Literatur Sturmzeit Die Stunde der Erben Charlotte Link
Im dritten Band ihrer„ Sturmzeit”-Trilogie in der Ausgabe von 2018 setzt Charlotte Link die Geschichte einer begüterten Unternehmerfamilie in der Nachkriegszeit( bis 1994) fort und verbindet sie mit einigen ausge-wählten historischen und politisch aktuellen Aspekten. Starke, aber dennoch immer wieder zerbrechliche oder widersprüchliche Frauenfiguren wie Alexandra und ihre Großmutter Felicia und – mit Abstrichen - auch ihre Mutter Belle prägen die Familiengeschichte. Einige aktuelle politische und historische Bezüge (Republikflucht und die Folgen, Bewältigung der NS-Vergangenheit, Linksorientierung und Tierschutz) werden in einer eindrucksvollen Sprache und relativ ausführlich angesprochen. Das Buch ist trotz mancher Weitschweifigkeiten sehr spannend und in seinen wenigen historischen Bezü-gen interessant und regt zum Nachdenken an. Die Charakterisierung der Hauptpersonen erscheint in man-cherlei Hinsicht unrealistisch und klischeegeprägt, was auch für die Beziehungen zwischen Männern und Frauen gilt. Leider sind die durchaus eindrucksvolen historischen Bezüge fehlerhaft und sehr lückenhaft. Wesentliche Aspekte des Lebens in der DDR und der BRD werden ausgeklammert. Ich bin sehr gespalten hinsichtlich der Gesamtbeurteilung dieses Romans, der viele Schwächen und Stär-ken (vor allem Spannung) aufweist. Einem kritischen Leser kann man dieses Buch dennoch empfehlen, wenn er es als Anregung auffasst, sich über die Geschichte der DDR und BRD genauer zu informieren und über existentielle Fragen selber nachzudenken und sich anderweitig zu informieren.