Literatur Unbarmherzig Markus Kleinknecht
In diesem 2019 erschienenen sehr spannenden Kriminalroman schildert Markus Kleinknecht die Aufklä-rung von z. T. lange zurückliegenden brutalen Mordfällen durch den Hamburger Journalisten Jan und seine Freundin, die Fotoreporterin Charlotte. Trotz des sich abzeichnenden Ruins ihres gemeinsamen Arbeitgebers ermit-teln die beiden Hauptfiguren auf eigne Faust und kommen damit einem psychopathi-schen Serienmörder auf die Spur. In einem dramatischen Finale gelingt schließlich die Festnahme des Täters, wobei Jan und Charlotte mehrfach in lebensgefährliche Situationen geraten. Im Rahmen dieser Haupthandlung werden viele weitere unsere Gesellschaft belastenden Probleme angesprochen: Straftaten von pädophilen Kriminellen, Gewalt gegen Frauen, Partnerschaftsprobleme, Arbeitslosigkeit, soziale Me-dien. Mit viel Einfühlungsvermögen, häufigem Perspektivenwechsel und mit damit verbundenen inneren Monologen gelingt es dem Autor, ein differenziertes Bild der Hauptpersonen zu vermitteln. Interessant ist auch die detaillierte Einbeziehung von Aspekten der Stadt Hamburg. Manche Teile der Handlung und manche Charakterisierungen wirken allerdings sehr konstru-iert und nicht immer ganz realistisch. Dass sich die beiden ineinander verliebten Journalisten emotional sehr weit voneinander entfernen,nicht offen über ihre Probleme reden und sich ihre Ermittlungsergebnisse vorenthalten, erscheint zumindest merkwür-dig- wie auch die vorübergehende Affäre Jans mit einer anderen Frau als Trotzreaktion. Ebenso irritierend ist die Tatsache, dass Charlotte trotz ihrer vor Jan verheimlichten Schwangerschaft sich unter Einsatz ihres Lebens in körperlich sehr anstrengende Situationen hineinmanövriert und damit auch das Leben ihres ungeborenen Kindes gefährdet. Ob die Perspektive des zwischen moralischen Skrupeln und Selbstrecht-fertigung schwankenden Serientäters, der nach 20 Jahren wieder zum Mörder wird, realistisch ist, mag der Leser entscheiden. Insgesamt ist dieser Roman trotz einiger Defizite spannend und regt zum Nachdenken an.