Literatur Totensommer Trude Teige
In diesem in der deutschen Übersetzung 2016 erschienenen Kriminalroman schildert Trude Teige die Aufklärung des mysteriösen Mordes am deutschen Touristen Gert und seiner norwegischen Partnerin Jenny sowie weiterer Gewalttaten in Verbindung mit historischen Bezügen auf die deutsche Besatzungsherrschaft während des Zweiten Weltkriegs. Der emanzipierten Fernsehjournalistin Kaysa und ihrem Le-benspartner Karsten, die als Ermittler im Zentrum der Handlung stehen, gelingt es schließlich, die Fälle aufzuklären. In diesem Rahmen wer-den Kollaboration, Widerstand, Partnerschaftsprobleme, psychische und familiäre Probleme, Generationskonflikte und Holocaustleugnung thematisiert. Der Roman ist spannend und regt zum Nachdenken über die angesprochenen Themen an. Die Konzentration auf die Geschehnisse in ei-nem norwegischen Dorf während und nach dem Zweiten Weltkrieg ist eine besonders interessante Perspektive dieses Romans, der eine in Deutschland weitgehend verdrängte tragische deutsch-norwegische Vergangenheit relativ gut beleuchtet, auch wenn übergeordnete Bezüge z. B. auf den wichtigsten norwegischen Kollaborateur Quisling leider fehlen. Im Allgemeinen werden die Hauptpersonen gut charak-terisiert, aber die Fülle von auftretenden Personen kann auch etwas verwirrend wirken. Manche Aspekte werden leider nicht abschließend und differenziert erfasst, z. B. Motive, Charakter Biographie und Zukunft der fiktiven österreichischen Historikern und Holocaustleugnerin Ulrike Müller. Ob wirklich alle dargestellten Facetten menschlicher Dramen realistisch sind, mag man an einigen Stellen zwar bezweifeln, aber insgesamt ist dieser Roman eine spannende Schilderung tragischer zwischenmenschlicher Beziehungen auf dem Hintergrund der deutsch-norwegischen Geschichte.