Mitglied

Vergessene Dichter und Gedichte
geschrieben von yankee
Kürzlich fand ich ein Gedicht von Cäsar Otto Hugo Flaischlen.
Das Gedicht kannte ich noch aus Kindertagen, aber der Dichter war mir vom Namen her unbekannt. Daher kam mir die Idee, in einem Forum die schon in Vergessenheit geratenen Dichter, Dichterinnen und Ihre Werke ein bischen wieder aufleben zu lassen. Ich fange mal mit Cäsar Flaischlen an.

Hab Sonne im Herzen

Hab Sonne im Herzen,
ob's stürmt oder schneit,
ob der Himmel voll Wolken,
die Erde voll Streit!
Hab Sonne im Herzen,
dann komme, was mag!
das leuchtet voll Licht dir
den dunkelsten Tag!

Hab ein Lied auf den Lippen,
mit fröhlichem Klang
und macht auch des Alltags
Gedränge dich bang!
Hab ein Lied auf den Lippen,
dann komme, was mag!
das hilft dir verwinden
den einsamsten Tag!

Hab ein Wort auch für Andre
in Sorg und in Pein
und sag, was dich selber
so frohgemut läßt sein:
Hab ein Lied auf den Lippen,
verlier nie den Mut,
hab Sonne im Herzen,
und Alles wird gut!

Cäsar Otto Hugo Flaischlen (1864-1920)
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yankee
eleonore
eleonore
Mitglied

Re: Vergessene Dichter und Gedichte
geschrieben von eleonore
als Antwort auf yankee vom 23.02.2009, 15:43:49
ich hab freitag in fernsehen ein film angeschaut.

*in den schuhen meine schwester* mit cameron diaz, und ein wundervolle gealterte alte dame.........shirley mclain.

ein chaotische schwester beziehung, mit ein weise oma, und ein rührende happy end.
eine der schwester heiratet, und die chaotin sagt ein gedicht auf.

und dieses gedicht hat mich irgendwie sehr berührt:

E.E.Cummings

ich trage dein herz bei mir -
ich trag es in meinem herzen
ich bin nie ohne es -
wohin ich gehe, gehst du, meine liebe;
und was ich auch tue ist dein werk, mein liebling
ich fürchte kein schicksal - denn du bist mein schicksal, mein schatz

ich suche keine welt -
denn wunderbar bist du, meine welt, meine wahre liebe
und du bist was ein mond immer bedeutet hat
und was eine sonne immer singt bist du
hier ist das tiefste geheimnis, das niemand kennt

hier ist die wurzel der wurzel und die knospe der knospe
und der himmel vom himmel eines baumes, der leben heißt;
der höher wächst als die seele hoffen oder der verstand verbergen kann
und dies ist das wunder,
das die sterne umeinander kreisen lässt
ich trage dein herz - ich trage es in meinem herzen

ich kannte cummings bis jetzt nicht.

E. E. Cummings


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eleonore
yankee
yankee
Mitglied

Re: Vergessene Dichter und Gedichte
geschrieben von yankee
als Antwort auf eleonore vom 23.02.2009, 15:59:10
Hallo Elo,

ja, der Cummings gehört sicher auch zu den nicht so bekannten und schon etwas in Vergessenheit geratenen Lyrikern. Es sind aber im Jahr 2000 und 2001 neue Bände erschienen. Ich stelle mal den link dazu mit Verlags und Autorenangaben.
Das Gedicht ist wirklich sehr schön. So richtig mit Tiefgang
--
yankee

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yankee
yankee
Mitglied

Re: Vergessene Dichter und Gedichte
geschrieben von yankee
als Antwort auf yankee vom 23.02.2009, 16:12:42
Habe mal gegoogelt und weitere interessante vergessene Dichter entdeckt.
Im link weitere 5 Dichter, welche von Florian Voss in dem unveröffentlichen Anthologiemanuskript im Netz vorgestellt werden.

Beispiel: Ernst Schur

Abend im Park
Und in den Strahlen spielt die letzte Sonne
So daß sie glühn wie Feuergarben
und wirbeln wie ein Spiel von Funken.

Kühl fließt die Luft auf grünem Rasen
Die Menschen gehen hin im Abend
Wie Schatten, still und stumm und leblos,

Als sähe keiner mehr den andern
und hätte Augen, die nach innen blicken
und ginge wie in einem großen Schweigen.

Es ist wie ein gedämpfter Reigen
und die Figuren sind wie ausgeschnitten.
Vergessen sind sie, wenn sie hingeglitten.

Da schluckt das Becken plötzlich. In den Rachen
stürzt jäh die Wassersäule, stürzt zusammen
züngelt nur noch und wallt in weißen Flammen . . .

Und zuckt noch auf . . ., um jäher zu ermatten.
Und nun ist Stille in dem Reich der Schatten.
Zu tiefem Sinnen lockt die Abendkühle.

1910


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yankee
enigma
enigma
Mitglied

Re: Vergessene Dichter und Gedichte
geschrieben von enigma
als Antwort auf yankee vom 23.02.2009, 17:09:48
Und wie wäre es mit dem hier? )

Der menschliche Lebenslauf

Das Mädchen spielt mit Puppen
Und putzt und spiegelt sich,
Der Knabe spielt mit Trommeln
Und Stöcken ritterlich.

Der Jüngling spielt mit Mädchen
Und spielt auch mit dem Buch;
Die Schöne spielt am Nachttisch
und spielet mit Besuch.

Mit seiner lieben Gattin
Spielt auch der Ehemann,
Wenn anders das Geschicke
Es ihm gewähren kann.

Der Held spielt mit den Köpfen,
Die Mars ihm anvertraut;
Der Staatsmann mit Projekten
Die er auf Hoffnung baut.

Der Dichter spielt mit Reimen;
Und so spielt jedermann,
Bis er, gestört vom Tode,
Nicht weiter spielen kann.

Johann Gottlieb Willamov


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enigma
margit
margit
Administrator

Re: Vergessene Dichter und Gedichte
geschrieben von margit
als Antwort auf enigma vom 23.02.2009, 21:36:22
Das Thema erinnert mich daran, dass ich neulich meinem Enkel das Gedicht vom Büblein auf dem Eis aufsagen wollte und dabei stecken blieb. Nicht im Eis .
Dank google habe ich es gefunden, hier ist es:

Will sehen, was ich weiß,
Vom Büblein auf dem Eis

Gefroren hat es heuer
Noch gar kein festes Eis.
Das Büblein steht am Weiher
Und spricht zu sich ganz leis:
Ich will es einmal wagen,
Das Eis, es muß doch tragen. -
Wer weiß?

Das Büblein stampft und hacket
Mit seinem Stiefelein.
Das Eis auf einmal knacket,
Und krach! schon brichts hinein.
Das Büblein platscht und krabbelt,
Als wie ein Krebs und zappelt
Mit Schrein.

O helft, ich muß versinken
In lauter Eis und Schnee!
O helft, ich muß ertrinken
Im tiefen, tiefen See!
Wär nicht ein Mann gekommen,
Der sich ein Herz genommen,
O weh!

Der packt es bei dem Schopfe
Und zieht es dann heraus.
Vom Fuße bis zum Kopfe,
Wie eine Wassermaus,
Das Büblein hat getropfet.
Der Vater hats geklopfet
Zu Haus.

Friedrich Wilhelm Güll (1812 - 1879)

--
margit

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cecile
cecile
Mitglied

Re: Vergessene Dichter und Gedichte
geschrieben von cecile
als Antwort auf margit vom 23.02.2009, 23:06:05
Das Büblein auf dem Eis - das habe ich in meiner Kindheit auch sehr gern gemocht.
Ich hätte den Text aber auch nicht mehr hinbekommen .... schön, das Gedicht mal wieder zu lesen!

....

Das nachfolgende Gedicht von Georg Philipp Schmidt von Lübeck habe ich vor kurzem entdeckt.¨

Ich weiß allerdings nicht, wie bekannt er in Deutschland ist - immerhin wurde dieses Gedicht von Schubert vertont!
Für mich war es eine Neuentdeckung ...


Des Fremdlings Abendlied
Georg Philipp Schmidt von Lübeck (1766-1849)


Ich komme vom Gebirge her,
es ruft das Tal, es rauscht das Meer;
ich wandle still und wenig froh,
und immer fragt der Seufzer: Wo?

Die Sonne dünkt mich hier so kalt,
die Blüte welk, das Leben alt,
und was sie reden, tauber Schall;
ich bin ein Fremling überall.

Wo bist du, mein gelobtes Land,
gesucht, geahnt und nie gekannt?
das Land, das Land, so hoffnungsgrün,
das Land, wo meine Rosen blühn?

Wo meine Träume wandelnd gehn,
wo meine Toten auferstehn;
das Land, das meine Sprache spricht
und alles hat, was mir gebricht?

Ich wandle still und wenig froh
und immer fragt der Seufzer: Wo?
Es bringt die Luft den Hauch zurück:
da, wo du nicht bist, blüht dein Glück!



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cecile
arno
arno
Mitglied

Re: Vergessene Dichter und Gedichte
geschrieben von arno
als Antwort auf cecile vom 23.02.2009, 23:27:48
Hallo, cecile,

als Kind hat mich dieses Gedicht, welches meine Großmutter (Stettin)
auswendig aufsagen konnte, sehr beeindruckt:

Ludwig Giesebrecht (1792 - 1873)

Der Lotse


Siehst du die Brigg dort auf den Wellen?
Sie steuert falsch, sie treibt herein
und muß am Vorgebirg zerschellen,
lenkt sie nicht augenblicklich ein.
Ich muß hinaus, daß ich sie leite!
Gehst du ins offne Wasser vor,
so legt dein Boot sich auf die Seite
und richtet nimmer sich empor."
Allein ich sinke nicht vergebens,
wenn sie mein letzter Ruf belehrt:
Ein ganzes Schiff voll jungen Lebens
ist wohl ein altes Leben wert.
Gib mir das Sprachrohr. Schifflein, eile!
Es ist die letzte, höchste Not!" -
Vor fliegendem Sturme gleich dem Pfeile
hin durch die Schären eilt das Boot.
Jetzt schießt es aus dem Klippenrande!
"Links müßt ihr steuern!" hallt ein Schrei.
Kieloben treibt das Boot zu Lande,
und sicher fährt die Brigg vorbei.

Viele Grüße
--
arno
majana
majana
Mitglied

Re: Vergessene Dichter und Gedichte
geschrieben von majana
als Antwort auf arno vom 23.02.2009, 23:41:40
Dieses Gedicht hat mein Großvater mir aufgesagt, als ich noch ein Kind war, ziemlich schaurig.

Das Gewitter

Urahne, Großmutter, Mutter und Kind
In dumpfer Stube beisammen sind;
Es spielet das Kind, die Mutter sich schmückt,
Großmutter spinnet, Urahne gebückt
Sitzt hinter dem Ofen im Pfühl. –
Wie wehen die Lüfte so schwül!

Das Kind spricht: »Morgen ist Feiertag,
Wie will ich spielen im grünen Hag,
Wie will ich springen durch Tal und Höhn,
Wie will ich pflücken viel Blumen schön;
Dem Anger, dem bin ich hold!« –
Hört ihr’s, wie der Donner grollt?

Die Mutter spricht: »Morgen ist’s Feiertag,
Da halten wir alle fröhlich Gelag,
Ich selber, ich rüste mein Feierkleid;
Das Leben, es hat auch Lust nach Leid;
Dann scheint die Sonne wie Gold!« –
Hört ihr’s, wie der Donner grollt?

Großmutter spricht: »Morgen ist’s Feiertag,
Großmutter hat keinen Feiertag,
Sie kochet das Mal, sie spinnet das Kleid,
Das Leben ist Sorg und viel Arbeit;
Wohl dem, der tat, was er soll!« –
Hört ihr’s, wie der Donner grollt?

Urahne spricht: »Morgen ist’s Feiertag,
Am liebsten morgen ich sterben mag;
Ich kann nicht singen und scherzen mehr,
Ich kann nicht sorgen und schaffen schwer;
Was tu ich noch auf der Welt?« –
Seht ihr, wie der Blitz dort fällt?

Sie hören’s nicht, sie sehen’s nicht,
Es flammet die Stube wie lauter Licht:
Urahne, Großmutter, Mutter und Kind
Vom Strahl miteinander getroffen sind;
Vier Leben endet ein Schlag, –
Und morgen ist’s Feiertag.

Gustav Schwab (1792 - 1850), deutscher Philosoph und Theologe

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majana
eleonore
eleonore
Mitglied

Re: Vergessene Dichter und Gedichte
geschrieben von eleonore
als Antwort auf yankee vom 23.02.2009, 16:12:42
@yankee,

hoffentlich hab ich mit diesen gedicht keine steilvorlsge geliefert für unsere schreibende zunft hier :o)))


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eleonore

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