Forum Kunst und Literatur Literatur Sturmzeit Band 1 Charlotte Link

Literatur Sturmzeit Band 1 Charlotte Link

Alphonse
Alphonse
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Sturmzeit Band 1 Charlotte Link
geschrieben von Alphonse

In dieser 2018  neu erschienen  Ausgabe des ersten Bands ihrer Trilogie „Sturmzeit” schildert Charlotte Link das Schicksal einer begüterten deutschen Familie  vom Beginn des  Ersten Weltkriegs bis zum Ende der 20-er Jahre. Im Mittelpunkt des Romans steht die junge Enkelin Felicia, die ebenso wie ihre Großmut-ter,die Patriarchin Laetitia,Verantwortung für die ganze Familie übernimmt, aber als lebenslustige, sehr egoistische und oft erfolgreiche Geschäftsfrau von großen inneren Widersprüchen geprägt ist, was sich auch in ihren Beziehungen zu Männern widerspiegelt. Die mit Felicia verbundenen Männer wie der revolu-tionär gesonnene Maxim Makarow, der zynische und in sie verliebte erfolgreiche Unternehmer Alex und ein etwas naiver Gutsbesitzersohn erscheinen alle als tragische Gestalten, zwischen denen sich Felicia nicht klar entscheiden kann.                                                                                                                                    Der Roman ist- trotz einiger Längen- oft sehr spannend hinsichtlich der Handlung und der differenzierten Charakterisierung der Figuren des Romans. Die Autorin versucht, mit vielen historischen Bezügen ihn auch als  historischen  Roman zu gestalten. Diese historischen Bezüge müssten jedoch vertieft werden; sie sind oft zu plakativ und enthalten wesentliche Lücken bzw. auch Fehler. So ist   z. B. die Behauptung falsch, Hindenburg habe schon 1928 große Sympathien für Hitler gehabt und mit dem Gedanken einer politischen Förderung Hitlers gespielt. Kritische politische Stimmen vor und während des Ersten Weltkriegs und aus der Weimarer Zeit werden kaum erfasst. Die Charakterisierung der Personen erscheint z. T. unrealistisch bzw. unglaubwürdig  vor allem hinsichtlich der Hauptperson Felicia, aber auch bezüglich der  mit ihr verbun-denen Männer.                                                                                                                                       Dennoch ist der Roman angesichts des  deutlich erkennbaren literarischen Talents der Autorin und seines relativ hohen Spannungsgehalts empfehlenswert und könnte  die kritischenLeser zu einer intensiveren und  Beschäftigung mit den historischen Hintergründen motivieren.  


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